@frauZimt Ob Störung oder nicht, Behinderung oder nicht, da scheiden sich die Geister. Manche sind dafür, Asperger als nicht-krankhafte Abweichung von der Norm zu betrachten, wobei ich persönlich denke, dass man vom Einzelfall ausgehen muss und es daher schwierig ist, sicher zu definieren, ob es nun Krankheitswert hat oder nicht. Manche Betroffene sind extrem überempfindlich, was Sinnesreize betrifft, manche extrem menschenscheu, was natürlich im Alltag schon schwierig ist. Manche weichen dabei gar nicht mal so von der "Normalbevölkerung" (Aber was ist schon normal?) ab.
Bei mir ist es so, dass ich Körpersprache manchmal etwas schwer zu deuten finde und manchmal etwas verwirrt von den Gedankengängen anderer Menschen bin, aber über die Jahre lernt man auch das, man lebt ja nicht im luftleeren Raum. Nur, Bestimmtes lernt man wohl nicht so nebenbei wie (sage ich mal salopp) "Normale", sondern muss dazu sein Umfeld gut beobachten, und bewusst lernen, was nun was bedeutet. Da viele Asperger-Betroffene wenigstens eine normale Intelligenz haben, relativ viele sogar eine überdurchschnittliche bis hin zur Hochintelligenz, ist das gar nicht so schwierig. Aber gut, ich kann nur von mir selbst sprechen.
Pluspunkte gibt es auch, naja, manchmal jedenfalls. Ganz oft gibt es eine Fokussierung auf bestimmte Spezialinteressen; je nachdem, welche es sind, kann das beruflich ganz nützlich sein (technisches Spezialwissen vielleicht mehr, als wenn jemand die exakten Zugfahrpläne von 20 Städten auswendig kennt
;) , sowas gibt es auch). Ich persönlich mag Berührungen sehr wenig, Blickkontakt fühlt sich irgendwie komisch an (aber ich habe es mir angewöhnt, weiß ja, dass es erwünscht ist), bin bisschen empfindlich auf Lärm, mag keine Menschenmassen. Dafür habe ich ein sehr gutes Gedächtnis, lerne schnell und spreche 7 Sprachen ziemlich gut (und dazu noch einen Haufen rudimentär). Behinderung oder nicht - ich glaube, ich kann damit ganz gut leben
;)frauZimt schrieb:Ein bisschen kenne ich das Dorf, aus dem meine Mutter kommt. Auch aus den Erzählungen meiner Ur-Oma.
Wenn da früher ein Bewohner als "merkwürdig" angesehen wurde, weil der anders war, als die Anderen- wurde dem ganz schnell etwas angedichtet. Wurde irgendwo eingebrochen? Das war bestimmt DER...
Ja, genau das macht es manchmal schwieriger für Betroffene, als es eigentlich sein müsste. Ohne solche Vorurteile, mit gegenseitiger Toleranz und einem gewissen Wohlwollen (Ja, es kommt möglicherweise mal zu Missverständnissen, aber die kann man ja klären) wäre das Zusammenleben sicher angenehmer, entspannter. Aber leider tendieren manche Menschen ja dazu, alles, was irgendwie "fremd" ist, gleich als verdächtig und potentiell gefährlich zu betrachten. Egal, ob das nun bestimmte psychische Sachen sind, oder ob es um Homosexuelle (habe neulich eine Studie gelesen, wo 4% aller Teilnehmer keine homosexuellen Nachbarn haben wollen, und mich ernsthaft gefragt, was die das denn angeht), Ausländer, Menschen anderer Hautfarbe oder wen auch immer geht. Der "Fremde" wird oft verdächtigt.
Und allein schon diese Über-Interpretiererei. Manchmal mag jemand halt keine Berührungen, oder wippt "komisch" mit dem Fuß herum. Das muss nicht zwingend irgendetwas bedeuten, geschweige denn auf irgendeine Anormalität, psychische Macke oder Gefahr hinweisen. Manche Leute sind halt so. Und wenn es Asperger, ADHS oder was auch immer ist - ist dann halt so. Aber bedeutet darüber hinaus auch nicht zwangsläufig irgendwas.
Naja, ich glaube, das wird jetzt aber langsam ziemlich off-topic
:)