@Herzsonne Herzsonne schrieb:Es wurde ,zumindest soweit öffentlich wurde, nichts darüber gesagt in den Verhandlungen.
Über diese Karte wurden keine Spekulationen verlautbar
Die Trauerkarte. Für mich definitiv ein Detail dieses Falles der mir das Blut gefrieren lässt. Was sind die Fakten?
Der TextIn tiefer Trauer um den verstorbenen Elias. Todeszeitraum: In der Nacht vom 11.7. auf den 12.7. zwischen 22 Uhr und 6 Uhr. Todesursache: Ersticken. Sorry
Poststempel: 19.7.2015 (ein Sonntag. Wundert mich etwas, aber wird in mehreren Quellen gennant, s.u.).
Spuren:
An der Briefmarke seien Spuren vom Auffindeort von Elias’ Leiche sichergestellt worden.
Quelle:
http://www.bild.de/regional/berlin/kindesmord/rechtsmediziner-sagen-gegen-silvio-s-aus-46761686.bild.htmlDie achte und letzte Zeugin dieses Prozesstages ist die Kripo-Beamtin Sandra Lepin (38). Sie sagt aus über Handschrift, Fingerabdrücke, biologische Spuren auf der Trauerkarte: Poststempel sei der 19.7.15. Forensisches Handschriften-Gutachten: „Mit sehr hohe Wahrscheinlichkeit Urheber-Identität.“ Das Bio-Spuren-Gutachten einer Mischspur auf der linken oberen Ecke des Briefumschlags besagt: die DNA ist vom Angeklagten, aber auch von einer zweiten Person. „Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Mit-Verursacher“, so die Beamtin.
Quelle:
http://www.bz-berlin.de/tatort/menschen-vor-gericht/kindermoerder-silvio-s-schickte-trauerkarte-an-mutter-von-eliasSilvio S. behauptet also das Elias noch vier Tage in seiner Gefangenschaft überlebt hat, um dann zu einer unbestimmten (unbeaufsichtigten?) Zeit zu ersticken.
Der Behauptung zum Todeszeitraum wiedersprechen zwei Aussagen:
Am 9. oder 10. Juli wurde Silvio S. mit einer schweren Kiste in der Kleingartenanlage in Luckenwalde gesehen. Wegen einer unmittelbar bevorstehenden Familienfeier war sich eine Zeugin des Datums sehr sicher.
Quelle:
http://www.rbb-online.de/panorama/beitrag/2016/07/silvio-s-prozess-elias-mohamed-aussage-polizisten.html (Archiv-Version vom 05.07.2016)Laut Erkenntnissen des Mediziners hat Silvio S. den Jungen allerdings nicht direkt nach der Entführung getötet. Elias hatte zuletzt einen Joghurt mit Nuss-Splittern gegessen. Tsokos fand Reste im Darm. Er zieht den Schluss: „Der Junge überlebte mehrere Stunden nach seiner Verschleppung, ob acht oder zwanzig Stunden kann ich nicht sagen."
Wenn man den Aussagen jetzt glauben schenkt, und die Entführung mit 8. Juli 18:00 ansetzt, grenzt es den Todeszeitraum auf etwa 8. Juli 22:00 bis 9. Juli 15:00 Uhr ein (mit ein wenig Puffer). Das Tsokos sich da nicht genau festlegen kann, würde ich die Zeiten mit Vorsicht geniessen. Allerdings schliesst es deutlich die Zeitangabe von Silvio S. aus.
Der Absender Das Bestattungsinstitut. Wahrscheinlich genauso zufällig gegoogelt wie seine Strafverteidiger.
Der Addressat Anita S. - wurde sehr oft in der Presse so zitiert. Er hatte Elias wohl nicht nach seinem vollem Namen gefragt. Bezweifele das er ihn vergessen hätte, der ist einprägsam. Letztendlich der Grund warum die Karte an den Bestatter ging. Der Postbote wusste wahrscheinlich nicht für welchen Nachnamen 'S.' stehen sollte, und das er Elias Mutter kannte ist ja sehr unwahrscheinlich. Zu diesem Zeitpunkt war der Fall Berlinweit in allen Medien, aber der Name der Mutter wurde eigentlich nur in der Boulevardsparte genannt. Liest Silvio S. wahrscheinlich, aber offensichtlich nicht dieser Postbote.
