falstaff schrieb:Wer behauptet das exakte Gegenteil?
Ich habe jetzt gerade keine Zeit, das noch einmal rauszusuchen (ggf mache ich das morgen noch einmal), aber es wurde alles schon in diesem Thread gepostet, als Zitat aus Nachrichtenmeldungen. War relativ am Anfang. Da gab es einen Ladenbesitzer, der oft mit TW Kontakt hatte und ihn als sehr freundlich beschrieb, außerdem einen Bekannten, ebenso noch eine ältere Frau, wo ich aber leider gerade nicht mehr weiß, wer sie genau war. Aber dass sämtliche Menschen nur Negatives über TW berichten würden, stimmt einfach nicht.
Wozzeck schrieb:sodass es unfair ist, ihre aktuellen Interviews zum Anlass einer groben Umdeutung zu nehmen, wonach es sich ihrerseits nur um ein großes Eltern-Kind-Missverständnis gehandelt habe.
Ich sehe zwischen Kind und Eltern eine Kluft. Irgendeinen Konflikt muss es doch gegeben haben, sonst bricht ein Kind nicht den Kontakt zu den Eltern ab, egal, wer daherkommt. Da stimme ich
@Charlize hundertprozentig zu. Und wirkliches Verständnis gegenüber den Interessen der Tochter scheint es nicht gegeben zu haben, was ich an den Formulierungen sehe, wo diverse szenetypische Dinge (schwarze Kleidung, Schmuck, gefärbte Haare, Schwertkampf) als seltsam bezeichnet werden. Schuld, dass es sich so schlimm entwickelte, sind sie dadurch noch lange nicht. Aber ich sehe da eben ein Kommunikationsproblem, das die Situation zwischen Kind und Eltern leider nicht einfacher machte.
Wozzeck schrieb:Es ist kaum möglich, sich mit dem Argument, es mangele an validen Quellen, glaubwürdig dafür auszusprechen, sämtliche Elemente des öffentlichen Diskurs in dem Fall zu ignorieren, wenn man zugleich Spekulationen entfalten möchte, die sich weder auf valide noch überhaupt irgendwelche Quellen stützen können.
Welche seriösen Fakten haben wir denn überhaupt, wenn man den Boulevardmist rausnimmt? Sekte und Sexgeschichten waren Behauptungen von RTL allein - kann man streichen. Das BDSM-Gerede basierte
ganz allein auf einer einzigen Aussage eines Nachbarn gegenüber RTL, dass TW laut geworden sei und die Frauen putzen mussten. Das war alles. Das war der Anfang, daraus verselbstständigte sich bei diversen Medien, dass da eine SM-Beziehung vorgelegen habe. Wenn man all die sich verselbstständigten Vorurteile und Gerüchte streicht, haben wir eine verdammt miese Faktenlage. Mir mag es auch wichtig sein, Vorurteile abzubauen, aber dieser Hinweis darauf, die Medien doch bitte kritisch zu betrachten, ist noch immer mein Hauptaugenmerk hier.
Interested schrieb:Ich kauf das den Leuten hier einfach nicht ab, dass sie das Ganze harmlos gefunden hätten, wenn es sich um ihr eigenes Kind gehandelt hätte, was sich plötzlich so verändert und abwendet.
Kannst Du mir glauben oder nicht, aber ich persönlich sehe in den Dingen, die zu Beginn geschahen, noch immer nichts sonderlich Auffälliges.
