Vermisstenfall Lars Mittank
08.06.2015 um 14:59
@KonradTönz
Wenn du Austen gelesen hättest, wüsstest du, dass bei ihr afrauen nicht in Ohmacht fallen, es sei denn, sie spielen es vor.
Davon abgesehen war meine Herleitung schon etwas differenzierter.
Wie auch immer - die Aussagen, die er gemacht haben soll, sind in sich nicht stimmig. Ich halte sich hochschaukelndes Selbstmitleid für denkbar. Alle (angeblich) geschilderten Vorfälle sind übertrieben und real nicht wirklich nachvollziehbar. Und das fängt schon vor dem Antibiotikum an - Schilderung der Ohrfeigensituation.
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Vermisstenfall Lars Mittank
08.06.2015 um 14:59
Ich möchte nur etwas kurzes zu den Nebenwirkungen einwerfen. Denn ich denke, dass sein Verhalten bzw. die Psychose nicht zwangsläufig eine 100%ige Nebenwirkung des Antibiotikums sein muss. Ich denke, dass das Medikament allenfalls zu seinem Zustand beigetragen hat, ihn aber nicht ausgelöst hat.
Ich komme zu diesem Gedanken, da ich mich in seine Situation im Hotel Color sehr gut hineinversetzen kann, da ich dieses Jahr etwas (wenn auch nur im entfernteren Sinne) Ähnliches erlebt habe: Ich habe in einem kleinen Hotel in Asien übernachtet, bei dem ab 22 Uhr kein Personal mehr anwesend war, auch kein Wachpersonal o.ä. Die Zimmer (insgesamt vielleicht 8 oder 9) waren Bungalow-artig (ebenerdig) und direkt von der Straße aus erreichbar. Obwohl ich schon mehrere Nächte dort verbracht hatte und mich eigentlich auch sicher und wohl fühlte, wurde ich eines Nachts von einem merkwürdigen Geräusch aufgeweckt, das auch nicht mehr aufhörte. Nach wenigen Minuten habe ich mich extrem unwohl gefühlt und hatte richtig Angst, dass jemand versucht, in mein Zimmer einzubrechen und mich auszurauben (was in Asien auch keine absolute Seltenheit ist!). Dieser Gedanke, in diesem Zimmer festzusitzen, falls gleich jemand einbricht, hat meine Angst fast schon zur Panik werden lassen, so dass ich mir mein Handy und Geld gekrallt hab und erst mal aus dem Zimmer raus bin und zur Haupstrasse gelaufen bin. Letztendlich ist nichts passiert, niemand war an meinem Zimmer, niemand hat versucht mich auszurauben und im Nachhinein würde ich meine Angst und Reaktion als irrational bezeichnen - trotzdem habe ich so gehandelt, ganz ohne Einfluss von Alkohol, Drogen oder Medikamenten. Mich wundert Lars' "Flucht" aus dem Hotel mitten in der Nacht daher überhaupt nicht und auch nicht, dass er seine Kreditkarte sperren ließ. Für so ein Handeln muss man weder unter Drogen stehen noch an einer Psychose leiden. Ich denke, es passiert unheimlich schnell, dass man sich gerade nachts in etwas hineinsteigert.
Auch die Nachfrage bei seiner Mutter bezüglich des Cefcil ist meiner Meinung nach absolut nachvollziehbar. Ich könnte mir zB folgendes Szenario vorstellen:
Lars steigt mit der Packung Cefcil (sichtbar für den Fahrer) in ein Taxi und lässt sich zum Hotel bringen. Er fühlt sich in dem Hotel, aus welchen Gründen auch immer unwohl. Er kennt Cefcil nicht und befürchtet, dass das Medikament in schläfrig oder leicht benommen macht (was ja beides keine völlig Abwegigen Nebenwirkungen von apothekenpflichtigen Medikamenten sind). Er fürchtet, ein leichtes Opfer zu sein, insbesondere, wenn jemand anders weiß (zB der Taxifahrer oder Leute aus dem Hotel), dass er dieses Medikament nimmt. Lars tut daher etwas, was ich zu 10000000% nachvollziehen kann: er verlässt das Hotel, ruft seine Mutter an und fragt nach dem Medikament.
Ich denke, er hat sich mehr und mehr hineingesteigert in seine Panik. Als er am Flughafen ankam, müsste er eigentlich ziemlich fertig gewesen sein. Er hat die ganze Nacht nicht geschlafen, hatte Schmerzen und dazu auch noch dieses unglaublich kräftezehrende Panikgefühl.
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Vermisstenfall Lars Mittank
08.06.2015 um 15:04
Sagen wir mal so... er flüchtet also panikartig aus dem Flughafen und traut anscheinend keinem Menschen mehr.
Dementsprechend müsste er sich irgendwo aufhalten, wo es recht einsam in der Natur ist.
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Vermisstenfall Lars Mittank
08.06.2015 um 15:08
ini2
Vielen Dank!
Zwei divergente Aussagen, von denen ich erstmal keine für a priori glaubwürdiger halte.
Hätte er das Medikament genommen und Nebenwirkungen verspürt, hätte er das im Zusammenhang mit der Frage nach dem Medikament gegenüber seiner Mutter ja wohl eigentlich geäußert?
("Du, ich fühl mich komisch. Kannst Du mal nachschaun, ob das von dem Medikament xy kommen kann?" oder ähnlich)
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Vermisstenfall Lars Mittank
08.06.2015 um 15:11
Schnuppe23
Eine ungewohnte Umgebung, noch dazu alleine und in einem fremden soziokulturellen Umfeld kann natürlich starke irrationale Ängste auslösen (Beispiel: Jerusalem-Syndrom).
Ein Mensch, der entweder schon an einer Psychose leidet oder aber hierzu die Veranlagung hat, kann in diesem Rahmen durchaus psychotisch dekompensieren.
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Vermisstenfall Lars Mittank
08.06.2015 um 15:23
Die Einnahme von Antibiotikum ist jetzt also bestätigt. Seit dem neuen XY-Beitrag ging ich ohnehin davon aus – warum das Medikament thematisieren, wenn bewiesen wäre, dass er es nicht nahm. Trotzdem gut, es noch mal schwarz auf weiß lesen zu können.
Eine seltene Nebenwirkung, die durch andere Faktoren verstärkt/unterstützt wird, würde zumindest eine logische Erklärung bieten. Das wäre dann aber wirklich ein extrem seltener Sonderfall. Ich habe in meinem Umkreis noch nie mitbekommen, dass jemand derart auf Antibiotikas reagierte. Allenfalls wirkte es nicht oder manch einer hatte das Pech und wurde mit Pilzen beglückt :) :) :) (Wäre auch mal ein neuer Ansatz: Lars rannte aus dem Flughafen weil es juckte .... Nein, streichen wir das gleich wieder.)
Auzuschließen ist eine seltene Nebenwirkung natürlich dennoch nicht. Mag von der Wahrscheinlichkeit ein Sechser im Lotto sein, aber in sehr wenigen Einzelfällen passiert es dann eben doch.
Theoretisch also möglich. Was ich mich jedoch frage: Kann eine einzelne Tablette (es ist nicht klar, wie viele Lars eingenommen hatte, ich schätze wegen des geringen Zeitraums die Zahl aber kleiner als fünf), für einen dauerhaften Schaden sorgen? Also für einen, der weitaus länger andauert, als das Medikament sich in der Blutbahn befindet? Das Antibiotika müsste ja wirklich verdammt heftige Arbeit geleistet haben. Es ginge also um eine seltene Nebenwirkung, die selten lange andauert.
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