trailhamster schrieb:Der Angeklagte weiß genau, welche Knöpfchen er zu drücken hat:
Früher dachte N., er habe alles unter Kontrolle und sich aus Angst und Scham keine Hilfe geholt. Jetzt ist der 34-Jährige gewillt, eine Therapie zu machen, wie er betont. «Für mich war es auch eine Erleichterung, als ich mit den Gutachtern sprach.» Viele Dinge habe er in der Therapie das erste Mal ansprechen können. «Das war ein gutes Gefühl.» Sein Ziel sei es, «wieder einmal in der Gesellschaft und resozialisiert zu sein».
Ich bin bei deinem Beitrag hängen geblieben.
Ich denke nicht dass das so plump abläuft, nach dem Motto:
Der Angeklagte trifft Gutachter, denkt sich: "Dieses Würstchen stecke ich in die Tasche"- und dann wählt er bewusst eine Verhaltensstrategie aus und wickelt den Gutachter ein.
Ich glaube, das läuft viel subtiler ab.
Der Angeklagte kann nicht anders. Immer wenn er einen Vorteil für sich sieht- oder er in der Klemme steckt- spielt er diese Programme. Er scannt sein Gegenüber, er guckt, wie er am weitesten kommt (Schmeicheln, loben, den kleinen Jungen spielen etc.)
Und das macht ihn gefährlich.
Es geht nicht darum, ihm zu sagen: Hör damit auf!
Er muss ja überhaupt erstmal verstehen, dass er sich unehrlich verhält.
Und was den Satz betrifft:
Für mich war es auch eine Erleichterung, als ich mit den Gutachtern sprachDas glaub ich nicht. Dann hat er das Gespräch nicht wirklich zugelassen.
Solange sich die Gespräche nur an der Oberfläche bewegen, wird er es schön finden, beachtet zu werden.
Es wird ihm gefallen, dass sich jemand Zeit für ihn nimmt.
"Erleichterung" sagt er, um auszudrücken, das ihn etwas bedrückt.
In dem Sinne: Der Herr XY hat mir einen Teil der Last abgenommen. Dafür bin ich dankbar.
(Weil er weiss, genau das will man von ihm hören.)
Er ist schon angetan, von der Aufmerksamkeit.
Um "Erleichterung" zu empfinden, müssten die Gespräche aber sehr tief gehen. Und das ist dann keine Erleichterung.
Ob überhaupt jemand sah dicht an ihn herankommen kann? Für mich ein großes Fragezeichen.