Tod von Bianca Hensel, der Besitzerin des Buchwald-Hofes
20.10.2018 um 20:11
Wenn wir den Ist-Stand der Erkenntnisse bzw. Anscheine, die wir bis jetzt zusammengetragen haben, mal zusammenfassen, dann ergibt sich eigentlich schon mal ein interessantes Bild:
Bislang haben wir im Thread drei mögliche Tat-Motive angesprochen:
(1) Täter/ Auftraggeber will in den Besitz des Hofes kommen (inkl. B.H. vom Hof vertreiben)
(2) Einer der Gläubiger oder ein unbekannter Geldgeber will sich rächen/ Geld eintreiben
(3) private Streitigkeiten (bisher kaum beleuchtet)
Zu (1):
Die Theorie, B.H. zu töten bzw. zu verletzen, um in die Eigentümerschaft Hofes zu kommen, dürfte man wohl ausschließen können, da naheliegt, dass die Immobilie bereits veräußert und B.H. nicht mehr in ihrem Besitz war.
In Frage würde hier noch stehen, inwieweit das Motiv, B.H. vom Hof vertreiben zu wollen, zutreffen könnte. Ich persönlich würde das eher bezweifeln, da mir nicht wirklich plausibel ist, ob ein Eigentümer, der gerade in den Besitz des Hofes gelangte, den ehemaligen Besitzer noch einen so langen Zeitraum hinweg auf seinem Grund und Boden duldet. Darüber hinaus würde er ein äußerst hohes Risiko eingehen, überführt zu werden - vorausgesetzt, er zielte auf den Tod des Opfers ab. Hätte er ihr lediglich drohen wollen und B.H. starb "unbeabsichtigt", sähe das ggf. nochmal anders aus, allerdings würde ich das Verletzungsbild, inkl. des Erhängens, so, wie der StA es formulierte, ehrlich gesagt nicht als gänzlich "unbeabsichtigt" einordnen. Mehrmalige Schläge, stumpfe Gewalt und das letztliche Erhängen hören sich für mich danach an, als habe der Täter auch erst dann aufgehört, das Opfer zu traktieren, als das Opfer regungslos war. Nicht vorher. Wäre es zu einem "Overkill" im Affektrausch gekommen, mag es zwar nicht unmöglich, aber m.M.n. eher unwahrscheinlich erscheinen, dass derjenige dann aus dieser affektiv aufgeladenen Situation heraus noch auf die "Idee" des Erhängens zur Vortäuschung eines Suizids käme. So jemand würde angesichts der leblosen Person vor ihm wahrscheinlich eher panisch die Szene verlassen. Aber okay, der Punkt mag noch offen sein.
Zu (2):
Ausgeschlossen werden dürfte nach der vorangegangenen Insolvenzrecherche wahrscheinlich auch, dass es sich beim Täter/ Auftraggeber um einen offiziell ins Verfahren eingebundenen Gläubiger handelt, denn dieser ist zumindest über den Status der Zahlungsunfähigkeit des Opfers in Kenntnis gesetzt, wobei er, was die bevorstehende Verteilung der Insolvenzmasse angeht, weder zeitlich noch monetär vom Tod des Opfers profitieren würde.
Bei diesem Unterpunkt würde noch in Frage stehen, inwieweit womöglich ein zwielichtiger Geldgeber eine Rolle spielt, bei dem sich das Opfer Geld geliehen haben könnte und in der Kreide stand. Auch bei dieser Theorie gäbe es unklare und unplausible Punkte. Da ein Geldgeber für gewöhnlich "Hausbesuche" abstattet, um sein Geld zurückzuerhalten, fragt sich, weswegen das Opfer jetzt tot ist, denn ein toter Schuldner ist noch unlukrativer, als ein vertröstender, aber dafür lebendiger Schuldner. Gut, man könnte auch hier diskutieren, ob "russisch Inkasso" bei Ausübung des Jobs vielleicht einfach zu unerfahren vorgegangen ist, so dass die geplante Drohung aus dem Ruder lief, allerdings stellt sich dann auch die Frage, weswegen sie das Opfer anschließend erhängten. Es wäre nicht nur eine unnötige Handlung, sondern auch eine unlogische, denn: was wollte man dann verdecken? Die eigene Identität, die eh niemand kennt? Zusätzliche Handlungen bedeuten auch zusätzliche Spuren und zusätzlichen Zeitaufwand. Auch hier würde ich persönlich eher davon ausgehen, dass diese Theorie eher unwahrscheinlich ist.
