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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

1.496 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Making A Murderer, Steven Avery, Brendan Dassey ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

20.02.2019 um 13:32
Zitat von Seps13Seps13 schrieb:Selbst wenn das nur dazu dient einen neuen Prozess zu führen, immerhin könnte man dann mal alles aufdecken und nicht nur ausgesuchte Stücke und entweder er war es oder er war es nicht.
Da müssen wir genau sein. Avery ist rechtskräftig verurteilt. Er will das nicht akzeptieren und möchte, dass sein ganzes Verfahren noch einmal wiederholt wird. Das macht man aber natürlich nicht einfach so, nur weil der Verurteilte das wünscht und der geneigte Netflix-Zuschauer ihm zustimmt. Man macht es auch nicht wegen aufgedeckter Fehler, die auf den Schuldspruch aber keinen Einfluss hatten.
Das hast du ein wenig aus dem Zusammenhang gerissen. Mit der Herausgabe der Knochen sind seine verfassungsmäßigen Rechte verletzt worden, die Staatsanwaltschaft hat ihr eigenes Gesetz verletzt und die wussten was sie tun, deswegen keine Mitteilung an die Anwälte und das Gericht. Das "kann" zu einem neuen Prozess führen. Auf nicht mehr und weniger wollte ich hinaus. Das hat nichts damit zu tun ob genau die Knochen im Prozess zum Tragen kamen oder nicht, es wurde angeordnet das alle Beweise aufbewahrt werden. Punkt. Das hat auch nichts mit dem "geneigten Netflix-Zuschauer" zu tun.
Zitat von Seps13Seps13 schrieb:Aus eben dem Grund halte ich das nicht für irrelevant weil es, in meinen Augen, der Theorie der Staatsanwaltschaft widerspricht. Ich rede hier nicht von entlastend oder belastend. Sondern nur das es eben "nicht nur" so gewesen sein kann wie KK behauptet.
Das ist tatsächlich ein interessantes und rechtlich gesehen spannendes Argument.
Wenn ich mal alles zusammennehme was die Jury bewusst nicht zu sehen/hören bekommen hat (ich spare es mir mal nochmal einzeln aufzuzählen) glaube ich schon dass das Urteil hätte anders ausfallen können. Betonung liegt auf anders.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

20.02.2019 um 14:36
Zitat von RoadblockRoadblock schrieb:Das hast du ein wenig aus dem Zusammenhang gerissen. Mit der Herausgabe der Knochen sind seine verfassungsmäßigen Rechte verletzt worden, die Staatsanwaltschaft hat ihr eigenes Gesetz verletzt und die wussten was sie tun, deswegen keine Mitteilung an die Anwälte und das Gericht. Das "kann" zu einem neuen Prozess führen. Auf nicht mehr und weniger wollte ich hinaus. Das hat nichts damit zu tun ob genau die Knochen im Prozess zum Tragen kamen oder nicht, es wurde angeordnet das alle Beweise aufbewahrt werden.
Mein Anliegen war eigentlich, den Gesamtzusammenhang herzustellen.

Die Aussichten auf Konsequenz dieser Rechtsverletzung muss man nach dem Sinn der verletzten Vorschrift bewerten. Sinn der Regelung ist, dass dieses Beweismittel später ggf. zu Gunsten des Verurteilten noch einmal verwendet werden kann. Wenn das auszuschließen ist, könnte das Beweismittel auch weg.

Wenn wir nun wie vorgeschlagen ein günstiges Ergebnis einfach antizipieren, mit diesem Ergebnis dann theoretisch weiterarbeiten und selbst dann kein neues Verfahren zu eröffnen ist, kann die Verletzung der Vorschrift mit dieser Vorgehensweise als geheilt angesehen werden.

Wenn sich also auch aus dem vorstellbar günstigsten Fall einer späteren Beweismittelverwendung (= es handelt sich um Halbachs Knochen) kein Recht ergibt, kann eine Verletzung auch nicht die gewünschte Folge haben.
Zitat von RoadblockRoadblock schrieb:glaube ich schon dass das Urteil hätte anders ausfallen können.
Ich glaube das nicht. Ich denke nämlich, dass es für all das eine Erklärung gibt, die nicht an Averys Täterschaft rüttelt oder gerüttelt hätte. Man hätte aber mit offenen Karten spielen müssen, das sehe ich auch so.

