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Detaillierte DNA-Analyse sinnvoll für die Tätersuche?

361 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Genetik, Fahndung, Kriminologie ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Detaillierte DNA-Analyse sinnvoll für die Tätersuche?

24.11.2016 um 13:24
@Spurenwelpe
Das wird schon differenziert gesehen.
Aus deinem Link
But many of these techniques were developed by studying Europeans and might not work as well elsewhere in the world, said Kenneth Kidd, a professor of genetics at Yale.

He and other experts are skeptical that faces, which are very complex, can be determined from DNA. While inheritance clearly plays a big role – identical twins look alike, obviously, and people resemble their close relatives — some experts say not enough is known yet about the relationship between genes and facial features.
Gleich nach deinem Zitat steht auch die entsprechende Bewertung
The researchers said in their papers that their ancestry and gender analysis explained only about 23 percent of the variation in faces and that the genetic variants did not really add much detail. But the technique is in early development and they have since added many more genetic variants to try to improve the accuracy. Some of the images generated look similar to the actual face of the DNA donor, others less so.
Auch das Parabon nicht offenlegt worauf ihre Einschätzungen beruhen ist in meinen Augen suspekt, aber das nur am Rande. Die vermutete Grundlage, Shrivers Arbeit, kann man bei PLOS einsehen http://journals.plos.org/plosgenetics/article?id=10.1371/journal.pgen.1004224
Eine, zugegeben nicht repräsentative, Untersuchung zur Erkennbarkeit von DNA Porträts findest du hier http://www.nytimes.com/2015/02/24/science/dna-generated-faces.html
Die Ergebnisse waren jetzt nicht so beeindruckend.
Die Wissenschaft der Phänotypisierung kann sich und wird sich höchstwahrscheinlich noch weiterentwickeln, aber ethische Probleme müssen auch diskutiert werden können, ohne das manchen gleich Schnappatmung bekommen.


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Detaillierte DNA-Analyse sinnvoll für die Tätersuche?

24.11.2016 um 13:45
Natürlich spielt die Genetik auch beim Aussehen die absolut dominierende Rolle. Das muss man eigentlich gar nicht diskutieren, denn es ist Allgemeinwissen (auch wenn sich das vielleicht nicht jeder bewusst macht). Jeder kennt schließlich das fast identische Aussehen eineiiger Zwillinge. Die kleinen Unterschiede, die man bei denen erkennt, das ist der Einfluß von Faktoren, die über die reine DNA-Sequenz hinaus gehen. Der Rest ist der Einfluss der DNA! Obwohl besagte Zwillinge ja Erbanlagen von Vater und Mutter tragen und somit im Prinzip dadurch auch für bestimmte Merkmale Gene vorliegen, die diese Merkmale unterschiedlich beeinflussen, kommt zuverlässig immer das gleiche heraus. Und da das so ist, wird also bei der Ausprägung des Erscheinungsbildes nichts anderes als ein Programm abgespult, das immer wieder zum gleichen Resultat führt. Wer dieses Program und seine Bestandteile also einmal entschüsselt hat, der kann aufgrund des Quellcodes (also der DNA) demnach dann auch sehr sicher die Physiognomie einer Person vorhersagen. Nun kann man trefflich darüber streiten, wer bereits wie viel von diesem DNA-Programmcode verstanden hat. OK, das kann ich nachvollziehen. Aber dass das grundsätzlich möglich ist, sollte doch jedem klar sein. Meiner Meinung nach ist es nur eine Frage der Zeit bis so viele genetische und epigenetische Faktoren identifiziert und in die Analyse einbezogen werden, dass das Bild im wahrsten Sinne des Wortes immer schärfer wird. Und das sage ich angesichts der rasanten methodischen Fortschritte und des damit einhergehenden Erkenntnisgewinns in den letzten Jahren.

Natürlich muss man diskutieren und konkret festlegen, was unter welchen Umständen wofür genutzt werden darf und wie Missbrauch verhindert wird (wenn man diesen Fortschritt nutzen möchte). Damit sollte man aber umgehend anfangen, denn die Mädels und Jungs im Labor legen ein rasantes Tempo vor!

