Tod von Bianca Hensel, der Besitzerin des Buchwald-Hofes
18.10.2018 um 20:14Eine Zwangsverwaltung kann also auch ohne vorherige Eröffnung eines Insolvenzverfahrens eingesetzt werden.
Danke, das wollte ich wissen.
Danke, das wollte ich wissen.
traces schrieb:Eine Zwangsverwaltung kann also auch ohne vorherige Eröffnung eines Insolvenzverfahrens eingesetzt werden.Na klar doch, hätte ich ohne so Brimborium auch sagen können, da ich in einem Haus wohne, das 2 Jahre lang zwangsverwaltet wurde weil Vermieter mit den Geldern der Sachsen LB (und Mieten bis dahin) über alle Berge ist, ins Ausland. Der hat nie Insolvenz angemeldet, wäre auch sehr blöd gewesen. :D
Danke, das wollte ich wissen.
Scorpio1977 schrieb:http://www.insolvenzverein.de/archiv/veranstvorbei00/Beitraege2/Kraft.htm (Archiv-Version vom 07.10.2018)Zitat daraus:
Ziel der Zwangsverwaltung ist die Befriedigung des Gläubigers aus den Erträgen der Immobilie und nicht aus der Substanz.Danke für den Link, Scorpio1977, ich denke, jetzt verstehe ich die Situation etwas besser.
Der eingesetzte Zwangsverwalter soll nach vernünftigen Bewirtschaftungsgrundsätzen die laufenden Ausgaben aus den laufenden Einnahmen decken und Überschüsse nach den Regeln des Verfahrens zu verteilen, (§§ 155 - 158 ZVG).
Gemäß § 146 ZVG sind grundsätzlich die Vorschriften der Zwangsversteigerung anzuwenden.
Die Zwangsverwaltung ermöglicht den Gläubigern eine Befriedigung aus den Erträgen der Immobilie. Die Verwaltungsbefugnis wird dem Schuldner entzogen und dem Zwangsverwalter übertragen.
Der Schuldner bleibt Eigentümer.
Scorpio1977 schrieb:Der Gläubiger, der die Zwangsverwaltung beantragt hat, dürfte demnach vermutlich eine Bank (vgl. oben: "... Gläubiger, ... ; für die in der Regel also im Grundbuch eine Grundschuld, Hypothek oder Reallast eingetragen ist.") sein.Welche hypothetische Schlußfolgerung ergibt sich daraus für den Mord, bzw. das Mordmotiv, aus deiner Sicht?
Parallel dazu oder auch zu einem späteren Zeitpunkt wurde dann die Zwangsversteigerung betrieben.
Der Pferdehof am Buchwald ist verwaist. Die Tiere sind mittlerweile woanders untergebracht.https://www.hanauer.de/ha_347_111594186-29-_Getoetete-Pferdehofbesitzerin-hatte-Streit-am-Todestag.html
Christl schrieb:Demnach wurden die Pferde nur übergangsweise anderswo untergebracht und sind jetzt wieder auf dem Buchwald Hof?Die Pferde werden BH gehört haben, als jetzt entweder ihren Erben, oder der Bank (Gläubigern)!?
traces schrieb: Zu welchem Handeln neigt er?Das dürfte so individuell wie jeder Mensch sein.
traces schrieb: "wirtschaftlichen Bewegungslosigkeit"Mangelnde finanzielle Mittel meinst du? Armut?
traces schrieb:... man über einen langen Zeitraum hautnah erlebt, wie man nach und nach alles verliert, obwohl man das ganze Gegenteil erreichen wollte ...Das betrifft viele Menschen. Junge, alte ... ehemals aus allen Schichten, vereint in Arbeitslosigkeit oder Altersarmut, Haus und Hof, Unternehmen, Handwerksbetrieb ... verloren. Sie alle finden dann ganz unten ihren Platz in dieser Gesellschaft und täglich werden es mehr.
Christl schrieb:Mir ist nicht klar, ob du andeuten willst, sie hätte sich vielleicht doch selbst erhängt, nachdem sie brutal zusammengeschlagen wurde.NEIN!
Mangelnde finanzielle Mittel meinst du? Armut?Nein, nicht Armut, sondern "Bewegungslosigkeit". Finanzieller Stillstand inmitten des Ruins. Die Unabwendbarkeit dieses Ruins. Wie könnte sich ein Mensch dazu verhalten? Was würde man erwarten, das er tut oder auch unterlässt?
traces schrieb:NEIN!Wie gesagt, ich denke und weiß aus Erfahrung, daß jeder Mensch anders handelt, unterschiedliches Problemlösungsverhalten zeigt, je nach Charakter, Erziehung, Konstitution, Prägung, spezieller Situation im beruflichen und familären Umfeld ... usw.
