ElodiaGS schrieb:Mir persönlich fällt es immer so schwer, mir vorzustellen, dass man freiwillig im Ausland verschwindet. Ohne Geld, ohne Anschluss, ohne Krankenversicherung, ohne Wohnung und Arbeit.
Ich kenne LM nicht und selbst Freunde/Verwandte dürften nicht zweifelsfrei beurteilen können, was genau in ihm vorging und ob er tatsächlich den Entschluß gefasst hatte, ein neues Leben zu beginnen. Aber so wie ich bislang vernommen habe, traute ihm niemand einen solchen Entschluß zu. Es gab also seinerseits keine Zeichen, die dafür sprechen würden. Und wenn es keine Zeichen gab, dann kann man eigentlich davon ausgehen, dass die Chance für einen freiwilligen Ausstieg/Untertauchen ersteinmal geringer ist, als andere Gründe, auch wenn man es nicht letztendlich ausschließen kann. Das nur vorweg.
Was aber faktisch jede Form von Ausstieg/Untertauchen -egal ob freiwillig, psychisch induziert oder unfreiwillig- erheblich erschwert, sind die bekannten Umstände, mit denen er zwangsläufig konfrontiert wurde. Das fehlende Geld, keine Krankenversicherung, fehlendes Obdach, fehlende Sprachkenntnisse, kein gesicherter Aufenthaltsstatus, ohne die Ausweispapiere verwenden zu können, auch kaum oder nur geringste Verdienstmöglichkeiten. In dieser Situation war aus meiner Sicht gewissermaßen vorgezeichnet, dass er für eine lange Zeit quasi wie ein Obdachloser würde leben müssen und das er auch gewohnte Grundbedürfnisse aus seinem "alten Leben" nicht würde befriedigen können.
Ich möchte nicht die grundsätzlich gegebene Möglichkeit eines Ausstiegs in Abrede stellen. Aber das er -trotz der gegebenen Umstände- nicht wieder in Erscheinung trat, niemandem Auffiel, keine seiner Möglichkeiten nutzte, sich einen Vorteil zu verschaffen oder das Vorhaben abzubrechen bzw. öffentlich zu machen, damit er zumindest seine Identität wieder nutzen kann, ist für mich persönlich tatsächlich nicht wirklich nachvollziehbar und ein geglückter Ausstieg entsprechend eher unwahrscheinlich.
Deshalb liegt für mich persönlich nahe, dass er ggf. in einer Kurzschlussreaktion tatsächlich vor seinem "alten Leben" oder tatsächlich irgendeiner "Bedrohung" davonlief, jedoch dann sehr zeitnah zu Schaden kam. Geplant war sein Ausstieg -spekuliere ich- eher nicht. Denn er hätte sich jeder Zeit, unbehelligt, in aller Ruhe und legal davonmachen können, ohne sich vor irgendwem zu rechtfertigen, jene abstrusen Anrufe zu tätigen und dann erst am Flughafen überstürzt zu flüchten.
Also gibt es für mich zwei naheliegende Annahmen:
1. Er wurde tatsächlich bedroht
oder
2. Er entschied sich spontan/ungeplant ggf. psychisch induziert für einen Ausstieg
Bei beiden Annahmen liegt für mich ebenso nahe, dass er sehr zeitnah zu Schaden kam und deshalb nie wieder in Erscheinung trat um aktiv an einer Verbesserung seiner Situation zu arbeiten.