Kreuzbergerin schrieb:Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen. Ich bin mir nicht sicher, ob nicht ein Teil derselben Personen im Falle der Untätigkeit der Eltern gesagt hätte:
„Warum haben die Eltern nichts unternommen? Wer weiß ob die junge Frau noch leben könnte, wenn sich die Eltern mehr um die Angelegenheit gekümmert hätten?“
Definitiv nein, im Gegenteil. Und ich schrieb das auch schon 2x: Ich gebe den Eltern absolut keine Schuld, auch nicht dem Jugendamt, weil für meine Wahrnehmung da anfangs nichts Seltsames passiert ist, was über einen Pubertätskonflikt hinaus ging. Es sei denn, da war mehr, als man in den Medien lesen kann. Aber bei dem, was man in seriösen Medien liest, sehe ich nichts, was eine extreme Warnung darstellt.
kreuzkuemmel schrieb:Wobei ich denke, dass sie da mal in sich gehen s und darüber nachdenken könnten, ob jeder einzelne aus diesen Subkulturen Aussagen über alle anderen treffen kann.
Niemand bestreitet, dass es in Szenen, egal welcher, auch wirre und gefährliche Leute gibt. Egal, ob Gothics, Rollenspieler, Kaninchenzüchter oder Fußballverein: Es gibt überall auch Spinner. Das ist bei einer Personengruppe von tausenden von Leuten doch logisch. Zu behaupten, dass alle Leute (jeder einzelne) der eigenen Szene supernett und friedlich wären, wäre falsch. Genauso falsch ist aber die pauschale Aburteilung von einzelnen fremdartig anmutenden Szenen als Gefahrenquelle. Das machen die Medien leider. Allein die Gothic-Ausrichtung der Beteiligten bewog die Boulevardpresse dazu, irgendwelche absurden Sektengeschichten aus dem Hut zu zaubern. Zu einem Zeitpunkt, wo außer der Aussage "Die trugen immer schwarze Kleidung" noch
nichts bekannt war! Ich begreife nicht, wieso das hier offenbar nur wenige bedenklich finden.
Interested schrieb:Es ist also unsinnig, die Subkulturen gesondert zu verteidigen, denn hier geht es nicht um eine einfache Szenezugehörigkeit.
Die Medien machen aber doch genau das daraus, wenn sie immer wieder betonen, dass das Gothics, Mittelaltersportler, o.ä. waren.
burnonedown schrieb:Zweifellos war/ist die geifernde Berichterstattung insgesamt eine Widerlichkeit.
Danke! Genau darum geht es mir doch auch. Ich möchte darauf hinweisen, weil hier leider auch Kommentatoren das teilweise unhinterfragend widerkäuen.
burnonedown schrieb:Dem durch die Bank als manipulativen Anführer der Gruppe dargestellten Mann jetzt positive Zuschreibungen zu machen, weil er irgendwie "anders" war, beruht einfach auch nur auf durch nichts gestützten Vorurteilen.
Hat das hier irgendwer getan? Ich persönlich habe lediglich gesagt, ich will ihn nicht einschätzen,
kann ihn gar nicht einschätzen, weil es über ihn sehr ambilavente Berichte gibt (wie gesagt, es gibt auch positive!) und ich ihn persönlich nicht kannte.
meienberg schrieb:Jetzt wird es m.E. spitzfindig! Ich würde es so sagen: Ich würde mal grundsätzlich alle Aussagen, die Zeugen machen, kritisch betrachten. Man weiss, dass Zeugenaussagen vor Gericht in etwa die unzuverlässigsten Indizien bzw. Beweise sind, was es gibt. Da können so viele Faktoren mit reinspielen, dass sich jemand irrt oder dass nur ein Teil gesagt wird oder wo man auch die andere Seite hören müsste etc., sodass sich dann eben ein komplexeres Bild ergeben kann.
Eben. Es fehlt die andere Seite, und die kann in diesem Fall nichts mehr sagen, weil sie tot ist. Aber vielleicht äußern sich noch Freunde über den genauen Alltag der Gruppe und was da für Verhältnisse vorherrschten. Die große Frage, die ich mir dann stelle: Wir man ihnen glauben? Wenn nein, warum nicht? Wieso würde man ihnen nicht glauben, aber irgendeinem Nachbarn, der die Gruppe bloß vom Sehen im Ort kannte?