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Der Fall Brigitte Erdmann

873 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Hamburg, Brigitte Erdmann ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Der Fall Brigitte Erdmann

09.03.2015 um 17:41
@zweiter
Die Anrufe kamen nicht 4 Jahre später. In XY wurde eingeblendet: 4 Jahre später und da kam die Szene mit dem Anruf und die Mutter wusste ja schon Bescheid. Also kamen die Anrufe vorher schon. Erst später hörten die Anrufe irgendwann auf.


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Der Fall Brigitte Erdmann

09.03.2015 um 17:43
@Robin76
Zitat von Robin76Robin76 schrieb:Die Anrufe kamen nicht 4 Jahre später. In XY wurde eingeblendet: 4 Jahre später und da kam die Szene mit dem Anruf.
ahso ,danke
ich dachte eigentlich es sollte bedeuten, das 4 jahre später der erste anruf kam .


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Der Fall Brigitte Erdmann

09.03.2015 um 17:45
@Samueldan
könnte man vielleicht sagen ,aufgrund der fesselung ,das sie größer war ,wie der täter ?
weil sie eben übermächtig erschien.


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Der Fall Brigitte Erdmann

09.03.2015 um 17:51
@Samueldan

Danke für Deine sehr analytische Herangehensweise .

Zu Deinem Fazit, der Täter könne aus dem Umfeld von Tochter und Mutter stammen und zwar aus auch schon einer länger zurückliegenden Zeit, möchte ich etwas erzählen, an das ich auch schon dachte, als gegrübelt wurde, welchen Zweck diese Anrufe wohl für den Täter erfüllten.


Sadismus und Hass , auch gegen die Mutter scheinen mir da in der Tat gar nicht abwegig.

In meinem weiteren Bekanntenkreis gab es vor vielen Jahren eine Mutter, die, wieder schwanger, das Kind, das nicht von ihrem eigentlichen Partner stammte, abtreiben liess.
Der Kindsvater erfuhr davon und reagierte scheinbar völlig unbeteiligt. Ungefähr 2 Jahre später ging immer zum errechneten Geburtsdatum des abgetriebenen Kindes anonym eine maschinengeschriebene Postkarte ein. Lange konnte die Frau die Herkunft nicht nachvollziehen. Der Poststempel kam zwar aus der gleichen Stadt in der sie wohnte aber , es war eine Grosstadt... . Erst fast 5 Jahre später hat sich der Vater des abgetriebenen Kindes während eines zufälligen Gesprächs mit der Kindsmutter verplappert und damit als der Kartenschreiber geoutet.


Ich kann mir durchaus vorstellen, dass der Anrufer der Mutter von B.E. mit den Anrufen eine Art Mitschuld am Tod ihrer Tochter zuschusterte, auch wenn sie das womöglich gar nicht erkennen konnte. Es könnte ihm aber genügt haben, dass er es bei den Anrufen vielleicht so empfinden konnte.


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Der Fall Brigitte Erdmann

09.03.2015 um 18:01
@BigMäc
hm, diesen Gedanken hatte ich weiter vorne auch schon...
mein erster Gedanke war, dass da jemand der Mutter ein schlechtes Gewissen machen wollte.
Es ist zwar auszugehen, dass die Mutter Geburts- und Todestag niemals vergessen hat und diese Tage auch entsprechend emotional belastet war. Mir kommt vor, als wollte der Anrufer die Mutter zusätzlich quälen.
so auf die Art, "du weißt, was heute für ein Tag ist?"



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Der Fall Brigitte Erdmann

09.03.2015 um 20:42
Finde die Analyse von @Samueldan auch sehr wertvoll!

Habe zu dem Beitrag bei "Ungeklärte Morde" noch Anmerkungen zum

- Einkaufskorb:
Meiner Meinung ist es kein Korb mit Einkäufen, die sie getätigt hat und vergessen hat wegzuräumen. Für mich ist der Begriff "Einkaufskorb" nur eine Beschreibung des Korbes, dass man ihn eben (wie auch meine Mutter in den 80ern) meist zum Einkaufen verwendet.
Wie man in dem Video auch sehen kann, sind keine Einkäufe darin (ich weiss, man erkennt kaum was) aber es sieht für mich auch eher aus, als wenn da Ordner oder Behältnisse (Thermoskanne, Brotddose o.ä.) drin sind.
Der Kommentator sagt auch, dass die Leute in ihrem Kurs berichten, dass sie den bei dem Kurs dabei hatte. Da sie wohl weniger ihre getätigten Einkäufe mit in den Kurs nahm, denke ich eher, dass sie den benutzt hat für die Schulsachen. Also fällt ein vorher getätigter Einkauf weg.

- Annoncen:
Man sieht die Annoncen, die sie eingekreist hat. Bei einem (mit dem Lehrer) steht dort mit Kuli ein Wort drüber geschrieben. Ich lese "Rainer"..sieht das auch jemand so?
Bei der anderen ist auch etwas geschrieben, ist aber sehr blass. Mit ganz viel Phantasie könnte ich mir da auch einen Namen reindeuten. Aber das sehe ich selber ein, dass das Quatsch wäre.
Bei der Annonce mit "ich habe Probleme, du hast Probleme.." ist ein "-" (Minus) in einem Kreis dazugemalt.
Ich habe die Idee, dass sie die Männer schon getroffen hatte, oder zumindest angerufen hatte.
Das ist jetzt keine Erkenntnis, die einen unbedingt weiterbringt. Ist mir nur aufgefallen.