Der Titel des Threads behandelt diese ethischen Fragen jedoch nicht, denn er lautet: "Detaillierte DNA-Analyse sinnvoll für die Tätersuche?" Und ganz prinzipiell kann man diese Frage doch wohl nur mit Ja beantworten. Es mag aktuell für bestimmte Analysen nur eingeschränkt sinnvoll sein, weil die Vorhersagegenauigkeit noch nicht ausreicht. OK, das verstehe ich. Aber für Aspekte wie z.B. die Ableitung des Alters gibt es statistisch abgesicherte Verfahren, die im Rahmen von +/- 5 Jahren das Alter bestimmen lassen. Gibt es hier irgendjemanden, der für diese spezielle Analyse die Frage im Thread-Titel mit "NEIN" beantwortet?


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Detaillierte DNA-Analyse sinnvoll für die Tätersuche?

24.11.2016 um 13:56
@Kaietan

Hier!


zum Thema Altersermittlung aufgrund von DNA.
Klar wenn die Arbeit schon halb erledigt ist kann man sich diesen Teil schon sparen, also aufgrund von Laborproben die Zuverlässigkeit dieser Methoden ermitteln.
Dann betrifft der von mir geforderte Umfang eben eine Betrachtung inwiefern die Proben die dort zu rate gezogen wurden realen Tatortspuren entsprechen, ob die Qualität einen Einfluß auf die Zuverlässigkeit dieser Aussagen hat, welche mindestqualität erforderlich ist um die typische Trefferwahrscheinlichkeit zu erreichen.

Die noch in die "Anleitung" für die Ermittler packen, die Trefferwahrscheinlichkeit regelmäßig überwachen und gut ist.

Das Konzept der Grundlagenforschungen an Unis sollte doch auch heute noch üblich sein ;)

Wir reden ja von Dingen die mit recht kleinen Gruppen unter Laborbedingungen scheinbar funktionieren. Jeder weiß daß eine Umsetzung in den Alltag ins Feld eine ganz andere Kiste ist.


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Detaillierte DNA-Analyse sinnvoll für die Tätersuche?

24.11.2016 um 14:31
d.fense
Hier!
Also, das was du schreibst ist kein "Nein", sondern ein "Ja, wenn". Oder habe ich das missverstanden?
d.fense
Wir reden ja von Dingen die mit recht kleinen Gruppen unter Laborbedingungen scheinbar funktionieren. Jeder weiß daß eine Umsetzung in den Alltag ins Feld eine ganz andere Kiste ist.
Meiner Meinung nach reden wir von einem Verfahren, dass ganz offensichtlich bereits an vielen tausend Proben durchgeführt wurde, denn es sind Ergebnisse dafür beschrieben worden. Die Bestimmung von Methylierungsmustern ist zudem angewandte Praxis in der medizinischen Diagnostik. Es gibt also genügend Labs, die mit der Technik gut vertraut sind. Vielleicht wurde das missverstanden: Die Technik ist nicht neu, neu ist deren Anwendung auf bestimmte Loci für den Zweck der Altersbestimmung. Zur benötigten Qualität der Probe gibt es daher also schon mal ganz prinzipiell viele Kenntnisse. Genau so , wie es die für die Sequenzierung von DNA-Abschnitten gibt, auch wenn da mal ein ganz neuer hinzukommt. Hier geht es in erster Linie mal darum, wie viel DNA benötigt wird, um den Prozess durchzuführen. Das wurde bereits bestimmt und es gibt dazu eine konkrete Angabe in der Publikation, die ich gestern zitierte (200 ng). Hat man diese Menge sollte man nach meinem Verständnis des angegebenen Protokolls den Prozess durchführen können. Klar kann man das auch noch mit diversen, unterschiedlich lange gelagerten Proben ausprobieren. Letztendlich wurde aber auch so was schon gemacht: Ich erinnere mich an eine Publikation, in der Samples von Opfern aus dem zweiten Weltkrieg analysiert wurden. Und die waren auswertbar...