Da wir an dieser Stelle aber nur sehr pauschal und vage spekulieren können, beschränken wir uns lieber auf die Fakten und die tatsächliche rechtliche Lage.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

20.02.2019 um 15:14
Zitat von Seps13Seps13 schrieb:Die Aussichten auf Konsequenz dieser Rechtsverletzung muss man nach dem Sinn der verletzten Vorschrift bewerten. Sinn der Regelung ist, dass dieses Beweismittel später ggf. zu Gunsten des Verurteilten noch einmal verwendet werden kann. Wenn das auszuschließen ist, könnte das Beweismittel auch weg.
Naja, ihm wurden weitere Tests zugesichert, somit durften diese also nicht weggegeben werden.
Dabei spielt es keine Rolle was diese Knochen hätten beweisen können oder nicht.
Zitat von Seps13Seps13 schrieb:Ich glaube das nicht. Ich denke nämlich, dass es für all das eine Erklärung gibt, die nicht an Averys Täterschaft rüttelt oder gerüttelt hätte. Man hätte aber mit offenen Karten spielen müssen, das sehe ich auch so.
Deswegen schrieb ich "anders". Mit-, Voll- oder Unschuldig. Wer weiß das schon.
Was die offenen Karten angeht bin ich bei Dir.

Für heute bin ich raus..schönen Tag noch


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

20.02.2019 um 15:32
Zitat von RoadblockRoadblock schrieb:ihm wurden weitere Tests zugesichert, somit durften diese also nicht weggegeben werden. Dabei spielt es keine Rolle was diese Knochen hätten beweisen können oder nicht.
Natürlich spielt das eine Rolle. Gesetze und Vorschriften haben auch immer einen dahinterstehenden Sinn. Wir sind hier auch noch beim Strafrecht. Und das veranlasst mich zu der Annahme, dass "ratio legis" bei der Entscheidung berücksichtigt werden wird.
Schaun wir mal...


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

21.02.2019 um 03:57
Zitat von RoadblockRoadblock schrieb:Ich meine damit, wenn Beweise aus der Verwahrung geholt werden (also schon als Evidence sichergestellt) und in diesem Protokoll einfach nur eingetragen wird "For Safekeeping". Wenn nicht hervorgeht wohin genau die Sachen transportiert werden.
Ist doch in diesen neuen Protokollen aufgetaucht.
Da muss man wohl denjenigen fragen, der diese Notiz gemacht hat, was er meinte. Denn "for safekeeping" heisst nur "um sicherzustellen." Vor wem oder was, das müsste derjenige erklären.

@Seps13
Sehr gute Darstellung. Das amerikanische Recht ist hinsichtlich eines Wiederaufnahmeverfahrens dem deutschen vor allem im Prinzip sehr ähnlich. Um zu verhindern, dass Verurteilte Zeit und Ressourcen der Justiz verschwenden und um die Rechtssicherheit zu bewahren, die sich aus einem erst einmal rechtskräftig gewordenen Urteil ergeben soll, ist auch hier ganz besonders das Gebot im Vordergrund, dass Beweismaterial etc. neu sein muss. Ein Wiederaufnahmeverfahren soll nicht dadurch schon begründet werden können, dass man alte Indizien auf einmal neu interpretiert, den 100. Gutachter anschleppt, der auf einmal eine andere Meinung hat als die 99 vor ihm usw.

Daher gilt, alles, was die Verteidigung ohne Probleme im ursprünglichen Verfahren hätte einbringen können, kann sie im Antrag auf eine Wiederaufnahme nicht mehr einbringen. Das gilt prinzipiell auch dann, wenn es im ursprünglichen Verfahren versäumt wurde.

Das ist natürlich, wie das meiste in der Justiz, dehnbar. Vor allem gilt dieser Ausschluss nicht, wenn die Verteidigung nachweisen kann, dass die Anklage Beweismaterial verheimlicht hat. Zellner setzt deshalb so viel auf solcherlei Vorwürfe.

Aber, und das ist extrem wichtig, generell gilt auch: Jeder angebliche Verfahrensfehler gilt nur dann als relevant, wenn er den Ausgang des ursprünglichen Verfahrens substantiell beeinflusst haben könnte. Das ist hier schon zigmal gesagt worden, und man muss es immer wieder betonen. Nur dann spielt ein solcher Verfahrensfehler eine Rolle.