Ich meine schlichtweg die Frage, nicht bezogen auf ihren Tod, sondern bezogen auf das Erleben einer Insolvenz aus Betroffenensicht. Wie mag es einem solchen Menschen gehen? Was würde man erwarten, wie sich dieser Mensch dazu verhält? Welches Problemlöseverhalten zeigt solch ein Mensch? Und: Welches Handeln würde man in dieser Situation eher nicht von ihm erwarten?
traces schrieb:Nein, nicht Armut, sondern "Bewegungslosigkeit". Finanzieller Stillstand inmitten des Ruins. Die Unabwendbarkeit dieses Ruins. Wie könnte sich ein Mensch dazu verhalten? Was würde man erwarten, das er tut oder auch unterlässt?Dito s. o., und das ist, nach meiner Auffassung, eine Umschreibung von drohender "Armut".
traces schrieb:Nein, nicht Armut, sondern "Bewegungslosigkeit". Finanzieller Stillstand inmitten des Ruins. Die Unabwendbarkeit dieses Ruins. Wie könnte sich ein Mensch dazu verhalten? Was würde man erwarten, das er tut oder auch unterlässt?In ihrem Fall geht es um ihr gesamtes Leben. Sie ist irgendwann an diesen Hof gekommen, so eine Chance bekommt man einmal im Leben.
Dawn schrieb:In ihrem Fall geht es um ihr gesamtes Leben. Sie ist irgendwann an diesen Hof gekommen, so eine Chance bekommt man einmal im Leben.
Dawn schrieb:Wenn man ihre Perspektive betrachtet: keine Pferde mehr, keinen Arbeitsplatz, keine Wohnung - dann reicht das aus, um wirklich alles auf eine Karte zu setzen und mit allen Mitteln zu kämpfen - mehr verlieren kann man nicht....was ja sehr schön aufzeigt und nahelegen könnte, dass die Alternative zum Hof das sprichwörtliche "Nichts" bedeutet hätte. Und wenn jemand das, was sie für sich als ihr ganzes Leben auffasst, angreift, würde man ja eher erwarten können, dass sie offensiv reagiert und handelt, statt defensiv, oder? Was wiederum damit passen könnte, dass sie den Hof selbst dann nicht räumt, wenn er versteigert/ verkauft wurde bzw. sie gebeten wird, ihn zu verlassen.
Dawn schrieb:Höchstwahrscheinlich hat sie sich ständig den Kopf darüber zermartert, wie sie ihr Ein und Alles doch noch erhalten kann, wenn alle anderen Wege nicht funktionierten.Genau. Das Interessante ist ja, wenn alles um solch ein Ziel kreist, dann lässt man automatisch ja die Alternative dazu immer mehr außer Betracht und dürfte sein Handeln auch zunehmend immer mehr auf dieses Ziel ausrichten. Die Frage, die sich mir da stellt, wäre, wenn das Denken sich einengt und die Alternative dazu geleugnet wird, wie würde sie sich verhalten haben, wenn es jemanden gegeben hätte, der versucht, vernünftig auf sie einzuwirken?
Dawn schrieb:So wie es aussieht, lebte sie allein, hatte keine Beziehung und niemanden, dem sie vertrauen könnte und der sie von einer Dummheit abhalten könnte.Eigentlich auch ein spannender Punkt. Sie betreibt einen Hof, der ja zum Arbeitsinhalt die "Gemeinschaft" mit Anderen hat, das Miteinander. Selbst im Titel ihrer UG hat sie den Gemeinschaftsgedanken aufgegriffen. So isoliert und allein das Ganze zu betreiben, wie es den Anschein macht, wirkt da etwas seltsam. Aus meiner Sicht (kann mich auch täuschen), wirkt das so ähnlich wie der Umstand, dass bis 2012 noch einige Quellen zu finden sind, wo es um die Zusammenarbeit mit anderen Trainern oder Mitarbeitern aus der Übernahmezeit geht und dann ab spätestens 2014 über solche Zusammenarbeiten rein gar nichts mehr zu finden ist. Obwohl man sich jahrelang kennt, nur ein paar Fahrminuten voneinander entfernt lebt und arbeitet. Auch da würde sich mir spontan die Frage stellen, falls sie so isoliert war, wie es den Anschein macht, es womöglich in ihrer Person oder ihrem Verhalten begründet liegen könnte. Oder eben in Konflikten.
