brigittsche schrieb:Das setzt dann aber wirklich mehr oder weniger voraus, dass sie schon vorher keine Kontakte (mehr) in Deutschland hatte. Stellen wir uns mal vor, sie war irgendwo im Ausland beruflich tätig - dann würden Freunde und Verwandte in D das ja normalerweise wissen. Und wenn sie dann plötzlich von ihr nichts mehr hören und auch sonst nichts recherchieren können, würden sie doch unter normalen Umständen erst einmal über die Botschaft des betreffenden Landes (oder welche Stelle auch immer, jedenfalls eine offizielle) nachfragen oder gleich in D. zur Polizei gehen. Und in beiden Fällen würde das betreffende Land ja irgendwann mitteilen, dass Frau X sich dort nicht mehr aufhält, sondern ausgewiesen wurde weil [was auch immer] und dann ausgereist ist.
Und umgekehrt dürfte sie dann auch in dem besagten Land keine nennenswerten Kontakte gehabt haben, die dann wiederum in D. nachfragen, wenn sie nichts mehr von ihr hören. Man würde ja normalerweise wissen wollen, wie es ihr geht, wenn man sich wirklich mochte und gut verstanden hat.
Gut, Letzteres muss nicht unbedingt sein, wenn sie sich in dem besagten Land nie recht eingelebt hat - aber umso mehr würde man dann ja erwarten, dass sie noch Verbindung nach D. hält.
Nein, so einfach ist das nicht. Die Botschaft hat in aller Regel keine Ahnung, wo sich der Staatsangehörige aufhält. In den meisten Ländern gibt es für Ausländer keine Meldepflicht. Wenn man den aktuellen Aufenthaltsort nicht weiß, ist das aussichtslos. Alles, was die Botschaft auf Anfrage machen kann ist, beim Immigration Office nachzufragen, wie der Visa-Status ist oder ob die Person sich noch im Land befindet. Das ist alles.
Im außereuropäischen Ausland braucht man eine Arbeitserlaubnis. In der Regel benötigt man vor der Einreise eine Arbeitserlaubnis plus einen Arbeitsvertrag. Hat man keine Arbeitserlaubnis, bekommt man auch keine Arbeit, also auch kein Arbeitsvisum. Nirgends. Wird z.B. das Unternehmen aufgegeben, sieht es für viele Ausländer schlecht aus, eine neue Arbeit zu finden. In vielen Ländern besteht für Ausländer auch nur die Möglichkeit bei internationalen Unternehmen zu arbeiten. Das wäre eine Möglichkeit, warum man gescheitert sein kann.
Natürlich kann man sich auch als Tourist
in dem Land aufhalten, muss aber nachweisen, dass man sich selber aus ausländischen Mitteln finanzieren kann, wenn der Aufenthalt über die Länge des normalen Urlaubsvisum hinausgehen soll. Ohne Einkommen geht das allerdings nicht lange gut und die Verlängerung von Touristenvisa ist teuer. Hinzu kommt, dass man innerhalb festgelegter Fristen ausreisen muss und dann wieder einreisen kann, um ein neues Touristen-Visaverfahren in Gang zu setzen. Auch das kostet natürlich Geld, weil man das Land dazu verlassen haben muss. Käme also auch in Frage, dass dies die finanziellen Möglichkeiten überstiegen hat.
Bei einer Abschiebung muss auch nicht zwangsläufig die Botschaft informiert werden. Wenn derjenige sich noch ein Rückflug-Ticket leisten kann, ist das auch nicht nötig. Er reist dann ganz normal als ankommender deutscher Flugpassagier in Deutschland ein. Unterlagen über die Ausweisung und Einreise in Deutschland existieren dann nicht.
Kontakte ins Heimatland verlieren sich nach einigen Jahren oft. Einzelne Kontakte untereinander kennen sich nicht immer, auch abgebrochene Kontakte zur Verwandtschaft gibt es häufiger als man denkt. Kontakte im Ausland sind häufig 'aus den Augen, aus dem Sinn'. Je nach Land knüpfen Frauen weitaus weniger und auch nicht sehr enge private Bekanntschaften, vor allem in männerdominierten oder kulturell dem Westen weit entfernten Ländern wie z.B. Asien oder Afrika. Die meisten Leute, die in ihr Heimatland zurückgehen, brechen die vorherigen Auslandskontakte ohnehin früher oder später häufig ganz ab, nachfragen in Deutschland würde da keiner. Meistens sind es auch nur Auslandskontakte zu Landsmännern im Ausland.
Was ich damit sagen will, alles, was in Deutschland engmaschig durch bürokratische Prozesse und Gesetze weitestgehend nachvollziehbar ist oder in Deutschland kulturell üblich ist (Freunde, Bekannte), ist in vielen außereuropäischen Ländern ein Ding der Unmöglichkeit oder oberflächlich. Von daher halte ich die Theorie von
@sallomaeander für durchaus wahrscheinlich.