Ungeklärt: Der Mord an Fritz Schmidt in Oberaltertheim

Auf jeden Fall hat Fritz S. seinen Kontrahenten erheblich unterschätzt.

Jetzt kann man wieder anfangen zu spekulieren. Das bringt uns ja bekanntlich nicht weiter.
Möchte mich nicht so gerne weiter hereinhängen, wie die Tatausführung an sich abgelaufen sein könnte. Aber es wäre denkbar, dass der Täter auch einen Überraschungsmoment zu nutzen wusste!?

Aber jetzt mal eine ganz andere Frage:

Wie muss ich mir denn die dörflichen Strukturen in dem Ort Anno 1984 vorstellen? Inwiefern hat es sich heutzutage geändert, z.B. auch durch zugezogene?

@agentx du scheinst ja aus der Gegend zu stammen, kannst du dazu etwas sagen?

Ich frage mit Hinblick auf solche Aussagen wie: Der Wirt "durfte" C. nicht heiraten, und auch F.s Familie hat gemault.
Außerdem scheint es ja wichtig gewesen zu sein, dass C. nicht als Alleinerziehende endet.

Generell klingt das Dorfleben ziemlich archaisch, mit strikten Regeln und Geboten und Verboten... Dabei reden wir von den 1980er Jahren, da waren Automobil und Grammophon bereits erfunden, genau wie die wilde Ehe... In den Schilderungen klingt immer an, dass da immer noch mittelalterliche Strukturen vorherrschten...

Wenn ich zurückdenke, ich bin '92 mit meinem damaligen Freund zusammen gezogen.. Hätte es in so einem Dorf da nicht einen Aufschrei der Empörung gegeben?

Ich frage mich was passiert wäre, wenn er die Ehefrau nicht heimgeschickt hätte. Es muss doch ein Geheimnis gewesen sein.

Der Ort hatte damals 900 Einwohner. Heute sind es etwa 1.200.

Altertheim ist überwiegend evangelisch. Vielleicht ist man da etwas offener. Geändert hat sich eigentlich nicht viel. Am Tatort in den Krautgärten gibt es heute noch Schrebergärten, die es 1982 auch schon gab.

Das Gasthaus steht zwar noch an Ort und Stelle, hat aber nicht mehr geöffnet.

@agentx
Ja das ist die Frage. Möglich das dann nichts passiert wäre aber wer weiss....

Für mich ist an dem Fall die "Abschiedsszene" von seiner Frau dubios, aber auch die Nullinformation über den Zeitraum beim
Feuerwehrfest, der ja über mehrere Stunden gedauert haben kann. Niemand hat über diesen Zeitraum etwas berichtet.
War F.S. denn die ganze Zeit beim Feuerwehrfest? Ist dort nichts aussergewöhnliches passiert, heftige Diskussion, Streit etc.

Was auch komisch ist, die Grabstelle von Fritz Schmidt wurde nach 25 Jahren aufgelöst. Das zeigt familiär war da auch nicht alles koscher. Die Familie lebt noch dort.

Die Abschiedsszene ist insofern dubios, dass es offenbar keine Informationen darüber gibt, was F. noch vor hatte.

Das hat so den Beigeschmack von: Vom Zigarettenholen nicht mehr heim gekommen...

Zigaretten hatte er stangenweise zuhause. Die hat er bei einem vorherigen Urlaub eingekauft. Zigaretten können nicht der Grund gewesen sein.

@agentx

Das mit dem Grab finde ich jetzt nicht weiter verwunderlich.
Hier im Ort ist es durchaus üblich, die Gräber nach der Ruhefrist einebnen zu lassen. Ich bin ehrlich gesagt immer davon ausgegangen, dass das die übliche Praxis sei?!

Ja kommt mir auch so vor. Aber wir kennen ja überhaupt nicht den sozialen Hintergrund der Familie.
War er, Fritz, ein Einzelkind? Waren die Eltern vielleicht schon "etwas älter" als er geboren wurde? Sollte es im Dorf noch direkte Angehörige heute geben, wie Geschwister, Schwager oder doch noch Eltern, wobei letztere bestimmt sehr betagt sein dürften. Aber auch beide Eltern können schon lange verstorben sein. Dann wundert mich die Auflösung der Grabstelle nicht wirklich.
Es wurde ja auch freundlicherweise ein Foto des Gedenksteines an dem Weg "Krautgarten" hier bereits eingestellt, der ziemlich zugewuchert ist. Das muss nichts heissen. Kann aber darauf hindeuten, dass es keine Eltern von Fritz mehr gibt und evtl. Geschwister nicht mehr vor Ort leben. Aber man sollte diesem Umstand nicht allzuviel Bedeutung beimessen. Kann alles eine einfache Erklärung haben.

