Bevor man von solchen Geschichten wie "Erstmanifestation einer Psychose" ausgeht, sollte man überlegen, welche irdischen Gründe Lars´ Verhalten haben könnte, und zwar mit einer höheren Wahrscheinlichkeit als aufgrund einer psychotischen Episode, induziert von den Nebenwirkungen eines Medikaments, das er nachweislich gar nicht genommen hat.
Er hat wenig gegessen? Vielleicht mochte er das Essen nicht oder hatte das Gefühl, es nicht gut zu vertragen. Er wirkte still? Ihm gingen seine Freunde vielleicht auf den Senkel, die Sonne, das Umfeld - keine Ahnung. Es könnte tausend gute Gründe geben, warum einer nicht so abgeht wie andere das erwarten. Ein schizophrener Schub gehört jedenfalls zu den unüblichsten.
Robin76 schrieb:Ich denke, dass fast jede Person alleine in diesem Land mit einer Verletzung im Ohr, irgendwelche Angstzustände (egal in welchem Ausmaß) entwickelt hätte. Abgesehen davon, denke ich, dass seine Angst teilweise begründet war.
Das würde den meisten so ergehen. Das Ohr blutet, überaus ärgerlich, und stellt die Heimkehr in Frage. Er ist höchstgradig frustriert, weil er in Bulgarien festsitzt wegen der blöden Momentsache. Wenn er ein SHT hatte, brummt ihm der Schädel, mindestens, das Ohr schmerzt und ist nicht adäquat versorgt, er hat Angst vor evtl. neurologischen Schäden, und wie er aus seinem verd*** Urlaub heimkommt, steht in den Sternen, seit Ärzte ihm dringend vom Fliegen abgeraten haben. Dann karrt ihn jemand abends in eine üble Spelunke, wo "dubiose Gestalten" verkehren und "komische Dinge" passieren Er nimmt Reisaus. Vielleicht hat er dort eine Bemerkung gemacht, die jemandes "Ehre verletzt" hat. Derjenige schaltete um auf unreflektierten Pavianhügelverteidigungsmodus und sonderte Drohungen ab, um sein Gesicht nicht zu verlieren, "Meine Brüder machen Dich Messer, Hurensohn!" (oder was dergleichen Machorituale sind). So könnte es gekommen sein, dass Lars sich realiter verfolgt fühlte. Lars zieht es vor, sich dünne zu machen und seinen Aufenthaltsort zu verlegen. Dabei könnte er etwas Wichtiges im Hotel vergessen haben.
Irgendwie schafft er es aber an den Flughafen (= seine Worte). Vielleicht hat er das dumme Gefühl, in der Hast etwas vergessen oder verloren zu haben. Allmählich dämmert es ihm, nervös überlegt er hin und her, wo das wohl passiert sein könnte. Er entschließt sich, die verbleibende Zeit zu nutzen und den Versuch zu unternehmen, zurück in die Stadt zu kommen.
[Alternativ: Er hat nix verloren, will aber unbedingt so schnell wie möglich heim und hat irgendeine Idee, wie es gelingen könnte, wenn er sich nur sehr beeilt.]
meermin schrieb:Wenn aber im Flughafen von den Angestellten sein Verlassen des Flughafengebäudes und Flughafengeländes als Flucht eingeschätzt und eine flüchtende Person offiziell gemeldet wurde dann dürfte er eventuell nicht sehr weit gekommen sein.
Leider wird in den diversen Berichten nicht erwähnt, was im Arztzimmer nach dem Verlassen des Zimmers durch den Patienten Lars Mittank geschah. Hat man darauf gewartet, dass er eventuell gleich wieder auftauchen würde ?
Die werden als erstes mal sehr verdutzt gewesen sein und über das Verhalten gerätselt haben. Er hat dem med. Personal ja irgendwas zugerufen, was von ihnen verstanden wurde wie "I don´t wanna die" oder so ähnlich. Wer weiß, was er wirklich gesagt hat. Vielleicht "I´ll be back, bye". Wenn ich einen Tschechen "Englisch" reden höre oder der mich, versteht jeder von beiden nur die Hälfte, weil es für beide eine behelfsmäßig zusammengestoppelte Drittsprache ist.
Jedenfalls
flieht dieser junge Mann nicht aus dem Flughafen, er sprintet kraftvoll und zielorientiert auf den Vorplatz. Dort verlangsamt er, ohne sich ein einziges Mal nach einem potenziellen Verfolger umzusehen. Dafür scheint er nach etwas anderem zu spähen, einem Taxi vielleicht.
Robin76 schrieb:Wenn er verunfallt wäre, dann frage ich mich, weshalb man seine Leiche nie gefunden hat. Sollte er vom Flughafen viel weiter weggekommen sein, dann müsste er doch noch irgendwo aufgefallen sein.
Weiß ich gar nicht mal. Ein Touri mehr, der irgendwo desorientiert herumstolpert... Die Einheimischen werden gerade in dieser Gegend ihre einschlägigen Erfahrungen gemacht haben und einem Alkoholzombie mehr keine Aufmerksamkeit geschenkt haben. ;-)
Ich fürchte, er ist irgendwo umgekommen (SHT führte vielleicht zu einer Hirnblutung - Bewusstlosigkeit - Hirnödem - unbehandelt bei starker Sonneneinstrahlung => Exitus, oder er übergibt sich, aspiriert das Regurgitierte und erstickt) und einfach nicht gefunden worden, bevor der Leichnam zur Unkenntlichkeit von Tieren gefleddert wurde.
Das fände ich immer noch wahrscheinlicher als ein nachhaltig Wahnsinniger mit Mutismus in irgendeiner Anstalt.
Hathora schrieb:Das Gesundheitswesen im Ostblock bedarf Reformen und vor allem Finanzen.
Das kann ich überhaupt nicht bestätigen, jedenfalls nicht für Tschechien. Dort ist das Gesundheitswesen besser als in Deutschland. Wie es im Bulgarien ist, weiß ich natürlich nicht. Im "Ostblock" waren die Ärzte gut ausgebildet. Ich habe es mal als Kind in Rumänien am eigenen Leibe erfahren. Die Klinik sah etwas schmuddelig aus, aber die Ärzte machten einen sehr guten Job.