Aus dem von
@emz geposteten Vortrag:
"Normalerweise arbeiten im Hirnstamm zwei Gedächtnissysteme zusammen – das sog.
Hippocampus-System und das Amygdala-System – die für die Stressverarbeitung besonders
bedeutsam sind.
Zusammen speichern sie Erinnerungen so, dass eine Person weiß, was in der Vergangenheit
geschehen ist, dies auch zeitlich einordnen und erzählen kann.
Anders ist es bei Erlebnissen mit traumatischem Stressniveau. Hier schaltet sich das
Hippocampus-System ab, das vor allem für die zeitliche Einordnung, die Zusammenhänge
einer Erfahrung und die Vernetzung mit Sprache zuständig ist, und das Amygdala-System
arbeitet selbständig oder weitgehend selbständig weiter.
Dieses System, das man sich wie so eine Art Feuerwehr vorstellen kann, beschäftigt sich nur
mit den Teilen der Erfahrung, die am brennendsten sind. Das sind die Momente, die die
heftigste Angst, die heftigsten Schmerzen und die unangenehmsten Gefühlsreaktionen
erzeugen
Und genau die werden vom Amygdala-System gespeichert, zusammen mit den dazugehörigen
Gefühlen, und zwar ohne jeden Zusammenhang und ohne Vernetzung mit dem
Sprachzentrum einer Person.
Und hier liegt nun die Erklärung, warum Menschen, die traumatisiert werden, sich oft nicht
oder nur bruchstückhaft erinnern"
"Kleine Kinder dissoziieren besonders gut und besonders häufig. Dies hängt damit zusammen,
dass das Hippocampus-System erst ab dem Alter von 12 Jahren voll funktionsfähig ist."
"Kindheitstraumata führen zu häufigeren und schwereren dissoziativen Störungen als Traumata
in späteren Lebensaltern."
"Dabei gibt es einige Hinweise, die Ärzte und Psychotherapeuten immer an das mögliche
Vorliegen einer „Dissoziativen Störung“ denken lassen sollten:
- Amnesien/Erinnerungslücken
- Trancezustände
- Störungen der Bewegung und der Sinnesempfindung ohne organische Ursache
- Sensibilitäts- und Empfinddungsstörungen
- Störungen der Selbstwahrnehmung oder des Selbsterlebens (neben sich selber stehen)
- Unerklärliche Krampfanfälle
- Störungen der Körperwahrnehmung
- Existenz von zwei oder mehr Persönlichkeiten in einer Person (Dissoziative
Identitätsstörung – schwerste Form von dissoziativer Störung)"
Ich denke auch, dass es sehr schwierig ist, ein Kind in einem Missbrauchsfall zu befragen. DEr Junge hat definitiv ein schweres Trauma erlebt und es ist gut möglich, dass bei ihm eine dissoziative Störung vorliegen könnte. Und dann könnte es selbstverständlich sein, dass der Junge kein Wort sagt.
Allerdings gibt es, wie oben aufgelistet, einige Hinweise die auf ein Trauma und solch eine Störung hinweisen könnten und das, hätte man zumindest erkennen können.