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Der Fall Brigitte Erdmann

09.03.2015 um 20:51
- Nachthemd:
Ich finde auch, aber das ist meine persönliche Meinung, dass das Nachthemd 1982 keinesfalls als Liebestöter zu bezeichnen war. Als jemand, der in den 80ern gross geworden ist, muss ich sagen, da gibts schlimmeres. Ein sexy Nachthemd, wie man es heute tragen würde, wäre schon unter den Begriff "Reizwäsche" gefallen und wäre schon sehr verrucht gewesen. Es ist etwas mehr oder weniger typisch modisches der 80er, was man auf jeden Fall angezogen hätte, auch wenn man einen Mann neben sich liegen gehabt hätte.
Aber das ist jetzt nur eine persönliche Einschätzung.


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Der Fall Brigitte Erdmann

09.03.2015 um 21:42
@Samueldan
Danke für Deine bereichernden Beiträge.
Ich würde gern mehr davon lesen - zum Beispiel im Frauke Liebs oder Tanja Gräff Thread!

Du beweist mal wieder, dass intelligente Menschen eben NICHT mit Fremdwörtern um sich werfen müssen und trotzdem spezifische, schlüssige und doch komplexe Aussagen tätigen können. Leider erlebe ich oft das Gegenteil...
Danke!


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Der Fall Brigitte Erdmann

09.03.2015 um 22:14
@Samueldan

über deine analyse bin ich total begeistert!
man könnte einen tätertyp erkennen, ja vielleicht sogar eine bestimmte person.

du solltest unbedingt deine erkenntnisse, die durch zusammenstellung und verarbeitung der fakten plus psychologischer auswertung gewonnen wurden,
der ermittlungsbehörde zukommen lassen.


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Der Fall Brigitte Erdmann

09.03.2015 um 22:58
Was, wenn es überhaupt nicht im dem Gespräch mit der Schwester um SM ging, sondern um eine gewalttätige Beziehung?

Die Schwester dachte zwar in XY an SM und Brigitte hat entsprechend darauf reagiert, aber sie könnte ja auch eine geschlagene Frau gewesen sein und schon froh, dass ihre Schwester falsch getippt hat, weil ihr Verplappern ihr dann peinlich war bzw. kann es natürlich auch sein, dass gerade ein Missverständnis, sie davon abgebracht hat, sich noch näher zu äußern.

Dann könnte es auch später noch in ihrem Leben jemand gegeben haben, der ihr Gewalt angetan hat. Menschen geraten doch oft an den gleichen Typ Mensch, wenn sie sich binden. Es scheint schwer zu sein, das zu durchbrechen, deswegen würde ich es in Erwägung ziehen.


