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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

1.496 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Making A Murderer, Steven Avery, Brendan Dassey ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

14.02.2019 um 05:09
In Steven Averys Fall hat sich die Verteidigung für ein etwas anderes Verfahren entschieden.

Am Beginn standen wie bei Brendan auch natürlich der Prozess in der ersten Instanz mit den üblichen Anträgen, die abgelehnt wurden. Dann hat die Verteidigung einen Revisionsantrag gestellt, die Revision wurde vom zuständigen Revisionsgericht abgelehnt.

Daraufhin wurde erneut Revision eingelegt, beim obersten Gerichtshof von Wisconsin, und auch diese wurde verworfen.

Nun hat sich Avery aber auf einen ähnlichen Weg begeben wie Dassey, ist aber weitaus langsamer unterwegs: er hat zunächst einmal einen Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens vor dem Gericht in Wisconsin gestellt. Die Regeln dazu sind etwas anders als in Deutschland, daher muss man mit dem Begriff "Wiederaufnahmeverfahren," wenn er auch korrekt übersetzt ist, vorsichtig sein. In diesem "Post-conviction relief" Verfahren wurden wieder Verfahrensfehler geltend gemacht, nicht zuletzt, dass die Verteidiger in der 1. Instanz nicht kompetent waren, und dass die Anklagebehörde die Rechte Averys verletzt habe.

Der Antrag wurde erwartungsgemäss von der Einzelrichterin abgelehnt, die Ablehnung aber ist Gegenstand einer erneuten Revision.

Während diese Revision nun am schweben ist, stellte die Verteidigung noch weitere Anträge, immer mit dem Ziel der Wiederaufnahme des Verfahrens, immer wieder anders begründet. Und erwartungsgemäss gibt es Streit darüber, ob diese Anträge alle zusammen vom Revisionsgericht behandelt werden sollten, oder einzeln.

Da befindet sich derzeit das Verfahren: das Revisionsgericht möchte erst einmal den ursprünglichen Revisionsantrag zum WAV behandeln, und die weiteren Anträge sollen den normalen Weg durch die Instanzen gehen.

Wie der aufmerksame Leser jetzt bemerkt hat, bewegt sich das ganze Verfahren noch auf der einzelstaatlichen Ebene in Wisconsin.

Das bedeutet, da liegt noch eine lange potentielle Wegstrecke vor den Beteiligten. Das ist der grosse Unterschied zum deutschen System: nach einer Verurteilung durch das Schwurgericht bleiben in Deutschland nur wenige Schritte: die Revision beim BGH, der Antrag auf WAV (das seltenst gewährt wird, mit Revision der entsprechenden Anträge) und die Verfassungsbeschwerde (ebenfalls sehr selten erfolgreich).

Hier gibt es diese Schritte auch, und auch hier sind sie selten erfolgreich, aber sie können in vielen Fällen doppelt gegangen werden: erst auf einzelstaatlicher Ebene, dann auf Bundesebene.

Für Verurteilte ist das freilich sehr positiv. Negativ dagegen ist, dass sich dadurch Verfahren über sehr viele Jahre, ja Jahrzehnte, hinziehen. Ich war letztes Jahr an einem solchen Verfahren erfolgreich beteiligt, aber es hat insgesamt 13 Jahre gedauert, bis die unschuldig Verurteilte endlich in Freiheit entlassen wurde.
Zitat von jeffersonbridgjeffersonbridg schrieb:Also mit der Knochengeschichte und wie es weitergeht. Man kann doch davon ausgehen das hierbei nichts rumkommt was Avery helfen würde. Was würde passieren wenn es pro Avery ausgelegt werden würde? Was wären dann die nächsten Schritte und wann sind alle rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft?
Wenn das Revisionsgericht entscheiden würde, dass es hier Verfahrensfehler gab UND dass diese den Prozess unfair gemacht haben (wie gesagt, das eine ergibt nicht automatisch das andere), dann würde der Prozess neu aufgenommen werden können. Das bedeutet, die Staatsanwaltschaft müsste entscheiden, ob sie das will oder nicht, und dann ginge alles von vorne los.

Vorher aber würde der Staat wohl noch in Revision gehen vor dem obersten Gericht in Wisconsin.