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24.11.2016 um 14:35
Die DNA ist der Bauplan und schon da ist man gezwungen mit Wahrscheinlichkeiten zu hantieren. Die Expression der Gene ist nicht sicher vorherzusagen und zu den äusserlichen Aspekten, Verletzungen, Narben, Unfälle, Operationen, BMI ect. lässt sich gar nichts sagen.
Nehmen wir die eineiigen Zwillinge.
Der Bauplan ist der gleiche, aber im Laufe des Lebens können ihnen die unterschiedlichsten Dinge zustossen. Der eine wird von seiner Frau betrogen, fängt an zu trinken BMI 40, verwahrlost, der andere ist Bänker, BMI 25, gepflegt erscheinung, gefärbte Haare.
Vom Bauplan ausgehend ergibt sich für beide das gleiche Phantombild.
Das kann wohl kaum auf beide passen.
Hier wurden jetzt nur ein paar Dinge beispielhaft aufgeführt, ein Mensch ist wesentlich komplexer und das, was seinen Phänotypus im Lauf der Jahrzehnte verändert auch.
Es besteht halt die Gefahr die Fahndung allzu sehr einzugrenzen und die Menschen für Dinge zu sensibilisieren, die keine unveränderlichen Merkmale darstellen.


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24.11.2016 um 14:42
@Heide_witzka
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Nehmen wir die eineiigen Zwillinge.
Der Bauplan ist der gleiche, aber im Laufe des Lebens können ihnen die unterschiedlichsten Dinge zustossen. Der eine wird von seiner Frau betrogen, fängt an zu trinken BMI 40, verwahrlost, der andere ist Bänker, BMI 25, gepflegt erscheinung, gefärbte Haare.
Das was Du da sagst, sind absolute Ausreißer innerhalb der Zwillingsforschung,
denn diese hat festgestellt, daß es sogar bei eineiigen Zwillingen, die in getrennten
Familien aufgewachsen sind, sehr viele Übereinstimmungen gibt. Z.B. bei:

Wahl des Berufes
Wahl der Frau/Partnerin
Vorlieben/Abneigungen gegen bestimmtes Essen, Farben, Hobbys, etc.

Und eine betrügerische Frau hat das vielleicht in ihren Genen. An den Genen
das Mannes kann das nicht herausgelesen werden.


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24.11.2016 um 14:49
@ Tünnes
Ausgehend von den eineiigen Zwillingen, die ich kenne, sind die Wahrscheinlichkeiten für große äusserliche Abweichungen aber wirklich überschaubar. Wenn du lange genug suchst, wirst du unter Umständen Beispiele finden, in denen ein Fettkloß und ein Magermodell Zwillinge sind. Aber da sollte es nun wirklich kein Problem sein, dieses Risiko zu beziffern und (aus meiner Sicht) als durchaus akzeptabel zu akzeptieren.
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Es besteht halt die Gefahr die Fahndung allzu sehr einzugrenzen und die Menschen für Dinge zu sensibilisieren, die keine unveränderlichen Merkmale darstellen.
Wenn du nach einem eineiigen Zwilling suchst, der vermisst ist und von dem du kein Photo hast, was wirst du da machen? Na, den würdest du doch auch mit einem aktuellen Photo seines Zwillingsgegenparts suchen. Logisch, denn die Wahrscheinlichkeit, dass dessen Physiognomie deutlich variiert ist minimal. Das lehrt uns schließlich die tagtägliche Erfahrung. Daher ist es komplett unlogisch anzunehmen, man könne ein hinreichend zuverlässiges Bild eines Menschen, das aus der DNA gewonnen abgeleitet wurde, ganz grundsätzlich nicht für eine Suche verwenden weil andere Faktoren so relevant wären, so wie du das machst.
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Die DNA ist der Bauplan und schon da ist man gezwungen mit Wahrscheinlichkeiten zu hantieren. Die Expression der Gene ist nicht sicher vorherzusagen
Und das ist schlichtweg falsch, denn sonst würden Zwillinge nicht gleich aussehen. Die DNA legt eindeutig fest, was mal draus wird.


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Detaillierte DNA-Analyse sinnvoll für die Tätersuche?

24.11.2016 um 15:04
@inci2
Die eineiigen Zwillinge sind hier nur gewählt um aufzuzeigen, dass selbst Menschen mit dem gleichen Bauplan im Laufe des Lebens unterschiedlichen Einflüssen ausgesetzt sein können.

Die möglichen Fehler setzen aber meines Erachtens noch viel früher ein und zwar im Mutterbauch. (Hier gehts natürlich nicht mehr um die eineiigen Zwillinge sondern um die Schwangerschaft im Allgemeinen)
Der Bauplan steht kurz nach der Verschmelzung der Keimzellen weitestgehend fest. Die Expression der angelegten Merkmale wird aber schon durch den Zustand der Mutter, Alkoholabusus, Drogenmissbrauch, Unterversorgung mit lebenswichtigen Vitaminen, Einnahme bzw. falsche Dosierung diverser Medikamente ect. bereits beeinflusst.
Die ganzen Umwelteinflüsse, Krankheite ect. der folgenden Jahrzehnte tun ihr Übriges.
Das alles (und noch mehr) kann die Phänotypisierung nicht erkennen.
Da sollte doch eigentlich einleuchtend sein, dass sich damit (noch) keine sinnvollen Phantombilder erstellen lassen.