Die Adresse Die war allerdings korrekt! Woher wusste er die? Eventuell hatte er Elias gefragt wo er denn wohnt. Befanden sich die beiden noch im Inselhof, hätte man sich den Eingang sicher gemerkt, ohne die Hausnummer jetzt vielleicht direkt zu erkennen.
Jetzt kommt der Teil, der für mich noch ein paar Einblicke in Silvio S.'s Psycho gewährt (wenn die Aussage den stimmt). Er soll ein paar Tage nach Elias Verschwinden im Bürgerhaus im Schlaatz gesehen worden sein, wo er vorgab sich an der Suche beteiligen zu wollen!
Mitte der Woche meldete sich beim rbb in Potsdam ein ehemaliger Helfer, der an der Suche nach Elias beteiligt war: Der 32 Jahre alte Gerome Jeames aus Ludwigsfelde schwört Stein und Bein, dass er Silvio S. drei oder vier Tage nach der Entführung im Bürgerhaus am Schlaatz, wo sich die freiwilligen Helfer trafen, gesehen hat. "Es war zwischen 12 und 15 Uhr, es war sehr schlechtes Wetter und daher waren kaum Freiwillige da, die helfen wollten", berichtet Jeames dem rbb. Ein Mann sprach vor, er wollte die Chefin der Initiative sprechen: "Seine Fragen waren, ob heute noch Suchtrupps rausgehen, wie viele schon suchen und wo sie suchen." Jeames teilte dem Mann mit, er solle warten, wenn er mithelfen wolle. Der Unbekannte setzte sich. Nach einer halben Stunde war er allerdings weg. Jeames erzählt, er habe sich das Gesicht gemerkt, "weil der Mann so komische Fragen gestellt hat".
Der 32-jährige Jeames, gelernter sozialpsychiatrischer Assistent, hatte ein ungutes Gefühl, sagt er. Aber mehr auch nicht. Als die Polizei Ende Oktober die Fahndungsfotos aus Berlin-Moabit veröffentlichte, rief Gerome Jeames nach eigenen Angaben erst die Polizei und dann die Potsdamer Staatsanwaltschaft an: "Er war es, definitiv." Jeames weiß nicht, warum Silvio S. im Bürgerhaus war – wenn er dort war: "Wir können nur mutmaßen, ob er mit suchen wollte oder herausfinden wollte, was wir wissen und wie weit wir sind."
Der 32-Jährige kann die Episode in allen Facetten beschreiben. Er wiederholt auf Nachfrage den Inhalt, ohne immer die wortgleichen Formulierungen zu benutzen, wie es Hochstapler oft tun. Seine Stimme bleibt ruhig, er schaut der Reporterin ununterbrochen in die Augen. Die Angaben, die dem rbb auch auf Tonband vorliegen, wirken absolut seriös.
Quelle:
http://www.rbb-online.de/panorama/beitrag/2016/07/silvio-s-prozess-elias-mohamed-aussage-polizisten.html (Archiv-Version vom 05.07.2016)Wenn Silvio S. wirklich am 11. oder 12. Juli im Schlaatz war, hätte er sich zu Elias Wohnung begeben können um sich die Hausnummer zu holen. Und er hätte hier auch definitiv den Suchzettel mitnehmen können, der in seiner Wohnung gefunden wurde, der nur in den ersten Tagen und nur in unmittelbarer Nähe des Inselhofes aufgehängt wurde.
Geregnet hat es in Potsdam nur am 12. dem Sonntag (und die zwei drauffolgenden Tage)
Quelle:
http://www.wetteronline.de/wetterdaten/potsdam?pcid=pc_rueckblick_data&gid=10379&pid=p_rueckblick_diagram&sid=StationHistory&iid=10379&month=07&year=2015&period=4¶id=RR24Meine persönlichen SchlüsseSilvio S. kehrte an den Entführungsort zurück. Er hatte von der unglaublich beherzten Aktion der Schlaatzer gehört. Er war zumindest neugierig. Wollte sich vielleicht weiden an den Dingen die seinetwegen ins Rollen kamen, und er ging als Unsichtbarer durch die Menge der verzweifelnd suchenden Schlaatzer. Eventuell wollte er auch erfahren ob es Zeugen gab, ob man ihm auf der Spur war. Auf jeden Fall allerdings hat er ziemlich kaltblütigen Mut gezeigt, und noch dazu wieder eine seiner perfiden Maskeraden benutzt als er den Helfer ausfragte. Er nahm eine Trophäe mit.
