Vermisstenfall Lars Mittank

swinedog schrieb:Ich würde da auf das Gespür einer Mutter vertrauen, die es eben für notwendig ansah, ihrem Sohn in der misslichen Lage wo sie nur kann unter die Arme zu greifen. Eben deshalb, weil sie erkannte, dass da etwas richtig schief lief bei ihrem Sohn.

Da kannst du recht haben, Aber wenn sie ihm schon nicht mehr zutraute, dass er das alles alleine regeln könnte, dann musste sie ja auch davon ausgehen, dass er eventuell auch gar nie in den Bus einsteigt, weil er komplett überfordert war.

Wo hätte er sich auch bis zur Abfahrt des Buses herumtreiben sollen? Er hätte irgendwann denn vermeintlich sicheren Flughafen verlassen und zum Busbahnhof fahren/gehen müssen.

Robin76 schrieb:Aber wenn sie ihm schon nicht mehr zutraute, dass er das alles alleine regeln könnte, dann musste sie ja auch davon ausgehen, dass er eventuell auch gar nie in den Bus einsteigt, weil er komplett überfordert war.

Da er es bis zum Flughafen schaffte durfte sie davon ausgehen, dass er es auch ins Flugzeug oder in den Bus schafft. Selbst wenn sie die Befürchtung gehabt hätte, dass er selbst das nicht mehr schaffen könnte, wäre es unlogisch gewesen, es nicht dennoch zu versuchen. Sie wollte es ihm eben so einfach wie möglich machen. Und im Endeffekt war es das ja auch. Entweder fliegen, oder sich in den Bus setzen, zwei Optionen, die bereitstanden, er musste sich um nichts weiter kümmern.

Kleinerose15 schrieb:Panikattacke

Ich meine Angstattacken im Sinne einer Angsstörung. Panikattacken sind was anderes und gehen in der Regel mit echten somatischen Symptomen einher. Da läuft man nicht von einem Arzt weg, da ist man dankbar für seine Nähe, das stimmt sicher.
Menschen mit Angstattacken/Angststörungen bewerten ihre Umwelt oder Situation über und fühlen sich daher unwohl und handeln ggf. entsprechend. Da geht es um Kontrolle letztlich.

Robin76 schrieb:Da kannst du recht haben, Aber wenn sie ihm schon nicht mehr zutraute, dass er das alles alleine regeln könnte, dann musste sie ja auch davon ausgehen, dass er eventuell auch gar nie in den Bus einsteigt, weil er komplett überfordert war.

Die Mutter traute ihrem Sohn sehr viel zu, dennoch spürte sie, aufgrund seines Verhaltens, dass in irgendeiner Form die Panik ihres Sohnes nicht an den Haaren herbeigezogen war.

Daher vollstes Verständnis für die Mutter, sie hat in allem korrekt gehandelt.

smallfletcher schrieb:ch meine Angstattacken im Sinne einer Angsstörung. Panikattacken sind was anderes und gehen in der Regel mit echten somatischen Symptomen einher. Da läuft man nicht von einem Arzt weg, da ist man dankbar für seine Nähe, das stimmt sicher.
Menschen mit Angstattacken/Angststörungen bewerten ihre Umwelt oder Situation über und fühlen sich daher unwohl und handeln ggf. entsprechend. Da geht es um Kontrolle letztlich.

Aber eigentlich passt dann überhaupt nicht dazu, dass er zu der Sozialarbeiterin ins Auto gestiegen ist und sich mit einem Bayer am Flughafen über Westernunion unterhalten hat. Wo waren das seine Angststörungen?

Daher vollstes Verständnis für die Mutter, sie hat in allem korrekt gehandelt.

Das bezweifle ich auch nicht. Aber mich würde interessieren, ob sie davon ausging, dass ihr Sohn ein psychisches Problem hatte oder ob sie annahm, dass es da wirklich reale Gefahr gab.

swinedog schrieb:Da er es bis zum Flughafen schaffte durfte sie davon ausgehen, dass er es auch ins Flugzeug oder in den Bus schafft. Selbst wenn sie die Befürchtung gehabt hätte, dass er selbst das nicht mehr schaffen könnte, wäre es unlogisch gewesen, es nicht dennoch zu versuchen. Sie wollte es ihm eben so einfach wie möglich machen. Und im Endeffekt war es das ja auch. Entweder fliegen, oder sich in den Bus setzen, zwei Optionen, die bereitstanden, er musste sich um nichts weiter kümmern.

