Balumpa schrieb:Also als El Salvador habe ich vielmehr negative Stimmen gehört.
Die höre ich auch (meist aus öffentlichen Quellen). Dem gegenüber stehen die positiven Berichte aus privaten Quellen. Welche der beiden Seiten in letzter Konsequenz recht hat, muss man wohl durch einen eigenen Besuch herausfinden. Oder sich die Frage stellen, welche Interessen die Berichtsquellen haben könnten... Ich tendiere eher den privaten, kritischen Stimmen zu vertrauen. So oder so, die Zeit wird die Wahrheit zu Tage fördern.
Balumpa schrieb:Viele dieser 2 Millionen Menschen dürften übrigens ganz andere Probleme haben als ein Bankkonto. Wie sollen die überhaupt mit Bitcoin zahlen, wenn sie keinen Strom oder kein Internet haben?
Für Zentralafrika würde ich das Argument verstehen. El Salvador, Brasilien, Argentinien, Namibia, Süd Afrika usw. haben zu großen Teilen die nötige Infrastruktur.
Balumpa schrieb:Weil der Markt heute erheblich mehr Konsummöglichkeiten bietet als vor 50 Jahren und die Menschen diesen Verführungen erliegen. Als meine Eltern jung waren, gab es keine 3, 4 oder 5 Fernsehgeräte im Haushalt, es gab kein Internet, keine PCs, keine Smartphones, keine Tablets, kein Netflix, Spotify und Sky. Es gab weniger Flugreisen ins Ausland und keinen Drang, jeden Tourihotspot aufzusuchen. Es gab kaum Möglichkeiten, sich bei vergleichsweise niedrigem Einkommen ein dickes Auto zu leasen.
Das höre ich immer wieder. Erscheint mir aber als Augenwischerei. Ich habe genug Freunde, die sich derartigen Konsum nicht leisten können. Von einem Haus ganz zu schweigen.
andy2 schrieb:Erläutere das doch mal bitte etwas näher.
Ich wüsste nicht, was ich hier noch zusätzlich erläutern sollte. Wie für die frühe Phase einer neuen Technologie üblich, sprechen wir nicht über eine 100% Marktdurchdringung, sondern über die Anfänge. Also über Pioniere, die sich überlegt haben, ob sie 100% ihre Stromkosten in Wärme verpuffen lassen oder lieber mit einem Miner* querfinanzieren wollen. Sollten Dich Details dazu interessieren, folge
Rene Pickhardt (Archiv-Version vom 19.12.2022) auf Twitter. Er heizt in Norwegen mit einem Miner und berichtet hin und wieder von seinen Erfahrungen (Ich folge ihm gern, weil er sich seinen kritischen Blick auf Bitcoin erhält).
Michael Schnitzel (Archiv-Version vom 07.07.2022) berichtet ebenfalls über seine Erfahrungen bei der Einbindung von Mining in seine Heizungsanlage. Neben ihnen gibt es noch andere auf Twitter, die von ihren Erfahrungen berichten. Einfach mal danach suchen...
*Mining dient der Absicherung des Bitcoin Netzwerkes. Um dies zu gewährleisten, haben Miner einen finanziellen Anreiz. Sie kassieren Transaktionsgebühren für jeden versendeten Bitcoin oder Satoshi (1 Bitcoin = 100.000.000 Satoshis). Dabei sind Miner einem harten Wettbewerb und Kostendruck (Strompreise, Gerätepreise, etc.) ausgesetzt. Der Zwang möglichst günstigen Strom einzusetzen, führt zur Nutzung regenerativer Energie (und leider auch noch von staatlich subventionierter fossiler Energie).
Unabhängige Untersuchungen belegen den Trend, dass Bitcoin immer grüner wird und verlorene Energie nutzt. Der
Bitcoin Mining Council kommt zu ähnlichen Ergebnissen, ist mir aber zu nahe an der Bitcoin Community dran.
andy2 schrieb:Selbst, wenn man 100% gründe Energie zum Minen nutzen würde, könnte diese Energie sicherlich sinnvoller eingesetzt werden um nicht sauber erzeugte Energie zu ersetzen.
Warum wird es dann nicht getan? (Siehe gepostetes Spiegel Video)
Ein weiteres Problem an Strom ist, dass er oftmals nicht dort benötigt wird, wo er günstig zu erzeugen ist. Daher muss er über weite Strecken transportiert werden. Bitcoin ist es egal, wo die Mininggeräte stehen.
andy2 schrieb:hier aus Wiki:Wikipedia: Inflation#Ursachen
Du folgst Wikipedia und ich Experten. Jedem ist freigestellt, welcher Quelle man mehr vertraut.
andy2 schrieb:Das nutzt mir aber recht wenig, wenn in meinem Land die Nutzung unmöglich ist.