Das Knochen-Beispiel ist eines, wo meiner Meinung nach keine solche Relevanz zu finden ist. Selbst wenn man annimmt, dass die Knochen von Halbach sind, und das ist ja, worum es Zellner hier geht, ergibt sich daraus kein zwingend entlastendes Moment.

So auch mit der Theorie der Anklage. Um eine Jury zu überzeugen, sollte eine gute Anklagevertretung mit einem plausiblen Szenario aufwarten können, das erklärt, wie die Tat ausgeführt wurde und von wem. Noch besser, aber schon nicht mehr juristisch unbedingt erforderlich ist eine zusätzliche Antwort auf die Frage: warum?

Dieses Szenario muss dann von den eingebrachten Beweisen unterstützt werden. Die Beweise der Verteidigung dürfen nicht in der Lage sein, das Szenario grundlegend zu erschüttern, sonst wird die Jury natürlich das Szenario verwerfen und den Angeklagten freisprechen.

Das bedeutet aber nun nicht, dass jeder einzelne Punkt in einem Szenario stimmen muss. Das Szenario an sich ist nämlich kein juristisch gefordertes Element. Es dient lediglich dazu, der Jury plausibel zu machen, warum man den Angeklagten angeklagt hat.

Dabei ist die Anklagevertretung natürlich immer in der Gefahr, dass ihr Szenario irgendwann implausibel wird. Und die Verteidigung versucht genau so viele Löcher in das Szenario zu stechen, dass es keine Luft mehr halten kann und jämmerlich in sich zusammensinkt.

Aber, noch einmal gesagt, das Szenario muss nicht in allen Punkten exakt dem tatsächlichen Tatablauf entsprechen. Würden wir das fordern, würde kaum noch ein Angeklagter verurteilt werden, denn in den allermeisten Fällen wird sich der in allen Einzelheiten genaue Tatablauf nie mehr rekonstruieren lassen.

Die Jury, oder der Richter, muss aber überzeugt sein, dass die Beweise das angebotene Szenario grundsätzlich tragen.

Gelingt es der Verteidigung, das Szenario der Staatsanwaltschaft so grundlegend in Frage zu stellen, dass es implausibel und abstrus wird, dann kann sie auf ein WAV hoffen.
Zitat von RoadblockRoadblock schrieb:Naja, ihm wurden weitere Tests zugesichert, somit durften diese also nicht weggegeben werden.
Dabei spielt es keine Rolle was diese Knochen hätten beweisen können oder nicht.
Doch, das spielt die entscheidende Rolle in der Frage, ob man den Fall deswegen wiederaufnehmen sollte oder nicht. Siehe oben.


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23.02.2019 um 09:54
Es gab doch dieses Telefonat nach dem Verschwinden von TH indem der Polizist weis schon garnicht mehr wer es war das Nummerschild abgefragt hat und bestätigt wurde das es ihr Auto ist. Was hat dieser dann eigetnlich gemacht ist der einfach wieder zur Wache gefahren oder ist er mal näher ans Auto und hat mal nachgeschaut? Was konnte er feststellen?


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

23.02.2019 um 13:30
Zitat von HasselHassel schrieb:Es gab doch dieses Telefonat nach dem Verschwinden von TH indem der Polizist weis schon garnicht mehr wer es war das Nummerschild abgefragt hat und bestätigt wurde das es ihr Auto ist. Was hat dieser dann eigetnlich gemacht ist der einfach wieder zur Wache gefahren oder ist er mal näher ans Auto und hat mal nachgeschaut? Was konnte er feststellen?
Vermutlich meinst du den Anruf, den Colborn am 4.11. von seinem Privathandy mit der Dienststelle geführt hat? Darin überprüfte er Halbachs Autonummer, wobei es wirkte als lese er sie dabei ab. Im Hintergrund des Mitschnitts sind unidentifizierte Stimmen zu hören die „the car is there“ und „it’s hers“ sagen.
Colborn behauptet nach wie vor, dass er bei diesem Telefonat das Auto überhaupt nicht vor sich hatte. Er sei selbst im Auto unterwegs gewesen, habe sich die Nummer einfach nur in Erinnerung rufen wollen - das ist ja Teil seiner unsinnigen Klage gegen Netflix.