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Der Fall Brigitte Erdmann

10.03.2015 um 00:27
@Samueldan
Zitat von SamueldanSamueldan schrieb:Auffallend sind hier zwei Aspekte:
a.) Die Umsicht, Sorgfalt und Geschicklichkeit des Täters. Er hat alle Tatutensilien zur Tat mitgebracht und anschließend wieder mitgenommen.
Das spricht zumindest erst einmal für einen hohen Planungsgrad und dass der Täter über hohe Antizipationsfähigkeit verfügt.
Zitat von SamueldanSamueldan schrieb:Er hat keine 1983 dechiffrierbaren Spuren hinterlassen.
Er hat sein Blut hinterlassen - und wenn man dem Glauben schenken darf - scheinbar auch (s)einen Fingerabdruck. Falls die Andeutungen im XY-Beitrag zutreffen, scheint ihn das sehr beunruhigt zu haben, andernfalls hätte er nicht noch zusätzliche Zeit am Tatort verbracht, um diese Spuren zu beseitigen. Daher scheint er in der Tat sehr bemüht gewesen, möglichst keine Spuren zu hinterlassen, allerdings scheint er bei aller Planung zuvor wenig darauf vorbereitet gewesen, dass dies passiert. In Anbetracht der Tatsache, dass er noch am Tatort selbst seine Wunden versorgt bzw. seine Blutspuren zu beseitigen versucht, wäre für mich interessant, wie er mit dem Blut Erdmanns auf seiner Kleidung, das es mit hoher Wahrscheinlichkeit gegeben haben muss, umgegangen ist.
Zitat von SamueldanSamueldan schrieb:b.) Die enorme Gewalttätigkeit des Mordes selbst. Das Opfer ist offenkundig regelrecht abgeschlachtet worden
Das Opfer wurde erstochen - mit Verlaub: eine "Abschlachtung" sieht anders aus. Leichen, die "abgeschlachtet" wurden sehen anders aus. Die Gewaltanwendung im Fall Erdmann erscheint fokussiert und zielgerichtet - den Affekt "Rage" kann ich da ehrlich gesagt zunächst nicht erkennen.
Zitat von SamueldanSamueldan schrieb:Ja, der Täter war trotz seiner Sorgfalt und Umsicht in der Vor- und Nachbereitung der Tat bei der Tat selbst offenbar so in Rage, dass er sich bei der Tatausübung selbst verletzte.
Bei der - insbesondere mehrmaligen - Anwendung von Stichwaffen kommt es relativ häufig zu Verletzungen durch Abrutschen vom Griff. Messergriffe sind für gewöhnlich glatt. In Verbindung mit Blutanhaftung, die recht klebrig sind, ist solch ein Abrutschen nicht ungewöhnlich. Der Kraftaufwand und die gezielten Stiche sind zunächst ein Hinweis auf eine bestehende Tötungsabsicht des Täters - das Motiv "Rage" oder Hass kann hieraus allerdings nicht abgeleitet werden.
Zitat von SamueldanSamueldan schrieb:a.) Empathiefähigkeit und Intelligenz: Der Täter lief mit seinen Anrufen auch für ihn erkennbar ein großes Risiko, durch eine Fangschaltung entlarvt zu werden (solche Fangschaltungen kannte man 1983 bereits z.B. aus diversen xy-Sendungen und Fernsehkrimis - und zwar ganz allgemein, dazu war kein Spezialwissen nötig). Aber offenkundig vermochte er sich so in die Mentalität und Psyche dieser Frau hineinzuversetzen (und kannte sie womöglich auch persönlich), dass er sich relativ sicher sein konnte, dass sie genau dies höchstwahrscheinlich nicht tun würde: zur Polizei zu gehen oder sich einem Außenstehenden anzuvertrauen, der nicht wie die eigene zweite Tochter emotional an sie gebunden war.
Meine Theorie wäre eher, dass dieser Täter das Risiko, dass die Mutter Erdmanns die Polizei informieren könnte, bewusst eingegangen ist - um nicht zu sagen: es war aus seiner Sicht nachrangig bis unerheblich. Ein Täter, der in erster Linie befürchten muss, einen solchen Fehler zu begehen, würde die Handlung eher unterlassen. Selbst bei einer Fangschaltung in den 80er Jahren dürfte es erforderlich gewesen sein, dass der Anrufer mindestens einige Minuten in der Leitung bleibt. Es ist davon auszugehen, dass der Täter dieses Risiko nicht eingegangen ist und es ihm auch wahrscheinlich nicht darum gegangen ist, der Stimme der Mutter zu lauschen - sondern: sich und seine Tat erneut ins Gedächtnis zu rufen und seine Tat für sich möglicherweise zu reinszenieren. Dieser Thrill dürfte dem Täter weitaus wichtiger gewesen sein, als das Risiko, dass die Mutter die Behörden informieren könnte.
Zitat von SamueldanSamueldan schrieb:Auch hier ist wie bei der Tat selbst eine extreme Aggression offenkundig, die aber verdeckt ist, die die Face-to-face-Kommunikation scheut - und die vor allem auch scheut, die eigene Stimme der Mutter hörbar werden zu lassen!
Ich vermute nicht, dass der Täter sich "scheute", sich gegenüber der Mutter verbal zu offenbaren. Sadismus lebt nicht von Offenbarung sondern von Hintergründigkeit - von subtiler Gewalt, die sich "zwischen den Zeilen" im Opfer selbst entfaltet. Die einzigen direkten Handlungen im Sadismus zielen darauf ab, (lediglich) das Setting zu schaffen, damit es dazu kommen kann. Die Qual, die durch die katastrophale Phantasie im Opfer ausgelöst wird, ist gleichzeitig die Lust eines solchen Täters. Ich persönlich würde sehr zurückhaltend mit dem Begriff der Empathiefähigkeit sein. Wäre diese beim Täter so hoch entwickelt, wie du nahelegst, wäre es eher unwahrscheinlich, dass er diese Anrufe und Tat in der Form begangen hätte, incl. des überlegten Nachtatverhaltens. Psychopathische Täter können in ihren Opfern ähnlich gut lesen, allerdings beruht diese Fähigkeit wie gesagt kaum auf Empathiefähigkeit, als mehr auf hohe Antizipations- und Beobachtungsgabe. Einen sadistischen "Thrill" anzustreben ist eher bei Tätern zu finden, die selbst über ein relativ flaches Gefühlsleben verfügen und sich eher von den Emotionen ihrer Opfer "ernähren".

Ich persönlich würde nicht unbedingt von einem Täter ausgehen, der zum sozialen Umfeld Erdmanns gehörte und darin eingebunden war, sondern von einem Täter, der Erdmann zumindest flüchtig kannte, jedoch nicht in direktem Kontakt zu ihr stand. Die wenigen Ausschnitte aus "Ungeklärte Morde" auf denen der Tatort zu sehen ist, lässt darauf schließen, dass sich der Täter Zeit nahm, die persönlichen Sachen von Erdmann zu untersuchen, oder besser gesagt, sich anzusehen. Gesetzt dem Fall, dass der Tatort vom Täter nicht fingiert wurde, stellt sich die Frage, welcher Freund, Bekannte oder Vertrauter Erdmanns, der sie und den sie kannte (der also schon mal in ihrer Wohnung war), den Kleiderschrank inspizieren würde. Ebenso stellt sich die Frage, warum ein Freund/ Bekannter/ Vertrauter, der von "Hass" getrieben war, ihre KfZ-Dokumente an sich nimmt.