Sie wollte es ihm aus bestimmten Gründen so einfach wie möglich machen.

Dass etwas „im Busch“ war, wurde aufgrund der Videoaufnahmen Flughafen klar belegt.
Das teils panische Reagieren des L.M.

Die "Übermutter" kann ich nicht erkennen, lediglich eine folgerichtig agierende Mutter.

Tyson1511 schrieb:mich wirkt das Grundverhalten von Lars immernoch durchdacht.
Ich vermute das er "Kontakte oder Beziehungen" dort hatte, von denen niemand etwas wusste.
In welcher Art, ob zu ner Frau, Bekannte, Internet bekanntschaft, oder was auch immer, weiß ich nicht, ist einiges möglich.

Das Verhalten, welches seine Freunde schilderten, deutet für mich

immernoch darauf hin das Lars sich hin und wieder BEWUSST abgekapselt hat von der Gruppe.
Als hätte er Zeit gebraucht um irgendetwas zu "regeln oder zu planen".

Dann diese kuriose Geschichte mit dem Schlag auf Ohr.
So wie oben jemand schon ganz richtig geschrieben hat..... In diesen paar Stunden, die er alleine war, ist es schon sehr umfangreich, erstmal in nen Streit zu geraten und dann beauftragen diese bayernfans noch Bulgaren oder Russen um ihm dann "nur" ne Ohrfeige zu verpassen????

Das ist lächerlich die Geschichte.... Und halte ich, von Lars, für frei erfunden.

Auch die folgende Arzt und Krankenhaus Geschichten.... Passen vorne und hinten nicht.
Denn nochmal.... Wegen einem Trommelfell Riss..... Erhält man kein Flugverbot.


Und normalerweise nimmt man als Pauschalreisender seine gebuchten Flüge auch wahr.
Denn erstens sind Umbuchungen und Stornierungen mit zusätzlichen Kosten verbunden und zweitens ist es nicht immer sooo einfach.
Noch dazu musste er sich um ein neues Hotel kümmern, und das alles wegen einer Ohrfeige?
Nein, im Leben nicht.

Nicht wegen einem so kurzen Rückflug, den man auch mit Ohrenschmerzen auf einer Pobacke absitzen würde.

Ich denke er war selbst hin und her gerissen.
Abhauen, neues Leben anfangen..... Oder eben nicht.
Da ist man schonmal ziemlich durch den Wind, ähnlich wie ein Nervenzusammenbruch oder Burn out.

Am Flughafen wird es ihm dann spontan klar geworden sein. Ausgelöst, Warum auch immer.
Seine "Flucht" ist nicht panisch. Überhaupt nicht.
Er verschwindet lediglich aus dem arztzimmer überstürzt. Spontan. Ohne Erklärung.
Draussen vor dem Gebäude wirkt er ruhig, überprüft seine Hosentaschen, schaut sich um und schlägt eine Richtung ein.

Vielleicht war er sogar im Besitz eines zweiten Handys..... Vor Ort in Bulgarien erhalten.
Mit diesem können Absprachen getroffen worden sein, von denen niemand etwas weiß.
Vielleicht wurde er tatsächlich an dieser Autobahn abgeholt..... Wer weiß.
Gut, das klettern über diesen Zaun, macht wenig Sinn..... Aber wer weiß.

Psychose, Drogen, organmafia..... Ist mir alles zu weit hergeholt.
Wir reden hier immernoch über Bulgarien. Touristen Hochburg..... Kein sektenzirkel aus dem Darknet.

Danke, danke, danke.

Ich hab mich immer zurück gehalten aus Respekt vor den zurück gelassenen Angehörigen, und weil man am Ende nicht schlecht über jmd reden will, der möglicherweise doch Opfer geworden ist.

Aber ich finde die Story schon abenteuerlich.

Sunrise76 schrieb:Sie wollte es ihm aus bestimmten Gründen so einfach wie möglich machen.

Dass etwas „im Busch“ war, wurde aufgrund der Videoaufnahmen Flughafen klar belegt.
Das teils panische Reagieren des L.M.

