Anklage erhoben (versuchter Mord) gegen Moderatorin Natalie L.

Rick_Blaine schrieb:neuerdings in Deutschland möglich

ich hab mich schon gewundert. seit wann ist dies denn möglich?

@PenelopeStamp
Ich wusste vor dem Thread hier auch nicht wer das ist.

Interessant und gut finde ich das mit der Mordanklage. Bin echt gespannt wie das ausgeht. War ja schon sehr viel kriminelle Energie im Spiel und da wäre es mMn falsch, wenn da eine Bewährungsstrafe bei raus käme.

@osttimor

Der Leitsatz lautet so:

Wer im Straßenverkehr einen Unfall mit Personenschaden verursacht, ist (unter anderem) verpflichtet, dem Verletzten Hilfe zu leisten beziehungsweise die Rettungsdienste zu rufen. Verstirbt das Unfallopfer, weil der Unfallverursacher sich nicht um ihn kümmert, obwohl er die Notwendigkeit der Hilfeleistung erkennt und den Tod des Verletzten jedenfalls für möglich hält, macht er sich wegen Totschlags (durch Unterlassen) strafbar, da den Unfallverursacher eine Garantenpflicht gegenüber dem Verletzten trifft. Beim Vorliegen von Mordmerkmalen kommt eine Strafbarkeit wegen Mordes in Betracht.

Wird das Unfallopfer - entgegen der Vorstellung des Täters - aufgrund ärztlicher Hilfe gerettet, liegt dann ein versuchter Totschlag beziehungsweise versuchter Mord (durch Unterlassen) vor.

Wenn ich mich richtig erinnere hat der BGH das in einer Entscheidung Ende 2012 bestätigt, also noch nicht lange her.

In 2010 hat so eine Entscheidung noch Erstaunen hervorgerufen und als ich studiert habe, vor gefühlten hundert Jahren, dachte man gar nicht daran.

@Rick_Blaine
Sehr gute und richtige Entscheidung des BGH meiner Meinung nach! Fahrerflucht ist kein Kavaliersdelikt und sollte auch entsprechend geahndet werden. Ein Unfall ist kein Verbrechen, aber die Entscheidung, ein solches Unfallopfer seinem Schicksal zu überlassen, ist sehr wohl eines.

@Rick_Blaine

danke.
ich halte so eine einstufung aber auch nicht wirklich für sinnvoll, bezüglich des mordes.
das strafmaß von fahrlässiger tötung halte ich im gegenzug aber auch für zu gering. meiner meinung nach wäre für solche fälle eine lösung deren strafrahmen sich zwischen mord und fahrlässiger tötung befindet, angebracht.

Interesant, also war das mit der Garantenstellung korrekt...

Aber den versuchten Mord muss es doch schon immer gegebenben habe
n oder?


@osttimor
Da gibt es wenig Platz für Einstufungen, wenn man jemanden liegen lässt, den man angefahren hat und diese Person Ihrem Schicksal überlässt, weil man nicht möchte, dass die Polizei merkt, dass man besoffen gefahren ist... schon ziemlich "kriminell"... wenn man das Auto dann noch gestohlen meldet und es nach Polen schafft ... naja...

Aber es gilt ganz klar die Unschuldsvermutung... aber ein interessanter Fall, rein juristisch...

Fraglich für mich hier, ob man den Vorsatz eines Tötungsdeliktes hier bejahen wird oder doch nur die schwere KV...

Mordversuch durch Unterlassen - Mordmerkmal: Verdeckung einer Straftat (betrunken Autofahren)

Würde das nur greifen, wenn sie über die Promillegrenze gekommen wäre, die die Trunkenheitsfahrt von einer Ordnungswidrigkeit zu einer Straftat werden lässt?
Wie will man das nachweisen, Blutprobe direkt nach dem Unfall gibt es ja nicht.
Eventuell Zeugenaussagen, vieviel Alkohol sie im Laufe des Abends/der Nacht getrunken hat?

Wenn man ihr also die Überschreitung des Grenzwerts zwischen OWi und Straftat (ist das 1,1 Promille?) nicht nachweisen kann, liegt keine Straftat vor, die man verdecken könnte, also kein Mordmerkmal?

Bin mir zu 99% sicher, dass es egal ist, wie betrunken sie nun wirklich war, auch wenn Sie unter der Grenze lag, liegt das Mordmerkmal vor, da sie dachte, dass sie eine Straftat begeht...

Aber es ist bei mir zu lange her leider, aber wie gesagt bin zu 99% sicher...

Ich mache mich ja zB auch strafbar, wenn ich jemanden versuche zB mit einem Gift, was sich zum Töten nicht eignet, jemanden zu vergiften... müsste dann der untaugliche Versuch sein... kann milder, muss aber nicht milder bestraft werden... in dem Falle wohl wären wir wieder bei einem versuchten Mord...

@Neusser1988

gibt es in deutschland den absolut untauglichen versuch?