Die "Knochengeschichte" ist hier ein gutes Beispiel, dass es juristisch weitaus komplizierter ist, als manche denken:

Avery bzw. Zellner muss darstellen, dass

1. Die Vernichtung der Knochen ein Verfahrensfehler ist, der Avery in seinen Rechten verletzt hat

UND

2. Durch diesen Fehler der Ausgang des Verfahrens beeinflusst wurde.

Das erste mag ihr noch gelingen, aber das zweite wird weitaus komplizierter. Zellner tut so, als hätten Tests dieser Knochen eindeutig Averys Unschuld belegt.

Das ist meiner Meinung nach kompletter Unfug. Ich gehe selbst davon aus, dass die Tests bewiesen hätten, dass es sich um Halbachs Knochen handelte. Fein. Aber dann: was ändert diese Tatsache am Verfahren?

Es wurden also Knochen des Opfers an zwei verschiedenen Orten gefunden. Aus dieser Tatsache kann man jetzt mehrere Schlüsse ziehen, und es ist keineswegs so, dass einer naheliegend ist, der in Richtung Averys Unschuld zeigt.

Und so ist das mit all den vorgebrachten angeblichen Verfahrensfehlern. Man muss immer untersuchen, ob sie, wenn korrigiert, im Gesamtbild des Verfahrens, einen anderen Ausgang hätten bringen können.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

14.02.2019 um 07:57
@Rick_Blaine
Erst mal danke für deine sehr verständlichen Erklärungen, das bringt für mich immer ein Menge Licht in das für uns ungewohnte Konstrukt der US Gerichte.

Kurze Frage zu der Sache mit den Knochen: Es wäre doch aber so, das der Beweise, das es TH`s Knochen sind nicht zu dem Tatablauf der Staatsanwaltschaft passen oder hab ich da was übersehen?


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

14.02.2019 um 08:29
@Rick_Blaine

Vielen Dank für die Erklärungen.

Kurz vor Averys Urteilsverkündung fiel ein Juror aus. Es hiess das SA drei Optionen hat, neues Jurymitglied berufen,kein neues berufen und weitermachen oder Fehlprozess geltend machen. Was bedeutet Fehlprozess? Ich dachte immer das wäre der sogenannte Verfahrensfehler. Haben eigentlich DS und JB keine Verfahrensfehler versucht geltend zu machen aufgrund der Beteiligung von Lenk und Colburn bei der Durchsuchung von Averys Trailer und anschliessender Beweissicherung wegen dem Interessenkonflikt? Und hätten DS und JB durch den Juryausfall einen New Trial beantragen können?

@Morpheus1PB

Der Ablauf kann vollkommen anders sein als die StA es dargestellt hat solange Avery dadurch nicht entlastet wird. Ob es sich um THs Knochen handelt oder ob es Rehknochen sind spielt keine Rolle mehr in diesem Stadium des Verfahrens da er sie immer noch getötet haben könnte. Ihr Schlüssel in seinem Schlafzimmer, der RAV und DNA auf Kugel von Averys Gewähr sind dann nicht aus der Welt. Daher wird das keinen Erfolg haben was KZ da macht. Jeder der wie auch ich von seiner Unschuld überzeugt ist sollte akzeptieren das er das zeitliche im Gefängnis segnet. Als Trost hat SA immerhin eine Fangemeinde die an seine und BDs Unschuld glaubt. Und bei weiteren Staffeln wird irgendein Anwalt für die Averys bestimmt gute Gagen aushandeln. Bei BD kann ich mir auch vorstellen das er einen Gnadengesuch bekommt in paar jahren. Bestimmt erst nach SAs tot.


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14.02.2019 um 14:22
Da schließe ich mich an, vielen Dank @Rick_Blaine
für die ausführliche Erklärung. Meine Hochachtung allen, die durch dieses verworrene System durchblicken.
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Das erste mag ihr noch gelingen, aber das zweite wird weitaus komplizierter. Zellner tut so, als hätten Tests dieser Knochen eindeutig Averys Unschuld belegt.
Zellner verfolgt ja den Ansatz ihrer Vorgänger weiter, bei dem es darum geht, ein Beweiseinpflanzen nachzuweisen. Das ist ihr mit der DNA an der Motorhaube und am Schlüssel zumindest in der Vorinstanz beim Circuit Court nicht gelungen und mit dem Blut gelang es bereits früher nicht, weil keine Konservierungsstoffe darin waren.