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Detaillierte DNA-Analyse sinnvoll für die Tätersuche?

24.11.2016 um 15:08
Tünnes schrieb:
@inci2
Die eineiigen Zwillinge sind hier nur gewählt um aufzuzeigen, dass selbst Menschen mit dem gleichen Bauplan im Laufe des Lebens unterschiedlichen Einflüssen ausgesetzt sein können.
Die möglichen Fehler setzen aber meines Erachtens noch viel früher ein und zwar im Mutterbauch.
Der Bauplan steht kurz nach der Verschmelzung der Keimzellen weitestgehend fest. Die Expression der angelegten Merkmale wird aber schon durch den Zustand der Mutter, Alkoholabusus, Drogenmissbrauch, Unterversorgung mit lebenswichtigen Vitaminen, Einnahme bzw. falsche Dosierung diverser Medikamente ect. bereits beeinflusst.
Die ganzen Umwelteinflüsse, Krankheite ect. der folgenden Jahrzehnte tun ihr Übriges.
Theoretisch richtig. Praktisch sehen auch eineiige Zwillinge, die direkt nach der Geburt getrennt wurden, nach Jahren gleich aus. Ist auch zur genüge untersucht worden. Entscheidend ist also der Bauplan.


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Detaillierte DNA-Analyse sinnvoll für die Tätersuche?

24.11.2016 um 15:18
@Kaietan
Zitat von KaietanKaietan schrieb:Daher ist es komplett unlogisch anzunehmen, man könne ein hinreichend zuverlässiges Bild eines Menschen, das aus der DNA gewonnen abgeleitet wurde, ganz grundsätzlich nicht für eine Suche verwenden weil andere Faktoren so relevant wären, so wie du das machst.
Der Satz ist nichtssagend, da du das zu Belegende ja bereits in der Prämisse festschreibst
Zitat von KaietanKaietan schrieb:...man könne ein hinreichend zuverlässiges Bild eines Menschen, das aus der DNA gewonnen abgeleitet wurde...
Das gilt es ja gerade zu belegen.
Zitat von KaietanKaietan schrieb:Und das ist schlichtweg falsch, denn sonst würden Zwillinge nicht gleich aussehen. Die DNA legt eindeutig fest, was mal draus wird.
Das ist natürlich völlig unlogisch, da die Zwillinge ja auch den gleichen Bedingungen ausgesetzte sind.
Wenn die DNA festlegt was letztendlich entsteht, dann hat also in deinen Augen der Verlauf der Schwangerschaft z. B. durchgemachte Erkrankungen, Unterversorgung mit Vitaminen ect. keiner Auswirkungen auf das Kind?
Steile These. Ich bin sicher, die wenigsten werden dir da folgen wollen.


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Detaillierte DNA-Analyse sinnvoll für die Tätersuche?