Eine Zeugenaussage nach, wurde Theresa Halbachs Auto am 3. Und 4.11.2005 (also einen Tag VOR dem offiziellen Auffinden auf Averys Schrottplatz, den es angeblich nie verlassen hat) außerhalb des Schrottplatzes am Straßenrand des Highway 147 abgestellt gesehen. Der Zeuge, Kevin Rahnlow, gibt an, damals in der Cenex-Tankstelle des nahegelegenen Mishicot, einen Polizisten aus Manitowoc darüber informiert zu haben. Er identifiziert ihn als Sergeant Andrew Colborn.
Der Vorfall wurde seitens der Polizei, auch vor Gericht, nie erwähnt und nie in der Fallakte dokumentiert
Auch zwei andere Zeugen haben das Auto vor dem offiziellen Auffinden an derselben Stelle gesehen, eidesstattliche Versicherungen hierüber liegen vor.

Auch diese Begebenheit bestreitet Colborn.

Ob Colborn mit der Verbringung des Autos zurück auf Averys Schrottplatz zu tun hat, bleibt im Moment (solange man nicht weiss, woher die falsche Autobatterie stammt) hypothetische Spekulation. Fest steht aber, dass dem Fahrer gleich zwei Kunststücke gelangen. Nicht nur schaffte er es, das Auto so zu fahren, dass die Fahrt von den Luftaufnahmen der Polizei, mit denen noch nach Halbach gesucht wurde, nicht erfasst werden konnte - siehe Abbildung.....


4AO2aQKOriginal anzeigen (0,9 MB)


.... er fand auch noch die einzige Stelle auf Averys Schrottplatz auf dem das Auto aus der Luft nicht sichtbar war, so dass dessen vorherige Abwesenheit nicht auffallen konnte.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

24.02.2019 um 11:40
Zitat von stefanclimbr15stefanclimbr15 schrieb:Der Zeuge, Kevin Rahnlow, gibt an, damals in der Cenex-Tankstelle des nahegelegenen Mishicot, einen Polizisten aus Manitowoc darüber informiert zu haben. Er identifiziert ihn als Sergeant Andrew Colborn.
Ok er scheint dann fantasiert zu haben und hat scheinbar die Polizei garnicht informiert man weis wo der angerufen hat und mit wem der da gesprochen hat =)
Zitat von stefanclimbr15stefanclimbr15 schrieb:Auch zwei andere Zeugen haben das Auto vor dem offiziellen Auffinden an derselben Stelle gesehen, eidesstattliche Versicherungen hierüber liegen vor.
Die anderen beiden haben sich dann wohl auch geirrt. Wieviele menschen da wahnvorstellungen hatten umfassbar =)


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

26.02.2019 um 01:43
es gibt anscheinend neuigkeiten!

um 23 uhr unserer zeit hat zellner folgendes getwittert:
Avery Update: We Won!!!!!! Back to the circuit court. #TruthWins @llifeafterten @ZellnerLaw @TManitowoc @michellemalkin #MakingaMurderer



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26.02.2019 um 04:47
Ah ja, das erinnert mich an die Schlacht von Asculum 279 v. Chr. in Süditalien. König Pyrrhos I. besiegte die Römer und, hätte er Twitter besessen, hätte bestimmt begeistert "We won!!!!" getwittert.

Das Problem ist, dass König Pyrrhos I. nicht als der glorreiche Feldherr in die Geschichte einging, der die aufsteigenden Römer ein für alle Mal besiegte. Im Gegenteil. Den meisten Menschen ist Pyrrhos als der Namensgeber des sogenannten "Pyrrhussiegs" bekannt. Sein Sieg bei Asculum führte nämlich nur vier Jahre später zur kompletten Niederlage und zum Ende des hellenistischen Traums, gegen das aufstrebende Rom noch einmal zu bestehen. Der Rest ist Geschichte, wie man so schön sagt, Rom wurde Weltmacht und an Pyrrhos erinnert sich kaum noch jemand.

Nun twittert also die gute Frau Zellner "We won!!!!" Ja, was denn? Der Appellationsgerichtshof hat entschieden, dass sie ihren Willen haben soll und vor dem Bezirksgericht nun ihren Anspruch kären lassen soll, was mit den Knochen vom "gravel pit" gewesen ist.

Na fein. Wir hatten vor einigen Tagen schon lange darüber diskutiert, was ihr das wohl bringen mag. Meiner Meinung nach nichts.

