Wo ist Rebecca Reusch?
17.04.2019 um 18:33
Guten Tag, liebe Community.
Der Fall "Rebecca" hegt auch bei mir besonders großes Interesse, da er im Vergleich der mir bisher bekannten Vermisstenberichte von Grund auf ungewöhnlich wirkt. Im Verlauf der letzten Jahre wurde ich bereits oft mit Aktenzeichen von Vermisstenfällen beauftragt, die bisweilen glücklicherweise alle aufgeklärt werden konnten.
Ich habe keine Einsicht in die Ermittlungsakten im Fall "Rebecca". Mir stehen die gleichen Informationen zur Verfügung wie jedermann. Ich weiß wie eine Mordkommission vorgeht und arbeitet, möchte darauf in meiner gleich folgenden Fallanalyse nicht näher eingehen, da die angewandte Methodik einer Mordkommission zum Teil sehr verschieden sein kann.
Fallanalyse:
Ich musste feststellen, dass weder davon ausgegangen werden kann, dass es sich um einen Einbruch handelt (1), noch das Rebecca von zuhause ausgerissen ist (2). Die von mir eingeklammerten Zahlen, werden unter den Einflussfaktoren aufgeführt und enthalten Argumente, die die Aufstellung der These begründen. Zunächst aber wird es also darum gehen alle bekannten Einflussfaktoren zu benennen und diese zu analysieren. Aus diesen resultiert ein starker Trend.
A: Uhrzeit: Frühe Uhrzeiten sind generell für Verbrechen statistisch unwahrscheinlich. Auch die Theorie einer geheimen Verabredung ist für diese Uhrzeit sehr fraglich. In 99% der Fälle, hätte sich diese außerdem durch die polizeiliche Überprüfung der Aktivität in sozialen Medien nachweisen lassen (Ist einer der ersten Schritte einer Mordkommission). (1)
B: Der Tatverdächtige war nach Angaben von Arbeitskollegen alkoholisiert, leichtsinnige und undurchdachte Handlungen werden wahrscheinlicher.
C: Er muss sich alleine mit Rebecca in dem Haus aufgehalten haben, da ihr Handy nach dem ihre Schwester das Haus verließ, noch Daten vom WIFI Netzwerk tauschte und anschließend ausgeschaltet wurde. (Auch hier basiert die Theorie, dass Rebecca sich nicht im Haus befand, als sie eingeloggt war. Jedoch ist auch die Signalstärke ausgetauschter Daten im Nachhinein nachweißlich. Wenn die MoKo bei der Auswertung der Signalstärke des Routers und der Vektoren des Mobilfunks die Feststellung macht, "im Haus", bedeutet dies auch "im Haus". Es geht dabei nicht allein um die Tatsache eingeloggt zu sein.
D: Rebecca wurde seit ihrem Verschwinden nicht gesehen und das obwohl der Fall in mittlerweile ganz Deutschland publik ist. (2)
E: Der Tatverdächtige schweigt bei den Vernehmungen. (Selbstverständlich ist dies auch sein stets beteuertes gutes Recht und darf ihm vor Gericht nicht zum Nachteil ausgelegt werden. Dennoch betrachte ich das schweigen für die Fortlaufenden Ermittlungen als schwierig und vielseitig zu deuten.)
F: Der Tatverdächtige macht widersprüchliche Aussagen zur Uhrzeit. Zudem gibt er an geschlafen zu haben, während das Auto, auf das nur er Zugriff gehabt haben soll auf einer Autobahn von einer Erkennungssoftware erfasst wurde. Auch hier die spekulative Frage: Ein Drogendeal, direkt nach einer Feier, auf der es "feuchtfröhlich" zuging? Und einen Tag später noch einmal das Gleiche?
G: Auf der bislang ungeklärten Fahrt dürfte der Tatverdächtige sein Handy nicht dabei gehabt haben oder dieses war ausgeschaltet. Die Vektoren von Mobilfunksignalen lassen sich ebenfalls im Nachhinein bestimmen, auch wenn man nicht telefoniert. Sollte er sein Handy angeschaltet dabei gehabt haben, wären die Suchaktionen der Polizei wesentlich strukturierter abgelaufen und nicht nach Hinweisen der Bevölkerung basierend. (Im Fall "Mirko" konnte die Polizei Funkvektoren vor Gericht als Beweis verwenden.)
H: Warum hat sich der Tatverdächtige nicht direkt schlafen gelegt, nachdem er Zuhause ankam?
I: Leider ist auch dies in solchen Fällen ein Faktor: Rebecca wird als sehr hübsches Mädchen beschrieben, folglich hat Libido einen größeren Einfluss.
J: Für mich einer der wichtigsten Punkte: Warum fehlt die Decke? Das macht keinen Sinn, es sei denn sie enthält Spuren und ist ein Beweisstück.
K: Ein Einbrecher hinterlässt Spuren. (1)
L: Rebecca gilt als Langschläferin.
M: Rebecca wechselte nicht ihre Kleidung. (2)
N: Rebecca wechselte nicht ihre Kleidung. Stattdessen konnte man sogar nachweisen, dass ihre letzte Whatsappnachricht aus dem Badezimmer verschickt wurde, in dem man auch ihre bereits liegende Unterwäsche fand. Daraus lässt sich schließen, dass sie vermutlich dabei war sich umzuziehen. Zudem spricht auch dies dagegen, dass sie sich mit jemanden getroffen hat.
O: Faserspuren der Decke im Kofferraum des Autos? Ich halte die Version der Familie für unglaubwürdig, da ihre offensichtliche Haltung alles unternimmt um den Tatverdächtigen zu entlasten.
Für mich deutet alles darauf hin, dass der Tatverdächtige mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit auch der Täter ist. Das hat nichts damit zu tun einen Schuldigen zu finden. Einzig fehlt eine notwendige Beweislage um den Täter eindeutig zu überführen. Zum Tathergang ist für mich davon auszugehen, dass Rebecca von ihrem Schwager sexuell bedrängt, wohlmöglich auch vergewaltigt wurde und um alle Beweise aus der Welt zu schaffen getötet, ihre Leiche aus dem Haus gebracht und versteckt wurde.
Aus Respekt gegenüber Rebeccas Andenken und ihrem Schicksal, verurteile trotz Verständnis und Mitgefühl das Verhalten von Familie Reusch, ihren Schwager von der Tat auszuschließen, bloß aufgrund dessen, es diesem nicht zuzutrauen. Mir ist bewusst, dass dieser Perspektivenwechsel für Angehörige viel Überwindung kostet. Ich kritisiere die Arbeit der MoKo bloß bedingt und würde sie an einigen Stellen auch loben. Die Veröffentlichung der Bilder des Tatverdächtigen, bleiben jedoch Angesichts der Popularität des Falls für mich unverständlich. Hätte man mit den Bildern früher eine Öffentlichkeitsarbeit bewirkt, als fast 3 Wochen nach dem Vorfall, wäre dies etwas anderes.
Zudem muss ich noch sagen, dass man aus allen Einflussfaktoren Wahrscheinlichkeiten analysiert werden. Diese scheinen sich zu ergänzen und nicht zu widersprechen, wodurch sie die Wahrscheinlichkeit der Grundvermutung erhöht. Ich spreche hier von Zahlen zwischen 80% und 95%. Ein dringender Tatverdacht besitzt als Normwert mindestens die 90%. (Ein Tatnachweis wie zB. durch DNA Analyse hat 99,9%)