@Dwarf Das sind alles gute Argumente. Andererseits lebte sie ja faktisch im Umfeld von Kleingärtnern und hatte einen Biergarten vor der Haustür. Vielleicht darf man sich die sozialen Bezugsgruppen, gerade in München, nicht so abgeschottet vorstellen. Sie war Studentin, nicht die Königin von England. Sie könnte einerseits ihre coolen Kontakte im Schuhmanns geflegt haben, andererseits auch dort im Kleingarten in dem öffentlichen Lokal mal gegessen haben.
Falls sie Raucherin war, hätte sie dort einen Automaten gefunden. Auch muss sie mit dem Täter keinen näheren Kontakt gepflegt haben. Es hätte ausgereicht, wenn der Täter sie bei irgendeiner Gelegenheit wahrgenommen hätte.
Die Topographie dieser Kleingartenanlage ist sehr unübersichtlich. Man darf sich keine schnurgeraden Buchsbaumhecken vorstellen. Alles ist - jetzt im Sommer - sehr verbuscht. Wie es im Winter 1991 aussah, weiss ich natürlich nicht. Ich würde da als erwachsener Mann nachts nicht gerne allein durchgehen, weil man eine andere Person, die sich in einem Garten oder einem Seitenweg aufhält, erst viel zu spät sehen würde. Aber es gibt Leute, die grundsätzlich ganz unbesorgt und angstfrei sind und gerade im vertrauten Nahbereich fühlt man sich sicher.
Man gelangt von Kristins Wohnung aus in die Gartenanlage über eine kleine Brücke über einen Bach oder Kanal. An dem Kanal entlang führt ein paralleler etwas düsterer, weil von Bäumen beschatteter, Weg, der offenbar eine beliebte Jogging-Strecke ist.
Hinsichtlich der Anruferin sind verschiedene Möglichkeiten denkbar:
Sie könnte eine Gschaftlhuberin gewesen sein, irgendeine gelangweilte Oma, die nachts nicht schlafen konnte und aus Langeweile die Polizei mit Räuberpistolen beschäftigt.
Sie könnte eine Person sein, die etwas weiss, entweder als Zeugin, die einen Hinweis geben wollte (aber warum hat sie es dann nicht noch mal probiert?) oder als Mitwisserin, die eine falsche Fährte legen wollte.
Gewiss ist, dass sie in allen drei Fällen nicht darüber nachgedacht hätte, dass die Polizei das Gespräch zurückverfolgen oder aufzeichnen könnte - sonst hätte sie nämlich gar nicht angerufen...
Eine vierte, gruselige Variante fällt mir ein, die ich aber lieber nicht schreiben möchte...