Zellner braucht also noch einen anderen, einen besseren Hebel. Wenn bei einem Indiz ein Planting zwingend anzunehmen ist, könnte man daraus schließen, dass auch der Rest untergeschoben ist, insbesondere wenn es dort auch Auffälligkeiten gibt. Dann wäre weiterhin der Weg geebnet für die Präsentation des Alternativ-Täters bei (fraglich) gleichzeitiger Unschuld Stevens.
Es reicht vermutlich nicht, wenn einem anderen, so wie Bobby, zwar entsprechende perverse Interessen nachgewiesen werden können, aber kein konkreter Bezug zur Tat. Wenn dieser aber die Gelegenheit hatte, die Beweise zu implementieren, gäbe es diesen Bezug.

Zellner versucht, den Beweis für das Planting nun über die Knochen zu führen.

Darauf hatte Kratz ja bereits diese Antwort:
Zitat von Seps13Seps13 schrieb am 30.01.2019:Ich erinnere mich, dass Brendan Dassey behauptete, sein Onkel Steven habe einige der Knochen mitgenommen und sie in der Gegend ausgebreitet. Ein Hinweis darauf, dass die Knochen menschlich waren (oder sogar Teresa Halbachs Knochen), dient einfach dazu, Brendan Dasseys Aussage über Avery weiter zu bestätigen?
Wenn Steven selbst die Leiche bzw. die Knochen teilweise hin- und hertransportiert haben könnte, wäre kein Nachweis eines Plantings erbracht.

Aber warum sollte er das tun? Und hat Brendan das wirklich ausgesagt? Das könnten noch zu klärende Fragen werden.

Aber diese Fragen sind vermutlich noch gar nicht relevant. Es geht jetzt ja um Verfahrensfehler, die mit der Revision zu prüfen wären. @Rick_Blaine:
Umfasst das alle denkbaren Verfahrensfehler? Wenn die Knochenreste als Beweise nicht Gegenstand des abgelehnten WA-Antrags waren, können deren Herausgabe und die angebliche Täuschung darüber im jetzigen Revisionsverfahren überhaupt beanstandet werden? Da ein Ruhen des Verfahrens zur Untersuchung des Materials bereits abgelehnt wurde, kann man daraus schließen, dass alles damit im Zusammenhang stehende in diesem Verfahren auch keine Berücksichtigung finden wird?


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

14.02.2019 um 15:40
UPDATE: NEUER ZELLNER BRIEF

Am 13. Februar 2019 hat Kathleen Zellner ein neues Schreiben, immer noch in der gleichen Angelegenheit an den WCOA gerichtet: https://cdn.fbsbx.com/v/t59.2708-21/50344107_767866926927455_7847463586950545408_n.pdf/Feb-13-filing.pdf?_nc_cat=102&_nc_oc=AQmj90uLJZtxSw9h0G9_GRMswwYOMXiZ5Oubg4lUHzVUIRbnLT8hyrHq1cE8-f0hOz-r6GQLaBiGQYoVGQEnVG3X&_nc_ht=cdn.fbsbx.com&oh=25ffd50cafcad05a8ec7c477bbf4eac4&oe=5C67466F&dl=1

Es dreht sich um den Beckenknochen (Item 8675) der ebenfalls in der städtischen Grube aufgefunden worden war, damals (2006), so Leslie Eisenberg habe sich nicht feststellen lassen, ob dieser menschlich sei oder nicht. Der Experte der Verteidigung Dr. Steven Symes war später der Auffassung, dass sich unzweifelhaft feststellen lassen müsste ob der Knochen menschlicher Herkunft sei oder nicht. Am 18.9.2017 stimmten Gericht, StA und Verteidigung überein, dass Item 8675 von Symes und Eisenberg nochmals gemeinsam untersucht werden sollte.
Diese Übereinkunft wurde später seitens der StA annulliert bevor es zum Test von 8675 kam.

Mindestens drei Jahre lang hat der leitende Staatsanwalt Tom Fallon in verschiedenen schriftlichen Stellungnahmen zu diesem Beweisstück konsequent behauptet, Item 8675, der Beckenknochen, sei in den Asservaten und somit im Besitz der Ermittlungsbehörden.
Andernfalls wäre es betrügerisch gewesen, der Überprüfung eines Beweisstücks zuzustimmen, dass man gar nicht mehr hat.

