@frauZimt Danke für den Link aus der WAZ.
(...) Sie erzählt, dass sie selbst gesehen oder von Kollegen gehört habe, dass Peter Stadtmann gegen Hygienevorschriften bei der Herstellung der Chemotherapien verstoßen habe. So habe die Sicherheitsschleuse zum Reinlabor offen gestanden. Stadtmann habe diese Räume, die steril sein sollen, auch in normaler Straßen-. und nicht in der vorgeschriebenen Schutzkleidung betreten. Auch die Arbeitssicherheit sei nicht weiter beachtet worden. Aus ihrer früheren Arbeit in einem Krankenhaus wisse sie, dass man Handschuhe anziehen müsse, wenn man die Medikamente in der Hand halte. Darauf sei in der Alten Apotheke verzichtet worden. (...)
Wer übrigens sehen möchte, wie man sich einen Reinraum bzw. die Schutzanzüge vorstellen muss, findet sie ganz einfach unter der google-Suche mit "Reinraum Zytostatika" oder "Apotheken Zytostatikaherstellung", dann einfach auf "Bilder" klicken. Dort sieht man die sogenannten "Werkbänke", in die die Mitarbeiter quasi reingreifen müssen, da diese nur im unteren Teil der Bank eine Öffnung besitzen und ca. ein 3/4 per Scheibe abgetrennt ist.
Die Sterilkleidung, also Anzug, Überschuhe, Handschuhe, Kappe und Mundschutz, ist ebenfalls gut zu sehen.
Bei den in o.g. Artikel erwähnten "Schleusen" handelt es sich normalerweise um 2 Schleusen, wie ein Durchgang, (so kann man es sich ungefähr vorstellen) - die erste trennt den "schwarzen Bereich" (Straßenkleidung) vom "weißen Bereich" (Reinraumkleidung), von dort geht es dann weiter in den sterilen Bereich und zur höchsten Reinraumklasse.
Unter dem Suchbegriff "Schleusenbereich Reinraum" findet man zumindest 1 Bild, wo man die sog. "Überschwenkbänke" sieht. Diese trennen z.B. den schwarzen Bereich, wo auf der Bank sitzend Straßenschuhe ect. ppp. ausgezogen werden, man "überschwenkt" in den weißen Bereich - man sich also das erste Mal schon umzieht oder entkleidet, dann kommt i.d.R. die nächste Schleusentür und dort geht es dann unter mehrfacher Desinfektion der Hände ect. weiter, bis man vollständig bekleidet ist.
Das dauert auch eine Weile und so, wie sich der Artikel liest, ist der Angeklagte dort einfach durchmarschiert, Türen offen bzw. muß ja auch - wie in früheren Artikeln beschrieben - seinen Hund dort mit hineingenommen haben.
Ich frage mich, ganz ehrlich, wie er seine Abklatschtest bestanden hat, die er eigentlich regelmäßig und kontinuierlich hätte durchführen müssen? Oder wie er mit evtl. Partikelalarm umgegangen ist?
Eigentlich unglaublich.
Allerdings fand ich auch eins noch ganz interessant in dem Artikel:
Die 43-Jährige erzählt auch von einem Schweigegebot, das die Mutter des Angeklagten den Mitarbeitern auferlegt habe. Sie hatte nach der Festnahme von Peter Stadtmann die Apotheke wieder übernommen.
Nach der Durchsuchungsaktion der Staatsanwaltschaft habe die Chefin gesagt, die Mitarbeiter sollten bei Fragen angeben, sie wüssten nichts. Ein Anwalt der Nebenklage will wissen, ob die Apothekerin Strafen angekündigt habe, falls jemand doch etwas sage. Die Zeugin verneint das zunächst, legt dann aber nach: „Ich ging davon aus, dass direkt die fristlose Kündigung folgt, wenn jemand doch etwas erzählt.“
Was soll man sagen? Mir fehlen die Worte.
