Sonnenschein81 schrieb:Irgendwie regt mich diese Scheinheiligkeit langsam auf. Da wurde von eben denselben Usern, die jetzt hier so vehement die Mutter von MH schonen wollen, proklamiert, dass man es doch in frühester Jugend schon hätte merken müssen, dass bei dem Kind was schief läuft. Es wurde die Scheidung angesprochen usw. usf. Und plötzlich werden aus Rücksichtnahme der nun angemeldeten Mutter User angegriffen, die es ansprechen, dass eben dieses Kind bestialisch 2 Menschen getötet hat,
Zudem hat Marcel's Mutter nun aber geschildert, dass er ein ganz normaler und humorvoller Junge war. Was macht ihr nun mit eurer Feld-, Wald- und Wiesenpsychologie?
Liest du eigentlich, was M.H.s Mutter schreibt? Glaubst du, dass er in therapeutischer Behandlung war, weil alles einfach nur total normal war, weil er null Probleme hatte? Wenn du auch nur im Ansatz ADHS u. a. psychische Störungen begriffen hast, solltest du wissen, dass die Probleme betroffener Kinder in der Regel vor allen Dingen in größeren Gruppen und stark strukturierten Aktivitäten hervor treten, also immer dann, wenn viele Reize auf den Menschen einströmen, und diese ausgeblendet werden müssen, um sich zu konzentrieren. Das Verhalten zuhause und in der Schule kann daher sehr stark abweichen. Viele der betroffenen Kinder mögen keine größeren Gruppen, weil es sie überfordert. In kleinen Gruppen kommen sie oft erstaunlich gut zurecht, vor allen Dingen auch, wenn sie noch kleiner sind. Marcels Mutter schilderte ja auch, dass er keine Lust auf Kellerpartys hatte, und stattdessen lieber lesen ging. Beim Lesen wirst du halt mit sehr wenig Reizen konfrontiert, im Gegensatz zu einer Party.
Und dann kommt auch dazu, dass seine Mutter ihn wohl sehr liebevoll angenommen hat und einen guten Drat zu ihm hatte, so lese ich es jedenfalls. Sie schreibt ja, dass er stundenlang mit ihr quatschen konnte. Als Mutter lässt du dich darauf ein, aber in der Schule stört es, wenn jemand seinen Redefluss nicht bremsen kann. Und Humor, ja viele Kinder mit ADHS haben einen sehr eigenen Humor, und kaspern viel. Das kann Zuhause sehr nett sein, in der Schule sieht das auch wieder anders aus.
Und dann die Erkrankungen in der Familie? Glaubst du, sowas belastet einen Heranwachsenden nicht? Glaubst du, das schürt keine Ängste? Und, dass er für seine Mutter da war, weil es ihr sehr schlecht ging - alles ein bisschen viel finde ich, für einen Menschen in der Pubertät, der mit sich selbst schon erstmal klarkommen muss.
Mal ganz abgesehen von dem Umzug... Viele Kinder mit ADHS kommen mit Veränderungen nur schwer klar - der Umzug muss eine ganz schöne Belastung für ihn gewesen sein. Damit war er wohl auch noch gar nicht durch. Aber ich denke, er wollte seiner Mutter auch nicht zusätzlich zur Last fallen, mit seinen Problemen und behielt vielleicht einiges für sich.
Und ich bitte dich, anderen Leuten nicht immer Unwissenheit zu unterstellen und sie in die Ecke Feld- Wald- und Wiesenpsychologen zu stellen. Hier schreiben mehrere sachkundige und lebenserfahrene User mit. Man muss zudem nicht für alles studiert haben, es gibt so viel Fachliteratur zu diesen Themen, dass sich jeder einen guten Grundstock an Wissen selber aneignen kann. Und wer mit betroffenen Familien zu tun hat, tut das sowieso. Dem bleibt gar nichts anderes übrig.