Mordfall Dagmar E. (58) aus Dinslaken
27.01.2016 um 18:18
Tag 6: Beginn 10:15, Ende 16:30 Uhr
Heute wurden gehört:
Dagmars Haushaltshilfe:
Die Vernehmung dauerte 5 Minuten. Sie sagte, dass sie nicht gut deutsch versteht, da sie aus Polen kommt. Der Richter wollte sie zuerst umladen, da er einen Übersetzer bestellen wollte. Einer der Übersetzer für die amharische Sprache hatte jedoch in Polen studiert, erklärte sich bereit, zu dolmetschen. Er wurde vereidigt, dann hatte der Richter einige Fragen, z.B. wann sie das letzte Mal bei Dagmar geputzt hat, ob sie nachher nochmal in der Wohnung war etc. Es gab aber nichts, was zur Klärung des Falles dienlich sein könnte. Die Dame wurde unvereidigt entlassen.
Eine Internetbekanntschaft von Dagmar:
Die Vernehmung dauerte 10 Minuten, auch hier gab es keine Aussagen, die letztlich zur Klärung beitragen könnten. Der Mann hatte allerdings am Tatabend gegen 19:15 Uhr noch whatsapp-Kontakt zu Dagmar und der Richter wollte das bestätigt wissen. Der Zeuge wurde unvereidigt entlassen.
Der Vater der Angeklagten Brüder:
Das dauerte natürlich länger, war auch sehr emotional, zumal der Vater von den Geschehnissen nichts wusste oder ahnte. Er berichtete glaubwürdig Von der zeit, seit er in Deutschland ist und er 8 Jahre lang für die Familienzusammenführung gekämpft hat. Er wollte einfach nur mit seiner Familie in Deutschland leben, redlich arbeiten.
Er berichtete von der Erziehung seiner Kinder, was man als Jugendlicher darf und was nicht, auch, dass er sich mit um Alex gekümmert hat, ihn teilweise zurecht gewiesen ha, wenn etwas nicht in Ordnung war. Er ist häufiger in Tränen zerbrochen und sagte dem Richter, dass er immer noch denkt, er befinde sich in einem schlechten Traum. Der Richter ist immer sehr sensibel auf den Zeugen eingegangen, hat mit ihm darüber gesprochen, dass es für ihn eine besondere Belastung ist und er natürlich jederzeit seine Aussage abbrechen kann, aber das wollte er nicht. Der Richter fragte ihn, ob er wisse, dass sein jüngster Sohn geholfen hat, Dagmars Leiche zu beseitigen. Der Vater verneinte und sagte, dass er das nicht glauben kann und will. Der Richter fragte dann den jüngsten Bruder noch einmal ob es stimme, dass er bei der Beseitigung von Dagmars Leiche geholfen habe, was dieser bejahte. Der Vater sackte kopfschüttelnd zusammen und weinte nach der Bestätigung des Sohnes. Auch der Vater blieb unvereidigt, konnte keine wirklich neuen Fakten liefern.
Mitglied der MK Eich:
Er sollte erzählen, wie die Festnahme etc. abgelaufen ist. Auch von der Vorgehensweise bei der Ermittlung, im speziellen zur Vorgehensweise des Abhörens des Autos des Sohnes, der Auswertung der Mobilfunkdaten etc. Er berichtete zudem von Zugriff auf die Wohnung, Ablauf mit Tür aufbrechen, fixieren der Verdächtigen unter deren lautem Schreien usw. Er war zudem dabei, als der Sohn die Ermittler zur Leiche führte, dass der Sohn den Weg dorthin mit bestechender Genauigkeit gefunden habe, ohne sich zu verlaufen. Er beschrieb, dass Dagmars linker Arm und Teile des Kopfes von Tieren abgefressen waren.
Hauptermittler der MK Eich:
Auch er sollte aus dem Ermittlungsverlauf erzählen, den Erkenntnissen aus Datenauswertungen, emotionalem Verhalten des Sohnes etc.
Der Richter stellte dann Fragen zu allem. Es dreht sich momentan alles um den Tatabend, der minutiös zerlegt wird. Dagmars Internetbekanntschaft hat um 19:15 die letzte whatsapp von Dagmar bekommen. Die Auswertung anderer elektronischer Medien ergab, dass um 19:45 Uhr das Musikstück vom PC des Sohnes abgespielt wurde. Es handelte sich um den Titel "Return to me" von Dean Martin aus den 50zigern, auch das wurde bestätigt. Hier wurde nochmals von Seiten des Richters nachgefragt: Es sei so gewesen, dass der Sohn von einem der Brüder aufgefordert wurde, Musik zu starten um Geräusche zu verbergen. Dem Sohn fiel dann das Lied ein, weil es Dagmar so gern gehört habe. Der Sohn habe in einer seiner Aussagen zu Protokoll gegeben, dass seine Mutter beim Start der Musik noch stark gezappelt habe, nach 2:18 Minuten und dem Ende des Liedes nur noch gezuckt hat….
Der Richter sagte im Laufe der Verhandlung noch einige Fragen an die Angeklagten stelle werde, da die Auswertung der Telekommunikationsdaten, Laptop, PC’s, Handy usw. einiges an Abweichungen zu den Aussagen der Angeklagten herleiten lasse. Er legte auch schlüssig dar, an welchen Stellen ihrer bisherigen Aussagen sie definitiv gelogen haben.
Die Fragen gingen dann in die Richtung, dass die Angeklagten behaupten, am Tatabend gemeinschaftlich in der Wohnung gewesen zu sein und erst spät nachts zum Ablageort gefahren zu sein. Die Funkzellenauswertung sagt aber eindeutig, dass sich das Handy des mittleren Bruders bereits schon vorher für einen Zeitraum von einer Stunde (oder zwei) nicht mehr in der Funkzelle von Dagmars Wohnung befunden hat.
Das Auto des Sohnes war nicht nur verwanzt, sondern hatte zusätzlich auch noch einen GPS-Sender von der MK verpasst bekommen. Über Erkenntnisse daraus ist heute aber nicht eingegangen worden. Es wurde eben sehr viel über die Ergebnisse der „Technik-Tricks“ gesprochen. Weitere Details möchte ich aber nicht nennen….jedenfalls sei es euch versichert, wenn man aus dem Status „Zeuge“ in den Status „Beschuldigter“ kommt, dann öffnen sich der Polizei extrem viele Möglichkeiten der detaillierten Datennutzung. Es ist echt der Hammer, was da zur Sprache kam, wie was gemacht wurde.
Die Gartenwerkzeuge, Schaufeln usw. mit denen Dagmars Grab geschaufelt wurde, kamen auch zur Sprache. An dem Spaten wurden DNA-Spuren des Sohnes gesichert und auch vom ältesten Bruder. Der ließ ja verlesen, dass er in zur Tatzeit in der Wohnung war und lediglich dort den Spaten gereinigt habe. Es bleibt spannend und ich bin sicher, der Richter geht hier sehr gut vor.
Die Übernahme der Verteidigung des ältesten Bruders durch einen Wahlverteidiger wurde übrigens vom OLG abgeschmettert. Er kam aber heute trotzdem, wie immer, aber dieses mal deutlichst verspätet und er macht auf mich einen eher gelangweilten Eindruck, stellt vollkommen unprofessionelle Fragen, die zumeist vom Richter abgebügelt werden.
Auch heute könnte ich wieder doppelt so viel schreiben, höre aber erstmal auf.
Der Zeuge aus der JVA, der ja Kontakt zum Sohn und dem ältesten Bruder während der U-Haft hatte, wird auch demnächst als Zeuge vernommen.