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Kassel/Wolfhagen Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke ermordet

4.967 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Hessen, 2019 ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Kassel/Wolfhagen Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke ermordet

08.12.2020 um 09:23
@vonCarstein
Stimmt, ich erinnere mich! Das Video hab ich sogar schon mal gesehen. Krass, wie die Presse lügt!
Ich würde meinen Beitrag jetzt sehr gern nachbearbeiten.
Ein Wunder, wie er aus der Nummer wieder raus gekommen ist.


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Kassel/Wolfhagen Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke ermordet

08.12.2020 um 09:45
Zitat von WolfGang00WolfGang00 schrieb:Es wäre meiner Ansicht nach irreführend, Stephan. E. in der Thematik von dem gesamten NSU- Komplex abzuspalten, wenn er nachweislich zu vielen, bzw. fast allen Beteiligten Kontakt hatte.
Beim Prozess im Frankfurt geht es um die strafrechtliche Seite, also um die Frage, ob und i wieweit Stephan E. und Markus H. in die Ermordung von Dr. Lübcke verstrickt sind.

Das Gericht hat nicht darüber zu befinden, was beide mit dem NSU zu tun haben, was Lemme mit dem NSU zu tun hat, wo ggf. der Verfassungsschutz versagt hat etc. Natürlich kann man die Fragen diskutieren, aber man muss sich darüber im klaren sein, dass das ein ganz anderes Thema ist als die strafrechtliche Verantwortung eines bestimmten Angeklagten für eine bestimmte Tat, wie sie vor Gericht verhandelt wird.


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Kassel/Wolfhagen Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke ermordet

08.12.2020 um 09:52
Zitat von vonCarsteinvonCarstein schrieb:Wenn ich mich recht erinnere hat Temme den Tatort kurz nach dem Mord verlassen, nicht vorher. Deshalb wurde mit ihm auch eine Tatort-Begehung durch geführt um zu ermitteln, ob es tatsächlich sein kann dass er das Opfer angeblich nicht wahrgenommen hatte.

Etwaige Verstrickungen von Temme sind jedenfalls nicht Gegenstand dieses Verfahrens. Davon gehe ich zumindestens aus.
Richtig, das ist OT.

Ob Temme den Tatort kurz vor oder nach dem Mord verlassen hat, ist unklar. Temme sagt, er habe bezahlt und ist gegangen. Da er den lebenden Yozgat nicht gesehen haben will, geht man davon aus, dass dieser schon tot hinter den Tresen lag. Dazu passen auch andere Zeugenaussagen.

Die Ermittler sind der Ansicht, Temme müsse den erschossenen Yozgat gesehen haben. Temme bestreitet. Ein Motiv, warum er lügen sollte, ist nicht ersichtlich. Außer seiner Anwesenheit gibt es keine Verbindungen ins Tatgeschehen. Lässt sich alles in diversen Untersuchungsausschussberichten so nachlesen.
Zitat von WolfGang00WolfGang00 schrieb:Krass, wie die Presse lügt!
Nein, die Presse "lügt" nicht. Es gibt falsche Berichterstattung oder es gibt Ungenauigkeiten und Fehler. Aber vorsätzlich gelogen wird wirklich ziemlich selten (am häufigsten noch bei BILD und anderen Trash-Formaten, die Storys erfinden).


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Kassel/Wolfhagen Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke ermordet

08.12.2020 um 11:22
Zitat von AndanteAndante schrieb:Beim Prozess im Frankfurt geht es um die strafrechtliche Seite, also um die Frage, ob und i wieweit Stephan E. und Markus H. in die Ermordung von Dr. Lübcke verstrickt sind.

Das Gericht hat nicht darüber zu befinden, was beide mit dem NSU zu tun haben, was Lemme mit dem NSU zu tun hat, wo ggf. der Verfassungsschutz versagt hat etc. Natürlich pkann man die Fragen diskutieren, aber man muss sich darüber im klaren sein, dass das ein ganz anderes Thema ist als die strafrechtliche Verantwortung eines bestimmten Angeklagten für eine bestimmte Tat, wie sie vor Gericht verhandelt wird.
Das Gericht hat die Taten und Motive komplett gesamtlich strafrechtlich zu würdigen und da spielt womöglich auch ein V- Mann- Führer eine Rolle, der jahrelang in Kontakt zu allen drei Beteiligten stand.
Man darf die Zusammenhänge nicht ignorieren.
Zitat von Kuno426Kuno426 schrieb:Die SPD-Abgeordneten erkundigten sich auch nach möglichen Bezügen des früheren Verfassungsschützers Temme zu Markus H., der im Fall Lübcke Beihilfe zum Mord geleistet haben soll. Hierauf antwortete der Minister, ein solcher Kontakt sei „nicht bekannt“, könne aber „nicht ausgeschlossen“ werden. Das sorgte für große Verwunderung bei der Opposition. Der Verfassungsschutz müsse wissen, ob sein Mitarbeiter mit H. zu tun gehabt habe, urteilte der SPD-Abgeordnete Günter Rudolph.