Der Appellationsgerichtshof schreibt nun in seinem interessanten Beschluss:
"Due to this case's extensive history, there is a benefit to having existing claims developed or litigated while they are relatively fresh, rather than positioning the claims to be procedurally barred in a future proceeding," the court wrote. "For these reasons, we desire a ruling on the merits so that all claims to date can be considered in a single appeal."
Man entscheide das heute so, damit in Zukunft alle Revisionsanträge unter einem Hut zusammengefasst und gleichzeitig behandelt werden können.

Spüren die Richter da schon, dass Frau Zellner mit dem Ausgang des Verfahrens um die Knochen nicht einverstanden sein wird? :)

Wie auch immer, bevor nun der Beschluss ungerechtfertigt zu einem kolossalen Sieg aufgebauscht wird, sollte man sich im Klaren sein, dass man hier lediglich von einer kleinen Schlacht in der Etappe reden kann und der Ausgang des ganzen Verfahrens dadurch noch keineswegs irgendwie vorangedeutet wird. Man frage Pyrrhos I. wie er sich damals gefühlt hat. :)

https://www.nbc26.com/steven-averys-appeal-remanded-to-circuit-court-lawyer-calls-it-a-win


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

26.02.2019 um 13:07
UPDATE : WISCONSIN COURT OF APPEALS ENTSCHEIDET MOTION TO STAY AND REMAND ZUGUNSTEN VON AVERY

Rick Blaine hat darüber bereits geschrieben, ich halte es aber für sehr sinnvoll, das Originaldokument zur Verfügung zu stellen so dass sich jeder selbst ein Bild machen kann:

https://lookaside.fbsbx.com/file/Feb-25-CTO.pdf?token=AWwMplBX71Tf_Bu2lgaeAu9LOTO-sZSjGtMovFNU_hY5dp2QnwvwW4MjAsLNRLWijvO-l2aC53wt9I4N8IRnUuYxyqfwDLYynlFYWqagjUzp-yUZIjUqw203l420sdhev8kVRGnilLwjpnYaFWcjEWDFaoDqos0oZ3ZG_dGxUBuCPlDNmiAtsqyh8PH72mrfwvceQL3_5v7RGnK6H4Scd0k_FGY49dVGMIHxHWEDWH_5Ng

Das eigentlich Interessante an diesem Etappensieg, ist der weite Spielraum, den diese Entscheidung der Verteidigung nun einräumt. Dort heißt es:

"ES WIRD ANGEORDNET, dass diese Berufung hiermit an das Bezirksgericht zurückverwiesen wird, um Steven A. Avery zu gestatten, eine ergänzende post conviction motion zu verfolgen, die die Verstöße im Zusammenhang mit WIS. STAT. § 968.205 und Youngblood vs. Arizona einbringt.

ES WIRD WEITERHIN ANGEORDNET, dass jedwede ergänzende post conviction motion innerhalb von 14 Tagen beim Bezirksgericht einzureichen ist

ES WIRD WEITERHIN ANGEORDNET, dass das Bezirksgericht alle notwendigen Abläufe einleiten soll, um die in der ergänzenden post conviction motion angeführten Verstöße zu adressieren, und eine Entscheidung mit seinen Ergebnissen und Schlußfolgerungen einreichen soll.

ES WIRD WEITERHIN ANGEORDNET, dass, falls eine der beteiligten Parteien ein Transkript einer Beweisanhörung nach dieser Vertagung beantragt, sie dies innerhalb von zehn Tagen nach Einreichung der Entscheidung der ergänzenden post conviction motion durch das Bezirksgericht tun soll. Die Partei die einen solchen Antrag stellt, soll ein Statement zu diesem Transkript einreichen. Jedes solche Transkript soll innerhalb von dreißig Tagen, nach der Beantragung, eingereicht und herausgegeben werden.

ES WIRD WEITERHIN ANGEORDNET dass der Gerichtsdiener des Bezirksgerichts die Gesamtakte (record) diesem Gericht innerhalb von zwanzig Tagen, nachdem Letzteres von beidem – der Gerichtsentscheid über die ergänzende postconviction motion No. 2017AP2288 4 oder die Einreichung des Transkripts einer Anhörung nach dieser Vertagung, wenn beantragt – eingereicht wurde, an dieses Gericht zurücksenden soll. Die Akte soll alle Dokumente die in der Verfolgung dieser Vertagung eingereicht wurden enthalten.

