https://www.volksstimme.de/sachsen-anhalt/vermisst-kriminologin-spricht-ueber-den-fall-inga (Archiv-Version vom 21.05.2020)Das größte Gefahrenpotenzial für den Täter war der Moment, wo er das Kind ansprechen musste und es aufforderte, mitzukommen. Falls es tatsächlich Personen gibt, die auffällige Beobachtungen machten und dies nicht gemeldet haben, so kann ich nur dazu ermutigen, sich bei der Polizei oder Staatsanwaltschaft zu melden. Zeugen sollten sich rückbesinnen, welche erwachsene Person sich übermäßig oft in der Nähe des Kindes aufgehalten oder es oft beobachtet hat. Auch das Verhalten nach einer Tat kann eine Rolle spielen. Vorstellbar wäre noch, dass sich niemand gemeldet hat, aus Angst vor einer Falschbezichtigung. In diesem Fall sollten sie sich trotzdem vertraulich an die Behörden wenden.
Wie dürfte der Täter mit seinem Wissen umgehen?
Er muss bis zum Ende seiner Lebenszeit täglich in den Spiegel blicken und mit der Tat leben, das kann auf Dauer zermürbend sein. Mir ist aber auch bekannt, dass viele Täter ihre Verbrechen einfach ausblenden und selten bereuen. Täter verdrängen die Anteile der Tat und wehren sie ab. Zum Muster der Schuldverdrängung kann aber auch gehören, aus dem gewohnten Umfeld auszubrechen. Ich will damit sagen, es könnte auch sein, dass der Täter irgendwann bei jemandem sein Herz ausschütten will.
...jm muss dann was gesehen haben!! Wie im Fall Ney, da hat nach Jahren ein Junge den entscheidenden Hinweis gegeben, dass da ein Mann ihn neugierig ausgefragt hat. Vllt wäre auch ein Aufruf des Falls bei XY dazu nochmal sinnvoll, um potentielle Zeugen zu erreichen. Um die Erinnerung anzukurbeln. Wenn ich da vor Ort gewesen wäre, würde mich das allerdings sehr beschäftigten, ob ich da nicht was gesehen hätte, was wichtig wäre..