Wie du richtig hinweist, spielte sich die Tat vornehmlich im persönlichsten Bereich der Wohnung ab, in dem Erdmann auch ihre persönlichsten und intimsten Dinge aufbewahrte: Kleidung, Dokumente, Privates. Sein Interesse scheint mir nicht darauf gelegen zu haben, Erdmann "loszuwerden", sondern eher, Teil ihres Intimlebens zu sein und sie zu einem Teil seines Intimlebens zu machen - was m.E. deutlich macht, dass der Täter zur Tatzeit kein Teil ihres Lebens war. Der Täter scheint voyeuristische Tendenzen zu haben und ich vermute, dass er Erdmann bereits im Vorfeld längere Zeit beobachtete und daher ihre Gewohnheiten kannte. Sein Vorgehen scheint mir phantasiengeleitet, strukturiert und obzessiv, weniger emotional oder aggressiv. Kontrolle scheint diesem Täter sehr wichtig, v.a., um sein Szenario, mit dem er den Tatort betreten haben dürfte, zu schützen und umsetzen zu können. Die Fesselung scheint m.E. eher ein wichtiger Teil dieses Szenarios gewesen zu sein und ebenso Garant dafür, dass sich der Täter während der Tat Zeit nehmen kann, nicht abgelenkt oder unterbrochen wird in seinen angestrebten Handlungen. Für mich macht die Tat eher den Anschein eines "Thrill-Kills" - eines Lustmordes - nicht eines affektiv geladenen, persönlichen zwischenmenschlichen Konflikts, der sich mörderisch entlud. Die Mitnahme des Portemonnaies sowie der KfZ-Dokumente (also der Opfer-"identifizierenden"/ ausweisenden Dinge) sind eher ein Indiz für das Bedürfnis des Täters, diese Tat auch später nochmals reinszenieren zu können.
Ich gehe ebenfalls nicht davon aus, dass Erdmann ihren Mörder in ihre Wohnung gelassen hat. Auf einem der Tatortfotos ist zu sehen, dass die Balkontür offenstand. Zur damaligen Zeit lagen neben der Wohnung von Erdmann zwei weitere Wohnungen, deren Balkonbereiche nicht von dem Erdmanns abgetrennt waren. Für mich wäre von Interesse, inwieweit in den heutigen Ermittlungen erneut damalige Nachbarn und Hausbewohner eine Rolle spielen.


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Der Fall Brigitte Erdmann

10.03.2015 um 06:06
@Katinka1971
Die exfreunde konnte man schon ausschliessen, die wurden überprüft, zumindest diejenigen, die bekannt waren. Es schliesst jedoch eine geheime affäre nicht aus. Aber vielleicht hat brigitte auch nur herausgeplappert: man schlägt sich und verträgt sich. Das wird doch im volksmund oft so verwendet, wenn eine beziehung höhen und tiefen hat.
@traces
Die balkontüre war aber nicht offen, als sie gefunden wurde. Dann müsste er sie geschlossen haben und durch die wohnungstüre verschwunden sein., deshalb vielleicht auch nicht abgesperrt, sondern nur zugezogen. Da wäre der sonst so akribische täter ganz schön leichtsinnig gewesen sich an so einer belebten strasse zugang über den balkon zu verschaffen.


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Der Fall Brigitte Erdmann

10.03.2015 um 06:16
Zudem müsste er gewusst haben, dass die haupteingangstüre stets offen ist. Es sei denn, dass sie von innen immer zu öffnen war.


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Der Fall Brigitte Erdmann

10.03.2015 um 10:49
Keine Schreie gehört etc:Wir wissen zwar nichts sicheres darüber, wie hellhörig das Mietshaus war, allerdings habe ich, haben wir alle da so unsere Erfahrungen...und die bedeuten: In einem 70er-Jahre-Bau dieser Art legte man auf Schalldämmung noch nicht den Wert. Allerdings gibt es genug Referenzfälle, wo ein Intruder ebenfalls „ungehört“ agieren konnte. Tatsache ist: Der Täter hat gegenüber einer immerhin sportlichen jungen Frau hart, präzise und letztlich erfolgreich agiert.

Brigitte Erdmann wurde vom Täter im Nachthemd „erwischt“. Also entweder Eindringling, der sie im Schlaf überrrascht hat (Balkontür war offen...ist übrigens gar nicht so selten, auch in belebten Gegenden hat man nachts gute Aussichten, unbemerkt zu bleiben; das wird gerne falsch eingeschätzt). Oder Eindringling by trick („Hamburger Gaswerke, Frau Erdmann, es geht um ein Gasleck, machen Sie bitte ganz dringend auf“). Oder Ex-Lover oä, der zu einer dieser berüchtigten allerallerallerletzten Aussprachen sich einfindet, Brigitte Erdmann, schon im Nachthemd, ist genervt, sagt aber „Na gut, komm kurz noch hoch!“, knallt sich, denn sie ist müde, vielleicht wieder ins Bett, will liegend den „Laber-Segen“ über sich ergehen lassen, und auf einmal legt er los. Auch in diesem Fall (Fesselwerkzeug vorbereitet) dürfte Vorsatz vorliegen; da Erdmann im Nachthemd war, dürfen wir Arglosigkeit des Opfers voraussetzen; Mordmerkmale sollten nachweisbar sein - auch dann (durchaus möglich!), wenn es zum Mordentschluß erst relativ spontan während der Tatbegehung gekommen ist (ursprünglich war „nur“ Vergewaltigung angedacht). Alles andere wäre inzwischen auch verjährt. Nicht geschrien = Überrascht vom Angriff/gelähmt und vor allem bedroht („still, sonst stirbst Du!“)...auch das ist nicht so selten und verweist auf gar nichts. Wir hatten hier in Hamburg mal einen Vergewaltiger, der tatsächlich in die Wohnungen eindrang, sich die Opfer vorher offenbar „ausgeguckt“ hat - auch dort gab es keine Schreie... Zum mancherorts gehörten „Liebestöter“-Argument: Naja, Nachthemd ist nicht gleich Nachthemd. Und ich kenne Nachthemden, die sehr erotisch wirken können...Also: Bettsituation, die eskaliert ist, wäre auch möglich...wg Fesselung mit vermutlich mitgebrachtem Fesselwerkzeug aber nicht ganz so wahrscheinlich. Wobei wir nicht wissen, ob BE vielleicht bestimmte Neigungen hatte...(in xy wird darauf einmal kurz, allerdings verneinend, angespielt).