In den 300 Seiten an zuvor unbekannten Unterlagen, die Zellner am 8.2.2019 überraschend von der StA erhalten hat, findet sich nun aber hinsichtlich dieses Beckenknochens, Item 8675, im Beweismittelverzeichnis der Eintrag „ONLY HUMAN“ („ausschließlich menschlich“), was zwingend nahelegt, dass dieser Knochen vorab getestet worden sein muss, aber ohne dass die Ergebnisse jemals dem Gericht oder der Verteidigung gegenüber öffentlich gemacht wurden.

Da aus dem von Zellner zuletzt eingereichten Polizeibericht vom 11. September 2011, der die Übergabe von Knochen an die Familie Halbach dokumentierte, hervorgeht, dass ALLE als menschlich klassifizierten Knochen aus der städtischen Grube aussortiert und den Halbachs zum Beerdigen überlassen wurden, stellt sich die Frage, wo Item 8675 jetzt ist.
Vor allem wo er seit 2011 war.

Aufgrund dieser Erkenntnisse hat Zellner am 13.2. versucht Fallon zu erreichen, und mehrere Emails mit der Bitte um Rückruf versendet, um herauszufinden ob die StA nun im Besitz von Item 8675 ist, oder nicht. Vergeblich.

Es besteht Grund zur Annahme, dass die Staatsanwaltschaft, dies, im Gegensatz zu Fallons jahrelangen Auskünften, gar nicht weiss oder garantieren kann.
Der Grund besteht, weil Tom Fallons Kollege, Staatsanwalt Mark Williams am 13.2.2019 um 9.13 Uhr einen Anruf tätigte, der für Fallon bestimmt war, aber – weil Williams die falsche eingespeicherte Nummer wählte – auf Zellners Mailbox (!) landete.

Zellner schickte den Audiomitschnitt als Anhang des Briefes ans Gericht. Der Wortlaut (übersetzt):

„Hi Tom. Hier ist Mark Williams. Ich werde dir heute später noch eine Email schicken, aber ich denke wir sollten nichts unternehmen oder ihr antworten bis morgen, wenn, äh….wenn wir einen Blick in die Tüte werfen und – und dann exakt feststellen ob die Beckenknochen da drin sind, oder nicht. Ähm, also ich würde…Ich würde nicht antworten, äh, bevor wir in die Tüte schauen morgen früh, äh, und dann können wir darüber reden, äh, bevor wir eine Antwort schicken. Vielen Dank. Bye.“


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14.02.2019 um 16:00
@stefanclimbr15

Jetzt muss ich aber echt lachen, da wählt Williams nicht nur die falsche Nummer, da plappert der Zellner auch noch auf die Mailbox. Damit ist ja eigentlich bewiesen das die Staatsanwaltschaft nicht weis ob die Knochen da sind oder nicht.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

14.02.2019 um 16:05
@Morpheus1PB

Exakt. Zellner war so fair und hat die Staatsanwaltschaft humorvoll auf twitter hinsichtlich des Fehlers vorgewarnt:
zellOriginal anzeigen (0,3 MB)


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

14.02.2019 um 16:07
@stefanclimbr15

Humor hat sie :-)
Ich will gar nicht wissen, was gerade bei der Staatsanwaltschaft los ist...


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

14.02.2019 um 17:41
Zitat von stefanclimbr15stefanclimbr15 schrieb:humorvoll auf twitter

Das gehört zu dem, was Rick_Blaine so treffend den "court of public opinion" nannte oder hier in einem anderen Thread als Litigation-PR bezeichnet wurde. Alles an die Öffentlichkeit zerren, jeder kleine Patzer der Gegenseite eignet sich zum Breittreten und drüber lustig machen, während Stevens selbstgebastelte Weihnachtskarten seine Harmlosigkeit unterstreichen. Die Zuschauer klatschen begeistert Beifall.
Irgendwie ja Puppentheaterniveau für 5jährige, aber ganz faszinierend zu beobachten.


