Mordanklage nach 41 Jahren

@E_M

Das will ich in Frage stellen:

E_M schrieb:Recherchen der Mordkommission hätten ergeben, dass ein Mensch schon bei einem Kohlenmonoxidgehalt von 30 bis 35 Prozent ohnmächtig wird.

Nach dieser Doktorarbeit wird man erst bei einem CO-Gehalt von 60 - 70 % bewusstlos (Seite 21):
http://d-nb.info/1032313404/34

Ich nehmen mal an, dass die Mutter gleich gelüftet hat, als sie den Gasgeruch bemerkte, so dass davon später nichts mehr zu riechen war.

@Tajna
Jedem seine eigene Meinung, ich teile Deine aber nicht.
alle Indizien zusammen lassen nun mal darauf schliessen, dass sie ihn umgebracht hat. ihre widersprüchlichen Aussagen über einen "Unfall" und ersticken durch Erbrochenes, was der Arzt festgestellt hätte, wenn es so gewesen wäre tun ihr Übriges.

@Tajna

Aber nicht bei Kindern! Siehe unten:

http://www.schornsteinfeger-innung-koblenz.de/bilder_rlp/files/co2.pdf

Symptome einer CO-Vergiftung bei gesunden Menschen
CO-Konzentration in der Luft Inhalationszeit + toxische Symptomenentwicklung
30 ppm 0,003% MAK-Wert für 8-stündige Arbeit
200 ppm 0,02% Leichte Kopfschmerzen in 2-3 Stunden
400 ppm 0,04%
Kopfschmerzen im Stirnbereich in 1-2 Stunden,
breiten sich in 2,3-3,5 Stunden im ganzen Kopf
aus
500 ppm
Wartungsempfehlung des
Schorsteinfeger
800 ppm 0,08% Schwindel, Übelkeit + Gliederzucken in 45
Minuten, Bewußtlos in 2 Stunden
1000 ppm
Beanstandung der Gasfeuerstätte durch
den Schorsteinfeger
1600 ppm 0,16%
Schwindel, Übelkeit + Kopfschmerz in 20
Minuten, Tod in 2 Stunden
3200 ppm 0,32%
Schwindel, Übelkeit + Kopfschmerz in 5-10
Minuten, Tod in 30 Minuten
6400 ppm 0,64%
Schwindel + Kopfschmerz in 1-2 Minuten, Tod in
10-15 Minuten
12800 ppm 1,28% Tod in 1-3 Minuten


Menschen die besonders stark auf CO reagieren
Ungeborene Baby´s, Säuglinge und kleine Kinder, ältere Menschen, Personen mit
Herzbeschwerden oder Blutarmut reagieren besonders empfindlich auf CO. Bei
Personen mit chronischen Herzbeschwerden kann das einatmen geringer COKonzentrationen
die Ursache sein für Ermüdung und zunehmende Brustschmerzen

Abgesehen davon, dass es bei Kindern ganz anders wirkt sind die 60-70 % noch immer keine 73 %

http://kohlenmonoxid-im-visier.de/schuetzen-sie-ihre-familie/ (Archiv-Version vom 07.02.2016)

Kinder sind sehr anfällig für Kohlenmonoxid – je kleiner die Person ist, desto schneller wird der Körper von den Auswirkungen einer Kohlenmonoxidvergiftung überwältigt.

@E_M

Die Mutter war doch - nach ihren Aussagen - nicht dabei, wie soll sie da das nächtliche Geschehen "richtig" beschreiben können.


@Nussknacker13

Auch wenn die Mutter keine Emotionen zeigt, heißt das nicht automatisch, dass sie keine hat.
Und nur weil das Kind lästig und schwierig war, kann man nicht davon ausgehen, dass die Mutter es töten wollte.

Ob das sicher ist, dass die ältere Tocher alles richtig erinnert und wiedergibt, die hat ja möglicherweise eine ziemliche Wut auf die Mutter?

Auch nach deiner Tabelle dürfte es einige Zeit dauern, bis man bewusstlos wird.


@obskur

Wenn die Kinderzimmertür anfangs offenstand, könnte das CO auch dort hinein gekommen sein und die Blutkonzentration noch weiter angestiegen sein, nachdem sich der Junge ins Bett gelegt hatte.

@Tajna
Ich habe nie die Meinung vertreten, dass die Mutter das Kind Umgebracht haben soll. Was ich eingestellt habe, war die Frage ob bei einer solch hohen Konzentration nicht alle Vergiftungserscheinungen hätten haben sollen. Wie schon mal diskutiert ist das spz. Gewicht von co kleiner als von Luft. Von daher nützt das öffnen der Fenster in anderen Räumen nur bedingt.

@Tajna
wieso hältst du die Mutter so ausdauernd für unschuldig? Das stinkt doch zum Himmel in der Gesamtsumme. Meine Meinung.

@obskur
Die anderen Kinder waren ja im Nebenzimmer bei offenem Fenster und geschlossener Tür.

Eine Verurteilung sehe ich hier eher nicht. Warum? Weil zum Beispiel die Ergebnisse der Obduktion heute nicht mehr überprüfbar sind. Es könnten dabei Fehler gemacht worden sein oder es hat sich ein Zahlendreher eingeschlichen.

Und übrigens, die Mordkommissionen in der DDR arbeiteten sehr gut, die hätten ein angeblich so offensichtliches Verbrechen bemerkt. Also waren denen damals womöglich Fakten bekannt, die gegen eine Straftat sprachen.

