Im Fall des Doppelmordes von Haale hat die Staatsanwaltschaft Kiel jetzt Anklage erhoben. Beschuldigt ist Dennis N. (29), Betreiber einer Autowerkstatt aus dem benachbarten Beringstedt. Im vergangenen November soll er erst Regina F. (57) erschossen, dann deren Mutter Inge S. (83) erstochen haben. Oberstaatsanwältin Birgit Heß: „Die Anklage lautet auf zweifachen Mord.“
Zu den näheren Umständen wollte sich die Oberstaatsanwältin nicht äußern. Die Tat geschah am 18. November 2014. Mutter und Tochter lagen tot im Pferdestall ihres Resthofes am Ortsrand von Haale im Amt Jevenstedt. Daneben ein brennender Rundballen. Feuerwehrleute entdeckten die Leichen, nachdem ein Autofahrer von der Straße aus den Rauch bemerkt und Alarm geschlagen hatte.
Bei Tochter Regina F. sehen die Ankläger Habgier und die Verdeckung einer Straftat als Motiv. Bei Mutter Inge S. ist Heimtücke das Mordmerkmal. Nach Informationen der Landeszeitung suchte Regina F. Ersatz für ihren defekten VW-Bus und hatte dem Beschuldigten dafür mehrere tausend Euro gegeben. Offenbar kam es zum Streit, weil Dennis N. das Geld verbrauchte und wegen finanzieller Schwierigkeiten das Fahrzeug nicht liefern konnte. Der junge Mann schoss mehrmals auf die 57-Jährige. Mutter Inge S. soll die Schüsse gehört haben und musste sterben, weil sie nach ihrer Tochter sah. Der Verdächtige soll sie mit einem Messer attackiert haben. Danach soll er im Stall, in dem mehrere Pferde untergebracht waren, einen Strohballen angezündet haben, den die Feuerwehrleute aber schnell löschten. Auch die Brandstiftung und die Untreue wegen des Geldes sind angeklagt.
Nach intensiven Ermittlungen und der Aussetzung einer Belohnung von 5000 Euro wurde Dennis N. eine Woche später von Spezialkräften in dem knapp zehn Kilometer entfernten Beringstedt festgenommen. Der Haftbefehl lautete damals bereits auf zweifachen Mord. Seitdem sitzt Dennis N. in Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt Neumünster. Zu den Vorwürfen schweigt der Beschuldigte seit der Festnahme. Deshalb rechnen alle Beteiligten mit einem Indizienprozess vor dem Landgericht Kiel. Die Anklageerhebung durch die Staatsanwaltschaft ist mehrmals verschoben worden. Das Oberlandesgericht hatte unserer Zeitung bereits bestätigt, dass es sich um ein umfangreiches Ermittlungsverfahren mit zahlreichen Zeugenvernehmungen handelt. Ein wichtiges Indiz sei laut dem Gericht, dass der Beringstedter am Tatort gewesen sei – eine Stunde bevor die beiden Frauen zu Tode gekommen sein müssen. Das Oberlandesgericht hatte ein halbes Jahr nach der Festnahme des Verdächtigen geprüft, ob die Haftgründe weiterhin Bestand haben. Nach Angaben des Landgerichts ist es „hochwahrscheinlich“, dass die Hauptverhandlung noch in diesem Jahr beginnt. Ein genauer Termin stehe aber noch nicht fest.
Der Doppelmord hatte im vergangenen Jahr tiefe Bestürzung in der Region ausgelöst. In Haale und den umliegenden Orten ging auch Angst um, solange die Polizei niemanden festgenommen hatte. Die beiden Frauen lebten seit 1998 auf dem Haaler Hof, zu dem Wohnhaus, Stall, Scheune und Koppeln gehörten. Sie betrieben dort einen „Gnadenhof“ für Pferde. Viele Einwohner konnten nicht verstehen, wie es zu der grausamen Tat gegen die beiden friedlichen Frauen kommen konnte. Sie hätten zwar zurückgezogen gelebt, sich aber auch nichts gefallen lassen, berichteten Bekannte von Regina F. damals.
Quelle:
http://www.shz.de/lokales/landeszeitung/haale-mordanklage-wegen-habgier-id10275721.html