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14.02.2019 um 17:44
@Seps13
Ich finde es auch eher peinlich und unangebracht das alles auf Twitter zu Posten und breitzutreten. Aber nun ja, jedem das seine.
Gewonnen wird der Fall nicht auf Twitter, somit ist das eigentlich auch egal.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

14.02.2019 um 18:11
@Simi96: Ich muss gestehen, als ich die ganzen
"uh" und "um" gelesen habe, musste ich auch lachen. Aber ich hätte es nicht getwittert und diese Abschrift auch nicht veröffentlicht.

Bei diesem Brimborium fällt es etwas schwer, das eigentlich juristisch bedeutsame Vorgehen herauszufiltern. Das zu diskutieren fände ich viel interessanter, z. B. welche Anträge jetzt im aktuellen Verfahren überhaupt voraussichtlich zu berücksichtigen sind. Die Verfahrensaussetzung zur Untersuchung der Knochen wurde abgelehnt. Bringen diese ganzen Schreiben zur Registrierung und dem Verbleib der Knochen jetzt überhaupt etwas?


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

14.02.2019 um 18:44
@Seps13

Die PR Maschine brummt, deshalb twittert sie das natürlich. Es ist halt wirklich lächerlich, deshalb darf man sich da auch mal gerne drüber lustig machen, finde ich. Was mich an deiner Argumentation immer ein wenig stört, ist das du dich immer so ausdrückst, als wären die Menschen die glauben das avery unschuldig ist, einfach dumm. Als Beispiel das mit dem puppentheaterniveau für fünfjährige. Ich bestreite auch gar nicht das mit sicherheit ein grossteil der menschen die mam verfolgen sich nicht weiter damit beschäftigt haben, als das was von KZ kommt, aber ich denke nicht das das auf die Menschen hier im forum zutrifft. Ich finde das kann man an @stefanclimbr15 sehr gut sehen.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

14.02.2019 um 18:53
Zitat von Morpheus1PBMorpheus1PB schrieb:Ich finde das kann man an @stefanclimbr15 sehr gut sehen.
Was man ihm allerdings vorwerfen kann ist, dass er solche Krümelchen gerne in epischer Breite auswalzt. Die Staatsanwaltschaft hat sich dämlich angestellt und Zellner hat schlagfertig und witzig reagiert. Das lockert das Ganze ein wenig auf, ist aber sicher keine Sensation die man im Breaking-News Duktus präsentieren muss. Bei genauer Betrachtung sind es überhaupt keine News. Und dass der Staatsanwaltschaft der Allerwerteste auf Grundeis geht, ist auch kein Schuldeingeständnis - es ist vielmehr die nachvollziehbare Nervosität von Leuten die wissen, dass sie eine gigantische aufgehetzte Meute gegen sich haben, die angeführt wird von einer eloquenten Staranwältin.


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14.02.2019 um 18:58
@falstaff
Gut es mag sein das nicht jedem sein Stil gefällt, das ist halt Geschmackssache, vielleicht geht es mir deshalb auch so mit den Beiträgen von seps13.
Aber es zeigt halt auch das die Staatsanwaltschaft die ganze zeit was behauptet hat, was sie scheinbar gar nicht so genau weis.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

14.02.2019 um 19:05
@Morpheus1PB:
Das Twitter-Theater ist sehr plump und leicht zu durchschauen, die Zielgruppe könnten auch kleine Kinder sein. Die Kommentare auf Twitter sind dazu passend. Mehr wollte ich damit nicht zum Ausdruck bringen.

Ich erlaube mir auch kein Urteil über die User, die Avery für unschuldig halten (oder vielleicht auch nur behaupten, es zu tun). Ich weiß nicht, in welchem Umfang sich Leute mit dem Fall auseinandersetzen, auf welcher Grundlage sie ihre Meinung bilden und was sie antreibt, hier in welcher Form auch immer zu schreiben.

Ich finde die Fakten und juristischen Kniffe bei einem meiner Meinung nach zum Scheitern verurteilten Rechtsstreit ganz interessant. Das Drumherum finde ich eher nebensächlich, nehme es aber - manchmal mit gewisser Verwunderung - zur Kenntnis.