Dawn schrieb:Sie stand mit dem Rücken zur Wand, ohne Hilfe, ohne gute Ratschläge. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie alles in die Waagschale geworfen hätte, um den Hof weiterführen zu können, auch, wenn es unvernünftig wäre.Auch das ein interessanter Punkt. In relativ ausweglosen Situationen würde ein offensiver Mensch eher risikobereiter werden, statt, wie ein eher defensiv-gestrickter Mensch, vorsichtiger. Könnte "risikobereiter" auch beinhalten "skrupelloser", "dominanter"? Oder "willkürlicher"? Ich frage mich, ob sich diese angenommene höhere Risikobereitschaft nicht nur in ihrem wirtschaftlichen sondern auch persönlichen Bereich ausgedrückt hätte. Zumindest wäre ja anzunehmen, dass ein Mensch, der rücksichtsloser agiert, gleichzeitig jemand ist, von dem Andere eher Abstand nehmen würden, statt Hilfe anzubieten, oder?
Dawn schrieb:Was ich seltsam finde ist, dass sie nach der Zwangsversteigerung noch auf dem Hof war. Mit dem Zuschlag bei der Versteigerung bekommt der neue Besitzer eine Zwangsräumung ohne Wartezeit.Vielleicht hat sie die Wohnräume als Mieterin von der UG gemietet, nur dann hätte sie noch etwas bleiben können.Ja, darüber wundere ich mich auch. Allein schon, wenn ich mir eine solche Situation einfach mal vorstelle. Der Grund und Boden ist weg, andere übernehmen das Zepter und die Tatsache, dass ich früher oder später da weg muss, ist ja eigentlich nicht mehr zu leugnen. Irgendwann müsste man ja eigentlich "einsehen" bzw. auch akzeptieren, dass der Hof nun einen neuen, fremden (?) Besitzer hat. Wann möchte man schon gern auf "fremden" Boden bleiben? Wahrscheinlich entweder, wenn man nicht akzeptieren kann oder will, dass der Traum ausgeträumt ist - womit wir wieder beim ersten Punkt wären - oder aber, wenn es ein Agreement mit dem neuen Eigentümer der Immobilie gibt, der es gestattet, dort zu bleiben?
traces schrieb:Genau. Das Interessante ist ja, wenn alles um solch ein Ziel kreist, dann lässt man automatisch ja die Alternative dazu immer mehr außer Betracht und dürfte sein Handeln auch zunehmend immer mehr auf dieses Ziel ausrichten. Die Frage, die sich mir da stellt, wäre, wenn das Denken sich einengt und die Alternative dazu geleugnet wird, wie würde sie sich verhalten haben, wenn es jemanden gegeben hätte, der versucht, vernünftig auf sie einzuwirken?In ihrer Situation, die ja auch ihre Zukunft, Altervorsorge und die ihrer Hunde und Pferde betraf, war sie scheinbar obsessiv auf das Ziel "Hoferhalt" geprägt. Ein Mensch an ihrer Seite, der auch noch eine Arbeitsstelle hätte und sie zumindest etwas auffangen könnte, hätte sie wohl eher mit vernünftiger Argumentation überzeugen können, einen Neuanfang zu starten.
traces schrieb:Eigentlich auch ein spannender Punkt. Sie betreibt einen Hof, der ja zum Arbeitsinhalt die "Gemeinschaft" mit Anderen hat, das Miteinander. Selbst im Titel ihrer UG hat sie den Gemeinschaftsgedanken aufgegriffen. So isoliert und allein das Ganze zu betreiben, wie es den Anschein macht, wirkt da etwas seltsam. Aus meiner Sicht (kann mich auch täuschen), wirkt das so ähnlich wie der Umstand, dass bis 2012 noch einige Quellen zu finden sind, wo es um die Zusammenarbeit mit anderen Trainern oder Mitarbeitern aus der Übernahmezeit geht und dann ab spätestens 2014 über solche Zusammenarbeiten rein gar nichts mehr zu finden ist. Obwohl man sich jahrelang kennt, nur ein paar Fahrminuten voneinander entfernt lebt und arbeitet. Auch da würde sich mir spontan die Frage stellen, falls sie so isoliert war, wie es den Anschein macht, es womöglich in ihrer Person oder ihrem Verhalten begründet liegen könnte. Oder eben in Konflikten.Die Spendenktion zeigt ja schon, dass die Hofgemeinschaft kein Geld zu geben hatte, sonst hätte man ja intern Geld gesammelt und nicht über eine Bank.
traces schrieb:Wann möchte man schon gern auf "fremden" Boden bleiben? Wahrscheinlich entweder, wenn man nicht akzeptieren kann oder will, dass der Traum ausgeträumt ist - womit wir wieder beim ersten Punkt wären - oder aber, wenn es ein Agreement mit dem neuen Eigentümer der Immobilie gibt, der es gestattet, dort zu bleiben?ja genau. Dreistigkeit oder Sicherheit aufgrund altbekannter Bindungen.
Duldet er es nicht, fordert er zum Verlassen des Hofes auf und das Opfer weigert sich aber wochenlang, dann würde das ja auch eine gewisse... nun ja...."Dreistigkeit" in ihrem Handeln aufzeigen...
