@Hammurapi Hast du absolut recht! Hätte man keinen ausreichenden Hinweis auf seine Täterschaft gehabt, ihn somit erst gar nicht anklagen können, aber trotzdem keine weiteren Spuren in eine andere Richtung gehabt, dann hätten das alle auch so hinnehmen müssen, dass es eben niemanden gibt, dem man die Tat zu dem jeweiligen Zeitpunkt nachweisen kann und hätte auf Kommissar Zufall oder einen von sich aus geständigen Täter- warum auch immer- hoffen müssen.
Ich glaube, dass es vielen hier "einfach" so geht, wie mir auch. Man hat die ganze Zeit gehofft, dass da doch noch der Kracher an Beweis gegen den Angeklagten kommt. Auch wenn man sehr wohl weiß, dass Barbara Salesch und Co-Verfahren mit unerwarteten Wendungen und eindeutigen Schuld-oder Freisprüchen nicht dem tatsächlichen juristischen Alltag entsprechen, sind derartige Ausgänge eines Prozesses eben das, was die Mehrheit des Volkes, in dessen Namen das Urteil gesprochen wird, sich wünscht.
Nur ist mir freilich klar, dass das Leben an sich - und insbesondere und zum Glück vor Gericht- kein Wunschkonzert ist.
Die Möglichkeit seine Schuld oder Unschuld zu belegen oder zu widerlegen, hat in diesem Fall auch der Tatverdächtige allen Verfahrensbeteiligten genommen. Diesen Punkt darf man ihm in keiner Hinsicht anlasten, da er offenbar keinen anderen Weg sah. Aber diesen Umstand darf man natürlich auch nicht der StA anlasten oder erwarten, dass alleine deshalb ein neuer Täter gesucht und gefunden wird. Wie groß wäre der Aufschrei, wenn man innert kürzester Zeit einen neuen TV anbieten würde. Alle würden dann feststellen, dass RE noch leben könnte, wenn man den "Richtigen" gleich angeklagt hätte. Daher meine volle Zustimmung, wenn die StA berechtigte Zweifel an seiner Schuld gehabt hätte oder der Richter, der dem initialen Antrag stattgegeben hat, sowie der Richter, der den Antrag der Verteidigung abgelehnt hat, dann wäre er in der verhängnisvollen Nacht von letztem Sonntag auf Montag nicht in Stammheim gewesen.
Meine Wünsche- vor allem für die Kinder- nach eindeutiger Klärung der Umstände, wären vermutlich nicht eingetroffen, wenn er noch leben würde und werden es jetzt erst recht nicht tun. Ein Indizienprozess bringt nie wissenschaftlich nicht widerlegbare Klarheit. Aber in den meisten Fällen ein an Sicherheit grenzendes richtiges Ergebnis. Und alleine mein frommer Wunsch nach Gewissheit für die Hinterbliebenen schafft freilich auch keine neuen Ermittlungsansätze.
Mein trauriges Fazit: RE hat diesen Prozess auf seine Art beendet, in dem Wissen über das, was das für die Hinterbliebenen heißt. Warum und ob das fair war wäre müßig zu diskutieren. Wenn er in keinem Brief etwas hinterlassen hat, was neue Ermittlungsansätze bietet (was aber nicht nur seine Unschuld voraussetzt sondern auch sein Wissen und Kundtun über mögliche andere Täter und Motive, die er aber als Unschuldiger ja nicht mal zwingend haben müsste), dann wird man diesen Ausgang genauso hinnehmen müssen wie einen Freispruch aus Mangel an Beweisen oder einen Schuldspruch anhand einer Indizienkette. Der Unterschied ist nur, dass diese Art des Prozessendes von RE bestimmt wurde und keine Seite zufrieden stellt.