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Soylent - Alternative Ernährung
01.04.2013 um 16:26Chefheizer schrieb:Mir geht allerdings nicht auf weshalb das nun etwas besonderes sein soll? Seit Jahren gibt es hochentwickelte Proteindrinks für Bodybuilder die man lt. Herstellern mit weiteren Komponenten "stacken" kann.Die sind absolut nicht vergleichbar mit Soylent! Da diese Proteindrinks für Bodybilder gezielt Extrakte enthalten die nur den Muskelaufbau betreffen, was übrigens auf lange Sicht schädlich ist da eine Überdosierung stattfindet, ist fast vergleichbar mit Steroiden. Diese gezielten Extrakte sind bei Überdosierung immer schädlicher Natur. Sein Drink enthält eine für ihn individuell angepasste Kombination der für den Tagesbedarf nötigen Substanzen (die er ja schon aufgeschlüsselt hat)
Was so besonders daran ist? Es ist die Kombination und Extraktion der einzelnen Substanzen, es ist die Feinabstimmung dieser und die Reichhaltigkeit. Ein Fitnessdrink ist dagegen einfach eine simple Kombination einiger Substanzen die eventuell beim Muskelaufbau förderlich sein >>könnten<< oder diese Diätdrinks die bestimmte Nahrungskomponenten ersetzen sollen damit man z.B. auf Fette bei der Nahrungsaufnahme verzichten kann (was aber auch wieder schädlich für den Körper ist, da dieser sogar Fette und Fettsäuren braucht), gleiches gilt für Kohlenhydrate.
Also die Besonderheit ist hier die präzise Abstimmung und Reichhaltigkeit der Substanzen, es kommt einer Wissenschaft gleich, doch er hat da inzwischen eine Routine entwickelt die leicht reproduzierbar ist. Eine weitere Besonderheit ist die Radikalität des Projekts, es ist aus Sicht der heutigen Esskultur Anarchie und Ketzerei! :D
Chefheizer schrieb:Essen würde ich das nicht - es macht mir Angst!Im Bezug auf Soylent hätte jeder am Anfang angst, was passiert bei Über- oder Unterdosierung bestimmter Substanzen und Nahrungsbestandteile. Er musste es für sich individuell abstimmen und hat da inzwischen einen stabilen Rhythmus. Der Mensch fürchtet immer das unbekannte am Anfang, doch er kann sich an alles gewöhnen und anpassen. Vielleicht wird man später darüber lachen das man mal feste Nahrung kochen und zubereiten musste, oder man wird Menschen die aus rein geschmacklichen Gründen gern und viel essen als Junkies bezeichnen :D
Oder es passiert nichts der gleichen und alles bleibt wie es ist, ohne große Veränderungen und Fortschritte auch in Sachen Nahrungsaufnahme und Produktion. Keine Ahnung wie sich die Dinge da entwickeln werden. Also ist die Angst noch unbegründet ;)
Chefheizer schrieb:Trinknahrung wird normalerweise verwendet beiDas wäre mit Sicherheit die erste Zielgruppe. Bei Trinknahrung war bisher noch keine so koplexe Formel vorhanden und man hatte bis jetzt auch nur recht grobe Kombinationen der Nährstoffe als Inhalt.
- starker Abmagerung
- Tumorerkrankungen
- HIV/Aids
- prä- und postoperative Behandlung von chirurgischen Patienten
- geriatrische Patienten
- Patienten mit Kau- oder Schluckstörungen
Chefheizer schrieb:Deswegen verstehe ich nicht weshalb jemand etwas freiwillig macht was andere nur unter schlimmsten Umständen auf sich nehmen?Die Gründe hat er ausführlich in seinem Blog erfasst, nimm dir mal die Zeit und lese ihn, auch wenn es auf englisch ist. Der Hauptgrund war für ihn die kompakte Effizienz der Nahrungsaufnahme mit wenig Zeit-, Geld-, Produktionsinvestition.
