Danke für die vielen Reaktionen. Jenen von Euch, die ihre Meinungen nicht weiter mit Argumenten untermauern, sage ich, dass wir keine Gesprächsbasis haben. In diesem Sinne wünsche ich Euch alles Gute damit. Auf diejenigen von Euch, die Argumente brachten, versuche ich im Nachfolgenden einzugehen. Dazu gehört auch, meine Links zu nutzen. Ich habe weder Lust noch Zeit, alles hier zu wiederholen, was andere bereits besser auf den Punkt brachten.
Bevor ich damit beginne, möchte ich noch eines klarstellen. Ich bin nicht hier, um Euch zu überzeugen. Ich bin hier, um meine Überzeugung von Bitcoin auf den Prüfstand zu stellen. Daher bevorzuge ich Eure Argumente gegen Bitcoin, die mich zum Nachdenken bringen.
@ockham Das Video von Felix von Leitner strotzt leider vor Halbwissen. Falls Dich eine andere Sicht interessiert, um der Wahrheit näher zu kommen, schau mal (damit möchte ich nicht sagen, dass die Wahrheit zu 100% in Bitcoin liegt. Doch beim Herrn von Leitner liegt sie eben auch nicht):
BITCOIN ist zentralisiert! REACTION | Fail von Felix v. Leitner auf der @ACATISInvestment Konferenz
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Manche von Euch argumentierten in die Richtung, dass es keinen überproduzierten Strom /keine ungenutzte Energie gäbe. Wenn dem so wäre, wundert mich, dass Deutschland angrenzende Länder dafür bezahlt, uns die Überlast abzunehmen. Außerdem wundere ich mich über Berichte wie den Folgenden:
Ausgebremst trotz Klimakrise: Wenn die Energiewende an der Bürokratie scheitert | SPIEGEL TV
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In diesem Video kommen u.a. Eigentümer von Solarfeldern zu Wort, denen die Stromeinspeisung in das Netz verwehrt wird. Das ist die Art von Überkapazität, an die ich denke / von der ich spreche. Was würdet Ihr machen, wenn Ihr in solche Anlagen investiert hättet und Euren Strom nicht verkaufen dürft?
Bitcoin Mining hilft hier, weil die Geräte innerhalb von Minuten an und abgeschaltet werden können. Bitcoin Mining kann also den überproduzierten Strom monetarisieren.
Was soll denn der Quatsch?
@andy2, Deine Anmerkung lässt mich an die USA denken. Dort wird
Flaregas durch Bitcoin Mining umweltverträglicher. Schöner wäre es natürlich, wenn Öl und Gas in der Erde blieben, aber so funktioniert unsere Welt nun einmal (leider) nicht.
Stattdessen deutet sich das Zusammenspiel der US Energiewirtschaft und der Bitcoin Miner bereits an. Stand heute gehen Miner vom Netz, wenn mehr Energie benötigt wird und gehen ans Netz, wenn Energieüberschuss herrscht.
andy2 schrieb:Dann erkläre mit bitte mal, was an einer deflationären "Währung" gut ist?
Das ist leider nicht in ein paar Worte zu fassen. Unter anderem deswegen, weil die Wirtschaftswissenschaftler sich nicht einig darüber sind, was zu Inflation/Deflation führt. Der für mich sinnvollste Blick auf Wirtschaft, entspringt der Österreichischen Schule (auch wenn ich deren Extreme ablehne). Einen leichten Einstieg finden Interessierte
https://podtail.com/podcast/zeit-geld-wirtschaft/Übrigens wird auch Freigeld / Schundgeld als deflationsfördernd angesehen. Wenn Deflation so schädlich ist, erklärt mir doch mal,
das Wunder von Wörgl. Wer mehr positive Beispiele von Deflation sehen möchte, suche einfach nach Freigeld oder Schwundgeld.
@skagerak Ich unterscheide zwischen Bitcoin und Crypto. In erster Linie, weil Bitcoin dezentral ist und Cryptowährungen dies nur behaupten. Die Konsequenzen habe ich in meinem ersten Post angerissen. Im Übrigen liegt in Bitcoins Dezentralität auch der Grund, warum er nicht mehr verschwinden wird, egal ob jemand dagegen ist oder nicht. Das wirft die Frage auf, was jene verlieren, die Bitcoin nicht nutzen. Denn jedes vermehrbare Gut entwertet (aufgrund seiner Inflation) gegenüber begrenzten Ressourcen wie Boden oder Bitcoin.
skagerak schrieb:Was hat es auf sich mit dem ständigen "dezentral"?
Bitcoin ist ein Peer-two-Peer Netzwerk. Nur das keine Musik ausgetauscht wird, sondern das Kassenbuch (das sonst bei der Bank läge). Dieses Kassenbuch ist in jeder Bitcoin Fullnode gespeichert (zusammen mit den Regeln, auf die sich das Bitcoin Netzwerk geeinigt hat).
Das bedeutet, um Bitcoin zu zerstören, müssen alle Fullnodes zerstört werden. Da keine zentrale Instanz die Bitcoin Entwicklung steuert, ist Bitcoin dank Proof of Work (also Mining) nicht durch zentrale Instanzen wie die Politik angreifbar.
