Ich habe den Weg heute morgen in meine Laufstrecke eingebunden und habe mir dabei die Gegebenheiten noch einmal genau angesehen:
- Zugänglichkeit: Auf den Weg gelangt man nur zu Fuss oder mit einem Zweirad. Sowohl das Nordende des Weges am Schleusenkrug als auch das Südenende am Bahnhof Zoo ist durch Durchfahrtsperren für einen PKW nicht passierbar.
- Auf der Höhe des Schleusenkrugs münden 3 Zugänge in den Weg und im Süden gibt es einen "Ausgang":
i) Ein Fussweg zwischen dem Berliner Zoo und dem Landwehrkanal. Dieser ist jedoch schon seit längerer Zeit wegen Bauarbeiten gesperrt und durch ein vermutlich 3 m hohes Eisentor unpassierbar gesichert.
ii) Ein Fuss- und Radweg der zu einer Brücke über den Landwerhrkanal führt und von dort in den Tiergarten bzw. die Strasse des 17. Juni.
iii) Ein Fußweg der zu eine Brücke unter der Eisenbahnlinie hindurch zu Müller-Breslau-Strasse führt.
iv) Im Süden mündet der Weg auf den Hardenbergplatz, der vor dem Bahnhof Zoo liegt.
Dass irgendjemand zwischen 22 und 23 Uhr einen Körper über Weg ii) transportiert ist ausgeschlossen, da eine große Fensterfront der Gaststätte direkt an den Weg angrenzt. Über Weg iii) wäre ein Transport theoretisch möglich, jedoch gibt es in diesem bereich offenbar eine Reihe von Obdachlosen, die im Bereich der Unterführung bzw. angrenzend an den Bahndamm übernachten. Vom eigentlichen Weg aus sieht man sie nicht, da das Gelände hier leicht abschüssig ist, aber ich bin in die Unterführung gelaufen. Dass denen so etwas nicht aufgefallen wäre, halte ich auch für ausgeschlossen. Einen unbemerkten Transport über iv) halte ich ebenfalls für ausgeschlossen, denn unmittelbar nach rechts geht es von der Wegmündung in eine Unterführung, in der heute Morgen sicher 20 Obdachlose nächtigten zudem ist diese Strasse die Zufahrtsstrasse für den Taxistand vor dem Bahnhof und viele der 15 (!) Buslinien, die vor dem Bahnhof halten, führen durch die Unterführung. Hier kommt auch spät abends sehr sehr regelmässig jemand vorbei. Daher halte ich es für nahezu ausgeschlossen, dass es eine Entführung gab, bzw. die Leiche später an diesen Ort gebracht wurde.
Von der Gaststätte zur Einmündung des Weges in den Bahnhofsvorplatz geht man 350 m also maximal 3 - 4 Minuten. Vom Norden kommend gibt es auf der linken Seite überhaupt keine Möglichkeit einen Körper so zu verstecken, dass er fast 3 Tage unentdeckt bleibt. Auf der rechten, an den Bahndamm grenzenden Seite, gibt es auf den ersten 200 m ebenfalls keine Versteckmöglichkeiten. Hier stehen Bäume auf einer Wiese. Flachere Sträucher gibt es nur am Bahndamm, aber dort schlafen Obdachlose und es gibt einen häufiger genutzten Trampelpfad, der eine Abkürzung zur nördlichen Unterführung darstellt. Die letzten ca. 150 m sind auch mit höheren Sträuchern bewachsen. Hier gibt es ein Areal, das durch ein ca. 2 m hohes Metallgitter (mit kriminell angespitzten Stäben) diesen Bereich in 2 Teile unterteilt. Ich vermute hier schützt die Bahn eine Infrastruktur (Trafo oder ähnliches). Dieser Teil ist dicht zugewuchert aber durch die Absperrung wirklich nicht zugänglich. Ich würde es absolut ausschliessen, dass dort jemand freiwillig rüberklettert. Und einen Körper kann man auch nicht dort hinüberwuchten. Der würde sofort aufgespiesst. Durch den dichten Bewuchs in diesem abgesperrten Bereich entsteht im Film in diesem
Zeitungsbeitrag der Eindruck, dort wäre ein kleiner Urwald. Aber das täuscht! Nördlich dieses abgesperrten Bereichs gibt es ein ca 5 x 5 m breiten Bereich direkt am Weg, der relativ blickdicht mit Sträuchern bewachsen ist. Man kommt da leicht rein, kann aber vom Weg nicht einfach durchsehen. Südlich dieses abgesperrten Bereichs, also zum Hardenbergplatz, ist der bewachsene Bereich etwas länger. Vielleicht 30 x 5 m. Dieser Bereich ist nur stellenweise blickdicht bewachsen, stark vermüllt und von Trampelpfaden durchwachsen. Er wird von Passanten und sicher auch den Obdachlosen offenbar regelmässig als Abort genutzt. Ich habe zumindest heute auf dem Hin - und dem Rückweg insgesamt 3 Personen dort ihre Notdurft verrichten sehen.
In dem oben verlinkten Zeitungsbeitrag sieht man in diesem zuletzt beschriebenen Bereich Personen mit weissen Overalls arbeiten. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass dort der Körper gefunden wurde. Wie er aber gerade dort 3 Tage und 2 Nächte gelegen haben soll, ohne dass das jemandem aufgefallen ist, das ist mir ein absolutes Rätsel. Auch wurde der Weg ja schon privat und durch die Polizei abgesucht. Dass dort offenbar niemand nachgesehen hat, ist eigentlich unglaublich. Insbesondere da der Spürhund in dem Bereich laut Zeitungsartikel vom Donnerstag (also vor Auffinden der Leiche) dann ja auch die Spur verlor. Ich bin wirklich absolut fassungslos, dass allem Anschein nach an einer ziemlich exponierten und auch frequentierten Stelle mitten in Berlin eine Leiche tagelang unentdeckt bleiben kann. Und die Suchaktion in dem Bereich kann man nur als bestenfalls oberflächlich bezeichnen.
Da man nicht davon ausgehen kann, dass der Körper auf dem Weg großartig transportiert wurde weil jederzeit jemand dort entlang gehen kann, muss man ja fast davon ausgehen, dass der Fundort auch der Tatort ist. Das ist ebenfalls ziemlich bemerkenswert, denn die Brücke mit den Obdachlosen ist nur ca. 30 m weit entfernt und pikanterweise befindet sich unter dem Bahndamm direkt an die Brücke angrenzend auch noch eine Polizeistation. Vielleicht 40 m vom vermuteten Tatort entfernt. Wenn dort jemand zugeschlagen hat, dann war der Täter entweder absolut abgebrüht oder so zugedröhnt, dass ihm das Entdeckungsrisiko vollkommen egal war. Denn mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit befanden sich im Umkreis von vielleicht 50 m um den Tatort eine ganze Reihe von Personen. Sollte die Frau geschrien haben, muss das dort eigentlich zwangsläufig jemand gehört haben. Selbst wenn gerade eine Bahn vorbeifuhr.