Motiv/Persönlichkeit des Täters? Wir können nur eines sicher sagen: Er hat Erdmann gehasst - individuell oder als attraktive Frau. Wir können nicht einmal sagen, ob Erdmann ihren Mörder vorher gekannt hat - beim Intruder-Szenario kann es sich auch um einen Mann handeln, der sich Erdmann von außen „ausgeguckt“ hat. So nach dem Motto: An die attraktive Frau käme er normalerweise ja nicht heran, das sei ungerecht, jetzt nehme er sich, was ihm zustünde etcetc, solche Täter denken ja in kategorien, die glaubt man im Vollsuff nicht.

Anonymer Anrufer - kann Täter gewesen sein, muss nicht. Trittbrettfahrer, zB ein ehemaliger Lover, ist ebenfalls möglich. Vielleicht meinte der es dann gar nicht direkt „böse“, wusste selber nicht so genau, was das soll... Jedenfalls muss der Anrufer Interna gekannt haben. Nachnamen der Muter, Brigittes Geburtstag etcetc. Wenn unbekannter Intruder-Täter, dann kannte er diese Interna vermutlich aus den entwendeten Dingen...

Kurzum: Mehrere Szenarien sind möglich.


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Der Fall Brigitte Erdmann

10.03.2015 um 10:58
Zitat von pfiffipfiffi schrieb:Kurzum: Mehrere Szenarien sind möglich.
So sieht es leider aus. Man kann eigentlich nur wild spekulieren. Zu viele entscheidende Dinge sind auch gar nicht der Öffentlichkeit bekannt, z.B. der genaue Tötungsablauf. Ging es schnell und wurde sie vorher "gequält" (also gefoltert?), wie bei XY gesagt. Wo genau im Balkonbereich waren die Blutspuren? etc. pp

Ich warte einfach mal ab, ob etwas neues aus Hamburg kommt. Stochern im Nebel ist sinnlos.


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Der Fall Brigitte Erdmann

10.03.2015 um 11:05
@Thorox
Wir wissen noch nicht mal definitiv, ob es Schreie gab.

Es kann auch sein, dass sie geschrien hat, Nachbarn das gehört und nicht reagiert haben.

Diese würden sich später auch nicht outen unter dem Motto: Ja, ich habe die Frau schreien hören, aber ich bin im Bett geblieben, weil mich das nichts angeht.


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Der Fall Brigitte Erdmann

10.03.2015 um 11:32
@Samueldan

Zu Deiner ausführlichen, interessanten Analyse ("Wahrscheinlichkeitstheorie" aus Deiner Sicht) würde ich gern Stellung nehmen.

Punkt 1 Tatort und Opfer

Interessant, dass Du ebenso auf die Größe des Opfers hinweist, wenn auch in einem anderen Zusammenhang wie ich (Partnerwahl).
Eine sehr große Frau kann sich aus Deiner Sicht wesentlich besser zur Wehr setzen, wenn es sich um einen „kleineren“ Täter handeln sollte.

Ich tendiere eher zu einem dem Opfer unbekannten Täter (eventuell lose Bekanntschaft).
Der durchgehende Balkon bot beste Voraussetzungen, sich evtl. in die Wohnung einschleichen zu können. Der Balkon scheint ohnehin ein Anhaltspunkt zu sein, da sich dort Blutanhaftungen des Täters befanden.
Es könnte sein, dass Frau Erdmann, als sie sich zu Bett legte, die Balkontür, zwecks Luftzufuhr, einen Spalt öffnete. Der Täter hatte evtl. Gelegenheit, ihre Gewohnheiten auszukundschaften.
Was den Einkauf betrifft, ist nicht bekannt, ob es sich um Lebensmittel gehandelt hat, welche der Kühlung bedurften….daher im Korb verblieben sind.
Mir ist nicht bekannt, ob sie vor dem Zubettgehen noch Telefonate getätigt hat.

Punkt 2 der Täter am Tatort

Was die Fesselung betrifft, wurde, soweit mir bekannt, von einer Kordel eines Vorhanges berichtet, mit der das Opfer voraussichtlich "zusätzlich" gefesselt wurde (alter Zeitungsbericht), versuche ihn zu finden.
Was das Alter des Täters betrifft, vermag ich nichts zu sagen, es könnte sich durchaus um einen jüngeren Mann gehandelt haben.

Aus meiner Sicht wurde das Opfer nicht „regelrecht“ abgeschlachtet….es wurde erstochen, doch nicht „verstümmelt“.
Der Täter durchsuchte im Anschluss die kleine Wohnung….um einen Raubmord vorzutäuschen, oder um etwas für ihn Wichtiges zu finden? Vielleicht vermutete er einiges an Bargeld bei ihr und war sodann enttäuscht über die spartanisch eingerichtete Wohnung.

Ich denke, die Tat ist nachts verübt worden, daher konnte der Täter unbemerkt „entkommen“, zumindest hatte er bessere Voraussetzungen wie am frühen Morgen.
Ein wenig Glück gehört auch dazu, dass einem niemand in die Quere kommt…

Du hattest an @Robin76 gepostet, dass es sich evtl. nicht um ein „abgeblitztes Date, einem neutralen Bekannten, oder einen Kollegen gehandelt haben dürfte, denn die lässt man nicht in sein Schlafzimmer…Gute Eingrenzung!