Die "Übermutter" kann ich nicht erkennen, lediglich eine folgerichtig agierende Mutter.

So sehe ich das auch, vielleicht hast du mich falsch verstanden. Ich sprach ja vom Gespür einer Mutter - sie wusste, dass etwas nicht mit Lars stimmte und handelte angemessen.

Woran ich bei den Optionen "Flug" bzw. "Bus" immer wieder hängen bleibe:
Lars telefonierte ja VOR dem Flughafenarzt-Besuch noch einmal mit der Mutter und meinte, dass sie ihn weder fliegen lassen, noch fahren lassen würden. Wer sind "sie"? Er war ja noch gar nicht beim Arzt gewesen.

msbarnaby schrieb:Aber ich finde die Story schon abenteuerlich.

Die Story fanden ja sogar die Freunde seltsam, besonders das mit den beauftragten Bulgaren/Russen.

Ursprünglich ging Lars davon aus, dass er die Nacht im Krankenhaus verbringen müsse und wollte deshalb auch nicht, dass ein Freund zurückbleibt. Dann aber sagt der Klinikarzt (Video), dass er zu einer Operation geraten habe und Lars diese abgelehnt habe, weswegen er also nicht mal eine Nacht zur Beobachtung bleiben wollte/konnte/durfte???

Wie ist das eigentlich? Wenn der Trommelfellriss wirklich nicht selbst heilen konnte, sondern eine Operation erforderlich war, hätte dann der Klinikarzt Lars nicht auch etwas unterschreiben lassen müssen, dass dieser auf eigene Gefahr keine Behandlung wünsche? Andernfalls könnte man ihn später belangen.

Weshalb wollte er eigentlich diese Flugerlaubnis und ging zu drei Ärzten, wenn er dann nicht mal Medikamente einnahm. Wenn er sich in Varna (eventuell von realen Verfolgern) nicht sicher gefühlt hat, dann hätte er doch einfach ins Flugzeug steigen und fliegen können. Die Aussage "Die lassen mich nicht fahren, die lassen mich nicht fliegen" passt doch überhaupt nicht. Es hätte ja niemand von seinem Trommelfellriss erfahren müssen. Schließlich konnte er von Samstag bis Montag noch Party machen und schwimmen. Er hätte sich nur ruhig verhalten und mit seinen Freunden heimfliegen müssen.

@Robin76
Lese nun schon ewig mit und ist was ich mich ständig Frage.wenn ich mich im Ausland nicht behandeln lassen will,halt ich mich zurück und gehe zu Hause dann zum Arzt.

sweetpoison schrieb:Lese nun schon ewig mit und ist was ich mich ständig Frage.wenn ich mich im Ausland nicht behandeln lassen will,halt ich mich zurück und gehe zu Hause dann zum Arzt.

Richtig und wenn er eben Angst vor Folgen durch den Flug gehabt hätte, wäre ich halt mit dem Zug oder Bus gefahren. Das hätte doch überhaupt keine Probleme gemacht.

Für mich spricht alles für ein gewolltes verschwinden.

sweetpoison schrieb:Für mich spricht alles für ein gewolltes verschwinden.

Gut, man könnte es ja nur "hoffen" (für die Angehörigen furchtbar, mit dieser Ungewissheit zu leben), denn dann wäre er voraussichtlich wohlauf. Andernfalls müsste man davon ausgehen, dass ihm etwas zugestossen ist.

Er hätte einen Reisepass bei sich gehabt, aber voraussichtlich nicht mehr viel Bares, was man auch nie so genau sagen kann. Möglicherweise hätte er bei einem festen Plan schon längst etwas zur Seite geschafft. Aber das Leben in Bulgarien ist billiger und es würde auch nichts dagegen sprechen, Geld zu verdienen.
Er ist kein Verbrecher. Er kann seinen Aufenthalt frei wählen. Die Frage ist halt, ob er so einen Ausstieg geplant gehabt hätte oder ob er diese Entscheidung aufgrund eines Vorfalls oder einer Begebenheit erst spontan beschlossen hat. Sein Arbeitskollege/Chef war oder ist mit einer Bulgarin verheiratet. Womöglich hätte er so schon Gelegenheit gehabt, sich einiges Wissen über das Leben in Bulgarien anzueignen. Aber natürlich auch eine von vielen Möglichkeiten.

