Sven1213 schrieb:Nehmen wir mal an, dass könnte stimmen (ich bin da äußerst skeptisch).
Dann hat diese Person Inga über eine große Entfernung verbracht und da ich von der Wahrscheinlichkeit her ausgehe, wird dieses von den Personengruppen auf dem Wilhelmshof, ein Besucher gewesen sein.
Es muss doch möglich sein, jemanden zu ermitteln, welcher von weiter weg zum Wilhelmshof kam und am oder bis Samstag Abend sich dort aufgehalten hat.
Sven1213 schrieb:Ich ziehe als Resümee aus diesem Artikel, dass der Täter verankert mit dem Wilhelmshof ist oder war und mache mir diesbezüglich meine Gedanken.
Genau!
Obwohl es natürlich in diesem Fall keinerlei belastbaren Indizien gibt, kann man wohl bestimmte Schlussfolgerungen wagen: Die Umstände des Besuchs der Familie auf dem sehr isoliert liegenden Wilhelmshof legen ein paar Annahmen sehr nahe:
1) Es ist sehr unwahrscheinlich, dass der Täter die Familie kannte, sich Inga schon lange als Opfer ausgesucht hatte, mehr oder weniger hinter der Familie herfährt zu einem auch ihm ungewohnten und unbekannten Ort, um dann ausgerechnet da Inga zu entführen. Vermutlich hätten sich ihm in Ingas unmittelbarer Wohnumgebung andere Gelegenheiten gegeben. So ein Täter wagt sich nicht unbedingt in unbekanntes Gelände, wenn er nicht muss.
2) Dass mitten in der Nacht in dieser an sich gottverlassenen Gegend ein pädophiler Täter durch den Wald streunt, zufällig auf den Wilhelmshof trifft, dann zufällig Inga erspäht und die Gelegenheit nutzt, sie zu entführen ist noch unwahrscheinlicher. Ganz besonders weil sich einmal die Frage stellt, was er da eigentlich tut, aber vor allem, weil er sie irgendwie recht schnell und sicher fortschaffen musste. Wenn er mit dem Wilhelmshof nichts zu tun hatte, wird er dort auch nicht geparkt haben. Wenn er durch den Wald wanderte, kann sein Auto, falls er eines hatte, kilometerweit weg gewesen sein. Inga dann dort hinzubringen ist nicht so einfach.
3) Aus diesen beiden Punkten ergibt sich, dass es die wahrscheinlichste Variante ist, dass der Täter eine Beziehung zum Wilhelmshof hatte - als Patient, Mitarbeiter oder Besucher.
Schaut man sich diese drei Gruppen nun an, sind es gerade die Patienten, die am wenigsten Gelegenheit haben, diese Tat zu vollbringen: vor langer Zeit wurde hier schon einmal darüber gesprochen, dass diese Leute ganz bewusst in dieser Angeschiedenheit leben und viele auch gar kein Fahrzeug besitzen. Da der Hof im Laufe der Ermittlungen relativ gut durchsucht wurde, stellt sich also für die Patienten die Frage, wie sie Inga verbergen konnten und wo .
Näher liegen dann schon die Mitarbeiter, vor allem diejenigen, die nicht auf dem Hof wohnen. Man kann wegen der Abgeschiedenheit davon ausgehen, dass sie alle ein Fahrzeug besitzen. Als Mitarbeiter fällt ihre Anwesenheit gar nicht auf. Allerdings ergibt sich für einen Mitarbeiter auch ein Problem: er oder sie muss vermutlich am nächsten Tag wieder am Wilhelmshof erscheinen. Er muss sich der Polizei stellen. Er kann davon ausgehen, dass sein Fahrzeug zumindest oberflächlich angeschaut werden wird. Das kann abschrecken.
Bleibt ein Besucher. Ausgerechnet an diesem Tag waren einige Besucher auf dem Wilhelmshof. Es gibt sicherlich regelmässige Besucher, aber vermutlich auch solche, die nur selten oder vielleicht an dem Tag das erste Mal dort waren, um einen Angehörigen zu besuchen. Diese Besucher wären ausser ihrem Angehörigen vermutlich niemandem bekannt, weder Personal noch andere Personen auf dem Hof werden sich sonderlich an sie erinnern. Auch Besucher wieder müssen ein Fahrzeug besitzen um zum Hof zu kommen. Aber hier gilt genauso: wenn es nur einmal dort geparkt wurde, wird sich kaum jemand an das Fahrzeug erinnern. Der Täter, wenn er ein solcher Besucher war, wird vermutlich so schnell nicht wieder auf den Hof kommen. Er hat Zeit, die Tat mit allen Facetten längere Zeit zu begehen.
Die Wahrscheinlichkeit ist daher am höchsten, dass wir es mit einem Besucher zu tun haben.
Nun heisst das aber nicht, dass man nur alle Besucher erfassen muss, um den Täter zu finden. Die Polizei hat sicherlich alles getan, um eine vollständige Liste der Besucher aufzustellen und war damit vermutlich auch ganz erfolgreich. Man wird dann vermutlich auch alle Besucher einmal "durchleuchtet" haben, aber wenn sich da nichts auffälliges findet, stösst die Polizei sehr schnell an eine Grenze. Stellen wir uns das Ganze mal wie in einem Kriminalroman vor:
Inspector Maigret konfrontiert nun einen Besucher nach dem anderen und stellt die Frage: Wo waren Sie an dem Abend.... Antwort: Na auf dem Wilhelmshof, das wissen Sie doch. Und danach bin ich nach Hause gefahren. Gesehen hat mich in der Einsamkeit und Dunkelheit auf dem Heimweg niemand. Und zu Hause bin ich ins Bett gegangen.
Tja. Da steht nun der arme Inspektor mit 25 solcher Aussagen. Was soll er nun tun? Das reicht nicht einmal für e inen Durchsuchungsbeschluss.