24.11.2016 um 15:59
Tünnes schrieb:
Der Satz ist nichtssagend, da du das zu Belegende ja bereits in der Prämisse festschreibst
Nö!
kaietan schrieb:
...man könne ein hinreichend zuverlässiges Bild eines Menschen, das aus der DNA gewonnen abgeleitet wurde...
Tünnes schrieb:
Das gilt es ja gerade zu belegen.
Im Kontext wiederum: Nö! Du hast dich ganz allgemein über die Varianz der äusseren Erscheinung ausgelassen und darauf hab ich geantwortet:
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Der Bauplan ist der gleiche, aber im Laufe des Lebens können ihnen die unterschiedlichsten Dinge zustossen. Der eine wird von seiner Frau betrogen, fängt an zu trinken BMI 40, verwahrlost, der andere ist Bänker, BMI 25, gepflegt erscheinung, gefärbte Haare.
Vom Bauplan ausgehend ergibt sich für beide das gleiche Phantombild.
Das kann wohl kaum auf beide passen.
Hier wurden jetzt nur ein paar Dinge beispielhaft aufgeführt, ein Mensch ist wesentlich komplexer und das, was seinen Phänotypus im Lauf der Jahrzehnte verändert auch.
Es besteht halt die Gefahr die Fahndung allzu sehr einzugrenzen und die Menschen für Dinge zu sensibilisieren, die keine unveränderlichen Merkmale darstellen."
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Wenn die DNA festlegt was letztendlich entsteht, dann hat also in deinen Augen der Verlauf der Schwangerschaft z. B. durchgemachte Erkrankungen, Unterversorgung mit Vitaminen ect. keiner Auswirkungen auf das Kind?
Wir wollen also ein Verfahren nicht anwenden, weil wir Sorge haben, dass die gesuchten Täter von einer drogenabhängigen Mutter ausgetragen wurden und dabei eine Unterversorgung mit lebenswichtigen Vitamine erlitten und zudem durch die Einnahme bzw. falsche Dosierung diverser Medikamente verunstaltet wurden (deine Beispiele aus dem Beitrag von 15:04), wodurch sie dann anders aussehen als das Abbild, das man aus der DNA abgeleitet hat? OK, wenn das die Realitäten sind, denen man sich regelmässig stellen muss, dann hast du sicher recht. Allerdings ist dann vermutlich das Fahnden nach Tätern das geringste Problem, das unsere Gesellschaft hat.

Aber vielleicht verkenne ich auch das Ausmass des Problems. Offenbar scheint es ja schlimmer zu sein als ich vermute. Daher geb doch bitte Quellen an, die belegen, wie häufig es hierzulande zu deutlichen Änderungen des Erscheinungsbildes durch eine Unterversorgung mit Vitaminen im Mutterbauch kommt. Und wie häufig die Physiognomie von Kindern durch die Einnahme bzw. falsche Dosierung diverser Medikamente bei der Mutter und durch ihre Erkrankungen deutlich variiert wird. Würde mich auch mal interessieren, wie so was methodisch untersucht wird. Da steh ich gerade auf dem Schlauch.
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Das ist natürlich völlig unlogisch, da die Zwillinge ja auch den gleichen Bedingungen ausgesetzte sind.
Aha. Eineiige Zwillinge, die nach der Geburt getrennt wurden und später dann doch gleich aussehen waren nach der Trennung also jahrelang den gleichen Bedingungen ausgesetzt? Sehr interessant...


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Detaillierte DNA-Analyse sinnvoll für die Tätersuche?

24.11.2016 um 16:23
@Heide_witzka


Der Einfluß externer Faktoren auf den jeweiligen Phänotyp ist unterschiedlich. So beträgt der Einfluß externer (= prä- und postnataler nicht genetischer Einflüsse) Faktoren auf die Intelligenz zum Zeitpunkt des Erwachsenenalters ca. 80%.

Das ist verdammt viel. Für vergleichsweise wenig variable Phänotypen wie die Gesichtszüge wird es mindestens ebenso sein.

Dein prinzipiell zutreffender Verweis auf epigentische und nicht epigenetisch wirksame Umweltfaktoren entpuppt sich bei genauer Betrachtung mal wieder als Strohmann, da die hierdurch hervorgerufene Varianz in Bezug auf die Ausbildung des menschlichen Phänotyps außer in krassen Fällen (z.B. Contergangebrauch der Schwangeren, Anorexie) unter pragmatischen Gesichtspunkten gering ist.

Ein kleiner Exkurs: Einflüsse durch nichtgenetische Faktoren bestimmen die Merkmalsausprägung innerhalb eines genetisch determinierten Rahmens. Ein Überschreiten des Rahmens ist nicht möglich. Nach unten schon. Externe Faktoren führen deshalb fast immer zur "Verschlechterung" des Phänotyps, aber prinzipiell nicht zur Überschreitung des genetisch angelegten "Optimums". Deswegen klappt es derzeit zwar (z.B. in Berlin), aus fast jedem Schüler einen Einserabiturienten zu machen, aber leider nicht, allen Einserabiturienten (in Berlin) z.B. das Prinzip der elektrophilen aromatischen Zweitsubstitution verständlich zu machen. Das heißt, wir etikettieren um, ohne dass sich hierdurch das Produkt ändert.