Danke, hier noch eine weitere Verbindung.
Zitat von monstramonstra schrieb:Nein, die Presse "lügt" nicht. Es gibt falsche Berichterstattung oder es gibt Ungenauigkeiten und Fehler. Aber vorsätzlich gelogen wird wirklich ziemlich selten (am häufigsten noch bei BILD und anderen Trash-Formaten, die Storys erfinden).
Wenn ein Gericht sogar eine Untersuchung angeordnet hat in dem Falll inklusive Abschlussbericht, dann sollten die Infos wohl aktenkundig und offiziell sein. Wenn eine Zeitung danach dennoch falsche Zeitangaben widergibt, sind das für mich keine Fehler mehr sondern Lügen.
Klär mich gern auf, wenn du es besser weißt.


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Kassel/Wolfhagen Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke ermordet

08.12.2020 um 11:34
Zitat von WolfGang00WolfGang00 schrieb:Wenn eine Zeitung danach dennoch falsche Zeitangaben widergibt, sind das für mich keine Fehler mehr sondern Lügen. Klär mich gern auf, wenn du es besser weißt.
Ok. Wenn Du eine Rechenaufgabe schlampig ausführst, weil Du zu faul bist, alles noch mal durchzurechnen, dann ist das Lüge? Erschließt sich mir nicht.
Zitat von WolfGang00WolfGang00 schrieb:Das Gericht hat die Taten und Motive komplett gesamtlich strafrechtlich zu würdigen und da spielt womöglich auch ein V- Mann- Führer eine Rolle, der jahrelang in Kontakt zu allen drei Beteiligten stand. Man darf die Zusammenhänge nicht ignorieren.
Temme stand nicht in "Kontakt" zu E. Er war mit E. befasst, aber das war vor über 10 Jahren. Gleiches gilt für H.

Oder gibt es Anhaltspunkte, dass Stephan E. den Regierungspräsidenten erschossen hat, weil ihn V-Mann-Führer Temme dazu veranlasst hat? Mir ist nichts bekannt.

Nach Deiner Logik müsste das Gericht auch den für E. zuständigen Finanzbeamten oder E.s Friseur einbeziehen.


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Kassel/Wolfhagen Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke ermordet

08.12.2020 um 12:14
Zitat von monstramonstra schrieb:Temme stand nicht in "Kontakt" zu E. Er war mit E. befasst, aber das war vor über 10 Jahren. Gleiches gilt für H.
Ist ja Wahnsinn, dass du hier streng geheime Insider- Informationen raushaust, die eigentlich die nächsten 120 Jahre geheim bleiben sollten...
Zitat von monstramonstra schrieb:Er war mit E. befasst, aber das war vor über 10 Jahren
https://www.google.de/amp/s/www.fr.de/rhein-main/stephan-stand-nsu-bericht-13029175.amp.html

Hier kannst du nachlesen, wann bzw. wie oft Temme noch befasst war mit Stephan E., nämlich bis 2014 noch 11x, obwohl er angeblich seit 2009 nicht mehr in der Szene aufgetaucht ist.

Dein Begriff von Wahrheit ist offensichtlich extrem dehnbar.
Zitat von monstramonstra schrieb:Wenn Du eine Rechenaufgabe schlampig ausführst, weil Du zu faul bist, alles noch mal durchzurechnen, dann ist das Lüge?
Wenn mein Hauptberuf ist, Fakten zu recherchieren, und ich veröffentliche falsche Angaben, ja, dann ist es nicht nur gelogen, in der Regel bin ich dann auch direkt arbeitslos.