Dawn schrieb:Ohne familiäre oder freundschaftliche Unterstützung scheint sie jedoch keine einzige Alternative gesehen zu haben.
Dawn schrieb:Sie öffnete nur nach Ankündigung die Tür, um das verlässlich durchzusetzen, muss man seine Wünsche schon deutlich äußern können, ohne das eindeutige Nachfragen kommen.Wenn ich dich richtig verstehe, dann siehst du u.a. Verzweiflung in ihrem Verhalten, auch mangels sozialer Unterstützung. Ich bleibe immer wieder an diesem Gemeinschaftsgedanken hängen. Ich frage mich, wie bereit sie überhaupt noch gewesen wäre, Rat oder freundschaftlich gemeinte Hinweise anzunehmen. Gerade dieses sich Abschotten sorgt ja nicht nur für das Vermeiden von Bedrohungen, sondern sorgt ja auch für eine Abgrenzung von ihrem Umfeld, das dort regulär zugange ist. So richtig was von "Willkommen-Sein" hat das ja nix mehr, wenn man sich stets und ständig erst ankündigen muss, wenn man das ruhige Gespräch mit ihr suchen wöllte, oder? Und zumindest waren ja noch ein paar Leute dort regelmäßig vor Ort, zu denen zumindest ggf. ein freundschaftliches Verhältnis bestanden haben dürfte. Wie könnte sie z.B. auf reine Ermutigungsversuche reagiert haben, wenn ihr einfach jemand (ohne konkretere Optionen vorzuschlagen) einfach freundschaftlich sagt: "hey, wäre es nicht besser, den Betrieb aufzugeben?" Wahrscheinlich eher "laut", würde ich mal annehmen.
Dawn schrieb:Ich könnte mir vorstellen, das sie eine Gemeinschaft geschaffen hat, aber sie selbst sich als Verantwortliche außen vor sah und keinesfalls für sich um Hilfe bitten wollte. Oder sich verletzlich oder schwach zeigen wollte.Auch ein sehr interessanter Gedanke. Wenn man mal annähme, dass dem so war, dann müsste man ja eigentlich in Frage stellen, ob dann tatsächlich das Überleben des Hofes für sie im Vordergrund stand, oder ihr Ego. Denn, um mal auf den Lebenssinn zurückzukommen: Wenn der auf dem Spiel steht - wäre man nicht wenigstens DANN bereit, über diesen Schatten zu springen? Wenn nicht, dann wäre das fast nur noch mit Unvernunft zu erklären, oder eben dem Tunnelblick ("Bewegungslosigkeit" - supertreffender Begriff von dir!).
traces schrieb:Wie könnte sie z.B. auf reine Ermutigungsversuche reagiert haben, wenn ihr einfach jemand (ohne konkretere Optionen vorzuschlagen) einfach freundschaftlich sagt: "hey, wäre es nicht besser, den Betrieb aufzugeben?" Wahrscheinlich eher "laut", würde ich mal annehmen.In ihrem Alter ist der Horizont begrenzt.Banken geben dir keinen Kredit mehr(zu alt), Jobs bekommt man auch nicht hinterhergeworfen, Krankheiten kündigen sich an und Beziehungen werden dank ausreichender Lebenserfahrungen nicht mehr so schnell eingegangen, bzw.der Markt ist stark eingeschmolzen.
traces schrieb:Denn, um mal auf den Lebenssinn zurückzukommen: Wenn der auf dem Spiel steht - wäre man nicht wenigstens DANN bereit, über diesen Schatten zu springen? Wenn nicht, dann wäre das fast nur noch mit Unvernunft zu erklären, oder eben dem Tunnelblick ("Bewegungslosigkeit" - supertreffender Begriff von dir!).Ich denke, sie wäre über ihren Schatten gesprungen, hätte das den Hof auch tatsächlich retten können. Aber dafür ist zuviel Geld erforderlich, das können auch gute Freunde nicht stemmen. Die laufenden Kosten sind viel zu hoch. Ihr Versuch, noch Reitbeteiligungen auf die Pferde zu bekommen, zeigt ja schon, wie dringend überall Geld benötigt wurde. Sie hat den Kampf gegen größere Betriebe verloren, ohne Einsteller und viele Reitschüler ist so ein Betrieb nicht überlebensfähig.
Christl schrieb:Wie gesagt, ich denke und weiß aus Erfahrung, daß jeder Mensch anders handelt, unterschiedliches Problemlösungsverhalten zeigt, je nach Charakter, Erziehung, Konstitution, Prägung, spezieller Situation im beruflichen und familären Umfeld ... usw.Christl, da hast du Recht. Aber es gibt Strategien, Moralvorstellungen. Lebenswille und anderes - da denken und handeln Menschen ähnlich die Mehrheit der Menschen.. Interessantes Gebiet - Verhaltensforschung.