Germanwings-Maschine mit 150 Menschen in Südfrankreich abgestürzt
30.03.2015 um 16:09
was erwarte ich als gelegentlicher mitreisender im fluzeug, wenn ich von einem absturz höre?:
es sollte möglichst bald ein erstes offizielles statement geben, ob ein terrorakt zu dem zeitpunkt ausgeschlossen werden kann.
aufgrund des unglückes entsteht antwortbedarf auf viele fragen rund ums fliegen. der wissensdurst könnte über eine webseite und hotlines gestillt werden.
eine erste prognose, wann nach auffinden der technischen informationsträger aus den boxen frühestens mit einem ersten offiziellen bericht zu rechnen ist, möchte ich gleich hören.
wenn eine oder mehrere zeitungen vorpreschen, erwarte ich mir rechtliche schritte gegen den weitergeber der daten oder die monteure der abhöreinrichtungen.
ich möchte sehen, dass besonnen, sorgfältig und verantwortungsbewusst mit mutmaßungen umgegangen wird. niki lauda meinte in einem interview, für die angehörigen sei es enorm wichtig, sobald möglich zu erfahren, was geschehen sei, das wisse er von dem absturz der maschine aus seiner damaligen fluglinie.
für mich beinhaltet das nicht die notwendigkeit, das gesamte intimleben des copiloten, das seiner kontaktpersonen und eltern, auskunft über frühere jobs als jugendlicher, und seine bestellungen in autohäusern zu erfahren. das nützt mir für mein gefühl der sicherheit als reisender nichts, und lindert kein leid der angehörigen.
verschiedene fachleute beschäftigten sich mit der wirkung der art der berichterstattung auf die öffentlichkeit, ein zerpflücken des gesamten privatlebens, oftmalige nennung der details aus dem leben von unschuldigen unglücksverursachern, wie auch von bewussten tätern, führt bei psychisch geschwächten mit gewalttendenz leichter zur glorifizierung des unglückes als ausdrucksform für leid, sprich, diese art von berichterstattung könne nachahmende gewalttaten begünstigen.
man wird die namen auf dauer ohnehin nicht verschweigen können, aber es ist in einer europäischen union machbar, einen sanktionierbaren eu-weit geltenden ethischen codex für den umgang mit daten zu entwickeln.
ich finde ja nicht, dass ein eventueller suizid mit der entscheidung, viele menschen mitzunehmen, den umkreis des eventuellen täters zu personen des öffentlichen interesses machen dürfte.
zum ethischen standard müsste gehören, erst dann von suizid sprechen zu dürfen, wenn umfassendere daten zur verfügung stehen, und erst von einem interdisziplinären team geprüft wurden.
das informationsbedürfnis der bevölkerung darf nicht bis in den allereigensten bereich gehen, so dieser nichts mit dem unmittelbaren geschehen zu tun hat.
gefragt ist in den zeiten qualitätsjournalismus. ich entschied mich vorgestern, mir zeitungen mit besonnener berichterstattung zu bestellen, eine hamburger abends erscheinende zeitung, eine wirtschaftszeitung aus österreich. zwar kenne ich die artikel jetzt schon, aber wenn ich möchte, dass es blätter mit artikeln von echten schreibern gibt, muss ich mir in erinnerung rufen, ohne geld gibt es keine angestellten mehr. nur wenn ich qualität kaufe, sichere ich sie mir für die zukunft.
um festzustellen, wer was genau getan hat und was technisch mitspielt, braucht es zeit, zeit und diskretion.
ich kann keinem vertrauen, der mir erzählt, umfassende antworten seien in 24 stunden zu haben gewesen, und vertraue auch keiner fluglinie, die meint, wenn es eine bewusst oder im affekt geschehene tat gab, sei künftig mit mehr druck, und radikaler verschärfung der kontrolle aller piloten zu antworten.
der wettbewerb wird nicht mit dem preiskampf allein zu gewinnen sein, nicht mit repressalien gegen die angestellten, fünf oder zehn euro pro flug mehr für ein konzept von mehr an sozialer verantwortung, mehr sozialer sicherheit für die, denen ich mein leben anvertraue, das wäre es mir wert, muss es mir wert sein.