Es werden in der Fachliteratur zahlreiche Fälle beschrieben, bei denen sich Abgase z.B. durch verstopfte Schornsteine ausbreiten konnten. Das führte immer wieder zu tödlichen Unfällen.

P.S. In Deutschland gilt jemand so lange als unschuldig, bis ein Gericht seine Schuld zweifelsfrei festgestellt hat. Bitte Vorsicht mit Vermutungen oder gar Unterstellungen gegenüber der Mutter.

@Egi
Das war keine Unterstellung, sondern meine Ansicht - oder Bedenken. Vermutungen sind auch nicht strafbar.
Ich habe gesagt ich halte sie für schuldig, nicht "sie ist schuldig" (Unschuldsvermutung).

Ich möchte nur noch mal kurz darauf hinweisen, dass es sich damals um Stadtgas und nicht um Erdgas handelte.
Wiki sagt dazu (Zitat):
"Stadtgas ist wegen des Kohlenstoffmonoxid-Anteils giftig und führte zu zahlreichen Todesfällen, unter anderem durch suizidalen Missbrauch („Aufdrehen des Gashahns“). Wegen der als „sanft“ empfundenen Giftwirkung des CO war die Methode an ca. 20 % der Selbsttötungen beteiligt.
Charles Norris, der oberste Gerichtsmediziner von New York City, zählte alleine im Jahr 1925 618 tödliche Unfälle durch unbeabsichtigte Kohlenmonoxidvergiftung, dazu 388 Suizide und drei Morde."

@FraumitHut

Suizid wurde aber zweifelsfrei ausgeschlossen.
Was also willst Du mit dem Hinweis auf Stadtgas sagen?

E_M schrieb:Was also willst Du mit dem Hinweis auf Stadtgas sagen?

Dass das Stadtgas (hoher Kohlemonoxid-Anteil) wesentlich giftiger war als das heutige Erdgas.
Im Zitat steht etwas von Suiziden, sicher. Aber auch viel von tödlichen Unfällen. 618 alleine in einem Jahr in New York.....
Ich habe nicht geschrieben, dass der Junge Selbstmord begangen hat oder haben könnte.

@Nussknacker13

Ist mir schon klar, nur führt es nicht weiter. Eine Tat muss eben zweifelsfrei bewiesen werden. Und im vorliegenden Fall stehen die Zeichen dafür schlecht:

- Zeugen können sich nach 40 Jahren nur noch schlecht bzw. sehr selektiv erinnern
- Akten sind womöglich nicht oder nur noch teilweise verfügbar
- einige der damaligen Zeugen (Ärzte, Kriminalisten, Hausbewohner) verstorben
- eine erneute Obduktion des Jungen ist unmöglich

@FraumitHut

Der Junge könnte doch durchaus nachts in der Küche mit dem Gasherd gespielt haben und ist zurück ins Bett gegangen. Den CO-Gehalt in seinem Blut möchte ich nicht überbewerten, evtl. war es ein Messfehler.

Egi schrieb:Der Junge könnte doch durchaus nachts in der Küche mit dem Gasherd gespielt haben und ist zurück ins Bett gegangen. Den CO-Gehalt in seinem Blut möchte ich nicht überbewerten, evtl. war es ein Messfehler.

So ungefähr dachte ich auch. Mit Stadtgas passierten viel mehr Unfälle als heute mit Erdgas. Die Herde hatten damals auch keine Sicherung bzgl. Nichtzündung. Die Flamme wurde mit einem Zündholz entzündet, das ging nicht automatisch auf Knopfdruck.

Egi schrieb:Den CO-Gehalt in seinem Blut möchte ich nicht überbewerten, evtl. war es ein Messfehler.

Na wenn man jetzt alle Ermittlungsergebnisse in Frage stellt, dann ist die ganze Diskussion ja überflüssig.

Jetzt mit "hätte, könnte, eventuell" kommen wir nicht weiter, haltet euch doch mal an die Fakten, die bisher bekannt sind...

@FraumitHut

Ganz richtig, das Stadtgas war ziemlich giftig!
Und wenn dieser Ofen eine Sicherung gehabt hätte, wäre das nicht so passiert.

@schluesselbund

Es hätte aber schon einige Zeit gedauert, bis sich das Gas durch die geschlossenen Türen in die anderen Räume verbreitet hätte und dann hätten offene Fenster schon das Schlimmste verhüten können.

@Nussknacker13

Es ist auch eine sehr konstruierte Annahme, dass die Mutter das Kind im Tiefschlaf vor den Ofen hätte legen können, ohne dass es aufgewacht wäre oder dass dem Kind Schlaftabletten verabreicht worden wären, die aber bei der Obduktion nicht nachgewiesen werden konnten.

@Egi
Und als der Junge fertig gespielt hat, hat er den Gashanen wieder zu gedreht.

@Tajna
Hast du Kinder? Wenn die einmal pennen kannst du die rumtragen ohne dass sie aufwachen.
Das ist nicht konstruiert, sondern Erfahrungswert!

E_M schrieb:Na wenn man jetzt alle Ermittlungsergebnisse in Frage stellt, dann ist die ganze Diskussion ja überflüssig.

Diese lassen sich nicht mehr verifizieren, und damit wird eine Verurteilung sehr schwer und könnte spätestens in der Revision kippen.

@schluesselbund

Warum denn nicht? Er muss nur eine Gasmenge eingeatmet haben, die nicht sofort tödlich war. Evtl. hatte er auch eine (unentdeckte) Vorerkrankung, welche die Wirkung des Gases verstärkte.