@Photographer73 Richtig, das wird umso deutlicher, wenn man im Gegensatz zu
dieser Handlung mal in Betracht zieht, welche möglichen Handlungen der/die Täter sämtlich
unterlassen haben. Er/sie hätte/n das Strangwerkzeug beispielsweise nutzen können, um das Opfer einfach "nur" zu erdrosseln, um es zu töten. Unterstellt man eine Tötungsabsicht (wovon ich persönlich ausgehen würde, dass es sie gab), dann würde das nach sich ziehen, dass das Erhängen in dieser Absicht, ggf. von vornherein, darin auch beabsichtigt war und eine Funktion hatte. Was wiederum bedeutet, dass es nicht nur darum ging, das Opfer zu töten, sondern dabei gleichzeitig etwas Konkretes umzusetzen/ auszudrücken.
Dein Hinweis
@hopkirk auf den Fall Rimbach passt da recht gut, denn auch da scheint das Erhängen ebenfalls keine Verdeckungsfunktion erfüllt zu haben, sondern eine symbolische bzw. Aussagefunktion. Es gibt weitere Parallelen: schwere und schwerste Verletzungen, die den Opfern im Vorfeld der Tötung beigebracht wurden und einen weiteren interessanten Aspekt:
Bei beiden dürfte bewusst etwas zur Schau gestellt worden sein. Für Auffindezeugen ist es grausam genug, das Opfer tot aufzufinden, wenn es tot am Boden liegt. Es erscheint mir jedoch nochmal als Steigerungsstufe an Grausamkeit, wenn er sofort bei Betreten der Räumlichkeit brutal mit dem Anblick des Erhangenen konfrontiert wird. Das war beim Fall Rimbach so und in diesem hier ebenso. Es wäre demnach in Betracht zu ziehen, dass der Täter nicht nur eine "Botschaft" an sein Opfer adressieren wollte, sondern damit gleichzeitig auch das Opfer in einer bestimmten Art und Weise nach außen "darstellen" und charakterisieren wollte - ggf. nach dem Motto: "alle sollen sehen, welch ein Mensch sie war/ was sie verdient hat".
Wäre das Ziel ausschließlich die Tötung des Opfers gewesen, wäre das Erhängen überflüssig gewesen. Es dennoch zu tun und dadurch das eigene Entdeckungsrisiko zu erhöhen, bedeutet gleichzeitig auch, dass dem Täter diese Handlung noch wichtiger gewesen ist, als die Tötung an sich. Und das ist eine sehr markante Verhaltensweise.