Warum die Karte? Wollte er der Mutter wirklich Gewissheit geben. Wollten er den Suchenden die Anstrengung ersparen. Das glaube ich absolut nicht. Er hat beim Todeszeitraum gelogen. Ihn sogar extrem verlängert. Vielleicht war er frustriert das er nur so kurz mit Elias 'spielen' konnte. Vielleicht hatte er aber auch nur einen sadistischen Gefallen daran gefunden die Mutter glauben zu lassen, das Elias vier Tage lang leiden musst, bevor er unbeaufsichtigt erstickte.
Sorry.Niemand der aufrichtige Trauer ausdrücken möchte sagt 'sorry'. Das ist flapsig. Ironisch. Überheblich. Der Rest des Textes ja geradezu gestelzt. Ich glaube ich nicht, das er die Karte schickte, weil man das ja so macht. Elias und seine Mutter waren keine Menschen die sein Mitgefühl anrührten, konnte man im 1. Prozesstag sehen.
Vielmehr drückt er wider Macht aus. Egal was ihr tut, es ist sinnlos. Er ist schon tot, und ich allein weiss wo, wie und warum.
Ich bin froh das die Mutter die Karte nie erreicht hat. Schon gar nicht zu diesem Zeitpunkt, als sie vielleicht noch voller Hoffnung war.
Offene Fragen- Spuren vom Auffindeort von Elias. Hatte er die Karte im Garten geschrieben? Warum. Hatte er eventuell Blut, Erde, etc. extra aufgebracht?
- Die zweite DNA Spur an der Karte. 'Mitverursacher'? Oder nur ein Postbeamter der sie in der Hand hatte? Die Beamtin klang überzeugt.
Silvio S. mag eine vermeidende Persönlichkeitsstörung haben, aber das ist für meine Augen nur die Oberfläche. Er ist ein Sadist. Für mich lässt die Karte keinen anderen Schluss zu. Und in seinem Handeln, das Planung, Zeit und Mut benötigte war er plötzlich auch nicht mehr Antriebsarm. Er hat ein weiteres Mal eine Maske ausgesetzt und seine Unsichtbarkeit und seine Macht genossen.
Viel mehr finde ich auch, das er stark schizoide Züge zeigt. Das wurde von Lammel nur am Rande erwähnt, oder in der Berichterstattung nicht genau erwähnt.
@Lena781 Du bist doch vom Fach und warst bei Lammels Ausführung zugegen. Der hat doch bestimmt mit den ICD-10 Codes um sich geworfen. War da eventuell auch die F60.1 dabei?
Aus meiner Sicht trifft dies viel besser Silvio S. Psyche. Die Konzentration auf die innere Fantasiewelt, das mangelnde Interesse an echten Beziehungen und wirklicher Sexualität. Die Fähigkeit sich zu verstellen. Hier gibt es einen Überblick
Wikipedia: Schizoide PersönlichkeitsstörungAber es nun diese oder eine andere Persönlichkeitsstörung war. Das reicht bei Weitem nicht für diese Taten aus. Da sind Abgründe an denen ein Therapeut jahrelang arbeiten könnte. Und Silvio S. würde ihn vielleicht trotzdem an der nase herumführen. Nicht weil er gewitzt ist, aber weil er ein lebenlang gelernt hat sich zu maskieren. Dahinter für mich als Laien, jemand der es geniesst unsichtbar zu sein und darum eine Maskerade aufführt. Der ein Lügner ist. Der narzistische Züge hat. Von wegen 'an mir ist nichts Gutes', das glaube ich ihm nicht. Dafür hat er zu mutig, geplant und kaltblütig gehandelt. Und ich weiss nicht wann er das an sich entdeckt hat. Aber er ist auf jeden Fall ein Sadist. Das beweist für mich alles was wir über diese Trauerkarte wissen.
Wieder lang. Entschuldigung und danke für den Ausstausch hier.