Andante schrieb:Die viel gegebene Antwort auf Frage zwei, dass hohe Strafen/harte Maßnahmrn per se keine bzw. wenig Abschreckungswirkung haben, hätte ich da gern mal empirisch belegt.
Das könnte man auch so pauschal empirisch nicht belegen.
Es gibt die leidlich bekannten Untersuchungen zur Korrelation von Todesstrafe und Morden in den Staaten der USA. Und es gibt die historischen Erfahrungen in Europa, von den drakonischen Strafen des Mittelalters über die Verbannung im 18. Jahrhundert bis hin zur NS-Justiz.
Zuletzt gibt es die kriminologischen Untersuchungen, wie sich Strafverschärfungen seit den 1990er Jahren in Deutschland ausgewirkt haben. Das Ergebnis ist immer gleich: Hohe Strafen führen nicht zu weniger Straftaten.
Andante schrieb:Als wenn man Leute fragen könnte nach dem Motto „Sie hatten vor, Ihren Erbonkel umzubringen. Ließen Sie von Ihrem Vorhaben ab, als Ihnen klar wurde. dass darauf lebenslänglich steht, oder warum sonst haben Sie bisher davon abgesehen, Ihren Erbonkel zu töten?“
Das kann man natürlich. Die Antworten dürften sein:
- Ich war mir sicher, ich werde nicht erwischt.
- Ich habe da gar nicht daran gedacht. Ich wollte den Onkel einfach weg und das Geld haben.
- Das war mir egal.
Was man aber überhaupt nicht unterschätzen darf, ist die generalpräventive Wirkung von Strafe außerhalb unmittelbarer Abschreckung. Wenn damit ein gesellschaftlicher Konsens verbunden ist, ein Verhalten als besonders schwerwiegend, als sozialschädlich, als verwerflich und als absolut verhindernswert einzustufen. Der rechtstreue Teil der Gesellschaft misst dem einen Wert bei. Es wird klar, das ist kein Kavaliersdelikt, das ist nicht entschuldbar. Dementsprechend bekommt eine Anklage wegen Mord eine ganz andere Aufmerksamkeit, als eine wegen Totschlags, wo kein Lebenslänglich droht.
Zu Stephan E.: Der ist in der Szene unten durch. Die gewaltbereiten "gläubigen" Rechtsextremen lassen sich nicht abschrecken, die gehen nach dem "Nutzen", den ihre Tat haben könnte.
Und wie wenig auch hohe Strafandrohungen bewirken können, zeigte sich bei den hunderten von Brandstiftungen an Flüchtlingsheimen, viele als schwere Brandstiftung oder gar versuchter Mord strafbar. Wenn das von einer gesellschaftlichen Pogrom-Stimmung getragen ist, dann lassen sich auch brave Familienväter nicht abschrecken.