FritzPhantom schrieb:Es würde mich aber wundern, wenn der Täter in Gabrielles Fall ganz unauffällig weitergelebt hätte.
Man sollte berücksichtigen, dass die Möglichkeiten von Eltern, mit einer solchen Tat des eigenen Kindes (unabhängig vom Alter des Kindes) praktisch umzugehen, sehr stark von den finanziellen und sonstigen Möglichkeiten dieser Eltern abhängen.
Geht man davon aus, dass die Eltern des Täters von der Tat wussten, und es sich um Mitglieder wohlsituierter Kreise gehandelt hätte, dann hätte es die Möglichkeit gegeben, das Kind oder den Jugendlichen aus der Schusslinie zu nehmen, indem man es an Verwandte in einer anderen Stadt gibt, es in ein Internat schickt oder, wenn der eigene Nachwuchs beispielsweise schon studierte, ihm ein oder mehrere Auslandssemester zu ermöglichen - jeweils mit der strikten Weisung, keinesfalls mit jemandem über die Tat zu sprechen.
Ein solches Verhalten wäre zwar schon angesichts des unfassbaren Leids der Eltern von Gabriele moralisch höchst verwerflich gewesen, hätte aber, je nach gesellschaftlicher Stellung der Eltern, wohl dem Zweck gedient, den Erhalt des eigenen Rufs und das eigene Weiterleben, eventuell auch die Rettung eines ggf. vorhandenen Unternehmens, einer Praxis o.ä., sicher zu stellen.
Das ist zwar Spekulation, aber je nach gesellschaftlichem und/oder finanziellem Status der Familie des Täters würde es erklären, warum man einem Täter in der Folge nicht auf die Spur kommen konnte, trotz dessen mutmaßlich jugendlichen Alters. Ich persönlich halte deshalb das oben umrissene Szenario für nicht unwahrscheinlich.
Der Zeitpunkt der erneuten Fahndung legt nahe, dass die Eltern des Täters heute vielleicht nicht mehr leben und etwaige Mitwisser von damals, seinerzeit womöglich von der Familie des Täters wirtschaftlich abhängig, heute nicht mehr schweigen müssten.
Besonders bitter daran wäre, dass den Eltern von Gabriele die Möglichkeit genommen wurde, zu Lebzeiten Klarheit zu erlangen.