swinedog schrieb:Das ist interessant mit den personalisierten Bustickets. Im XY-Beitrag hieß es ja, dass die Mutter für ihn vorsorglich ein Busticket gebucht hatte, schon bevor er zum Flughafenarzt ging. Sie müsste dann die Ausweisdaten von Lars zur Hand gehabt haben, richtig? Oder meinst du, er hätte das Ticket das bestellt wurde noch abholen müssen, und bei dieser Gelegenheit hätte er ein Ausweisdokument vorlegen müssen? Ich verstehe nicht ganz den Sinn von personalisierten Bustickets, wenn im Anschluss dies nicht überprüft wird, zumindest stichprobenartig.

Die personalisierten Tickets auf innerbulgarischen Busreisen haben eine Ursprung: es gab vor einigen Jahren, vllt auch vor einem Jahrzehnt, ein schweres Busunglück bei dem sehr viele junge Menschen ums Leben gekommen sind, teilweise verbrannt. Ich glaube sogar fast alle Insassen.
Es hat viel zu lange gedauert die Fahrgäste zu identifizieren, da überhaupt nicht klar war, wer da im Bus saß. Zu dem Zeitpunkt konnte man sich einfach beim Busfahrer ein Ticket besorgen, auch kurzfristig, und total anonym fahren.
Im Anschluss dessen wurden die personalisierten Tickets samt exakter Sitzplatzvergabe eingeführt.

Ein anderer Grund ist sicherlich auch die Lage Bulgariens als EU-Außengrenzstaat.

Ich glaube nicht an ein gewolltes Untertauchen, weil ich dem Mann nicht zutraue, seine Mutter so zu belügen und im Grunde genommen ein ganz übles Theater vorzuspielen. Das wird ja impliziert, wenn man davon ausgeht, dass er bei klarem Verstand war: Es gab keine Verfolger, weder in seinem Kopf, noch in der Wirklichkeit. Womöglich hat er sich auch noch die diagnostizierte Verletzung selbst zugefügt, um eine Ausrede zu haben. Die Nacht- und Nebelaktion, als er aus dem Hotel Color türmte und wortwörtlich von Verfolgern sprach, als ob die ihm wirklich auf den Versen wären. Und dann die Krönung des Schauspiels, er sprintet aus dem Flughafengebäude, joggt durch die Pampa und überquert einen 2,5m-Zaun mit Stacheldraht. Das alles nur, um danach unterzutauchen? Nie im Leben.

Habt Ihr schon mal daran gedacht, dass Lars erst in diesem Bulgarienurlaub ( vielleicht nach langer Zeit zum ersten mal wieder ) gespürt hat, wie schön und unbeschwert das Leben sein kann, wenn man jung ist und keine belastenden Verpflichtungen hat, die man nicht so einfach abschütteln kann, die einen aber auf die Dauer überfordern und von denen man nicht weiß, wie lange man sie noch erfüllen muss ?

Ich war vor langer Zeit mal in einer ähnlichen Situation, habe die Lebenssituation, in der ich damals war, fast nicht mehr ausgehalten und wollte nur noch ausbrechen. Aber ICH habe es nicht getan, weil mir der Mut fehlte und ich nicht wusste, wie ich mein "Ausbrechen" der zurückgelassenen Person gegenüber erklären sollte. Ich hätte mir damals auch einen Umstand gewünscht, durch den ich ( ohne mich dafür rechtfertigen zu müssen ) "aus dem Verkehr gezogen" werden würde.

Besser ausgedrückt :
Ich hätte mir einen Umstand gewünscht, durch den ich mich ( ohne mich rechtfertigen zu müssen ) "aus dem Verkehr hätte ziehen können ".

@BirneHelene
So sehe ich das auch,jeder der schon mal die Pflege eines Menschen gemacht hat die man liebt,weiß das man da an seine Grenzen kommt. Seine Mutter hat in einem Interview gesagt das L. Schicht gearbeitet hat und jeden Tag trotzdem da war. Wie hätte er sagen sollen ich mach das nicht mehr?

sweetpoison schrieb:Wie hätte er sagen sollen ich mach das nicht mehr?

"Mutter, ich bin am Ende meiner Kräfte. Wir müssen gemeinsam eine bessere Lösung finden."