Um es nochmal plastisch auszudrücken: Fanboy-Getue finde ich in jeder Form kindisch und unangebracht, auch wenn es als Sachbeitrag verkleidet wird.
Ich würde keine Fahne mit Averys Konterfei kaufen, Zellner keine Facebookfreundschaft anbieten und auch kein Autogramm von Ken Kratz verlangen.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

14.02.2019 um 19:11
@Seps13
Natürlich is das plump, es ist ja für die breite Maße, da bin ich bei dir.
Und bei dem fanboy Getue bin ich genauso bei dir, mir sind die Menschen die avery "merchandise" kaufen auch suspekt.
Wie ich oben schon geschrieben habe, das ist halt Geschmackssache wie man Beiträge für sich selbst empfindet.
Die juristischen Kniffe sind dabei auf jeden Fall sehr interessant, deshalb bin ich auch echt froh das rick_blaine hier immer so ausführlich alles erklärt.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

14.02.2019 um 19:53
Stimmt, einige Ausdrucksweisen nerven wirklich. Ganz besonders die pseudo-elitären - wobei "fanboy" eher nicht aus dieser Richtung kommen sollte. Das passt so gar nicht zusammen.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

14.02.2019 um 22:59
@Simi96
Naja irgendein normaler und unschuldiger Bürger ist Steve sicherlich auch nicht.
@Millali
Wobei einem stellenweise hinsichtlich Averys Charakter ja wirklich schlecht werden kann. Der Mann soll zwei, vielleicht sogar drei verschiedene Frauen in seinem direkten Umfeld vor und nach seinem Gefängnisaufenthalt vergewaltigt und missbraucht haben, dazu gibt es seitenweise Aussagen. Nebenbei hatte er noch ein ganz erhebliches Gewaltpotential, was ihn sicher nicht als einen unschuldigen Bürger ausweist, dem ein Mord nicht zuzutrauen wäre.
genau das sind aber heuristiken, denen richter und geschworene häufig unterliegen. selbst wenn er die frauen vergewaltigt hat, löst diese verurteilung jetzt im teresa-fall keine probleme, im gegenteil es schafft anscheinend mehr probleme.
avery wäre zwar schuldig bezüglich der vergewaltigungen, allerdings sitzt er wegen etwas schwer wiegenderem ein. das gleicht sich nicht aus! außerdem wäre ein potentiell anderer täter weiter auf freiem fuss und wird wegen dem mord vermutlich nie bestraft.
nur weil man denkt er hat was anderes begangen (vergewaltigung) kann man nicht davon ausgehen, dass er sicherlich auch den mord begangen hat!


@Rick_Blaine
In einem weiteren Verfahrensschritt wird jetzt über das Strafmass entschieden. Das wird vom Richter festgesetzt (nur bei der Todesstrafe ist das anders). Vorher werden mildernde oder strafverschärfende Gründe vorgebracht usw.
gibt es da in den bundesstaaten auch unterschiedliche vorgehensweisen?


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

15.02.2019 um 05:23
Zitat von osttimorosttimor schrieb:gibt es da in den bundesstaaten auch unterschiedliche vorgehensweisen?
Ich fange wieder mit den einfacheren Dingen an, bevor ich mich den komplexeren Fragen zuwende.

In diesem Punkt ist mir das nicht bekannt. Es gab früher unterschiedliche Regelungen hinsichtlich der Todesstrafe, aber der US Supreme Court hat festgestellt, dass hier die Jury entscheiden muss. Hinsichtlich aller anderen Strafmass-Entscheidungen kann jeder Staat das selbst regeln, in der Regel legt der Richter dieses fest, in manchen Fällen kann hier die Jury noch einbezogen werden, z.B. bei der Feststellung mildernder Umstände usw. Immer aber gibt es m.W. einen separaten Verfahrensteil, denn erst steht immer nur die Feststellung der Schuld im Fokus. Es würde ja auch keinen Sinn machen, wenn die Jury den Angeklagten eh freispricht, vorher noch lange über milderende Umstände zu reden. Also erst Schuldspruch, dann Strafmass. Und das bedingt heutzutage eigentlich immer einen PSR, einen "pre-sentencing-report" in dem alle relevanten Dinge zusammengetragen werden, wie Vorstrafen, psychische Probleme, Krankheiten usw usw. In Fällen wo jedoch auch das Strafmass vom Gesetz festgelegt ist, ohne dass es da eine Bandbreite gibt, kann dieser Teil des Verfahrens kürzer sein: z.B. wo bei Mord zwingend lebenslänglich vorgeschrieben ist.
Zitat von Morpheus1PBMorpheus1PB schrieb:Kurze Frage zu der Sache mit den Knochen: Es wäre doch aber so, das der Beweise, das es TH`s Knochen sind nicht zu dem Tatablauf der Staatsanwaltschaft passen oder hab ich da was übersehen?
Na ja, das ist nicht ganz so einfach. Nehmen wir einmal an, die Staatsanwaltschaft klagt eine Person an, aus einem Fenster heraus einen anderen, der auf der Strasse stand erschossen zu haben. Er hat eine Waffe, er hat einen Schuss abgegeben, es gibt für das alles Zeugen. Er wird verurteilt. Dann stellt sich plötzlich heraus, das Opfer wurde erstochen.

