Ramona Kraus 1996 ermordet - Fahndungserfolg nach 22 Jahren
09.08.2019 um 09:18Interessant wie die Beamten vorgingen. Die Thüringer Allgemeine veröffentlicht heute Genaueres über das aufwendig konstruierte Täuschungsmanöver:
Nach Informationen unserer Zeitung hatte die Polizei im vorigen Jahr mehrere verdeckte Ermittler auf den Tatverdächtigen angesetzt.https://www.thueringer-allgemeine.de/leben/recht-justiz/ueberraschende-wende-im-mordfall-ramona-tatverdaechtiger-entlassen-id226722375.html
Sie freundeten sich in einer Kleingartenanlage mit dem Mann an, nachdem sie ihn über eine Fremdenlegion-Flagge und der vermeintlich gemeinsamen Vergangenheit in der Organisation gelockt hatten. Sie versuchten auf verschiedenen Wegen, Informationen zum Fall Ramona zu gewinnen. Unter anderem fingierte die Polizei eine Meldung über den MDR. Der Sender vermeldete eine angebliche Festnahme eines Tatverdächtigen im Fall Kraus. Als diese Nachricht im Radio lief, wollten die Polizisten die Reaktionen darauf checken. Der Verdächtige zeigte aber nicht die erhoffte Regung.
Die verdeckten Ermittler spielten vor, zu einem internationalen Kinderporno-Ring zu gehören und boten ihm an, Mädchen im Wohnmobil von Tschechien nach Holland zu überführen.
Die vermeintlichen Bandenmitglieder lancierten, dass sie von einem Haftbefehl wegen Mordes gegen ihn erfahren hätten. Die Organisation habe daher vorgeschlagen, einen todkranken Menschen dafür verantwortlich zu machen. Der an Krebs erkrankte würde ins Gefängnis gehen.
Nur müsse dieser so genau wie möglich wissen, wie sich die Tat zugetragen habe, damit er ein glaubwürdiges Geständnis ablegen könne. Gemeinsam fuhren die Ermittler mit dem Tatverdächtigen an den vermeintlichen Tatort, filmten dort Details der Fesselung. Die Ermittler sahen darin eindeutige Beweise, den Richtigen im Visier zu haben – im Januar klickten die Handschellen beim 76-Jährigen, der in Untersuchungshaft kam.
Laut Oberlandesgericht hatten die verdeckten Ermittler dem Beschuldigten eine ihre Befugnisse überschreitende „Falle“ gestellt. Sämtliche so gewonnene Erkenntnisse unterlägen einem Beweisverwertungsverbot.