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Kassel/Wolfhagen Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke ermordet

08.12.2020 um 12:27
Zitat von WolfGang00WolfGang00 schrieb:Hier kannst du nachlesen, wann bzw. wie oft Temme noch befasst war mit Stephan E., nämlich bis 2014 noch 11x, obwohl er angeblich seit 2009 nicht mehr in der Szene aufgetaucht ist.
Das habe ich.

https://www.fr.de/rhein-main/stephan-stand-nsu-bericht-13029175.html

Und Deine Behauptung finde ich dort nicht belegt.
Zitat von WolfGang00WolfGang00 schrieb:Dein Begriff von Wahrheit ist offensichtlich extrem dehnbar.
Du kennst den mit dem Glashaus?
Zitat von WolfGang00WolfGang00 schrieb:Ist ja Wahnsinn, dass du hier streng geheime Insider- Informationen raushaust, die eigentlich die nächsten 120 Jahre geheim bleiben sollten...
Auf meine Quelle hatte ich hier bereits verlinkt. Ich tue es noch mal für alle zu spät Gekommenen:

https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/luebcke-mord-umstrittener-v-mann-fuehrer-in-kontakt-mit-stephan-e-16438428.html
Zitat von WolfGang00WolfGang00 schrieb:Wenn mein Hauptberuf ist, Fakten zu recherchieren, und ich veröffentliche falsche Angaben, ja, dann ist es nicht nur gelogen, in der Regel bin ich dann auch direkt arbeitslos.
Ich sehe, Du kennst Dich aus. Mit den Fakten.


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Kassel/Wolfhagen Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke ermordet

23.12.2020 um 07:20
Der Oberstaatsanwalt hat sein Plädoyer gehalten. Welches 6 Stunden dauerte. 
Die Ankläger fordern die Höchststrafe .

[
Im Prozess zum Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke und zum versuchten Mord an dem Iraker Ahmed I. hält der Generalbundesanwalt den Hauptangeklagten Stephan E. wegen beider Taten für schuldig und hat beantragt, ihn zu lebenslanger Freiheitsstrafe zu verurteilen.

Zudem beantragten die Vertreter der Bundesanwaltschaft die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld sowie die Anordnung der Sicherungsverwahrung.

Die „tief eingeschliffene Ausländerfeindlichkeit“ des Angeklagten und dessen Bereitschaft, „schwere Gewalttaten“ zu begehen, machten ihn für die Allgemeinheit gefährlich, sagte Oberstaatsanwalt Dieter Killmer am Dienstag.

Der Mitangeklagte Markus H. hat sich aus Sicht der Bundesanwaltschaft wegen Beihilfe zum Mord schuldig gemacht, hinzu kommt laut ihrer Einschätzung ein Verstoß gegen das Waffenrecht.

Killmer beantragte für H. eine Gesamtfreiheitsstrafe von neun Jahren und acht Monaten.

In der Einleitung seines sechs Stunden dauernden Plädoyers hob der Oberstaatsanwalt die „historische, politische und gesellschaftliche Dimension“ der Ermordung Walter Lübckes hervor. 

https://m.faz.net/aktuell/politik/inland/luebcke-mord-lebenslaenglich-fuer-stephan-e-gefordert-17115222.html
Quelle:


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23.12.2020 um 22:23
Was aus Stephan E. wird ist relativ klar. Mit seinen unstimmigen Geständnissen hat er sich keinen Gefallen getan. Er ist unglaubwürdig geworden.

Interessanter ist, was Markus H. erwartet. Seine Entlassung aus der Haft erfolgte im Herbst, weil das Gericht keinen dringenden Tatverdacht mehr sah, obwohl er von E. schwer belastet worden war. Ich bin ja auch überzeugt, dass H. eine wesentliche Rolle bei der Tat gespielt hat. Welche genau, ist allerdings im Dunklen.

Auch da hat uns E. keinen Gefallen getan.


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03.01.2021 um 02:50
Zitat von monstramonstra schrieb am 23.12.2020:Ich bin ja auch überzeugt, dass H. eine wesentliche Rolle bei der Tat gespielt hat.
So sehe ich das auch.
Zitat von monstramonstra schrieb am 23.12.2020:Welche genau, ist allerdings im Dunklen.
Ja, das ist wirklich bedauerlich.


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03.01.2021 um 10:14
Viel interessanter finde ich, ob es ein Ermittlungsverfahren gegen RA Frank Hannig geben wird.


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03.01.2021 um 16:34
@Watt

Das bestimmt, aber auch, ob Stephan E. wirklich wegen der mitangeklagten Tat an Ahmet I. verurteilt werden wird. Da waren die bisherigen Presseberichte ja wohl eher von Zweifel geprägt.


