ja, Totschlag ist normalerweise nach 20 Jahren verjährt (wenn den Täter mehr als 10 Jahre Freiheitsentzug erwarten), es gibt aber auch noch den besonders schweren Fall von Totschlag welcher erst nach 30 Jahren verjährt (wenn dem Täter eine lebenslange Haft droht).
Jedoch dürfte hier ziemlich klar sein, dass die Anklage auf einer Verurteilung zum Mord aufgebaut ist. Und ich sehe hier (zumindest nach den bekannten Infos zum Ablauf der Tat) mindestens das Mordmerkmal Heimtücke durchaus gegeben. Ich zitiere mal aus dem Eröffnungsbeitrag:
Nicole konnte ihren Mörder nicht hören
Zu Hause aber kam sie niemals an. Nicole hat ihren Mörder wahrscheinlich nicht kommen hören. Über Kopfhörer hörte sie Musik aus einem Walkman. Der Walkman wurde später am Tatort gefunden. Er war eingeschaltet, die Batterie war leer.
Sie konnte nicht damit rechnen, dass sie überhaupt angegriffen wird. Also hat der Täter die Arg- und Wehrlosigkeit des Opfers ausgenutzt. Das kann man durchaus als Heimtücke werten. Aber ich bin kein Richter, ist nur meine persönliche Meinung. Möglich wären z.B. auch noch Mordmerkmale der niedrigen Beweggründe oder Verdeckung einer anderen Straftat etc. (kenne da aber zu wenig Fakten ob das hier greifen würde, frühere Berichte haben da was in die Richtung angedeutet, bei aktuelleren Berichten hab ich aber darüber nichts mehr finden können).
Worauf die Anwälte des Angeklagten spekulieren, wer weiß - ich sehe aber zumindest momentan noch nicht die Strategie, dass man da versucht auf Totschlag zu plädieren, denn bis jetzt bestreitet ja der Angeklagte überhaupt etwas mit der Tat zu tun zu haben, will also frei gesprochen werden.
Und selbst wenn sie dann hinterher die Taktik wählen, heißt das noch lange nicht, dass sie auch damit durchkommen würden. Ich hoffe zumindest nicht, dass sie mit sowas durchkommen würden denn das wäre schon verdammt bitter.
Intaro schrieb:Ich sehe es auch so wie du das eigentlich alles für ihn als Täter spricht und denke auch das Drumherum im Prozess zeichnet ein gewisses Bild von ihm. Allerdings bin ich mir nicht sicher wie ein Richter dies sieht.
Ja klar, man weiß nicht wie ein Richter entscheidet. Man möchte ja auch den "Richtigen" verurteilen und da wäre es natürlich immer besser wenn man möglichst viele Beweise hätte (was hier leider nicht der Fall ist). Aber wenn man sich das mal nüchtern anschaut, dann ist auf der einen Seite das was den Angeklagten belastet schon relativ eindeutig (DNA Spuren in der Leistengegend des Opfers und auch die Vorstrafen mit ähnlichem Vorgehen gegen andere Frauen), auf der anderen Seite konnte er oder konnten seine Anwälte aber nichts wirklich Entlastendes finden (Sekundärübertragung der Hautschuppe wurde praktisch ausgeschlossen, das neue Gutachten war eher ein Eigentor weil noch eine DNA Spur von ihm gefunden wurde, die gemeinsamen Busverbindungen mit dem Opfer sind auch eher nachteilig für ihn, die Ausreden mit seinen Händen ziemlich unglaubwürdig). Das Einzige was hier evtl. Fragezeichen aufwerfen kann sind doch bisher nur diese beiden blonden Haare. Aber hier weiß man auch wieder zu wenig um das beurteilen zu können. Wo genau lagen diese Haare? Am Opfer? Evtl. sogar Intimbereich? An der Kleidung? Neben dem Opfer? Vielleicht sogar nur in Tatortnähe nicht in unmittelbarer Nähe des Opfers?
Und wieso konnten diese Spuren nicht ausgewertet werden? Wieso war dazu eigentlich nie was bekannt? Wieso keine Suche nach einem blonden Mann? Das weiß man Alles nicht, aber die Spur wurde auch 1998 schon nicht mehr weiterverfolgt, schien also nie so wichtig zu sein aus welchen Gründen auch immer. Müsste man halt wissen was in diesem Gutachten von damals genau stand.
Man kann natürlich nur hoffen, dass letztendlich ein gerechtes Urteil getroffen wird. Es würde mich vor allem für die Eltern von Nicole so unglaublich freuen wenn sie endlich damit abschließen könnten nachdem sie so hart vom Schicksal getroffen wurden in der Vergangenheit.