ES WIRD WEIERHIN ANGEORDNET, dass diese Berufung (appeal) angehalten wird, bis die Akte aus dieser Vertagung zurückkehrt.

ES WIRD WEIERHIN ANGEORDNET, dass der Appellant einen Eröffnungsantrag, der alle Gründe für eine Entscheidung zu seinen Gunsten enthält, innerhalb von 40 Tagen nach Rückkehr der Akte präsentieren soll."

(Juristische Ausdrücke die im Deutschen nicht existieren wurden sinngemäß übertragen).

Daraus geht nicht nur hervor, dass der WCOA offenbar von einem evidentiary hearing als sicher ausgeht, sondern es ist auch bedeutsam, weil....


zellner feb


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26.02.2019 um 22:31
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:König Pyrrhos I. besiegte die Römer und, hätte er Twitter besessen, hätte bestimmt begeistert "We won!!!!" getwittert.
Sehr schön :)

Na dann hören die häppchenweisen Enthüllungen und Anträge jetzt vermutlich auf und das Verfahren kann gebündelt und etwas zügiger voranschreiten.

Was ist mit der DNA-Untersuchung der noch vorhandenen Knochen? Die könnte dann ja jetzt auch erfolgen. Wenn ich Richter am Circuit court wäre, würde ich zunächst mal dieser DNA-Analyse zustimmen. Wenn sich dabei ergibt, dass es sich um TH's Knochen handelt, hätte die Verteidigung ja das von ihr gewünschte Ergebnis und der Verstoß gegen das Aufbewahrungsgebot wäre in Bezug auf die restlichen Knochen nicht weiter tragisch. Vielleicht stellt sich auch heraus, dass die Untersuchungsmethode die Versprechungen nicht halten kann und doch zu keinem Ergebnis führt.
Mit der Durchführung der Analyse käme das Gericht jedenfalls in der Sache am besten voran, meiner Meinung nach.


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27.02.2019 um 06:07
Zitat von Seps13Seps13 schrieb:Na dann hören die häppchenweisen Enthüllungen und Anträge jetzt vermutlich auf und das Verfahren kann gebündelt und etwas zügiger voranschreiten.
Genau, das ist erst einmal alles. Nun muss Zellner die grosspurig angekündigten "massenweise Verfassungsverletzungen" beweisen. Da bin ich mal sehr gespannt, allerdings jetzt schon extrem skeptisch.


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27.02.2019 um 08:00
@ Rick Blaine dürft ich dich mal was fragen wie lange bist du schon Anwalt in Amerika ? Hast du dort eine Kanzlei ? Und was ist dein Hauptgebiet ? =) es ist schön deine Sicht der Dinge zu lesen sehr sachlich immer. Man merkt das du Ahnung hast.


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27.02.2019 um 09:49
@Hassel

Stimmt. Ich habe schon einiges gelernt dank ihm. Sollte ich aber jemals einen Anwalt brauchen in den USA, dann wäre rick_Blaine nach Len Kachinsky meine letzte Wahl. Wenn ein Anwalt die Strafverfolgungsbehörden und Staatsanwälte so abfeiert wie er und jegliche Korruption leugnet, selbst ein einzelner Polizist kann laut ihm perse nicht korrupt sein oder fähig zum Mord. Allgemein missfällt mir von Leuten die ihn schuldig befinden das lächerlich machen einer falschen Verdächtigung. Es ist das normalste, finde ich, wenn ich einen Mord begehen würde, der Polizei einen Verdächtigen zu liefern. Sprich ich lege bsplw. den Personalausweis eines Kleinkriminellen in Tatortnähe. Hier wird sich darüber lustig gemacht wie weltfremd das ist.


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27.02.2019 um 09:55
Zitat von jeffersonbridgjeffersonbridg schrieb:Es ist das normalste, finde ich, wenn ich einen Mord begehen würde, der Polizei einen Verdächtigen zu liefern. Sprich ich lege bsplw. den Personalausweis eines Kleinkriminellen in Tatortnähe. Hier wird sich darüber lustig gemacht wie weltfremd das ist.
Es ist "das normalste" der Polizei einen Verdächtigen zu liefern, wenn du einen Mord begehen würdest???

Wie ist das zu verstehen?


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27.02.2019 um 10:02
@falstaff

Steht doch da. Ich lege beispielsweise den Personalausweis eines potentiell anderen Verdächtigen in Tatortnähe.

Leugnest du den Straftatbestand falsche Verdächtigung?


