Mordanklage nach 41 Jahren

@Egi
Die Akte von Mario ist noch vollständig erhalten:
http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/ein-mordprozess-nach-mehr-als-40-jahren-14202960.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2

Irgendwo habe ich gelesen, dass sich auch einige Zeugen noch erstaunlich genau erinnern, finde aber gerade die Quelle nicht.

@Tajna

Tajna schrieb:Wenn die Kinderzimmertür anfangs offenstand, könnte das CO auch dort hinein gekommen sein und die Blutkonzentration noch weiter angestiegen sein, nachdem sich der Junge ins Bett gelegt hatte.

Dazu passt dann aber folgende Aussage nicht.

E_M schrieb:[...]Auffällig an diesem Gutachten war, dass das Blut des verstorbenen Kindes einen Kohlenmonoxidgehalt von 73 Prozent aufwies. "Es stellte sich die Frage, wie in das Kinderzimmer, in dem die Leiche des Jungen gefunden wurde, eine derart hohe Konzentration an Kohlenmonoxid gelangen konnte", sagt Franko O. Recherchen der Mordkommission hätten ergeben, dass ein Mensch schon bei einem Kohlenmonoxidgehalt von 30 bis 35 Prozent ohnmächtig wird. Und dass er sich, um derart viel Kohlenmonoxid einzuatmen, mit seinem Gesicht ganz nahe an der Gasquelle befinden muss.[...]

@obskur

Das hab ich kurz vorher widerlegt.
Juristen und Kriminalbeamte sind halt keine Rechtsmediziner.

Tajna schrieb:Das hab ich kurz vorher widerlegt.
Juristen und Kriminalbeamte sind halt keine Rechtsmediziner.

Du genauso wenig.
Denen jetzt zu unterstellen, dass sie keine Ahnung haben, finde ich ganz schön dreist.

@E_M

Das ist nicht dreist.
Immerhin habe ich eine relativ neue Doktorarbeit aus der Rechtsmedizin verlinkt.

Was wirklich dreist ist, sind die falschen Angaben der Staatsanwaltschaft.

@Tajna
Was dich nicht zum Experten macht :-)

Falls jemand mal von einer solchen Wohnung einen Eindruck gewinnen möchte. Ich denke, sie ist vom Grundriß her wie eine dieser beiden beschaffen:
http://www.wohnbauten-schwedt.de/angebote/zentrum/165.4.10037.pdf (Archiv-Version vom 29.04.2016)
http://www.wohnbauten-schwedt.de/angebote/zentrum/163.1.10007.pdf (Archiv-Version vom 08.05.2016)
Also entweder das Kinderzimmer neben dem Bad am Ende des Flures oder das Kinderzimmer gegenüber der Küche. Ich persönlich vermute die erst Variante, weil dann das Schlafzimmer der Mutter durch das Wohnzimmer hindurch zu betreten war und weit weg von KiZi und Küche war. Somit wäre ein ungesehenes Verbringen von Kind in Küche und wiede zurück in Kinderzimmer gut möglich. Die Küche verfügt über ein Fenster.
Soweit ich in Erfahrung bringen konnte, war ein Durchlauferhitzer in Küche (oft) oder Bad (selten) angebracht. Dazu gab es einen ganz normalen Gasherd, der mit Stadtgas (!) betrieben wurde.
Da ich die genaue Adresse nicht kenne, ist der Wohnungsgrundriß nur eine Vermutung. Allerdings sieht man auf dem Foto zumindest genau, daß Bad und Küche sich ein Doppelfenster (bzw. Dreifachfenster) teilen. Weil hier die Frage aufkam, WBS70 hatte ein innen gesetztes Bad ohne Fenster. Es handelt sich wahrscheinlich um Typ IW64 wie hier http://www.immobilienscout24.de/expose/83921654

Was für mich immer noch nicht klar ist, ist der tatsächliche her Gang zum Unglück.

@StreuGut
Ernst-Thälmann-Str.180 (heute Berliner Strasse)

@schluesselbund

So stellt sich das die Staatsanwaltschaft vor:

Der von Staatsanwältin Anette Bargenda vorgetragene Anklagesatz ist kurz. Er legt folgenden Tatverlauf zugrunde: Erna F. schleppt den Jungen am Abend des 4. November 1974 aus dem Kinderzimmer in die Küche und setzt ihn dort vor den Gasherd. Entweder habe er tief geschlafen oder die Angeklagte habe ihn mit Schlaftabletten betäubt, vermuten die Ermittler.

Anschließend wartet Erna F. ab, bis sie der Meinung ist, dass der Junge eine tödliche Menge an Kohlenmonoxid eingeatmet hat. Hernach trägt sie das besinnungslose Kind ins Kinderzimmer zurück und alarmiert um 5.50 Uhr die Rettungsstelle.

Quelle:
http://www.morgenpost.de/brandenburg/article207478691/Ein-heimtueckischer-Mord-Mutter-soll-Sohn-vergiftet-haben.html

@Nussknacker13

Nussknacker13 schrieb:Was dich nicht zum Experten macht :-)

Ganz richtig: Ich bin kein Experte und ich weiß das und verhalte mich dem entsprechend.

Wenn ich zu solchen Fragen eine Aussage treffe, dann nur, wenn ich dazu auf die Meinung von Experten zurückgreifen kann.
(In diesem Fall hatte ich allerdings auch noch eine eigene Erfahrung.)