Richtig, die Frage ist, wie weit man sich traut, in die Zukunft zu schauen. Mit allen Risiken die dranhängen, weil niemand die Zukunft kennt. Eines ist für mich sicher. Es ist egal, ob sich Bitcoin in Deutschland durchsetzt. Solange irgendwelche Länder auf Bitcoin setzen oder treffender, deren Bürger Bitcoin nutzen*, speichert Bitcoin auch für Deutsche einen Wert.
*Fun fact. Überall, wo der Bitcoin verboten wurde, um die heimische Währung zu stützen (China, Türkey,...) ist die Nutzerzahl in die Höhe geschnellt.
andy2 schrieb:Hier geht es um die Schaffung von Buchgeld.
Das ist m.E. zu kurz gedacht. Denn nehme ich einen Kredit für eine Haus auf, schaffe ich zwar Buchgeld, aber dieses bekommt zum Beispiel ein Baunternehmen, das ich mit der Errichtung beauftragt habe. Das Bauunternehmen bezahlt davon seine Mitarbeiter und die bestreiten ihr Leben davon. So wird aus Buchgeld allmählich reales Geld. Wie das zur Geldentwertung führt und wer von Krediten am meisten profitiert, kann man sich recht gut aus dem
Cantillon Effekt herleiten.
Achse schrieb:Laut Hans Werner Sinn, ehemaliger Wirtschaftsweiser, hat die EZB 4.500 Mrd Euro mehr gedruckt
Ich glaube, es war
dieses Video. Aber ohne Garantie. Ich lese und sehe zu viele Ökonomen und deren Diskussionen, als dass ich mir jede Quelle merken könnte. Also einfach mal selbst recherchieren. (Ich weiß aber noch, dass die EZB insg. 6.000 Mrd Euro erzeugt hat. 4.500 Mrd zu viel ist da ein krasser Schnitzer.
andy2 schrieb:Was wäre denn gewesen, wenn wir anstelle des Euro den Bitcoin als Währung gehabt hätten?
Das ist ein Punkt, der mich auch umtreibt. Ich denke, dass Fortschritt auf neues Geld angewiesen ist. Andererseits hat uns das Geld auch unseren Fortschritt gekostet. Die Automobilindustrie hat sich zu lange auf ihre Kontakte zur Politik verlassen, Schrottprämien kassiert, die Taschen gefüllt anstatt den Druck zu spüren, zu innovieren. Zombiefirmen, Umweltzerstörung usw. sind andere Effekte einer ungebremsten Geldflut. (Als Selbständiger weiß ich, wie herausfordernd es ist, sich auf dem Markt gegen subventionierte Unternehmen zu behaupten.)
Wie oben schon geschrieben, vermute ich die Wahrheit in der Mitte. Wir brauchen ein stabiles, begrenztes Geld um die Marktsignale (Mangel, Überfluss) zu erkennen oder unsere Arbeitszeit zu sparen und der Wirtschaft die richtigen Anreize zu setzen. Andererseits halte ich es für plausibel, dass wir punktuell nicht drum herum kommen werden, Innovationen vorzufinanzieren (und nur diese). Fortschritt ist nun einmal sehr teuer. Daher denke ich auch, dass Bitcoin zumindest die Sparfunktion besetzen wird und für Investitionen Fiatgeld erhalten bleiben wird. Hier glaube ich an den Währungswettbewerb, den Du
@andy2 ablehnst. Was okay ist. Jeder darf glauben, was er möchte.
andy2 schrieb:Jetzt redest du nicht über Wohlstand, sondern über die Verteilung des Wohlstandes.
Daten wie die folgenden entsprechen nicht für Deine These.
Da ich kein Ökonom bin, bin ich vorsichtig, mit dem was ich glaube. Ich reiche lieber Argumente weiter, sammle Gegenargumente ein und versuche mir vorsichtig einen Reim darauf zu machen.
In diesem Sinne danke ich Euch allen für Eure Argumente. Mein Urlaub endet heute und somit werde ich viel weniger Zeit für bereichernden Austausch haben. Alles Gute und vielleicht lesen wir uns doch mal im
Blocktrainer Forum. Dort versuche ich regelmäßig mitzulesen oder an bereichernden Diskussionen mitzuwirken.