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

27.02.2019 um 10:04
Zitat von jeffersonbridgjeffersonbridg schrieb:Steht doch da. Ich lege beispielsweise den Personalausweis eines potentiell anderen Verdächtigen in Tatortnähe.
Was da steht ist komplett unverständlich.

Nochmal langsam für mich:

Wenn du einen Mord begehen würdest, wäre es das normalste der Welt dass du der Polizei einen Verdächtigen lieferst.

Warum ist es das normalste der Welt der Polizei einen Verdächtigen zu liefern, wenn man einen Mord begeht? Das verstehe ich schon nicht.

Wer ist so dumm zu denken, dass die Polizei so dumm sei zu glauben dass ein Verbrecher seinen Ausweis am Tatort zurücklassen würde?

Und was hat das mit dem Fall hier zu tun? Und worin besteht hier der "Straftatbestand falsche Verdächtigung"?


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27.02.2019 um 10:32
Ja du hast recht. Es ist nicht das normalste der Welt. Das mit dem Personalausweis war ein einfaches Beispiel für falsche Verdächtigung. In Deutschland gibt es diesen Straftatbestand. Es ist zwar nicht das normalste der Welt aber auch nix ungewöhnliches. Willst du sagen das es in der Geschichte der Menschheit noch nie einen Mord gab wo der Mörder den Verdacht auf jmnd. anderen lenkte?

Was das mit diesem Fall zu tun hat? Es gibt zwei Möglichkeiten A :Avery ist schuldig B: er ist unschuldig. Wenn er unschuldig ist wurde der Mordverdacht auf ihn gelenkt von einer oder mehreren Personen. James Lenk findet den Schlüssel. James Lenk ist einen Tag vor auffinden der TH- DNA auf dem Grundstück und bringt Donuts für alle. Auch wenn es juristisch nix bringt ist mit gesundem Menschenverstand klar das diese beiden Beweise platziert wurden. Falsche Verdächtigung wie das Personalausweisbeispiel In Manitowoc ist die Polizei scheinbar wirklich so dumm offensichtliche Fakes zu glauben. Wenn TH auf einem Feld 100 km nördlich gefunden worden wäre und neben ihrer Leiche hätten sie SA Ausweis gesehen würden sie SA verdächtigen imo.


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27.02.2019 um 10:46
Zitat von jeffersonbridgjeffersonbridg schrieb:Was das mit diesem Fall zu tun hat? Es gibt zwei Möglichkeiten A :Avery ist schuldig B: er ist unschuldig. Wenn er unschuldig ist wurde der Mordverdacht auf ihn gelenkt von einer oder mehreren Personen. James Lenk findet den Schlüssel. James Lenk ist einen Tag vor auffinden der TH- DNA auf dem Grundstück und bringt Donuts für alle. Auch wenn es juristisch nix bringt ist mit gesundem Menschenverstand klar das diese beiden Beweise platziert wurden.
Ok jetzt habe ich dich zumindest inhaltlich verstanden.

Aber sagt der gesunden Menschenverstand nicht auch, dass niemand etwas tut ohne einen guten Grund dafür zu haben und dass vor komplexeren, nicht-alltäglichen Handlungen die mit einem erheblichen Aufwand und Risiko verbunden sind immer eine Abwägung zwischen Nutzen und Risiko stattfindet?

Welchen Grund hätte Lenk haben können einen derartig großen Aufwand zu betreiben um den Verdacht auf Avery zu lenken? Mir leuchtet nach wie vor nicht ein, was der konkrete Benefit für die vermeintlichen konkreten Verschwörer gewesen sein soll. Ein Mordverfahren gegen Avery hätte Lenk persönlich erst einmal nichts genutzt. Aber selbst wenn man das Motiv unterstellt man habe den Schadensersatzprozess kippen wollen, indem man Avery einen Mord in die Schuhe schiebt - man konnte doch keineswegs davon ausgehen, dass das auch gelingt. Avery hätte den Schadensersatzprozess doch genauso gut weiterführen können, auch als Mordverdächtiger - vielleicht sogar gerade als Mordverdächtiger, weil er dann das Geld umso dringender brauchte.

Zellner muss sich um derartige Erwägungen nicht kümmern, weil es für sie genügt Löcher in das Verfahren zu schießen. Wenn man wirklich Schuld und Unschuld abwägen will, braucht es aber mehr.


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