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Mordanklage nach 41 Jahren

725 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord Sohn ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
E_M Diskussionsleiter
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Mordanklage nach 41 Jahren

08.04.2016 um 10:57
Kindermord in Schwedt?
Mord vor 41 Jahren: Jetzt kommt die Mutter vor Gericht
Ein Todesfall aus dem Jahr 1974 beschäftigt nun die Brandenburger Justiz. Ende des Monats muss sich eine Frau wegen des Verdachts auf Kindermord vor Gericht verantworten.

Ein kleiner Junge stirbt vor 41 Jahren in der Wohnung der Eltern. In Schwedt. Damals lag diese Stadt in der DDR. Ein tragischer Fall. Der kleine Mario ist nur acht Jahre alt geworden. Seine Mutter Erna F. (heute 74) sagte dem Arzt am Morgen des 5. November 1974, sie haben ihren Jungen tot im Bett gefunden. Es wird ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet.

Der kleine Leichnam wird obduziert. Es wird „Kohlenmonoxid“ in seinen Atemwegen gefunden. „Ein Unfall“, sagt die Mutter der Polizei. Die Akten zu dem Verfahren werden geschlossen. Und nie wieder geöffnet. Sie verschwinden im Wende-Wirrwarr komplett. Was übrig bleibt, ist ein Obduktionsbericht.
Staatsanwaltschaft: Es war Mord!

Die Mutter selbst ist 1987 aus der DDR ausgereist. Mit ihrer Tochter Martina. In Richtung Niedersachsen. Sie lebte bis vor kurzem in Hannover, zog dann nach Göttingen.

Doch der Obduktionsbericht wird jetzt, 42 Jahre später, wieder eine Rolle spielen. Denn nun ist der Bericht Teil einer Ermittlungsakte der Staatsanwaltschaft Frankfurt Oder – und die ist seit Oktober 2014 sicher: Die Mutter hat ihren Sohn damals „heimtückisch“ ermordet.

Kein Unfall. Mord! Sie soll ihren schlafenden Sohn in die Küche auf den Boden gelegt und den Gashahn vom Ofen aufgedreht haben. Dann habe sie den Jungen wieder in sein Bett gelegt. Tot.

Ab dem 27. April wird sich Erna F. vor dem Landgericht Neuruppin für den Mord an ihrem Sohn verantworten müssen.
Unbekannter brachte Ermittlungen ins Rollen

Wie es dazu kam? Die entscheidende Wende kam knapp 12.700 Tage nach dem Tod von Mario F.: Am 5. August 2009 meldete sich eine unbekannte Person bei der Staatsanwaltschaft Hannover und gab den Namen von Erna F. und ihrem toten Sohn an. Die Person, die bis heute nicht festgestellt werden konnte, sagte: „Die Mutter hat ihren Sohn damals mit Gas umgebracht.“

Die Ermittler aus Niedersachsen fragten bei den Kollegen in Frankfurt (Oder). Die begannen dann, den Fall noch einmal anzuschauen. Die Ermittlungen waren schwierig. Die Mutter bestreitet den Mordvorwurf bis heute: „Das war ein Unfall!“

Doch die Ermittler haben mit Zeugen gesprochen, auch den Vater des Jungen aufgespürt. Adolf F. (75). Er wird auch als Zeuge im Prozess gegen Erna F. aussagen. Das Motiv der Mutter damals? In der Anklage heißt es: „Die Mutter war mit der Erziehung des Sohnes überfordert.“ Offenbar hatte sie zu der Zeit finanzielle und private Probleme, heißt es weiter.

Eigentlich hätte Erna F. für dieses Verbrechen nicht mehr vor Gericht gestellt werden können. Denn in der DDR verjährte Mord nach 25 Jahren. Dies wäre also 1999 der Fall gewesen.

Doch nach der Wiedervereinigung wurde festgelegt, dass auch Mord in der DDR nicht verjähren kann.
http://www.bz-berlin.de/berlin/umland/mord-vor-41-jahren-jetzt-kommt-die-mutter-vor-gericht


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E_M Diskussionsleiter
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Mordanklage nach 41 Jahren

08.04.2016 um 10:59
Interessant, dass hier tatsächlich der Fall neu aufgerollt wird. Mord verjährt nicht.
Dennoch müssen da doch damals die Behörden geschlampt haben? Wie soll denn da ein "Unfall" statt gefunden haben im Kinderzimmer? Da hat sie sich ja sehr leicht heraus reden können...