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04.01.2021 um 23:27
@Andante

Kommt auch etwas auf die Empfehlungen für Ahmed I an. Er könnte als Nebenkläger jetzt schon Schmerzensgeld einfordern.
Oder er macht Schadensersatzansprüche und Schmerzensgeld in einem Zivilprozesses geltend.


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04.01.2021 um 23:37
Zitat von WattWatt schrieb:Er könnte als Nebenkläger jetzt schon Schmerzensgeld einfordern.
Ich denke, das sog. Adhäsionsverfahren ist bisher nicht anhängig, jedenfalls waren in den Medien keine Berichte dazu, dass der Nebenkläger so einen Antrag nach § 403 ff. StPO gestellt hätte.

Ich denke, Ahmet I. wartet erst einmal ab, was bei Strafprozess herauskommt. Das ist ja auch eine Kostenfrage, wenn man jetzt schon mit dem Adhäsionsantrag gekommen wäre und damit keinen Erfolg hätte, weil Stephan E. im Fall I. vom Anklagevorwurf freigesprochen würde.


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04.01.2021 um 23:59
@Andante
Ich bin mir ziemlich sicher das Stephan E. bzgl. des Vorwurfs im Falle des Ahmed I nicht freizusprechen ist.
Es gibt zu viele Indizien und es wäre eine Wiederholungstat ( Angriff auf einen türk. Imam 1992).


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05.01.2021 um 00:29
Zitat von WattWatt schrieb:Kommt auch etwas auf die Empfehlungen für Ahmed I an. Er könnte als Nebenkläger jetzt schon Schmerzensgeld einfordern.
Oder er macht Schadensersatzansprüche und Schmerzensgeld in einem Zivilprozesses geltend.
Kann er alles machen. Nur ob bei Stephan E. etwas zu holen ist, das wage ich zu bezweifeln. Da muss man Kosten eines Verfahrens und "Masse" bei Stephan E. sehr gut abschätzen. Denn der wird auch nie wieder in seinem Leben zu viel Geld kommen.


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05.01.2021 um 19:07
@monstra
@Andante
Ich wäre sehr dankbar, wenn ich auf dem Laufendem gehalten werde bzgl. RA Hannig.


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05.01.2021 um 19:18
Zitat von WattWatt schrieb:Ich wäre sehr dankbar, wenn ich auf dem Laufendem gehalten werde bzgl. RA Hannig.
Ja, wäre ich Dir auch... ;-)


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21.01.2021 um 21:09
In der Verhandlung zum tödlichen Anschlag auf den Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke plädiert die Verteidigung des Hauptangeklagten auf Totschlag. Mordmerkmale lägen nicht vor.

(...)

Kaplan argumentierte, dass die von Ernst eingeräumte Tat nicht als heimtückisch im Sinne des Strafgesetzbuches zu werten sei. Zwar habe Lübcke keine effektive Möglichkeit der Gegenwehr gehabt, diese Wehrlosigkeit habe jedoch nicht auf seiner Arglosigkeit beruht, wie vom Gesetzgeber gefordert. Lübcke sei zum Tatzeitpunkt bereits mit beiden Tätern und ihrer Absicht konfrontiert und somit nicht mehr arglos gewesen.

Auch niedere Beweggründe hätten nicht vorgelegen. Ernst habe sich in den Jahren vor der Tat in einer "rechtspopulistischen Blase" bewegt, die ihn in seiner Wahrnehmung bestärkt habe. "Herr Ernst ging daher irrigerweise davon aus, im Allgemeininteresse zu handeln", so Kaplan. Lübcke sei dabei für ihn "kein namenloser Repräsentant des Staates" gewesen, sondern ein konkret Verantwortlicher für eine aus seiner Sicht verfehlte Flüchtlingspolitik.

(...)