Hass kann sich auch aus anderen Gründen spontan entwickeln, muss nicht unbedingt etwas mit der Person des Opfers zu tun haben.

Punkt 3 Der Täter im Tatumfeld

Geschicklichkeit, Umsichtigkeit und Intelligenz des Täters… wurde auch schon bei Minderintelligenz festgestellt, kann sich ergo auch um reine Cleverness, sowie die Fähigkeit blitzschnell zu reagieren, handeln.

Mir sind Personen bekannt, welche nett und zuvorkommen sind, denen man kein Verbrechen zutrauen würde, doch wie sich zeigte, konnten sie, wenn sie entsprechend getriggert“ wurden, von einer Sekunde zur anderen massiv gewalttätig reagieren.
Natürlich hat das eine Ursache…resultiert nicht unbedingt daraus, dass diese Person geneigt ist, „Frust zunächst in sich hineinzufressen“, um sich zu einem späteren Zeitpunkt hinterlistig zu „entladen“ unter der Prämisse „Jetzt zeige ich Dir, wo es lang geht!“

Doch alles ist möglich, Du hast einen bestimmten Tätertyphus beschrieben, doch es gibt unglaublich viele Varianten, wie jemand tickt.

Punkt 4 der Täter nach der Tat:

Was die Regelmäßigkeit des Telefonterrors bei der Mutter des Opfers betrifft, ist mir nicht bekannt, ob das jedes Jahr zum Todestag erfolgte, darüber ist sicher nicht Buch geführt worden. Es kam zur Sprache, dass derartige Anrufe, bei denen sich niemand meldete, auch zu anderen Zeiten erfolgten.
Ich interpretiere da nicht weiter….Spinner, welche mit der Tat nichts zu tun haben, gibt es genug.

Die Mutter (Interview) teilte mit, dass sie sich nicht vorstellen kann, wer ihrer Tochter so etwas angetan haben könnte.
Vielleicht gab es Zwist innerhalb der Familie, Vorgeschichten, etc. Jemand welcher sich aus Neid, Eifersucht an der Tochter rächen wollte, wie auch immer. Da wäre doch sicher etwas „durchgedrungen“, was die Schwester des Opfers hätte mitteilen können. Nichts ist geschehen!
Die Mutter machte auf mich einen gefassten, starken Eindruck (nicht derart theatralisch wie im xy-Beitrag)…denke, sie hat die Anrufe „hingenommen“, sich zwar kurzfristig Gedanken gemacht, doch keine Veranlassung gesehen, darauf zu reagieren. Gute Einstellung!

Sollte es derart abgelaufen sein, wie Du sehr gut beschrieben hast und der Täter vermutete, die Frau voll im Griff zu haben und sie mit den Anrufen quälen zu können, wäre das allein sein Gedankengang, den er ohnehin nicht „überprüfen“ konnte.
Denke eher, die Mutter hatte genügend Abwechslung in ihrem Leben und ein gutes Umfeld, zudem sicher eine gefestigte Persönlichkeit, dass sie mit derartigen Anrufen (angeblich einmal im Jahr) durchaus umgehen konnte.

Du schreibst, eine Face-to-face Kommunikation, ein offenes Telefonat scheute er voraussichtlich.
Das würde auf eine feige, hinterlistige, Person hinweisen, welche sicherlich allgemein soziale Kontakte meidet, zudem narzisstisch und sadistisch veranlagt ist.
Das resultiert sicher aus psychischen Schwierigkeiten, mit Frustrationen und Konflikten umgehen zu können.
Ob der Täter evtl. weit vor 1983 Kontakt zu Opfer und deren Mutter hatte, vermag ich nicht zu sagen.
Möglich ist alles…eine Demütigung jedoch jahrelang zu speichern, um irgendwann zuzuschlagen…deutet auf eine Person hin, welche nie verzeihen und nie vergessen kann, nicht fähig ist, Demütigungen zu kompensieren…ergo seit Jahren evtl. ein Trauma versucht zu verarbeiten, welches nicht zu kompensieren ist.
Deine wissenschaftliche Arbeit betreffs traumatisierter Soldaten mag hilfreich sein, in Bezug auf diesen Fall, hinsichtlich der psychologischen Bewertung des Täters, nicht kompensieren zu können.
Etliche Kriegsveteranen müssen/mussten therapiert werden, teils ohne Erfolg.
Daher nochmals Dank für Deinen Bericht, eine interessante Analyse, aus Deiner Sicht, zum Mordfall Brigitte Erdmann.


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Der Fall Brigitte Erdmann

10.03.2015 um 11:55
@Thorox
Zitat von ThoroxThorox schrieb:Ich warte einfach mal ab, ob etwas neues aus Hamburg kommt. Stochern im Nebel ist sinnlos.
Das stimmt.
Ich googel auch schon jeden Tag, ob es neue Infos gibt.
Vll ergibt sich was aus den Anrufern, die von Bekannten gesprochen haben, welche die Polizei bislang nicht kannte.


