MissMary schrieb:Weiß du, ihr "normales Setting" war ja ihre Wohnung, ihre Abläufe. Wenn du nun in einem fremden Haus bist, am Pool, dann hast du ja ein völlig anderes Szenario, auch, wenn du weißt, dass noch andere Leute im Haus schlafen und du heimlich da bist. Das gibt dem Job bestimmt auch neue Facetten und kann u.U. auch eine Abwechslung zum Blümchensexalltag in deinem Studio sein.
Ja ich verstehe. Wenn man für einen Auftrag vom eintönigen Innendienst mal im Außendienst wechseln kann, ist das oftmals eine willkommene Abwechlung. So etwas gibt es in anderen Branchen natürlich auch. Ich frage mich nur, ob diese Abwechslung so willkommen war, dass sie dafür (bis auf das Notfallhandy) sämtliche Sicherungsmaßnahmen sausen ließ..
MissMary schrieb:Vielleicht ein doofer Vergleich - ich habe im Studium in einem Restaurant/Hotel gearbeitet, das überweigend von gutbürgerlichen älteren Menschen frequentiert wurde. Ich war Anfang 20, in der Blüte meiner Jugend :-) und die Rentner fanden das immer toll, wenn du da ein wenig keck geflirtet hast - ich habe deutlich mehr Trinkgeld bekommen als die Hausfrauen, die 20 Jahre älter waren. Würde ich heute da arbeiten, dann wäre es nichts mehr mit Trinkgeld. Das ist bei Frauen einfach so - hart, aber du hast ein "natürliches Verschleißdatum" - auch wenn sich Männer um die 50 nochmal paaren - dann deutlich jünger.
Das Beispiel deckt sich mit meinen gesellschaftlichen Beobachtungen. Bei Frauen ist es überigens sehr oft umgekehrt. Da Männer bis ins hohe Alter zeugungsfähig bleiben, spielt dann eher Lebenserfahrung und Sicherheit eine große Rolle. Ein gereifter und beruflich erfolgreicher Mann wirkt dann auf viele Frauen -trotz Falten und grauen Haaren- viel attraktiver, als ein gleichaltriges junges Bürschchen ohne Fundament und wenig/mäßiger Erfahrung. In wie weit diese Erkenntnis für diesen Fall tatsächlich relevant ist, lasse ich mal dahingestellt. Fakt scheint zu sein, dass sich das Opfer zumindest schon einmal finanziell auf dem "absteigenden Ast" befand und deshalb ggf. zeitnah gegensteuern mußte um den Lebensstandard zu halten.
MissMary schrieb:Man weiß ja auch nicht, wie unvorsichtig sie davor schon war ... wo es gut ging. Da verschieben sich die Grenzen. Es gibt ja auch Leute, die sich absolut auf ihre Menschenkenntnis verlassen, jahrelang gut damit fahren und dann reinfallen.
Wo wir schon bei Vergleichen sind: Es gibt Jobs, die einfach bestimmte Vorkehrungen brauchen, damit man auf der sicheren Seite ist. Auch ein Geldbote der einen Geldtransporter fährt, würde sich nie so weit auf seine Menschenkenntnis und Auffassungsgabe verlassen, dass er seine Dienstwaffe nicht mitführt oder die Seitenscheibe geöffnet lässt. Nur ein mäßiges Beispiel. Aber es soll eines verdeutlichen: Auch wenn das Prostitutionsgewerbe immer schon Kunden mit höchstem gesellschaftlichen Status hatte, blieb es bis heute im Randbereich der Gesellschaft, irgendwo zwischen Drogen und Waffenhandel, Gewalt, Menschenhandel und Rechtlosigkeit angesiedelt. Eine Prostituierte wird damit leicht zu einem Opfer von Gewalt, da ihre Möglichkeiten sich zu wehren beschränkt sind. Nicht ohne Grund wurde/wird eine Lude ja auch oft von den Frauen als "Beschützer" angesehen.
Das alles sollte Andrea K. bekannt und sehr bewusst gewesen sein. Da sie wahrscheinlich keinen "Aufpasser" in ihrer direkten Nähe hatte, waren -zumindest rudimentäre- Sicherheitsvorkehrungen aus meiner Sicht absolut nötig. Auch wenn sie möglicherweise nie zum Einsatz kamen. Eine Routine eben. Und genau diese Sicherheit gab sie zu Gunsten dieses letzten Freiers auf. Ich halte das für sehr bemerkenswert.
PurePu schrieb:Aber sie muss doch einen Terminkalender haben und man muss doch die Anrufe überprüft haben. Zur Not eben jeden Freier der letzten Tage. Es ist doch entscheidend, von wem das Glas ist und ob es evtl. die DNA von dem Typ ist.
