@SistaB So ist es. Leider ist die Schulung in D, was die Befragung von Personen betrifft, alles andere als professionell. Meist erfolgt das per Learning by doing.
Das menschliche Gedächtnis ist eben kein Film, den man einfach wieder abspielen kann. Besonders schwer tun sich der Mensch auch bei Zeitangaben.
Und wenn man dann von Ermittlern befragt wird, die meinen, dass sie einen Schuldigen vor sich haben, passiert es leicht, dass sie Fehler, welche einfach auf der Unvollkommenheit des menschlichen Gedächtnisses beruht, als Widerspruch ansehen.
Und dann heißt es so schön in der Presse "der Verdächtige habe sich widersprochen" und jeder meint dadurch, dass man den Täter ausgemacht hat. Bei solchen Meldungen bin ich immer vorsichtig, wenn die nichts anderes haben, zeigt dass dann u.U. nur fehlende Professionalität.
Unschuldige dürften davon auch noch besonders stark betroffen sein, denn sie meinen, dass sie - weil sie wissen, dass sie unschuldig sind - das Gegenüber davon leicht überzeugen können. Das Gegenteil ist manchmal der Fall.
Schwerwiegend bei diesem Thema finde ich, dass Ratschläge von Psychologen - also Menschen, die wirklich davon etwas verstehen, nur zu wenig angenommen werden bzw. bestimmte Vorschläge erst gar nicht angenommen werden. So hat es sich ergeben, dass man noch mehr Einzelheiten bei Befragungen erhält, wenn man denjenigen das Gesehene zeitlich rückwärts erzählen lässt. Das wurde als zu theoretisch angesehen.
Es kann daher schon sinnvoll zumindest am Anfang der Ermittlungen sein, von seinem Schweigerecht Gebrauch zu machen. Das Problem ist nur, dass man Anfangs meist nur als Zeuge befragt wird und manche Ermittler diesen Status so weit wie gesetzlich möglich (manchmal noch mehr) nach hinten zieht.
Aber es ist auch richtig, wie
@Benandante ausführte, mit seinen Erklärungen zu lange zu warten, dass wird dann so ausgelegt, dass man die nur an den Erkenntnissen der Ermittler angeglichen hat.
Man ist in Wirklichkeit einer Zwickmühle gefangen und man weiß nicht, ob man es mit professionell agierenden Ermittlern zu tun hat, oder solchen, welche sich schon längst ihre Meinung gebildet haben. Besser ist, man gerät nie in diese Lage.