Hier ist noch eine aufschlussreiche Zusammenfassung von Susan Bonath, die von Anfang an, die Gerichts Prozesse bei Oury Jalloh vor Gericht beobachtet bzw als Berichterstatterin begleitet hat. Lesezeit ca. 5 minuten.
Hier bestätigt sich meine These mit der Ergebnisoffenheit..
Auszug aus dem Artikel:
"Nach zwölf Jahren erstmals ergebnisoffen untersucht
Geht es aber nun wirklich um eine "Wende" im Fall Jalloh? Mitnichten. Einzig neu ist, dass Dessaus Oberstaatsanwalt Folker Bittmann zum ersten Mal einen ergebnisoffenen Brandversuch durchführen ließ, der sich nicht zwingend an einem Selbstmord orientierte. Neu ist, dass Bittmann Expertengutachten verschiedener Fachrichtungen zusammen würdigte, ihre Analysen ernst nahm und seit langem naheliegende Schlüsse daraus zog. Wie kam es dazu?
Darüber lässt sich nur spekulieren. Der Dessauer Oberstaatsanwalt Folker Bittmann äußert sich nicht zu dem Fall. Er ist auch nicht mehr zuständig. Im Juni hatte ihm Sachsen-Anhalts Generalstaatsanwalt Jürgen Konrad die Ermittlungen entzogen - keine zwei Monate, nachdem Bittmann in einem Schreiben an den Generalbundesanwalt vom 4. April akribisch seinen Tatverdacht gegen namentlich benannte Polizisten begründet hatte, der sogar einen möglichen Mordtatbestand umfasste. Die dann zuständige Staatsanwaltschaft Halle stellte das Verfahren ad hoc ein. In nur elf Wochen will sie tausende Seiten Ermittlungsakten studiert haben, bis Staatsanwalt Hendrik Weber am 30. August die Begründung für die Einstellung am 12. Oktober zu den Akten gab.
Bittmann mag geahnt haben, was geschehen könnte, hörte er am Ende darauf, was viele Experten nicht erst seit dem neuerlichen Brandversuch bekräftigen. Wer die Akten kennt, weiß seit langem, dass die bislang präsentierte Version von Polizei, Justiz und Politik weder aus medizinischem noch brandtechnischem und kriminalistischem Blickwinkel stimmen kann. Ohne Frage konnte man absehen, welch ein politischer Skandal sich anbahne, würde klar, dass jahrelang bis in höchste Ebenen möglicherweise sogar Mörder in Uniform gedeckt wurden.
Natürlich wissen Bittmann und sein Kollege Olaf Braun, der zuletzt für das Verfahren zuständig war, dass auch Strafvereitlung im Amt eine Straftat ist. Ihnen war auch klar, dass die Unterstützer der in Guinea lebenden Hinterbliebenen keine Ruhe geben würden. Sie mussten befürchten, dass bald Einzelheiten der verschlampten Ermittlungen bekannt würden. Vielleicht wollten Bittmann, der bald in Rente geht, und Staatsanwalt Braun am Ende nicht mitschuldig sein, wenn die Angelegenheit aus dem Ruder läuft."
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In diesem Bericht bestätigen sich auch die groben Einschüchterungsversuche der Justizbehörden.
"Da Bittmann demnächst in Rente geht, muss er keine Einschnitte in seine Karriere mehr befürchten. Er ist aus dem Schneider, anders als es die im Anschluss an den Feuertod von Jalloh gemobbten Polizisten und Hinweisgeber es waren. Es gibt Geschichten über "Nestbeschmutzer", die versetzt, degradiert oder mit Dienstaufsichtsbeschwerden überzogen wurden, um ihre Vorwürfe zurückzunehmen. Es gibt Geschichten über Unterstützer der Familie, die von Polizeibeamten bewusstlos geschlagen oder wegen an den Haaren herbeigezogener Nichtigkeiten wie der angeblichen Beleidigung von Polizeibeamten angeklagt wurden, Aktivisten, die monatelang vor Gericht saßen. Es gibt die Story von seitenlangen Dossiers, welche die Dessauer Polizei über Demonstranten, die sich für Aufklärung einsetzten, anfertigte. Es gibt Berichte von Drohanrufen und Drohbriefen."