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Mordanklage nach 41 Jahren

08.04.2016 um 11:39
Unfall kann dadurch statt gefunden haben, wenn man die damals in der DDR noch sehr häufig anzutreffenden Braunkohle Öfen falsch betrieben hat.
Dann könnte im Zimmer eine lebensgefährliche Kohlenmonoxyd Konzentration entstanden sein.
So etwas könnte auch passieren, wenn der Schornstein nicht richtig abzog bei Gasthermen oder eben Kohleöfen.
Aber in diesem Fall hatten die Ermittler wohl schon damals einen Mordverdacht, der aber wohl nicht bewiesen werden konnte.
In den Wirren der Wende in der DDR wurde das dann wohl nicht weiter verfolgt, auch weil die Beschuldigte bereits 1987 aus der DDR "ausreiste"


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E_M Diskussionsleiter
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Mordanklage nach 41 Jahren

08.04.2016 um 11:42
@Nightrider64
schau dir mal das Haus an, das ist ein Neubaublock. In diesen gab es Zentralheizung, da wurde nicht mehr mit Kohlen geheizt. Darum wundere ich mich über den "Unfall".

img 0630 1459533237 1920x1080Original anzeigen (0,4 MB)


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Mordanklage nach 41 Jahren

08.04.2016 um 11:50
Ich bin mir nicht sicher, ob es in Schwedt vor der Wende Fernwärme gab.

http://www.stadtwerke-schwedt.de/netze/fernwaerme/

"Die Fernwärmeversorgung wurde mit der Gründung der Stadtwerke Schwedt GmbH im Jahr 1991 aufgenommen. " ..... "Daneben besteht ein Nahwärmesystem, welches 2015 saniert wird."

Es gab in der DDR auch Häuser mit Zentralheizung und gleichzeitiger Warmwasserversorgung durch Durchlauferhitzer (Stadtgas) und Gasherden in den Wohnungen.

Es gab auch "Neubauten" mit Kohleheizung.

Ganz abwegig finde ich daher "Unfall" nicht. Uns liegen trotzdem einfach zu wenig Informationen vor.


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Mordanklage nach 41 Jahren

08.04.2016 um 11:52
das sieht so aus.
Aber in der DDR weis man das nie, wie da nun geheizt wurde.

Da gab es auch so komische Gas- Zimmer Heizungen, deren Abzug direkt in die Aussenwand ging . Die wurden gleich nach der Wende verboten.
Dieses Haus sieht eher so aus als wäre es 1974 eher mit Fernwärme oder zentraler Kohlebeheizung beheizt worden.

Ich denke schon das da was dran ist an dem Vorwurf. Ohne Beweise wäre der Fall wohl nicht mehr aufgenommen worden.
Mal sehen, was beim Prozess heraus kommt.


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E_M Diskussionsleiter
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Mordanklage nach 41 Jahren

08.04.2016 um 11:55
Ich komme aus der ehemaligen DDR und da hatten wir auch vor der Wende Zentralheizung aber eben nur in den PLattenbauten. Ich habe auch noch nie einen Plattenbau mit Kohleöfen gesehen, ich denke in diesen "Neubauten" gab es nur Zentralheizungen.


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08.04.2016 um 12:05
Der Mord oder Unfall geschah 1974... auf dem Foto ist welcher WBS- Bautyp? WBS 70? Ich halte das für ein Beispielbild.

"Ab 2. April 1973 begann die Montage des ersten Wohnhauses der WBS 70.1973 wurde der erste WBS-70-Block in Neubrandenburg bezugsfertig."

Quelle:
Wikipedia: WBS 70

Vorher gab es andere Neubauten, wie z.B. auf der Striesener Straße in Dresden.


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Mordanklage nach 41 Jahren

08.04.2016 um 12:07
Die Diskussion um die Heizung ist hier wohl etwas müssig, denn es wird ja im ET davon gesprochen, dass der Mutter vorgeworfen wird, das Kind in der Küche vor den Ofen gelegt zu haben um ihn zu vergiften (man spricht bei CO von Vergiftung).

Das bedeutet: die Ermittler gehen vom Gasherd aus. Da sie das Kind in die Küche gelegt hat, kann man davon ausgehen, dass im Kinderzimmer eine moderne Heizung und kein Ofen war.