Moment ! Wenn man es genau nimmt, handelt es sich hier um einen Vermisstenfall ! Die Möglichkeiten der Ermittlung sind damit natürlich auch ein Stück weit beschränkt. Ohne Leiche, ohne Zeugen einer Gewalttätigkeit gegenüber dem Opfer, ohne konkrete Beweise für ein Kapitaldelikt, kann man nicht einfach verhaften, verhören und die Kunden der Prostituierten als solche outen, nur weil eben vieles für ein Verbrechen spricht. Selbst wenn man DNA von einem der Gläser sichern konnte, ist man damit mitnichten ein großes Stück weiter. Ist die DNA nicht in den Datenbanken der Ermittler vorhanden, führt sie nicht unmittelbar weiter. Ein Massengentest wegen einer vermissten Person ? Nicht möglich. Und selbst wenn sie den letzten Freier ermitteln könnten, müßten die Ermittler ersteinmal nachweisen, dass er etwas mit ihrem Verschwinden zu tun hatte....
PurePu schrieb:Sagen wir mal, er wollte Liebe, sie nicht: Dann hätte sie das sicher nicht erst an dem Abend erfahren und sich demnach doch garantiert mit ihrer Freundin darüber belustigt. Oder sie hätte sich aufgrund ihres Alters gebauchpinselt gefühlt, wenn so ein deutlich jüngerer Mann auf sie steht.
Das sich Freier in eine Prostituierte verlieben ist kein Phänomen, sondern Tagesgeschäft. Diese Kunden interpretieren den professionellen Umgang und entgegenkommendes, wunscherfüllendes Verhalten der Prostituierten als tatsächliche Zuneigung. Eine glatte Fehleinschätzung ! Ich vermute das hat schon zu vielen Missverständnissen und Problemen geführt. Doch zu einem Kapitalverbrechen am ersten Termin nach langer Zeit ? Natürlich möglich, halte ich aber für eher unwahrscheinlich. Als wahrscheinlicher und mutmaßlich häufiger würde ich da ein zunehmend besitzergreifendes Verhalten annehmen. Komplimente, Geschenke, häufige Besuche und Telefonanrufe, Angebote die Prostituierte aus dem Gewerbe herauszuholen und ein neues Leben mit ihr zu beginnen....In letzter Instanz Stalking, Gewalt und im Extremfall ein Mord. Das braucht Zeit. Das der Kunde schon nach dem ersten kurzen Zusammentreffen von Liebe auf Gewalt und Mord umschaltet, dürfte mMn eher selten der Fall sein. Zumal bereits nach mutmaßlich 15 Minuten.
Flöckchen schrieb:(...) ich hatte einen Notfallpieper, ein Handy und einen extra Alarm Knopf im Stiefel.
Die Sicherheitsvorkehrungen hängen sicherlich auch vom Arbeitsumfeld der Prostituierten ab. Innerhalb eines Clubs (Bordells) ist ein Alarmknopf im Stiefel oder Notfallhandy wohl nicht so nötig, wie auf einem Straßenstrich. Andrea K. hatte wohl keinen Knopf, "nur" ein Handy. Sie arbeitete aber auch -für gewöhnlich- in der eigenen Dienstwohnung. Es wurde nichts darüber erwähnt, ob sie in der Wohnung weitere Sicherheitsvorkehrungen (z.B. Alarmsystem, Pfefferspray, weitere Handys usw.) getroffen hatte. Ich vermute, Hausbesuche waren zwar Teil des Angebotes, jedoch eher eine Ausnahme. Gerade deshalb verstehe ich auch die von ihr getroffenen Sicherheitsmaßnahmen nicht. Gesetzt den Fall, sie hatte mehr Sicherheit in der Wohnung, als außerhalb (nur das Handy). Warum notierte sie keine Informationen, gab sie im Vorfeld an den Ehemann durch, der sie laut Beitrag sogar danach fragte ? Das muß mMn einen besonderen Grund gehabt haben.
Flöckchen schrieb:Was spricht dagegen das sie freiwillig ausgestiegen ist ? Vielleicht hat Sie gemerkt es läuft nicht mehr und hat wirkluch einen reichen Freier kennen gelernt ?
Die Art und Weise des spekulativ angenommenen "Ausstiegs" ist schon ungewöhnlich. Auch wenn die Beiträge von XY nicht der exakten Realität entsprechen, so ist nichts über eine Unzufriedenheit des Opfers mit ihrem bisherigen Leben, Beruf oder der Familie erwähnt oder auch nur unterschwellig suggeriert worden, wenn man einmal von der finanziell eher im Abstieg begriffenen Einkommenslage absieht. Ich leite daraus ab, dass die MoKo von einem Kapitalverbrechen ausgeht, da möglicherweise nicht veröffentlichte Ermittlungsergebnisse gegen einen freiwilliges Untertauchen des Opfers sprechen. Anfangs wird im Dialog des Ermittlers
mit dem Moderator sogar diese Frage nach der Freiwilligkeit gestellt. Der Ermittler antwortet (sinngemäß) darauf, dass die MoKo inzwischen von einem Kapitalverbrechen ausgeht.
raptor83 schrieb:Es ist zwar immer gefährlich von sich auf andere zu schließen aber wenn ich aussteigen wollen würde, dann würde ich gar nicht anrufen, weil es einfach mehr Zeit verschafft. Sie wurde ja erst am nächsten Tag wieder erwartet. Dazu kommen ja noch die Folgen eines solchen Anrufs, sprich Ermittlungen der Polizei.
Das sehe ich aus so.