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Der Fall Brigitte Erdmann

10.03.2015 um 11:57
Es tut mir leid, dass ich erst heute dazu komme, auf die Antworten und Anmerkungen zu antworten. Ich habe versucht, alle bekannten Fakten in einen schlüssigen Zusammenhang zu bringen und dabei immer konsequent vom Täter aus zu denken. Ich habe mir diesen Täter vorgestellt, wie er nach dem Mord an der Balkontür kauert und vorsichtig hinausspäht, ob draußen auf der Straße jemand ist - wenn ich in diesem Augenblick mit ihm in diesem Zimmer gewesen wäre, unbemerkt von hinten an ihn hätte herantreten können und ihm auf die Schulter tippen können - in wessen Gesicht hätte ich dann geblickt? Ich bin mir aufgrund der dargelegten Zusammenhänge recht sicher, dass ich in diesem Augenblick nicht in das Gesicht eines Triebtäters geblickt hätte sondern in das Gesicht eines Mannes, bei dem man nur gedacht hätte: "Oh Gott, das darf doch nicht wahr sein!"

Ich möchte nachfolgend auf die Antworten auf meinen Rekonstruktionsversuch des Täterprofils eingehen. Falls ich etwas übersehe oder unzureichend beantworte, bitte ich das anzumerken, ich will dann versuchen, vielleicht noch etwas deutlicher zu werden.

Zunächst noch einmal zum Thema Fesselung und Trick an der Tür: Es handelte sich bei dem Opfer um eine ungewöhnlich hochgewachsene, sportliche Frau von ca. 30 Jahren. Eine Frau, die sich bei einem Angriff auch gegenüber einem Mann wehren kann und dies auch mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit tun wird, wenn man ihr Gelegenheit dazu gibt. Man kann sie nicht einfach packen, hochnehmen und ins Schlafzimmer verfrachten wie eine zierliche kleine oder gebrechliche alte Frau. Das Opfer wurde offenkundig überrumpelt - und zwar in seinem eigenen Schlafzimmer! Und offenkundig hat der Täter diesen Aspekt antizipiert und sein Vorgehen darauf abgestimmt (also auf die Notwendigkeit, das Opfer in einem Augenblick und an einem Ort zu überrachen, in dem es und an dem es mit einem Angriff nicht rechnet. Wo geht das besser als im Schlafzimmer des Opfers? Hier wird das planende Vorgehen des Täters sichtbar. Nur so sind alle diesbezüglich vorliegenden Fakten erklärbar. Nebenbei: Dies lässt vermuten, dass es sich bei dem Täter eher nicht um einen hochgewachsenen Muskelprotz handelte sondern um einen Täter, der befürchtete, seinem Opfer körperlich nicht gewachsen zu sein und entsprechend sorgfältig Vorsorge traf, dass nichts "schief" ging (@traces: Antizipationsfähigkeit ist völlig zutreffend, aber das Interessante an diesem Täter ist, dass er noch einen entscheidenden Schritt weitergeht und ein offenkundig vorher sorgfältig geplantes Szenario umsetzt).

@traces: Zum Thema psychopathischer Triebtäter und pathologische Lust als Mordmotiv
Das ist durchaus eine nicht völlig auszuschließende Variante, aber nach meinem Dafürhalten allenfalls die unwahrscheinlichere Möglichkeit - wobei ich Dir allerdings in vielen Einzelbeobachtungen völlig zustimme (der Erinnerungsfaktor der Dokumentenentwendung ist z.B. offenkundig) - aber in ein paar Einzelbeobachtungen nicht und auch in einem grundsätzlichen Aspekt nicht:
Es ist nach allen Erfahrungen sehr unwahrscheinlich, dass ein psychopathisch motivierter Triebtäter nur ein einziges Mal ein Kapitalverbrechen begeht, dieses aber mit einer jahrelangen Hartnäckigkeit, die sich nicht nur auf das Opfer selbst sondern auch noch auf dessen Mutter fixiert und dabei ein recht hohes Entlarvungsrisiko eingehen lässt. Dann der konkrete Ablauf dieser Anrufe in ihrem konkreten Kontext - hier waren offenkundig Emotionen im Spiel und nicht nur die Befriedigung eines pathologischen Triebes. Hier konnte sich offenkundig jemand in die Psyche dieser Mutter hineinversetzen und genau dadurch das Setting für die Ausübung seines Sadismus schaffen, nicht nur exakt beobachten und dann seine eigenen Handlungen auf diese Beobachtungen abstellen - die Mutter war sein zweites Opfer und nicht nur Mittel zum Zweck des "Sich-ins-Gedächtnis-Zurückrufens". Mit anderen Worten: Hier zeigt sich erneut, dass der Täter wiederum über den Aspekt der Antizipationsfähigkeit hinausgeht.
Zum Thema Hass: Es ist notwendig, den Gesamtkomplex der Tat als solchen zu analysieren, nicht nur die Einzelbestandteile dieses Komplexes - also nicht nur den Mord oder die Anrufe für sich. In diesem Zusammenhang möchte ich auch noch einigen Einzelinterpretationen von Aspekten des Mordes widersprechen, die nach meinem Dafürhalten mit der Hypothese Lustmord nicht zureichend erklärt oder ins Auge gefasst sind. Zunächst einmal: Ich kenne den Obduktionsbericht natürlich nicht, aber nach allem, was wir wissen, handelte es sich um eine massive Gewaltanwendung, nicht nur um ein zielgerichtetes Herbeiführen des Todes durch einen Stoß oder Schnitt. Außerdem lag zwischen der Überrumpelung des Opfers und seiner Tötung offenkundig ein Zeitraum, in dem das Opfer gefesselt war und in dem der Täter mit ihm etwas veranstaltete, was allerdings nicht-sexueller Art war. Außerdem beging der Täter nur einen einzigen Fehler und das war im Augenblick des Mordes selbst, als er sich verletzte - und wie gesagt: dieser Mord geschah durch massive Gewaltanwendung, die man nicht kleinreden sollte. Die Selbstverletzung des Täters sagt deshalb etwas über die psychische Verfassung des Täters im Augenblick der Begehung des Mordes aus und muss mit seinen anderen eruierten Persönlichkeitsmerkmalen in einen Zusammenhang gesetzt werden. Dieser Tatablauf und der nachgängige jahrelange Telefonterror gegen die Mutter lassen zusammengenommen ein hohes Aggressionspotential erkennen, das seine Ursache haben muss. Die pathologische Befriedigung von Lust ist in meinen Augen als Erklärungsansatz hier nicht ausreichend. Das Durchsuchen der Wohnung und das Schweigen am Telefon könnten im Übrigen durchaus auch (!) pragmatische Ursachen haben: Nach Hinweisen auf die eigene Identität in den Habseligkeiten des Opfers zu suchen - und zu verhindern, dass die Mutter die eigene Stimme am Telefon womöglich erkennt. Das sollte jedenfalls in Rechnung gestellt werden. Die Phantasiegeleitetheit der Tat ist kein Widerspruch zu diesen Feststellungen - nur erklärt die Umsetzung einer Gewaltphantasie eben nur einen Teil und nicht alle Fakten des Gesamtkomplexes dieser Tat. Es schließt auch nicht aus, dass dieser Täter über psychopathische Persönlichkeitsmerkmale verfügt, die seine Bösartigkeit begründen. Nur sind sie offensichtlich in seinem "gewöhnlichen" Leben verdeckt und unter Kontrolle und haben augenscheinlich nur in diesem einen konkreten Fall die Maske seiner Normalität gesprengt. Das muss eine Ursache haben und die kann nicht nur in der Befriedigung von Lust liegen. Gegebenenfalls wäre dann nämlich die Frage schlüssig zu beantworten, warum ein solcher Psychopath nur ein einziges Mal eine psychopathische Handlung beging (um mich diesbezüglich zu widerholen).