@osttimor:

Habe ich noch nie gehört, wir hatten immer das Beispiel, jemanden mit einem Schaumstoffknüppel erschlagen zu wollen... nicht möglich, das Gericht kann daher von Strafe absehen, muss es aber nicht

was mir gerade wieder eingefallen ist: der fall christian marks, der ebenfalls hier diskutiert wurde.

warum wird dort nur wegen fahrlässiger tötung und fahrerflucht ermittelt?
weil christian sekunden später bereits tot war?

http://www.derwesten.de/staedte/witten/wittener-eltern-des-toten-christian-hoffen-auf-xy-ungeloest-id9984989.html

@Neusser1988

in österreich gibt es den absolut untauglichen versuch

http://strafrecht.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/i_strafrecht_kriminologie/Fuchs/HF/AT1-WS12_08__Versuch_untauglicher_C_4Fol.pdf

im internet habe ich für deutschland nur noch den abergläubischen versuch gefunden, der nicht strafbar ist, siehe hier:
Wikipedia: Untauglicher Versuch

@osttimor

Eine sehr interessante Frage...

Mein Gedanke gerade dazu war, dass der Vorwurf bei der hier angeklagten Moderatorin im Raum steht, dass sie das Auto bewusst hat gestohlen melden lassen und es nach Polen geschafft hat, sie also genau gewusst haben muss, dass sie einen Unfall hatte mit Personenschaden...

Was ich mich hier sowieso frage ist, ob man ihr nachweisen kann, ob sie wirklich den Tod des Opfers billigend in Kauf genommen hat oder halt eine schwere Verletzung hat angenommen...

Diese o.g. Schritte des Wagenloswerdens könnten ihr wirklich zum Verhängnis werden...

@Neusser1988

also ich weiß nicht...
wenn sich die ganze (versuchte) mordanklage auf diesen umstand aufhängt, nämlich dem loswerden des autos, halte ich für bedenklich. demnach macht sich auch der fahrer der christian marks überfahren hat des mordes schuldig, wenn er sein auto in der werkstatt ausbessern lässt.

das würde bedeuten, dass sich viele täter dadurch quasi noch stärker kriminalisieren.
meines erachtens nach ist das verkaufen/reparieren des autos eine straflose nachtat, die sich höchstens im strafrahmen der ursprünglichen tat widerspiegeln darf UND NICHT die ganze tat um eine stufe nach oben heben (also von fahrlässiger tötung auf totschlag oder mord "nur" weil man das auto in tatzeitnähe verkauft hat).

osttimor schrieb:meines erachtens nach ist das verkaufen/reparieren des autos eine straflose nachtat, die sich höchstens im strafrahmen der ursprünglichen tat widerspiegeln darf UND NICHT die ganze tat um eine stufe nach oben heben (also von fahrlässiger tötung auf totschlag oder mord "nur" weil man das auto in tatzeitnähe verkauft hat).

Ja, aber wenn du das Auto loswerden willst, indem du es nach Polen verscherbelst und anschließend gestohlen meldest, sind das ja weitere Straftaten (Versicherungsbetrug, Vortäuschen einer Straftat), die noch dazu kommen, das kann schlecht straffrei bleiben und steht hier auch in der Indizienkette in logischer Verbindung zu den vorherigen Taten.

Hier kommt einiges zusammen:

Alkoholisiertes Fahren
Fahrlässige Körperverletzung mit anschließender Unfallflucht
Hieraus ergibt sich dann versuchter Mord, da die schwer verletzte Person in hilfloser Lage ausgesetzt wurde, um die vorherigen Straftaten zu verdecken
Vortäuschen einer Straftat (PKW gestohlen gemeldet)
Versicherungsbetrug

@Comtesse

ja aber auf die von dir genannten straftaten drohen nur maximal 5 jahre wenn ich dies richtig abgelesen habe. daher macht es schon einen unterschied ob sie auch wegen mord oder nur schwerer körperverletzung oder ähnlichem angeklagt und verurteilt wird - im hinblick auf die gesamtstrafe.

würden wir theoretisch annehmen sie hätte alles gleich gemacht wie jetzt die sachlage ist, nur dass sie das auto NICHT als gestohlen gemeldet hätte. dann würde versicherungsbetrug und vortäuschen einer straftat wegfallen.
dennoch müsste sie wegen versuchten mord angeklagt werden?!?

@osttimor
Durch die betrunkene Autofahrt, die verdeckt werden sollte, in dem Fall durchaus möglich, ja.

Ansonsten wäre es nur fahrlässige Körperverletzung mit anschließender Unfallflucht.

@Comtesse

wie sollen sie die trunkenheit nach- bzw beweisen?!?

@osttimor
Ich weiß nicht, was sie für Zeugen haben, aber sie müssen ja welche haben, wie ist man sonst überhaupt darauf gekommen, dass sie das Unfallfahrzeug gesteuert hat? Das hätte ja jeder sein können, wie kam man also auf sie? Ist sie aufgefallen durch den gescheiterten Versuch, das Auto verschwinden zu lassen? Oder gibt es Zeugen, die sie gesehen haben, vielleicht sogar jemanden, der mit im Auto saß?

@Comtesse

mir ist bei den berichten nichts dementsprechendes aufgefallen. wahrscheinlich weil sie die autohalterin ist?!
verschwinden lassen wollte es ja ihr freund/mann.

zum thema trunkenheit: ich weiß zwar nicht wie die rechtsprechung dazu steht, aber mich würde es sehr wundern, wenn das gericht nur aufgrund von aussagen der zeugen die trunkenheit eines angeklagten feststellen sollte.
von einem alko- oder bluttest war auch nicht die rede oder?