Hier passt im Prinizp nichts. Das gesamte Szenario der Anklage passt nicht zu den Fakten. Hier muss man nochmal neu verhandeln.

Anders in unserem Fall: Die Knochenfunde im gravel pit stellen nicht das Tatszenario der Anklage komplett in Frage. Der ganze Ablauf, wie Avery sich Teresa Halbach bemächtigt hat, die Blutspuren im und am Fahrzeug, das Nachtatverhalten usw. bleibt alles unberührt von der Frage, wo nun genau Knochen aufgefunden wurden. Solange man nicht beweisen kann, dass Avery unmöglich die Knochen oder die Leiche als Ganzes an den gravel pit verbracht haben kann, gibt es durchaus Szenarien, die trotz des neuen Fundortes Avery als Mörder plausibel machen. Mir fällt da ein ganz naheliegendes ein, das lustigerweise hier noch immer nicht angesprochen wurde.

Und das macht es im Wiederaufnahmeverfahren so schwierig: die Beweishürde ist so hoch, dass Zellner es m.E. in diesem Punkt nicht gelingt, sie zu überwinden.

Ich gebe dazu noch mal ein Beispiel aus einem anderen, hier im Forum bekannten Fall: es gibt derzeit den Antrag auf ein Wiederaufnahmeverfahren im Doppelmordfall in Babenhausen. Manche meinen, wenn sie nachweisen können, dass der Täter sich nicht penibel genau an die Bauanleitung des Schalldämpfers gehalten hat, welche der Verurteilte ziemlich sicher ausgedruckt hat, kann der Verurteilte nicht der Täter gewesen sein.

Das ist freilich Unfug. Denn es ist lebensfremd anzunehmen, der Täter muss sich unbedingt an diese Anleitung gehalten haben. Er könnte genausogut kleine Abweichungen vorgenommen haben, aus verschiedensten Gründen. In diesem Fall gäbe es trotz der späteren Feststellung, dass das Szenario nicht exakt dem entspricht, welches das Gericht seinem Urteil zugrunde legt, keinen Grund für eine Wiederaufnahme.

Und genau so ist es hier: kleine Abweichungen im Szenario werden nicht gleich eine Verurteilung aufheben.
Zitat von Seps13Seps13 schrieb:Bei diesem Brimborium fällt es etwas schwer, das eigentlich juristisch bedeutsame Vorgehen herauszufiltern. Das zu diskutieren fände ich viel interessanter, z. B. welche Anträge jetzt im aktuellen Verfahren überhaupt voraussichtlich zu berücksichtigen sind. Die Verfahrensaussetzung zur Untersuchung der Knochen wurde abgelehnt. Bringen diese ganzen Schreiben zur Registrierung und dem Verbleib der Knochen jetzt überhaupt etwas?
Zellner hat eine unangenehme Angewohnheit, nämlich ständig und in grosser Menge neue Anträge an das Gericht zu stellen oder Änderungen an bisher gestellten Anträgen einzureichen. Das lässt Beobachter den Überblick schnell verlieren. Grundsätzlich gilt: Eine Revision bezieht sich immer nur auf ein vorangegangenes Element des Verfahrens. Neue Dinge, die bisher nicht Gegenstand des Verfahrens gewesen sind, können in eine Revision nicht eingebracht werden. Für diese stehen andere Verfahrensschritte zur Verfügung.

