@Robin76Robin76 schrieb:Wenn er verunfallt wäre, dann frage ich mich, weshalb man seine Leiche nie gefunden hat. Sollte er vom Flughafen viel weiter weggekommen sein, dann müsste er doch noch irgendwo aufgefallen sein. Es sei denn, dass er sich dann wieder normal verhalten hat.
Das ist der Knackpunkt.
Wenn er sich wieder gefangen hätte, dann wäre er sicher auch irgendwie heimgekommen oder zum Konsulat oder wieder zum Flughafen, um sein Gepäck zu holen oder ins Krankenhaus oder oder oder.
Ist er aber nicht. Also gehe ich davon aus, dass diese Angststörung sich weiter entwickelte, bzw anhielt.
falstaff schrieb:Todesangst wegen der Verletzung und der geplanten Flugreise
Angst vor bulgarischen bzw. russischen Verfolgern
Angst vor Kreditkartenbetrug
Flucht aus dem Arztzimmer am Flughafen, die man wiederum als Angst- oder Panikreaktion deuten könnte
Diese Ängste sind von Zeugen bestätigt worden. Es können aber noch mehr in dem jungen Mann aufgekommen sein. Zum Beispiel:
Flugangst (haben viele, geben es aber nicht zu)
Angst vor Operation (haben sehr viele)
Angst vor einem "Fluch" (Durchfallerkrankung bei fremdländischen Essen), deshalb vielleicht hatte er sich beim Essen zurückgehalten.
Und dann war er plötzlich allein und sah sich seinen vielen Ängsten hilflos ausgeliefert. Wäre kein Wunder, wenn diese Ängste sich zu einem Realitätsverlust, zu Panikattacken und eventuell Schlimmerem ausufern.
Das auffällige Verhalten haben bestimmt Menschen bemerkt. Es waren doch viele Menschen unterwegs. Es war noch hell, es war warm, in der Nähe des Flughafens, nah einer grossen Stadt, bei einer Autobahn, in der Urlaubszeit.
Ich glaube immer mehr, dass jemand die Polizei oder Sanitäter informiert hat, in der Meinung, man habe einen Betrunkenen oder Kranken vor sich, der eventuell ärztl. Hilfe brauchte. Und damit hätten sich die Ängste nochmal vervielfacht!
Vielleicht hat er sich dagegen gewehrt, mitzufahren, hat geschrieen und alles hat sich total aufgeschaukelt.
Er hatte ja kein Gepäck bei sich. Niemand wusste, in welchem Hotel er wohnte, niemand verstand ihn und er wollte sich nicht identifizieren. Womöglich hat er seinen Pass versteckt oder weggeworfen oder ist beim Gerangel verlorengegangen.
Sein Verfolgungswahn hat in seinen Augen Bestätigung gefunden.
In so einer Situation eskaliert dann alles völlig, der Mensch rastet dann entweder ganz aus oder er zieht sich komplett in sich selbst zurück. In beiden Fällen, auch bei uns in Deutschland, landet man dann per Zwangseinweisung in einer Nervenklinik.
Ich habe hier bei uns das erlebt, als mein Demenzkranker Vater aus dem Krankenhaus ausgebüxt ist, heimlaufen wollte und sich gewehrt hat, wieder in die Klinik zu gehen. Ich musste ihn vier Wochen dann in der geschlossenen Abteilung lassen. Er wurde mit Medikamenten eingestellt (Psychpharmaka). Aber der Aufenthalt dort war für ihn ein Schock, der der Demenz einen Beschleunigungsschub gab und für mich bis heute ein schreckliches, schlimmes Horrorerlebnis war. Ich durfte jeden zweiten Tag zu ihm. Wenn ich mir vorstelle, dass dort ein Nervenkrankenhaus um vieles Schlimmer als hier ist und der Junge Mann keinen Angehörigen, Freund oder auch nur deutschsprachigen Menschen hätte, der ihn besuchte und er auch nicht mehr Kontakt zur Aussenwelt aufnehmen könnte, dann glaube ich, dass das die Hölle sein kann.
Bitte glaubt nicht, dass mit Eintritt in die EU dort automatisch und schlagartig sich alles auf unseren Standart veränderte. Es änderte sich erstmal alles, was mit Tourismus zu tun hatte. Im medizinischen Sektor dagegen geht es nur sehr sehr zögerlich. Warum wohl kommen so viele junge studierte Ärzte aus den Ostblockländern in den Westen. Nicht, weil sie hier mehr verdienen, sondern weil dort keine Stellen frei sind. Das Gesundheitswesen im Ostblock bedarf Reformen und vor allem Finanzen. Darüber hinaus sind noch die Leute auf den Posten, die das alte System noch gelernt haben und keine Veränderung wollen.
Wenn Lars Mittank noch lebt, dann ist er in so einer Anstalt zu finden.