Heute Nachmittag habe ich in der Bild, als auch in der WAZ noch 2 Artikel gefunden... da hat es mir auch ein bißchen die Sprache verschlagen.
http://www.bild.de/news/inland/apotheker/prozess-pfusch-apotheker-54442060.bild.htmlBei der Razzia in der Alten Apotheke in Bottrop wurden später weitere 29 versandbereite Krebstherapie-Infusionen von der Kripo sichergestellt.
Auch diese wurden alle im Paul-Ehrlich-Institut untersucht und analysiert. Die Ergebnisse sind erschreckend, hier einige Beispiele: Anstatt der auf dem Etikett angegebenen 490 waren nur 24,6 mg Wirkstoff drin, statt 480 nur 41,8 mg, statt 730 nur 24 mg.
...
In sechs Infusionen waren laut Institut-Analyse sogar ganz andere Wirkstoffe als auf dem Rezept verordnet, vom falschen Medikament dann aber auch statt der angegebenen 370 nur 45,5 mg.
und
Zudem folgte ein Antrag der Nebenkläger, Staatsschutz-Ermittlungen einzuholen, weil Anfang der Woche Drohbriefe an Opfer/Nebenkläger und Zeugen verschickt wurden.
Darin stehe, man werde sie bis aufs Blut bekämpfen, körperlich geeignete Personen ständen bereit. Außerdem wolle man die Opfer-Demo vor der Apotheke angreifen, deshalb fand die gestrige bereits unter Polizeischutz statt. Ziel der Briefe sei offensichtlich, Zeugen einzuschüchtern – man müsse unbedingt feststellen, wer dahinter steckt.
Der letzte Absatz deckt sich mit einem Artikel aus der WAZ
https://www.waz.de/staedte/bottrop/briefeschreiber-droht-teilnehmern-von-krebs-demo-mit-gewalt-id213036941.htmlEin anonymer Briefeschreiber droht den Teilnehmern der vierten Krebs-Demonstration in Bottrop mit Gewalt „bis aufs Blut“. Die Teilnehmer der Kundgebung sollten sich vor Schlägern in Acht nehmen. Daraufhin wurden mehrere Anzeigen erstattet. Auch der Staatsschutz ermittelt bereits. Das meldet das Recherchezentrum Correctiv.
...weiter:
Der Briefeschreiber ist seit Ende Dezember aktiv: „Bei der nächsten stillen Demo aufgepasst“. „Bis aufs Blut“ würden die Interessen der Apothekenmitarbeiter und ihrer Familien „verteidigt“, es gebe genügend Leute mit „herausragenden körperlichen Eigenschaften“, zitiert Correctiv aus den Drohbriefen, die bei mehreren Betroffenen, Whistleblowern und Beteiligten der Demonstrationsplanungen teils wiederholt eingegangen sind.
Was soll man zu so etwas sagen? Solche Menschen haben weder Moral, noch Unrechtsbewusstsein; einfach nur charakterlos und schamlos.
Ich finde es ganz erschreckend, wenn ich ehrlich bin, wie hier offenbar versucht wird, Menschen mundtot zu machen, die berechtigterweise auf Mißstände aufmerksam machen oder, wie weiter oben durch die Zeugin berichtet, Mitarbeiter unterschwellig unter Druck gesetzt werden.
Nach meiner Ansicht sind diese Briefe von Unbekannt und dem durch die Zeugin ausgesagten Verhalten der Mutter des Angeklagten gegenüber den Mitarbeitern (sollte es sich als wahr herausstellen), ein Schuldeingeständnis. Ob diese beiden Vorkommnisse zusammenhängen, wissen wir nicht, klärt sich aber hoffentlich.
Diese Apotheke gehört, meines Erachtens, in ganz neue Hände, solange das Verfahren läuft und bis sich alle Umstände geklärt haben.
Ganz egal, daß dort erst einmal keine Zytostatika mehr hergestellt werden dürfen und auch, wenn es keine Sippenhaft gibt - für alle wäre dies, glaube ich, das Beste.