Die Natur ist halt biologistisch und vor allem eins: u n g e r e c h t

Zurück zum Kernthema:

Die Aussage
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:The researchers said in their papers that their ancestry and gender analysis explained only about 23 percent of the variation in faces and that the genetic variants did not really add much detail. But the technique is in early development and they have since added many more genetic variants to try to improve the accuracy. Some of the images generated look similar to the actual face of the DNA donor, others less so.
suggeriert nicht, dass 77% der Physiognomie des Gesichts nicht genetisch bedingt sind, wie Du scheinbar annimmst.

Sei mir nicht böse, aber Du hast die Methodik nicht verstanden. Das war mir schon klar, als Du die Testung der 24 Variablen, die zusätzlich zur der genomischen Herkunftsanalyse sowie der Geschlechtsbestimmung verwendet wurden, einfach "vergessen" hast.

Alles, was man an genetischer Analyse zusätzlich zur genomischen Herkunfts- und Geschlechtsbestimmung durchführt (im vorliegenden Fall die Analyse besagter 24 Genvarianten), kommt zu den 23% dazu.

Die Bestimmung der 24 genetischen Varianten im vorliegenden Fall, führt also zur deutlichen Individualisierung des projezierten Gesichts. Die "Detailauflösung" (Weichteile der Eangen, Kinn, Faltenbildung etc.) ist hierbei aber begrenzt, da sie nennenswert von äußeren Faktoren (Gewicht, Sonneneinstrahlung, Verletzungen etc.) beeinflusst werden. Das macht aber nichts, da die Grundzüge des Gesichts zutreffen.

Das Problem derzeit ist, dass noch lange nicht alle, oder auch nur der größte Teil der Gene, die für die Ausgestaltung der Physiognomie zuständig sind, bekannt sind. Das wird sich nach und nach ändern.

Es geht auch nicht darum, per DNA-Forensik ein Gesichtsbild eines Verdächtigen in Photoqualität der Realzeit zu bekommen, auf dem Boden dessen jemand verurteilt wird. Aber schon jetzt sind die DNA generierten Bilder zuverlässiger (denn sie zeigen bei geeignetem Probenmaterial sicher den Täter) und auch ähnlicher als die oft nur sehr approximativen Phantombilder auf der Basis von Zeugenaussagen (die ich für noch erratischer als Schnüffelhunduntersuchungen halte, sorry, der musste sein).

Aber wir wissen es alle: Gene sind rassistisch ...alle Menschen sind allzeit zu rassistischem Furor zu veranlassen (jedenfalls weiße heterosexuelle Männer ;-) )und deswegen ist alles, was mit Genen und Gruppenidentifizierung, -differenzierung zu tun hat Teufelskram.

Ich wage zu behaupten, dass es in Deutschland nur noch zwei, drei spektakuläre Fälle braucht, um die unsinnigen rechtlichen Grenzen der forensischen Molekulargenetik zu korrigieren. Und das ist sehr gut so.


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24.11.2016 um 16:32
Soweit ich weiss verändert sich die DNA im Laufe des Lebens nicht. Ein 16-jähriger hat als 60-jähriger immer noch die gleiche DNA, sein Aussehen dürfte sich aber drastisch verändert haben. Welches Alter soll denn das Phantombild bekommen wenn über das Alter des Gesuchten nichts bekannt ist?


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Detaillierte DNA-Analyse sinnvoll für die Tätersuche?

24.11.2016 um 16:43
HerculePoirot schrieb:
Soweit ich weiss verändert sich die DNA im Laufe des Lebens nicht. Ein 16-jähriger hat als 60-jähriger immer noch die gleiche DNA, sein Aussehen dürfte sich aber drastisch verändert haben. Welches Alter soll denn das Phantombild bekommen wenn über das Alter des Gesuchten nichts bekannt ist?
Na das Alter, das man aus der DNA mit einer Genauigkeit von +/- 5 Jahren ableiten kann. Sollte hinlänglich ausreichen.

Ich gönn mir hier mal eine Pause. Mir scheint, das Thema wird nicht wirklich inhaltlich diskutiert sondern es werden (aus ideologischen Gründen?) immer wieder beliebig abstruse Beispiele herangezogen, warum eine analytische Methode evtl. mal nicht klappen sollte. Und wenn doch am Thema diskutiert wird, dann kommen die unterschiedlichen Kenntnislevel vermutlich leider nicht auf das Niveau, das einen sinnvollen Austausch ermöglicht (damit bist nicht du gemeint, @HerculePoirot). Inhalte nicht anschaulich genug vermitteln zu können, ist ja eine Schwäche, die man Wissenschaftler wohl durchaus zurecht anlastet. Vermutlich müssen irgendwann mal einfach die Fakten bei der konkreten Fallaufklärung überzeugen. Schauen wir also aufs Ausland und warten...