Im Tatkomplex um den Messerangriff auf den irakischen Geflüchteten Ahmed I. im Januar 2016 plädiert die Verteidigung auf Freispruch. Weder die Aussagen des Opfers noch ein Sachgutachten über DNA-Spuren an einem bei Ernst gefundenen Messer hätten eine Täterschaft Ernsts belegen können. Der Bundesanwaltschaft und dem Anwalt der Nebenklage unterstellte Ernsts zweiter Verteidiger Jörg Hardies, sich ein "bestimmtes Ergebnis" zu wünschen und entlastende Indizien gegen seinen Mandanten zu ignorieren.
Quelle: https://www.hessenschau.de/panorama/luebcke-prozess-stephan-ernsts-verteidiger-plaedieren-auf-totschlag,luebcke-plaedoyer-ernst-100.html (Archiv-Version vom 21.01.2021)

Hier (Tag 43) wird auch nochmal etwas genauer darauf eingegangen, wie die Verteidigung dies begründet: https://www.hessenschau.de/panorama/prozess-blog-mordfall-luebcke-104.html

Was meint ihr, hat diese Strategie der Verteidigung irgendwelche Erfolgsaussichten? Mir kommt es ehrlich gesagt alles ziemlich weit hergeholt vor, aber ich habe den Prozess auch nicht so detailliert verfolgt in letzter Zeit.


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Kassel/Wolfhagen Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke ermordet

21.01.2021 um 22:12
Zitat von laikaaaaalaikaaaaa schrieb:Was meint ihr, hat diese Strategie der Verteidigung irgendwelche Erfolgsaussichten?
Nein. Das dürfte sehr unwahrscheinlich sein.

Vor allem sind Stephan Ernst' immer wieder abgeänderte Aussagen zu sehr auf eine solche Lösung getrimmt gewesen. Vermutlich durch Hinweise der Verteidigung.

1. Die Argumentation, Heimtücke entfalle, weil das Opfer zwar wehr- aber nicht arglos gewesen sei, steht genau in Korrespondenz zur Aussage Ernst'.
Demnach verübten er und der Mitangeklagte Markus H. den Anschlag gemeinsam, traten mitten in der Nacht an Walter Lübcke heran und sprachen ihn an. Ernst richtete die Waffe auf Lübcke, während ihm H. entgegenblaffte: "So Herr Lübcke, Zeit zum Auswandern!"
Ab diesem Moment, so die Argumentation Kaplans, sei Lübcke sich eines Angriffs bewusst und somit nicht mehr arglos gewesen. An seiner Wehrlosigkeit bestehe kein Zweifel, aber diese habe nicht auf seiner Arglosigkeit beruht. Dies habe auch dem gemeinsamen Tatentschluss von Ernst und H. entsprochen, denen es gerade darauf angekommen sei, Lübcke zu konfrontieren.
Quelle: https://www.hessenschau.de/panorama/prozess-blog-mordfall-luebcke-104.html

Das ist in meinen Augen eine haarspalterische Argumentation, die auf einer insoweit unglaubhaften Aussage Ernst' beruht. Ein solcher künstlicher Augenblick beseitigt nicht eine anhaltende Arglosigkeit des Opfers und selbst wenn, ändert es nicht daran, dass die Tatbegehung eine bis dahin bestehende Arglosigkeit des Opfers ausgenutzt hat.


2. Bleiben noch die niedrigen Beweggründe. Der Verteidiger argumentiert:
Bei Stephan Ernst stellt sich die Frage, ob ein politisches Motiv als "niedriger Beweggrund" angesehen werden kann. Auch hier kommen deutsche Gerichte immer wieder zu sich widersprechenden Urteilen.
Ernsts Verteidiger Kaplan verweist darauf, dass Ernst sich in den Jahren vor der Tat in einer "rechtspopulistischen" Blase bewegt habe, in der die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung als Volksverrat gesehen worden und Politiker wie Lübcke dafür verantwortlich gemacht worden seien. "Herr Ernst ging irrigerweise davon aus, im Allgemeininteresse zu handeln", fasst Kaplan zusammen.
Quelle: s.o.

Das überzeugt noch weniger. Ist doch die rechtsextremistische Motivation, aus der Ernst heraus handelte, keine idealistische, humane oder naive. Sondern resultiert aus einer menschenverachtenden Ideologie, die auf die Vernichtung von "Volksfeinden" wie Lübke abstellt.

Wäre das kein niedriger Beweggrund, wären hunderte rechtsextremer Mordtaten, von brennenden Flüchtlingsheimen bis hin zu den Taten des NSU aus hehren politischen Motiven erfolgt. Das ist ziemlich widerlich.

Ein Verteidiger muss Beides versuchen, muss auf diese zulässigen und juristisch vertretbaren Möglichkeiten hinweisen, wie man den Fall auch betrachten kann. Aber es sind "Mindermeinungen", wie Juristen Auffassungen zu bezeichnen pflegen, die sie rundweg ablehnen.


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