Gasherd, oder auch Gasofen genannt, gab und gibt es aber auch in modernen Wohnungen in der Küche. Und in der DDR gab es bis in die 90er Jahre Stadtgas, das im Gegensatz zum heute üblichen Erdgas einen hohen CO Anteil hat und daher giftig ist (meist um 10% oder gar mehr).

Wikipedia: Stadtgas


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Mordanklage nach 41 Jahren

08.04.2016 um 12:09
Da war wohl dann die DDR fortschrittlicher als der Westen. Meine Oma lebte Anfang der 70er in Waldkraiburg, Iglauer Straße, in einem dieser dort massenhaft aufgestellten langgezogenen Bauten. So schön und neu diese Wohnungen auch waren, geheizt wurde mit Öfen.


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E_M Diskussionsleiter
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Mordanklage nach 41 Jahren

08.04.2016 um 12:10
@Rick_Blaine

Ja genau. Sie legte das Kind vor den Gasofen. Dann wieder ins Bett. Dann redete sie von einem Unfall. Aber wie sollte das Kind denn im Kinderzimmer "verunfallt" sein, wenn dort gar kein Ofen war?


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Mordanklage nach 41 Jahren

08.04.2016 um 12:11
In welchem Zustand lässt sich ein 8-jähriges Kind freiwillig vor einen Gasherd legen? Benommen? Hätte man da nicht z.B. Schlafmittel im Blut oder weitere Verletzungen (Schlag auf den Kopf?) finden müssen?


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E_M Diskussionsleiter
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Mordanklage nach 41 Jahren

08.04.2016 um 12:13
@FraumitHut

Naja, wenn Kinder schlafen, schlafen sie. Dann kann man sie oft auch herum tragen, ohne dass sie wach werden.


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Mordanklage nach 41 Jahren

08.04.2016 um 12:13
@E_M
Wenn die Wohnung halbwegs abgedichtet war und das Gasleck längere Zeit bestand, kann eine tödliche Konzentration auch von der Küche aus die ganze Wohnung füllen. Beispiele dafür hat es in der Stadtgas-Zeit genug gegeben.

Damals haben die Volkspolizei-Ermittler das wohl auch angenommen. Heute denken die Ermittler, dass es nicht so war.


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Mordanklage nach 41 Jahren

08.04.2016 um 12:14
@FraumitHut
Wenn's im Kinderzimmer kalt ist, selbiges vermeintlich nicht zu beheizen ist, das Kind friert ...


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Mordanklage nach 41 Jahren

08.04.2016 um 12:14
@E_M
Dann hast du aber nicht viele wohnungen erlebt. Ich kenne noch heute wohnungen (platte), die mit kachelöfen in der wohnung beheizt werden. In den meisten plattenbauwohnungen sieht man noch den alten rauchabzug und die stelle, an der der ofen stand.


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Mordanklage nach 41 Jahren

08.04.2016 um 12:15
Dann sind meine 3 Kinder ungewöhnlich. Die konnte ich in dem Alter nicht durch die Gegend schleppen... Nicht einmal vom Sofa ins Bett....


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E_M Diskussionsleiter
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Mordanklage nach 41 Jahren

08.04.2016 um 12:15
@Rick_Blaine

Hätte sie dann nicht auch Vergiftungserscheinungen gehabt haben müssen?

@emz
Warum sollte das Kinderzimmer nicht beheizbar sein? Das Kind schlief doch, als sie es vor den Ofen gelegt hat, also nix mit frieren...


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Mordanklage nach 41 Jahren

08.04.2016 um 12:16
Im Übrigen wirkt eine CO Vergiftung auch zeitversetzt, das bedeutet, dass das Kind die tödliche Konzentration noch in der Küche aufgenommen haben kann, und dann zu Bett gegangen ist, vielleicht gerade weil es sich unwohl fühlte, und dann verstorben ist.

Wenn man will findet man hier schon passende Szenarien. Die Ermittler der VoPo waren damals ja auch keine Deppen, und die hatten eben jeden Tag mit der alten Infrastruktur zu tun.

Man darf auf die Verteidigung gespannt sein.


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E_M Diskussionsleiter
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Mordanklage nach 41 Jahren

08.04.2016 um 12:18
@gastric

Ich habe wirklich noch NIE einen Plattenbau mit Kachelofen gesehen. Was sollen da denn bei so vielen Parteien für Ofenrohre verbaut worden sein?


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