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24.11.2016 um 16:46
@HerculePoirot
Zitat von HerculePoirotHerculePoirot schrieb:Soweit ich weiss verändert sich die DNA im Laufe des Lebens nicht. Ein 16-jähriger hat als 60-jähriger immer noch die gleiche DNA, sein Aussehen dürfte sich aber drastisch verändert haben. Welches Alter soll denn das Phantombild bekommen wenn über das Alter des Gesuchten nichts bekannt ist?
Die Alterungsvorgänge werden per PC eingepreist. Die Alterungsvorgänge des Gesichts (Knochenveränderungen, Weichteilveränderungen) lassen sich mit entsprechenden Programmen verblüffend genau projizieren.

Die Anwendungen sieht man ja heute schon, wenn z.B. nach Kindern gefahndet wird, die vor zwanzig Jahren verschwunden sind und man benutzt ein entsprechend bearbeitetes Photo um zu zeigen, wie der/die Gesuchte heute aussehen würde..


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Detaillierte DNA-Analyse sinnvoll für die Tätersuche?

24.11.2016 um 16:55
Mit einem neu entwickelten Testverfahren kann zukünftig schon aus einem Blutsflecken am Tatort zumindest das Alter des Opfers oder Täters geklärt werden. Manfred Kayser und sein Forscherteam von der Erasmus Universität in Rotterdam berichten aus den Ergebnissen ihrer Studie. Danach verraten bestimmte Elemente der DNA von Blutzellen auf neun Jahre genau, wie alt der Spurenverursacher war.

https://www.bdk.de/lv/hessen/aktuelles/Hessen-Extra_12_2010.pdf
Zur Altersbestimmung wird also Blut benötigt. Was ist aber wenn die DNA aus einer Spermaprobe stammt?


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24.11.2016 um 17:03
@HerculePoirot


Die DNA verändert sich mit dem Alter und das kann man nachweisen. Für die Altersbestimmung braucht man nur DNA. Woher die kommt....Blut, Sperma, Hautzellen...ist völlig egal.
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Text
http://www.spektrum.de/news/epigenetische-uhr-verraet-unser-alter-auf-wenige-monate-genau-spektrum-de/1285389


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Detaillierte DNA-Analyse sinnvoll für die Tätersuche?

05.12.2016 um 19:24
108 junge Männer im Alter zwischen 20 und 30 Jahren werden in diesen Tagen aufgefordert, eine Speichelprobe bei der Polizei abzugeben. Diese hofft, durch die DNA-Tests eine schwere Sexualstraftat aufzuklären, die sich Ende September in Egmating ereignet hat.
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/polizei-nach-sexuellem-missbrauch-mehr-als-ebersberger-sollen-speichelprobe-abgeben-1.3276972
vom 2.12.2016

Hier mal ein aktueller Fall bei dem ein (klassischer) DNA Test völlig ausreichend ist. Die Gemeinde Egmating hat ca. 2300 Einwohner, davon erfüllen 108 Männer die Auswahlkriterien und die Trefferwahrscheinlichkeit liegt extrem hoch. Falls es wider Erwarten keine Treffer gibt wird vermutlich die Altersbegrenzung reduziert.


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06.12.2016 um 07:02
@HerculePoirot
Gibt es eigentlich irgendwo Statistiken, wie oft ein solcher Massentest zur Ergreifung des Täters geführt hat? Bisher kann ich mich nur an Tests erinnern, die erfolglos waren.


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Detaillierte DNA-Analyse sinnvoll für die Tätersuche?

06.12.2016 um 07:20
@HerculePoirot schrieb:
Hier mal ein aktueller Fall bei dem ein (klassischer) DNA Test völlig ausreichend ist.
Wie kannst du denn wissen, dass dieser Test in diesem aktuellen Fall völlig ausreichend ist? Es liegen doch noch gar keine Ergebnisse vor. Findet man den Täter so nicht, dann war er nämlich offensichtlich nicht ausreichend. Was, wie der Vorschreiber anmerkt, auf die große Mehrheit der bisher durchgeführten "klassischen" Massengentests zutrifft.


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