@agentx

Das hab ich nicht wörtlich gemeint.

Aber: Wenn jemand auf diese Weise verschwindet (ohne dass erst mal ein Verbrechen im Raum steht), fallen alle anderen doch immer aus allen Wolken, weil sie nichts ahnten. Ich erinnere an den Fall des Ehemannes der Bürgermeisterin von Sylt, der sich vor einigen Jahren einfach von heute auf morgen abgesetzt hat... Da war auch die Verwunderung groß.

In diesem Fall ist das so: Es muss doch einen Grund für das Treffen gegeben haben. Und mindestens eine weitere Person (der Täter) muss davon wissen.
Aber ansonsten gilt wieder die Frage: Gab es Mitwisser und die Ermittler stießen auf die berühmte Mauer des Schweigens, oder haben F. und der Täter etwas ausgekaspert, von dem sonst wirklich niemand etwas ahnte?
Letzte Möglichkeit: Der Anlass war so banal, dass niemand es für erwähnenswert hielt oder keine gedankliche Verbindung dazu herstellen konnte...

@spiky73
Das denke ich auch, dass eine weitere Person von der Tat weiss. Habe ja ebend schon gesagt, dass eine Person vielleicht ein Alibi geliefert haben kann.....
Bin auch der Meinung, dass die Ermittlungen der Kripo seinerzeit einen oder mehrere mögl. Täter im Verdacht hatten, nur konnten sie nichts beweisen, da ein möglicher Täter ebend das Alibi geliefert bekam.

@agentx , @spiky73

Melde mich morgen wieder.

eine weitere frage: warum hat fritz s. überhaupt zu dieser späten zeit seine schwangere frau zu einem spaziergang eingeladen, wenn er schon eine verabredung hatte? vielleicht hatte er doch eine vorahnung, dass ihm was droht, hat sich aber in der letzten sekunde entschieden, sie nach hause zu schicken?

Oder er ging davon aus, dass er nach dem Treffen eine gute Nachricht hätte und wollte seine Freude sofort mit ihr teilen??

Je nachdem, wie weit die Schwangerschaft bereits fortgeschritten war hat C. sowieso nicht mehr viel und gut geschlafen...

@spiky73

spiky73 schrieb:Oder er ging davon aus, dass er nach dem Treffen eine gute Nachricht hätte und wollte seine Freude sofort mit ihr teilen??

Guter Ansatz.
Stelle mir es wie folgt vor: Der spätere Täter war ein Hehler oder krummer Hund (so ein Typ Freund vom Freund vom Freund) und er offerierte dem späteren Opfer eine Ware, die scheinbar günstig ziemlich gewesen war, also ein Schnäppchen in den Augen von Fritz Schmidt. Dieser wollte vielleicht tatsächlich seine frischvermählte Frau Carmen damit überraschen? Was konnte es gewesen sein?
Käme ja nur ein Kleinwagen oder Schmuck in Frage. Beim PKW könnte ja der rote VW Käfer ins Spiel kommen. XY berichtete ja darüber. Den bekam man damals für ein paar Tausend DM und war 1982 alles nur nicht old fashion. Oder es war vielleicht ein Diamantring oder Perlenkette. Carmen könnte ihren Fritz damit gefoppt haben, dass er ihr kein adäquates Hochzeitsgeschenk gemacht habe? Er erkundigt sich oder schnappt es auf, dass Mr. X mit "heißer Ware" handelt, die er günstig an den Mann bringt. Man verabredet sich. Der Hehler holt die Ware, weil er vlt. ein paar Ortschaften weiter weg wohnt und man verabredet sich nach dem Fußballspiel (WM 1982) am Tatort. Fritz bringt den geforderten Geldbetrag mit, man handelt und fuggert, dabei entfacht sich ein Streit über das Geld und die Chose eskaliert. Ende ist bekannt. Auch wäre es möglich, dass der Täter von vornherein nur das Geld ohne Gegenwert wollte und Fritz Sch. sich übervorteilt sah. Es kam dann zu Handgreiflichkeiten? Würde doch zum hier geschilderten Charakter von Fritz Sch. passen, dass er gutmütig und leichtgläubig war?

@heinmueck

heinmueck schrieb:Dann wundert mich die Auflösung der Grabstelle nicht wirklich.

Das ist der normaler Vorgang, dass ein Grab auf dem Friedhof nach der gültigen Laufzeit aufgelöst wird. Kenne so gut wie niemanden, der darüber hinaus eine Grabstätte verlängert hätte. Da denken die Leute praktisch: ein Grab muss regelmäßig gepflegt werden und für einen Friedhofgärtner will man danach nicht beauftragen. Verursacht Kosten und wer soll diese überhaupt übernehmen. Außerdem fallen Gebühren an. Auch muss man vor der Auflösung viel Schriftkram erledigen und die Fristen einhalten.

