Nightrider64 schrieb:Ich bin zwar männlich, bin aber in dem Alter von Michaela schon selbstständig mit den Öffentlichen durch halb Berlin gefahren, ohne mich je verfahren zu haben, z.B. wenn ich meine Großeltern besuchte.
Ich halte das in dem Alter auch für durchaus machbar - kann aber natürlich verstehen, dass man da als Eltern- bzw. Großelternteil schon ein bisschen Sorge hat, wenn das Kind tatsächlich zum ersten Mal alleine unterwegs war. Das impliziert aber auch, dass Michaela diesen Weg auch schon desöfteren begleitet zurück gelegt hat. An sich ist es ja auch kein komplizierter Weg gewesen. Ihr Großvater hat sie zur Halterstelle Michaelibad begleitet, mit ihr die Fahrkarte gekauft und diese noch korrekt gestempelt. Dann ist sie mit ihrer Freundin in die U5 Richtung Hauptbahnhof eingstiegen. Die Freundin ist dann gleich an der nächsten Station "Innsbrucker Ring" wieder ausgestiegen. Es sind dann noch weitere 6 Halte bis zum Hauptbahnhof. Der Fußweg zum Alpenhotel beträgt dann noch ca. 5 Minuten, das Hotel selbst ist ein Eckhaus und durch die rote Schrift absolut nicht zu übersehen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass Michaela am Hauptbahnhof durch die vielen, eher hektischen Menschen und durch die Vielzahl an unterschiedlichen Ausgangsmöglichkeiten vielleicht erstmal etwas verwirrt war und so etwas länger brauchte, um den richtigen Ausgang zu finden, an dem sie sich wieder auskannte. Deshalb kam sie dann etwas verspätet am Hotel an.
Nightrider64 schrieb:Seltsam finde ich die Aussage, sie sei dann doch am Hotel angekommen, was erst Jahre später heraus kam.
Warum hat sie sich nicht im Hotel gemeldet und was unternahm sie anschließend.
Das ist für mich auch ein entscheidender Punkt. Zum ersten Mal habe ich davon in einem Artikel von 2010 gelesen - in anderen, viel jüngeren Artikeln steht aber oft noch, dass sie nie in dem Hotel angekommen sei. Wie also hat die Kripo in einem Zeitraum von etwa 25 Jahren dann doch plötzlich erfahren, dass Michaela tatsächlich im Alpen-Hotel angekommen ist?
Wenn man sich die Situation vorstellt, ist es schon sehr seltsam. Die Mutter hat um 12h Dienstende und erwartet ihre Tochter. Diese ist nicht da. Zunächst hat Frau Eisch sicherlich vom Hotel aus bei ihren Eltern angerufen, um zu erfahren, ob Michaela tatsächlich losgefahren ist. Dann hat sie vielleicht noch ein paar Minuten gewartet und ist den Weg abgegangen. Ihre Kollegen hat sie sicherlich auch Bescheid gegeben, dass sie ihre Augen aufhalten sollen, falls Michaela doch noch kommt. Deshalb glaube ich nicht, dass einem der Mitarbeiter 25 Jahre später eingefallen ist, dass sie doch noch angekommen ist. Bliebe nur ein Gast, der von dem ganzen Verschwinden aktiv nichts mitbekommen hat und dann erst später glaubte, sich zu erinnern. Aber wenn Michaela tatsächlich am Hotel gewesen wäre, hätte sie doch irgendwen dort nach ihrer Mutter gefragt? Und dann hätten die Mitarbeiter sicherlich wieder geschalten und das Kind mit einem Stück Kuchen auf die Mama warten lassen.
Wenn sowohl die beiden Sichtungen am Hotel als auch die am Nachmittag in Josephsburg stimmen, wäre sie unverrichteter Dinge einfach wieder nach Hause gefahren, als sie ihre Mutter nicht mehr im Hotel angetroffen hat. Vielleicht hat sie sich geschämt, weil sie es doch nicht "geschafft" hat, ihre Mutter von der Arbeit abzuholen, und ist deshalb nicht gleich nach Hause, sondern wieder auf den Spielplatz.
Der Sichtung in Josephsburg habe ich lange nicht getraut, weil ich dachte, dass man bei einem verlängerten Wochende schon mal die Tage verwechseln kann. Aber eine Nachbarin beschreibt bei der Sichtung auch Michaelas schicke Kleidung. Hatte sie diese schon am Vormittag an, als sie auch auf den Spielplatz ging?
Den Täter hätte sie dann direkt in ihrem Wohnumfeld getroffen (was auch wieder erklärt, warum vor allem Personen, die damals in der Maikäfersiedlung gewohnt haben, auf DNA untersucht wurden).
Es wäre also ein ca. 30-jähriger Mann, der an diesem Freitag Mittag / Nachmittag keine beruflichen oder sozialen Verpflichtungen hat, denen er nachkommen muss und der sich draußen im Viertel aufhält, wo er den Kontakt zu Michaela anbahnt. Obwohl er aber ggbfs. in der Nähe wohnt, bewegt er sich in den nächsten Stunden mit Michaela in Richtung Braunauer Eisenbahnbrücke und nimmt so weitere Zeugensichtungen in Kauf. Das lässt es für mich wahrscheinlich erscheinen, dass er nicht alleine lebte und er sich - anstatt Michaela unter einem Vorwand in seine Wohnung zu locken - deshalb von seinem Umfeld wegbewegte. Der 17.05.1985 war ein schulfreier, sonniger Brückentag nach dem Vatertag. Ob es für einen Familienvater so einfach gewesen wäre, diesen Nachmittag ohne Familie im Viertel zu verbringen, bezweifle ich. Deshalb tendiere ich zu einem Täter, der noch bei seinen Eltern lebte und evtl. Schwierigkeiten bei sozialen Kontakten, speziell auch mit dem anderen Geschlecht, hatte (vgl. phallusartiger Gegenstand). Ist natürlich alles komplette Spekulation und es kann auch ganz anders sein. Es ist wirklich bitter, dass es so wenig Hinweise für die Polizei gibt.