Zu (3):
Bliebe nun noch dieses Motiv. Zu diesem Unterpunkt gibt es bislang nur Auffälligkeiten, die sich (noch?) nicht zu einem Bild zusammenfügen, dazu ist zu wenig über die Person und das Verhalten des Opfers und ihres Umfelds bekannt. Was mich, wie o.g. etwas stutzig macht, sind die scheinbar wenigen sozialen Bezüge, trotz des Betreibens eines auf soziale Interaktion ausgerichteten Betriebes. Zuletzt, vor dem Tod des Opfers, habe es, wie eine Userin schrieb, nur noch einen Einsteller gegeben. Während nach der Übernahme des Hofes vorrangig professionelle Dressurreiter und Einsteller auf dem Hof zugange waren, waren es seit 2015 hauptsächlich, wenn nicht gar ausschließlich Freizeitreiter - also Kinder. Während das Verhältnis und die Zusammenarbeit zum und mit dem Besitzersohn noch bis 2012/ggf. 2013 recht eng war, ergibt die Recherche ab 2014 keinerlei Berührungspunkte mehr, trotz der regionalen Nähe und trotz gleicher beruflicher Arbeitsfelder. Mich wundert das ein wenig, da mir aus meiner persönlichen Erfahrung zwar bekannt ist, dass Reiterhöfe untereinander zwar in großer Konkurrenz stehen, aber grundsätzlich zusammenarbeiten bzw. ein gutes Verhältnis zueinander pflegen. Jetzt kann Recherche auch täuschen, allerdings hätte ich erwartet, Berichte zu finden, die auf solche Berührungspunkte periodisch verweisen (sei es auf Turnieren, Reiter-Events, Stallfesten etc.).
Eine weitere Auffälligkeit betrifft das sich Einzäunen ab Abendstunden, wie hier berichtet. B.H. scheint sich bedroht gefühlt zu haben, wobei sich die Frage stellt, welche Bedrohung man erwartet, die in den Abendstunden auftauchen könnte. Wahrscheinlich eher die Bedrohung durch eine Person, die man kennt und von der man weiß, dass man ihr ein Dorn im Auge ist. Auch das könnte ein Hinweis sein, dass hier jemand aus ihrem Umfeld eine Rolle spielen könnte, den sie zumindest kennt und der sie kennt und jemand, von dem sie weiß, dass ihm nicht nur bekannt ist, wo sie wohnt, sondern von dem ihr auch bekannt sein dürfte, dass er sich Zutritt zu ihrem Grundstück verschaffen würde - andernfalls müsste sie sich nicht einzäunen. Kannte dieser jemand also bereits zuvor den Hof, ggf. weil er dort längere Zeit arbeitete oder sich aus anderen berechtigten Gründen längere Zeit mal dort aufhielt?
Trotz ihrer mehr als prekären finanziellen Situation gab B.H. weder ihr Geschäft noch ihren Wohnsitz auf, selbst dann nicht, als ihr der Hof schon gar nicht mehr gehörte. Seit Anbeginn der FB-Präsenzen (ab 2015) ist immer wieder ersichtlich, dass es dem Hof finanziell nicht gut gegangen sein dürfte. Nehmen wir mal nur diesen Zeitraum von 2015 bis zur Insolvenzeröffnung 2017 an. Zwei volle Jahre, in denen sie ihren Hof betreibt, mit Beschäftigten, eigenen Tieren und Pensions-Pferden. Wovon hat sie selbst gelebt, wovon hat sie ihre Tiere, Mitarbeiter und Betriebskosten usw. bezahlt, zumindest jene Kosten, bei denen recht rasch negative Konsequenzen eintreten würden, z.B. die Futtermittel für ihre Tiere, Tierarztkosten, Hufschmied etc. ? Da B.H., wie wir auf vorherigen Seiten mal überlegten, nach außen eher tradierte, dass alles soweit okay sei und sie womöglich nicht nach außen dringen lassen wollte, wie schlecht es ihr bzw. dem Hof wirklich geht, frage ich mich, ob sie diesen "Schein" auch hat wahren können in Bezug auf die Dinge, bei denen sofort auffallen würde, dass etwas nicht stimmt - und wenn ja: wie ist ihr das gelungen, ohne die dafür erforderlichen Gelder zu haben?
Trotz der losen Enden und mangelnden Informationen ist es doch eine ganze Menge, was sich bislang zusammentragen ließ.