Morde von Rupperswil
07.01.2016 um 08:13
Mir geht es hier wie anderen, die merkwürdigen Geldabhebungen lassen naheliegen, dass es bei der Tat um Geld ging. Interessant wäre jetzt zu wissen, wieviel Geld sie tatsächlich abgehoben hat, bzw. wieviel sie abheben wollte, und warum es zuerst zu einem Bancomaten ging.
Die meisten Menschen in der Schweiz oder auch in Deutschland werden Girokonto-Inhaber sein und vermutlich wissen, dass man am Bancomaten relativ wenig Geld bekommt. Wurde CS spezifisch von den Tätern zum Bancomaten gesandt, könnte das darauf hinweisen, dass sie sich damit nicht auskennen: eventuell zu jung, zu unerfahren, zu arm, oder Ausländer? Denkbar ist aber auch, dass man CS nur gesagt hat: besorge Geld, und sie in ihrem Schock etc. erst einmal nur an den Bancomaten gedacht hat.
Das Geld dort war offensichtlich nicht genug: also ging es zur nächsten Filiale. Dort wissen wir nicht, wieviel Geld abgehoben wurde, aber auch hier stellen sich ein paar Fragen: der typische Mitteklasse-Schweizer hat vermutlich nicht mehr als ein paar Tausend Franken auf seinem Girokonto, wenn überhaupt. Dazu einen Dispokredit, sagen wir mal 10,000 Franken. Ohne jede Vorbereitung kann er also ca. 10-15T Franken sofort abheben. Anderes Geld, auf Spar- und Investmentkonten etc. ist meist "festgelegt." Das kann man im Notfall zwar auch sehr schnell bekommen (man zahlt dann gewisse "Strafen") aber meistens bedeutet das doch etwas mehr Formularaufwand in der Bank und Nachfragen der Mitarbeiter. Das scheint es hier nicht gegeben zu haben - weiss eigentlich jemand, wie lange sie sich in der Bank aufhielt? Ich denke mal, wenn man mehr als nur ein Giroguthaben abhebt, kann es locker 30 oder mehr Minuten dauern.
Ich würde vermuten, dass so etwas den Tätern (der Täterschaft, wie die Schweizer sagen) zu lange dauern würde, wenn sie keine abgebrühten Profis sind.
Am Ende hat CS vielleicht gerade einmal 15000 Franken Bargeld besorgen können. Für einen Vierfachmord erscheint das wenig - hier wieder das Gefühl, das waren keine Profis. Ein solch ausgeklügeltes Unternehmen, kaltblütige Morde, da sollte doch wenigstens eine sechsstellige Summe herausspringen.
Und da kommen wir zur Hauptfrage: warum CS? Nach Aussen hin macht diese Familie keineswegs den Eindruck, sie sei sonderlich reich. Wenn die Täter Pech hatten, hatte CS vielleicht gerade mal 1000 Franken auf dem Konto. Warum also wählen die Täter diese Familie als Opfer aus?
Meine Vermutung: 1) Die Täter sind keineswegs Profis sondern kannten irgendjemanden aus der Familie, wussten, dass es eine Verbindung zur Bank gab (LG) und dachten naiverweise, da sei dann doch viel mehr zu holen. Dann müssen die Täter irgendwie vorher mit einem aus der Familie zu tun gehabt haben aber sonst wenig Ahnung von solchen Straftaten haben. Im Gegenteil, ich tippe dann eher auf eine hohe Geldnot bei den Tätern, aber wenig Erfahrung mit Schwerkriminalität.
Oder
2) Die Täter haben sich lediglich auf die Bankverbindung des LG fixiert, haben über diesen herausbekommen, dass da eine Familie existiert, die ihm etwas bedeutet und ihn damit erpressbar macht. Solche Fälle hat es in verschiedenen Varianten immer mal gegeben. Was viele Täter anscheinend nicht wissen ist, dass selbst leitende Angestellte solcher kleiner Filialen in der Regel weder sonderlich reich sind, noch Verfügungsgewalt über sehr hohe Summen haben. Das aber spricht dann wieder nicht unbedingt für die Professionalität der Täter. Es gibt ganz andere Kaliber an potentiellen Opfern, die recht schnell auch an sechs oder gar siebenstellige Summen kommen könnten um Erpresser zu bezahlen.
Mit anderen Worten: ich denke, wenn wir es mit hochprofessionellen Tätern zu tun hätten, wären andere Opfer geworden, nicht CS und ihre Familie.
Die Brutalität kann man ebenfalls zweierlei erklären: super-abgebrühte Täter denen ein Leben komplett egal ist und die töten, weil das immer noch die beste Methode ist, Zeugen auszuschalten. Oder Täter, die in ihrer Planung und Durchführung irgendwo sich selbst in die Enge getrieben haben, z.B. weil sie von den Opfern während der Stunden des Tatvorgangs erkannt wurden, und die dann den Mord feige rechtfertigen, dass sie ja keine andere Wahl hatten, wenn sie unerkannt entkommen wollen.
Irgendwie tippe ich auf letztere Version.