Inzwischen ist Zellners Antragswust so umfangreich und unübersichtlich geworden, dass ich mir erst einmal die Zeit nehmen muss, um das alles auszuklamüsern und den jeweiligen Verfahrensschritten zuzuordnen. Dazu komme ich vermutlich nicht vor nächster Woche.

Die Knochengeschichte halte ich für vollkommen irrelevant, einen sogenannten red herring.


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Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey

15.02.2019 um 08:39
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Solange man nicht beweisen kann, dass Avery unmöglich die Knochen oder die Leiche als Ganzes an den gravel pit verbracht haben kann, gibt es durchaus Szenarien, die trotz des neuen Fundortes Avery als Mörder plausibel machen. Mir fällt da ein ganz naheliegendes ein, das lustigerweise hier noch immer nicht angesprochen wurde
Wie wäre es denn wenn du es dann ansprichst?
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Die Knochengeschichte halte ich für vollkommen irrelevant, einen sogenannten red herring.
Ich bin zwar nur Laie, aber da widerspreche ich mal.
Wenn die Knochen an die Familie gegeben wurden während des laufenden Appeals, mit der Zusicherung von zukünftigen Testungen, mit dem Hinweis das es ihre Knochen sind, ohne seine Anwälte oder das Gericht zu informieren, ist das in meinen Augen eine Verletzung der Rechte von SA. Zumal es da ein definitives Gesetz zu gibt, von TF selbst. Mal dahingestellt ob er es war oder nicht, auch ein Mörder hat nun mal gewisse Rechte und ein gegebenenfalls Unschuldiger auch. Entweder sind diese Knochen vorab im geheimen getestet worden und es kam raus das es ihre sind, oder die Familie wurde getäuscht. Und beide Möglichkeiten sind schon ziemlich heftig oder nicht? Ein plausibler Grund bzw Erklärung für diese Vorgehensweise fällt mir dazu leider nicht ein.
Dazu wurde von L. Eisenberg doch ausgesagt, das die Knochen nicht bewegt worden sind, denn sonst wären sie zerstört worden.
Und sie soll ja komplett in der Pit von SA verbrannt worden sein, damit passt es aber nicht zusammen das ihre Knochen in der Gravel Pit gefunden (ich sage das ganz bewusst, denn genau diese Knochen sind da ja gefunden worden und herausgegeben) und das sie laut Eisenberg aber nicht bewegt worden sind. Was denn nun? Neues Szenario? Er hat sie zerstückelt und dann mal hier mal dort verbrannt?
Merkt man selber, passt auch nicht so ganz. Da sie das Gelände ja nie verlassen hat..........


Im übrigen finde ich so einige Bemerkungen wie Fanboy-Gemeinde etc hier reichlich unpassend. Das mag mit Sicherheit auf die Pro- und Contra-Seiten in den USA passen, das will ich nicht abstreiten, da ist eben alles extremer. Aber hier geht keiner für SA auf die Strasse. Also sollte man auch sachlich und ohne Häme diskutieren können.

Und was das Vorgehen und die Weise von KZ betrifft, über das alles wird glaube ich ein bisschen vergessen, was die Anklage an nicht mehr weg zu redenden Fehlern gemacht hat, angefangen von dieser unsäglichen Pressekonferenz, nach dem null Chance auf einen fairen Prozess bestand, über die Beteiligung von Beamten die dort so überhaupt nichts zu suchen hatten und auch noch sämtliche Beweise fanden, die Lüge von Peterson das genau diese Beamten nichts weiter damit zu tun haben als Ausrüstung zu stellen, bis hin zu Beweismittelunterdrückung (CD), Kontaminierung von Beweisen etc etc..
Man kann kaum leugnen das da irgendwas so richtig schief läuft.
Und bevor jetzt jemand wieder mit Schuld und Unschuld kommt und was er nicht vorher schon alles verbrochen hat. Nein, es beweist keines von beidem. Es beweist nur das nichts an dem ganzen Kram fair war. Von BD fang ich gar nicht erst an.
Ja SA mag ein A****** sein, aber das macht niemanden automatisch zu einem Mörder.
Auch dieses Argument, warum sollten die Beamten denn sowas bloß tun zählt nicht für mich, denn sowas ist doch kein Einzelfall. Warum sollten dann alle anderen Beamten, die nachweislich sowas getan haben, das tun?

Fragen über Fragen....


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