Noch eine Anmerkung zum Begriff des persönlichen Umfeldes, aus dem Täter mit großer Wahrscheinlichkeit kam. Auch dieses muss aus der Täterperspektive betrachtet werden, nicht aus der Opferperspektive. Das autobiografische Beispiel von @vernon ist hier sehr schlagend: Ein Straftäter, der völlig auf sein Opfer fixiert ist und sich als scheinbar graumausiger Nachbar stets in seiner unmittelbaren physischen Nähe befindet, und zwar ohne dass sein Opfer auch nur die permanente physische Anwesenheit des Täters registriert, geschweige denn etwas von dem ahnt, was in ihm vorgeht. Außerdem lässt sich aus den Tatumständen rekonstruieren, dass dieses persönliche Umfeld, aus dem der Täter kam, das des Jahres 1983 gewesen sein kann, aber nicht gewesen sein muss. Womöglich lag es Jahre zurück und es war nicht der psychopathische Nachbar aus der Wohnung nebenan, der beim Gentest bisher durch die Lappen ging, sondern ein rachsüchtiger XY, der über Jahre hinweg aus seinem Herzen eine Mördergrube gemacht hat, bis sich seine Aggressionen soweit aufgestaut hatten, dass er schließlich zuschlug. Um hierzu mehr sagen zu können, müsste man diese Familie und die Menschen, mit denen ihre Mitglieder damals umgegangen sind, wirklich persönlich kennen.

@robin
Ich gehe davon aus, dass die Polizei professionell arbeitet und deshalb ebenfalls ein konkretes Täterprofil hat (bzw. Täterprofile mit begründeten Wahrscheinlichkeiten und einer entsprechenden Priorisierung). Außerdem habe ich natürlich nur die öffentlich bekannt gewordenen Fakten in meine Analyse einfließen lassen können und keine Akteneinsicht, kenne also z.B. weder den Obduktionsbefund noch die konkreten Zeugenaussagen aus der polizeilichen Befragung. Deshalb halte ich es auch für überflüssig, der Polizei meinerseits Arbeit zu machen. Du kannst natürlich gerne meinen Rekonstruktionsversuch weiterleiten, aber ich denke wie gesagt nicht (und hoffe es auch nicht), dass sich darin für die Polizei eine neue Information befindet (wenn es wirklich für die Polizei neue Informationen enthielte, würde das nach meinem Dafürhalten nur mit unprofessioneller Arbeit der Polizei zu erklären sein).


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Der Fall Brigitte Erdmann

10.03.2015 um 12:11
@Mauro

Es kann natürlich immer nur um Wahrscheinlichkeiten gehen, zumal ich wie bereits gesagt auf die veröffentlichten und mir zugänglichen Fakten angewiesen bin und keine Akteneinsicht habe. Die Variante Zutritt über die Balkontür hat auch nach meinem Dafürhalten eine hohe Wahrscheinlichkeit, vielleicht sogar die deutlich höhere, aber daneben gibt es eben auch noch die Möglichkeit, dass der Täter vom Opfer als vermeintliches Date arglos mit in die eigene Wohnung gebracht wurde, Stichwort italienisches Restaurant.
Stichwort Mutter: Das zentrale Problem an diesem Fall ist ja eigentlich, dass sich diese Tat nur mit dem Innenleben eines Täters erklären lässt, der nach außen hin offensichtlich erfolgreich Normalität vorschützen konnte und bei dem diese Maske der Normalität auch nur in diesem einen Fall zerbrach - warum auch immer.


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