seli schrieb am 20.04.2017:Es ist vlt. nichts Neues, aber wichtig finde ich die Aussage der Nanny schon
Was der Stern schreibt ist schlichtweg ziemlich durchgängig Unfug:
"... nach zehn Jahren bricht erstmals die Frau ihr Schweigen, die sich am Tag des Verschwindens um Maddie und ihre Geschwister kümmerte: die damals 20-jährige Nanny"
Es gab und gibt keine Kindergärtnerin, die sich zusammen um "Maddie *und* ihre Geschwister" gekümmert hat. Maddie war in einer Kindergartengruppe für 3 bis 5-jährige untergebracht ("Mini Club"), die Zwillinge in einer Krabbel-Gruppe ("Toddler Club") in einem anderen Gebäude und mit einer anderen Betreuerin.
Der Mirror, auf den sich der Stern bezieht, schreibt dann auch:
"A nanny who looked after Madeleine McCann has told how the youngster’s parents were plunged into despair...".
Es geht also um Maddies Nanny und nicht um eine Betreuerin für alle drei Kinder.
Maddies Kindergärtnerin war Catriona ("Cat") Treasa Sisile Baker. Cat war während der gesamten Woche die *einizge* Kindergärtnerin, die Maddie betreut hat. Sie wurde von der portugisischen Polizei am 06. und am 10. Mai 2007 befragt. Ein Jahr später - am 18.04.2008 - wurde sie - wie alle Briten, die irgendwie in den Fall involviert waren - nochmals von der Polizei in Leicestershire befragt. Ihre Aussagen wurden - wie die gesamte Akte - von den portugisischen Behörden veröffentlicht und können hier nachgelesen werden:
http://www.mccannpjfiles.co.uk/PJ/CATRIONA-TREASA.htmDer Mirror zitiert die "Zeugin":
"“We were told, ‘Here’s a rape whistle, don’t go anywhere by yourself, ever.’ There’d been a girl attacked the year or so before in Praia da Luz. It didn’t sound like a family resort to me."
Auch die Kindergärtnerin, die sich in der Woche um die Zwillinge gekümmert hat, wurde vernommen; ebenso Kindergärtnerinnen der Parallel-Gruppen. Diverse davon kamen aus England und wurde später dort nochmal befragt.
Keine hat irgendwann davon gesprochen, dass der Ort für junge Frauen gefährlich sein soll. Spätestens bei den Befragungen in England, ein Jahr nach Ende der Ferienjobs, die die Damen hatten, hätte es wohl keinen Grund gegeben, dies nicht der Polizei zu sagen.
Weiter im Stern:
"Später sagte die Nanny nach eigenen Angaben bei der Polizei aus, das Protokoll habe fünf Seiten gefüllt. Die Unterlagen, mit denen die Polizei dann gearbeitet habe, hätten nur noch einen Umfang von zwei Seiten gehabt. "Ganze Stücke von Informationen sind so verloren gegangen."
Im Mirror liest sich das so:
"She also told how she was interviewed by officers in the wake of Madeleine’s disappearance and later detectives from the Met’s Operation Grange handed her two pages of statements they had retrieved from their Algarve compratiots. Her original statement was four to five pages long, but the one the Portuguese had been working from was only two pages long – missing a number of details from her interview."
OK. Wenn es denn stimmt, dann sind also bei den Portugiesen Teile ihrer Aussage verloren gegangen, was sie spätestens ein Jahr später bemerkte, als die Briten sie befragten. Dann konnte sie ja wohl in Ruhe alles klarstellen und ergänzen. Und welche dramatischen Informationen sollen es denn nun gewesen sein?
Auch die Vorwürfe, die die namentlich ungenannte Nanny erhebt, sind nicht neu aber falsch und werden durch ihre ständige Wiederholung nicht richtiger:
"Der portugiesischen Polizei wirft die frühere Nanny in dem Interview Untätigkeit vor - so soll es 90 Minuten gedauert haben, bis die Beamten am Ort des Verschwindens eintrafen - wertvolle Zeit bei einem vermissten Kind."
Kate McCann arlamierte die Gruppe, mit der die McCanns bei Tisch saßen, gegen 22 Uhr. Die Polizei, die in dem Ort keine Wache hat und also von einem Nachbarort aus anfahren musste, wurde um 22:40 Uhr von der Hotel-Rezption aus verständigt. Die ersten Beamten trafen um 23 Uhr ein.
"Im Apartment der McCanns sollen in der Zwischenzeit Menschen ein- und ausgegangen sein und so einen möglichen Tatort verunreinigt haben. "Niemand sagte: 'Wir müssen die Wohnung absperren.'" Statt der Polizei habe zunächst sie mit anderen Kinderfrauen nach Maddy gesucht."
Die Beamten haben sich (natürlich) zuerst an der Suche beteiligt, weil zunächst anzunehmen war, dass das Kind durch die nicht verschlossenen Türen aus der Wohnung gelaufen war, z.B. auf der Suche nach seinen Eltern. Schon aufgrund des Fehlens irgendwelcher Einbruchs- oder Kampfspuren oder sonstiger Verwüstungen war von nichts anderem auszugehen.
Gegen 23:30 Uhr haben die Beamten der Schutzpolizei die Kriminalpolizei informiert, die gegen 24 Uhr eintraf, und zwar etwa zeitgleich mit den ersten Hundeführern. Ab Mitternacht wurde das Apparment abgesperrt und zwischen 0:30 Uhr und 4 Uhr von der Spurensicherung untersucht. Insgesamt waren von Mitternacht bis zu den Morgenstunden, als dann - sobald es hell genug war - eine große Suche startete, 9 Polizisten vor Ort. Ich bezweifle, dass die Polizei iin Deutschland (oder GB) anders, schneller oder irgendwie "besser" reagiert hätte.