Wie
@kuno schreibt:
kuno7 schrieb:Es [Bitcoin] is eben begrenzt und kann nich in beliebiger Menge produziert werden. Viele scheinen dies zu mögen, hat aber natürlich nich nur Vorteile
Über die Vor- oder Nachteile von Bitcoin kann ich heute nur spekulieren/argumentieren. Wirklich zeigen werden es erst die Fakten der Zukunft. Bis dahin warte ich auf ein Argument, das jenes vom Wirtschaftswissenschaftler Prof. Günther Schnabl schlägt. Sein Schwerpunkt ist der Wettbewerb der Währungen. Er sagt, das Fiatgeld überall aus dem Nichts entsteht und Bitcoin mit seiner begrenzten Menge daher zu einer ernstzunehmenden Geldkonkurrenz wird. Selbst wenn Bitcoin nicht zur Weltwährung wird, wovon Bitcoin Maximalisten ausgehen, so kann Bitcoin zumindest das Korrektiv des Fiatgeldes werden, wie es Gold einst war. Denn kein Mensch möchte, dass sein Erspartes an Wert verliert.
andy2 schrieb:Der Einsatz erheblicher Energieresourcen nur für die "Herstellung" von - immer weniger - virtueller Coins ist - besonders angesichts der aktuellen Energie- und auch der Klimasituation schon ethisch zweifelhaft, zumal der Bitcoin ja nicht zum Bezahlen von Waren/Dienstleistungen verwendet wird, sondern nahezu ausschließlich zur Spekulation.
Das ist falsch. Mining dient nicht dazu, neue Coins zu schaffen. Das ist nur ein Nebeneffekt in Bitcoins Anfangsphase. Die Energie wird benötigt, um Betrug vorzubeugen. Denn nur, wer mindestens 51% der Proof of Work (also Mining) Energie aufbringt, kann das Netzwerk (kurzfristig) übernehmen. Die Energie ist der Grund, warum Bitcoin trustless ist. Wir also keiner dritten Instanz wie Banken, Politikern usw. vertrauen müssen.
andy2 schrieb:Es werden mithin keine wirtschaftlichen Prozesse (Konsum od. Investition in Produktionsgüter) damit unterstützt.
Auch falsch. Bitcoin besteht aus mehreren Layern (wie der Dollar oder Euro auch). Bitcoins erster Layer, die Mainchain sichert das Netzwerk ab. Das Lightning Netzwerk gehört zum zweiten Layer. Mit ihm sind mehr Transaktionen pro Sekunde möglich als mit VISA & Co. Zudem ist Lightning viel günstiger als eine Banküberweisung. Deswegen wird es für Geldtransfers anstelle von Western Union benutzt. Zudem wird es zunehmend als Zahlungsmitteln von den 2 Mrd Menschen genutzt, die kein Bankkonto haben. Wie erklärst Du die
401000 täglichen Tranksaktionen?
andy2 schrieb:Viele scheinen einfach nicht zu verstehen, dass genau diese Begrenztheit einer der Hauptgründe ist, weshalb der Bitcoin als Währung nicht funktionieren kann. Und: viele unterliegen dem Trugschluss "selten = wertvoll".
Das ist für mich ein genauso gutes Argument gegen Bitcoin wie die schamlose Ausweitung der Geldmenge ein Argument gegen Fiatgeld ist. Im Sinne des Währungswettbewerbs tippe ich zumindest auf eine Koexistenz der beiden. Und Du
@andy2 ?
Achse schrieb:Wie gesagt - über den Bitcoin - äußert sich der Autor mit keiner Silbe. Ich bin mir auch relativ sicher, dass der Autor den Bitcoin auch nicht ernsthaft als Leitwährung in Betracht gezogen hat.
Natürlich nicht, ich suche nach Erkenntnis, nicht nach Bestätigung ;-) Und ja, Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich.
andy2 schrieb:Scheitern des Goldstandards
Mit ist bewusst, dass der Goldstandard gern von Fiatgeldanhängern als gescheitert dargestellt wird. Wie kommt es dann dazu, dass der
Wohlstand seit 1971 sinkt? Ich habe eher den Eindruck, dass das Loblied der Notenbanken und Politiker auf unseren Wohlstand nicht die Realität widerspiegelt. Früher konnte ein Handwerk eine ganze Familie ernähren und ein Haus bauen. Heute geht das nicht.
skagerak schrieb:Und was sollte denn eben dieser Vergleich mit der Weihnachtsbeleuchtung?
Was mich wundert, ist, dass der Bitcoin für seinen Energieverbrauch angezählt wird, aber Weihnachbeleuchtung, Wäschetrockner und Co nicht. Entweder muss jeglicher Stromverbrauch hinterfragt werden oder keiner. Sonst ist Bitcoins Stromverbrauch auch nur Whataboutism.
Mein Fazit:
Bitcoins Begrenztheit hat für Sparer den Wert, dass ihre Kaufkraft erhalten bleibt. Aufgrund von Bitcoins Dezentralität kann niemand die Sparer daran hintern, ihre Werte in Bitcoin zu sichern. Das führt dazu, dass die Werte all jener entwerten, die nicht in Bitcoin (oder in anderen begrenzten Ressourcen wie Boden) sparen.
Begrenzte und ausweitbare Geldmengen sind zwei Extreme. Die Wahrheit für unseren Wohlstand liegt irgendwo dazwischen. Bitcoin schürt den Wettbewerb des Geldes an. Davon erhoffe ich mir eine Mäßigung der Geldpolitik.
Ich freue mich auf Eure Argumente, Fakten, Daten und werde unbegründete Meinungen weiterhin ignorieren.