Dies steht im krassen Gegensatz zu dem hier vorliegenden Verhalten der Staatsanwältin, die ebenfalls keine Expertin ist, aber nicht davor zurückschreckt, falsche Informationen zu verbreiten um die Anklage zu stützen.

@Tajna


Schön, du hast eine Doktorarbeit verlinkt. Was aber nichts über die Richtigkeit / Qualität dieser Doktorarbeit sagt.
Woher weißt du, dass der Urheber ein Experte ist? Und wieso verbreitet die Staatsanwaltschaft falsche Informationen?
(Vorsicht mit solchen Unterstellungen)

@E_M
Da hat aber die Staatsanwältin eine simple Vorstellung. Weiter, müsste da die Mutter nicht auch Gas abbekommen haben.

Etwas dünn:

Entweder habe er tief geschlafen oder die Angeklagte habe ihn mit Schlaftabletten betäubt, vermuten die Ermittler.

Also die CO-Konzentration im Blut wurde bei der Obduktion festgestellt, aber über Barbiturate (Schlafmittel) gibt es keinerlei Erkenntnisse? Das würde entweder die Qualität der Obduktionsergebnisse in Frage stellen oder dafür sprechen, dass tatsächlich keine Schlafmittel im Blut waren. Aber ein schlafendes Kind ohne Betäubungsmittel vor den Gasherd zu setzen dürfte wiederum schwer bis unmöglich sein.

@schluesselbund

Die Staatsanwaltschaft wird Hinweise haben, die darauf schliessen lassen, sonst würde nicht 41 Jahre nach der Tat ein derartiges Verfahren eröffnet. Wenn sie nun das schlafende Kind dort abgelegt hat und es nach einer Weile wieder geholt hat, dann muss sie nicht viel Gas abbekommen haben.

Im Übrigen wissen wir doch gar nicht, was alles in den Berichten steht...

Vielen Dank @Nussknacker13

https://wobag-schwedt.de/assets/files/Flyer-Zentrum.pdf
Dann scheint die WOBAG Schwedt zuständig zu sein. Dort sieht man verschiedene Grundrisse. Überall hat die Küche ein Fenster. Optisch von außen muß es ein Küche-Bad-Doppelfenster sein. Kommen also nur 4 Varianten infrage.

Ich frage mich, ob das richtig ist, daß im November (bei ca. 0-6°C) bei offenem Fenster geschlafen wurde.

@E_M
Man geht in die Küche hinein, steigt über das bewußtlose Kind und öffnet das Fenster. Wieder hinaus, Tür zu, warten. Dann hinein, Fenster zu, Kind herausholen und ins Bett legen.
Die StA weiß schon, was sie tut, darüber brauchen wir nicht zu spekulieren, oder?

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen einer anonymen Anzeige aus dem Jahr 2009. Da muss man sich allerdings fragen, warum der Anzeigende erst 2009 aktiv wurde, und noch dazu anonym? Könnte doch auch finanzielle Hintergründe haben, z.B. eine Erbschaft.

@E_M

Kinder in vergleichbarem Alter, die ich kenne, würden sich nicht vor einem Herd mit ausströmendem Gas ablegen lassen. Die wissen, wie gefährlich das ist und drehen den Hahn wieder zu, verlassen das Zimmer oder würden laut um Hilfe rufen. Ein Siebenjähriger ist kein Baby.

@E_M

Sie hätte das schlafende Kind auch noch mit dem Kopf in den Backofen legen müssen.

Weil Kohlenmonoxid nach oben steigt, hätte es sonst länger gedauert, bis ein am Boden liegendes Kind vergiftet gewesen wäre.

Man darf nicht vergessen, dass die ganze Zeit auch noch die Gefahr bestand, dass das Haus in die Luft fliegt.

@Egi
Vielleicht jahrelang gebrodelt und jetzt ging es nicht mehr?

Kinder in vergleichbarem Alter, die ich kenne, würden sich nicht vor einen Herd mit ausströmendem Gas ablegen lassen. Die wissen, wie gefährlich das ist und drehen den Hahn wieder zu, verlassen das Zimmer oder würden laut um Hilfe rufen. Ein Siebenjähriger ist kein Baby.

Schlafende Kinder oder Kinder mit Schlaftabletten schon...

Tajna schrieb:Sie hätte das schlafende Kind auch noch mit dem Kopf in den Backofen legen müssen.

merkste was? Mit dem Kopf im Ofen, oder eben ganz in der Nähe muss er gelegen haben.

E_M schrieb:[...]Auffällig an diesem Gutachten war, dass das Blut des verstorbenen Kindes einen Kohlenmonoxidgehalt von 73 Prozent aufwies. "Es stellte sich die Frage, wie in das Kinderzimmer, in dem die Leiche des Jungen gefunden wurde, eine derart hohe Konzentration an Kohlenmonoxid gelangen konnte", sagt Franko O. Recherchen der Mordkommission hätten ergeben, dass ein Mensch schon bei einem Kohlenmonoxidgehalt von 30 bis 35 Prozent ohnmächtig wird. Und dass er sich, um derart viel Kohlenmonoxid einzuatmen, mit seinem Gesicht ganz nahe an der Gasquelle befinden muss.[...]