Auch wenn ich nicht immer mit
@Comtesse einer Meinung bin, hier stimme ich ihr ganz und gar zu. Mir erscheint es ein wenig kafkaesk, wenn bei allmy oft so argumentiert wird:
1. Sein Verhalten ist ganz und gar verdächtig, also war er der Täter.
2. Wenn 1 nicht zutrifft, und das Verhalten nicht verdächtig war, dann ist das perfide so geplant worden und daher doppelt verdächtig, also war er der Täter.
Hier gibt es eine story des Opfers die bisher unseres Wissens nach nicht in einem einzigen Detail widerlegt worden ist. Das sollte man beachten. Dann gibt es sogar zwei Zeugen, die die story in wichtigen Details bestätigen: nämlich die Anwesenheit des Wohnmobils zur gegebenen Zeit am angegebenen Ort und dazu noch die Anwesenheit eines weiteren Fahrzeugs, das zur Beschreibung passt.
Das ist erst mal recht viel Bestätigung der story. In vielen Fällen gibt es weitaus weniger.
Dann gibt es offensichtlich kein finanzielles oder anderes egoistisches Motiv für einen geplanten Mord: der EM hat offensichtlich keine Vorteile finanzieller Art, und es ist in all den Jahren auch keine heimliche Beziehung oder sonstiges entdeckt worden, was sonst oft hinter Morden an Ehefrauen steckt.
Angeblich gibt es ein paar Ungereimtheiten im Verhalten des Opfers EM. Hier wird sich etwas aufgehangen an der Art und Weise, wie der Notruf eingegangen ist. Nun, aus relativ langer Lebenserfahrung kann ich sagen, dass Menschen in einer Schocksituation sich extrem oft völlig irrational verhalten. Im Gegenteil, manchmal kann man meinen, dass ein absolut rationales Verhalten nach dem Bilderbuch eher wie eine geplante Aktion aussieht. Hier gerät man oft in das oben von mir zitierte kafkaeske Dilemma: egal wie er sich verhalten hätte, man hätte es immer "verdächtig" finden können. Das macht dieses Detail relativ wenig relevant.
Dass eine Tat in der beschriebenen Art und Weise so noch nie vorher begangen wurde, schliesst eben nicht aus, dass es diesmal das erste Mal war. Die "Anhaltemasche" ist übrigens leider recht weit verbreitet, und in der Regel handelt es sich tatsächlich um osteuropäische Täter. Aber auch hier gilt eben: Täter verhalten sich oft eben nicht rational. Sie stehen in einer extremen Stressituation und da passieren oft auch mal merkwürdige Dinge. Wer einmal ein paar Jahre XY verfolgt hat, kann da viele Beispiele nennen.
Schliesslich: Die Polizei hatte nun sehr viele Jahre Zeit, all den verdächtigen Details nachzugehen und ist zu keinem anderen Ergebnis gekommen:
Alles zusammen sagt uns der derzeitige öffentliche Wissenstand: es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass der Ehemann irgendetwas anderes als ein Opfer ist.
Daher empfinde ich in diesem Fall auch die sehr offenen Verdächtigungen des EM hier etwas unangebracht.