Thema: Drückerkolonnen

Einige User bringen immer wieder Drückerkolonnen ins Spiel.
Ein Chef dieser Drückerkolonnen wollte sich rächen bzw. eine Art Abstandszahlung für Carmen verlangen. Das ist sehr weit hergeholt. Wahrscheinlich ist so ein Typ auch nicht gesichtet worden. Hätte eventuell auch Carmen berichtet, dass sie so eine "Nase" gesehen hätte!
Fritz Sch. hat sich aktiv mit seinem späteren Mörder verabredet. Da gab es einen triftigen Grund! Warum sollte er sich mit dem Paten einer Drückerkolonne treffen, spätnachts? Es gibt doch keinen Anlass für ihn! Wenn er sich bedroht gefühlt hätte, dann hätte seine Kumpels im Dorf benachrichtigt oder wäre mit denen ggf. vor Ort aufgetaucht? Am Schluss bliebe immer noch der Gang zur Polizei.

Nehmen wir mal die ungereimten Fakten, die XY im Filmfall damals ansprach:

1. Die PKW-Panne, die eventuell keine war:
Handelte es sich hierbei um das Auto, das man Fritz Sch. unterjubeln wollte? Für viel Geld? Bemerkte Fritz den Schmu und wollte diesen Deal nicht mehr eingehen? War dieses Auto nur ein Lockvogel von ein paar Kleingangstern und die Sache eskalierte, weil Fritz sein Geld nicht ohne Gegenwert hergeben wollte? Auf der vielleicht überstürzten Heimfahrt stellte sich eventuell ein bekanntes Problem beim PKW ein und der Fahrer/Besitzer kannte es und konnte es notdürftig reparieren?

2. Der rote VW-Käfer mit HH-Kennzeichen:
Ein User schrieb, dass man eventuell diesen PKW gemietet habe. Das glaube ich nicht, denn auch 1982 hatten Autovermietungen die Strategie, nur neue Autos zu vermieten. Keinen VW-Käfer, der eventuell zehn Jahre und älter war. Auch er könnte so ein Lockvogel gewesen sein, bzw. das Fahrzeug de Hehlers, der Fritz ein Angebot machte, das er anfangs nicht ablehnen konnte.

3. Der Fußgänger, der um das Feuerwehrfest gesichtet wurde:
Auch das konnte der Hehler gewesen sein, wenn auch nicht zwingend.
Er stellte am Sonntagabend seinen fahrbaren Untersatz weiter vom Tatort ab und ging zu Fuß?

4. Der VW-Kastenwagen auf dem Feldweg.
Auch hätten dies die Hehler sein können. Verhielten sich zumindest zweifelhaft. Könnten auch durchaus betrunkene Zecher gewesen. Aber mit dem Fall Fritz Sch. im Hintergrund, machten sie sich doch verdächtig. Man traf sich mit dem Fritz auf dem Feuerwehrfest, bot ihm Hehlerware an und deutete ihm an, dass dies ein Schnäppchen wäre?

@grabowsky

Aber dann müsste es doch irgendjemanden geben, der von der Hehlerei Wind bekommen hat?

Ich meine, so ein Dorf war doch ein relativ abgeschlossenes Universum und in Zeiten vor Internet und Smartphone stelle ich es mir schwierig vor, krumme Geschäfte mit nur einem Dorfbewohner zu machen, ohne dass sonst jemand was mitbekommt? Gerade wenn man so dicht aufeinander sitzt wie in so einem kleinen Kaff und jeder dem Nachbarn auf den Teller schielt, wäre das Gerede über Neuanschaffungen, die über die finanziellen Verhältnisse hinaus gehen, groß. Der neue Fernseher wäre mit Sicherheit bemerkt und diskutiert worden... 😊

Und ich frage mich, ob ein so aufrechter, integrer Charakter wie F. (in der Beschreibung) überhaupt für so etwas empfänglich gewesen wäre. Hätte man ihn mit materiellen Dingen locken können?

Und Auto: Hatten F. oder C. überhaupt einen führerschein? Wenn C. tatsächlich aus Hamburg stammte, hatte sie mit hoher Wahrscheinlichkeit keinen. Und F.? Kam er vielleicht auch führerscheinlos durchs Leben? Dann wäre es unwahrscheinlich, dass man ihm einen Wagen verticken wollte...

Übrigens kam die Frage nach dem möglichen Mietwagen von mir.
Anfang der 80er wurden VW Käfer doch noch gebaut? Wieso sollte ein Autoverleiher daher nicht Käfer in seiner Flotte haben? Wenn es ein neuer Wagen war?