Da gefällt mir dieser Beitrag sehr gut, denn genau so seh ich das ganze hier auch:
Rumpelstil schrieb:Die Idee um "Soylent" finde ich gut, da ich eh ein Anhänger von "FFF - Form Follows Funktion" bin also: Essen hat eine Funktion und das Ausehen, Form, Art, usw hat die Funktion zu folgen und nicht umgekehrt. Bin auch der Meinung dass sehr oft die Effizienz zu gunsten der "Form" vernachlässigt wird.Das trifft den Nagel auf dem Kopf, genau dieser Punkt ist es bei dem es um Nahrung ja eigentlich geht! Der Mensch hat daraus nur eine "Kunst" und Kultur gemacht, doch diese zieht wie ich ja schon in fetten Buchstaben geschrieben hab, einen ganzen Rattenschwanz nach sich. Also FFF FTW!
Rumpelstil schrieb:Man kann sich darüber hinaus immer noch jederzeit der Essenskultur widmen und wann immer man will schön Essen gehen oder selbst aufwendig kochen.Genau so ist es! Er macht es ja auch noch und nimmt an dieser sozialen Interaktion teil, Soylent bedeutet keine Flucht aus dem sozialen Aspekt der Nahrungsaufnahme, es ist einfach eine effiziente Erleichterung des Alltags in Sachen Aufwand, Zeit, täglicher Abwasch. In seinem Blog hat er ja geschrieben an was er da im Alltag alles spart, es ist ziemlich viel.
Also gebt dem eine Chance und man wird sehen wie der Langzeittest verläuft. Sollte es irgendwie scheitern, so wäre auch das nicht umsonst gewesen, denn schon jetzt hat er so einige Erkenntnisse über seinen Körper, die Substanzen und ihre Abstimmung/Dosierung erhalten. Er ist Programmierer, er "programmiert" sich Nahrung, jedes einzelne Unterprogramm hat spezifische Funktionen und Einfluss auf die spezifischen Funktionen der Hardware. Der Körper ist eine komplexe Maschine und Nahrung ist der Treibstoff, wie man diesen Treibstoff gewinnt und verarbeitet, was nötig und was unnötig ist, wird sein Selbstexperiment zeigen. Also allein schon aus wissenschaftlichen Gründen ist es ein interessantes Projekt.
Noch ein weiterer Artikel:
http://www.3sat.de/page/?source=/kulturzeit/themen/168740/index.html
Der Mann, der nichts mehr aß
Rob Rhinehart optimiert die Nahrungsaufnahme
Der 24-jährige Rob Rhinehart aus Atlanta hat der festen Nahrung abgeschworen. Es ist ihm zu lästig, kostet zu viel Zeit. Mit einem Milchshake-ähnlichen Getränk, in das er die wichtigsten Nährstoffe gemischt hat, versucht er, in Zukunft aufs Essen zu verzichten. Doch lässt sich Essen nur auf den Faktor notwendige Nahrungsaufnahme herunterbrechen?
Essen ist nicht nur für jeden Menschen lebensnotwendig, es ist auch ein fester Bestandteil unserer Kultur. Man verabredet sich zum Essen, kocht zusammen, unterhält sich. Das war schon immer so, überall auf der Welt, in den unterschiedlichsten Milieus. Und wenn das Essen dann auch noch schmeckt, entwickelt sich aus der alltäglichen Tätigkeit ein echtes (Geschmacks-)Erlebnis. Doch wird das immer so bleiben? Ist Essen viel eher doch nur eine lästige Pflicht der Nahrungsaufnahme?
Warum ist Essen so ineffizient?
Rhinehart stört es, täglich mehrmals Essen zu müssen, schließlich kostet es Zeit und Geld. "Ich habe mich gefragt, warum so etwas Einfaches und Wichtiges wie Essen immer noch so ineffizient ist - dabei ist doch alles in unserer modernen Welt auf Leistung getrimmt", erzählte Rob Rhinehart dem "Vice"-Magazine in einem Interview. Der 24-jährige Informatiker suchte eine Möglichkeit, die Inhaltstoffe eines ausgewogenen Essens komprimiert in eine Form zu pressen. Kurzerhand arbeitete er sich in das weite Feld der Ernährungswissenschaft ein und verwandelte seine Küche in ein Chemie-Labor. Das Ergebnis: ein geschmackloses, milchiges Getränk, das Rhinehart "Soylent" genannt hat und von dem er sich nun hauptsächlich ernährt.
In dem Shake seien alle für den Körper lebenswichtigen Inhaltsstoffe enthalten. "Beim derzeitigen Stand der Forschung sind das Vitamine, Mineralien und Nährstoffe wie Aminosäuren, Kohlenhydrate und Fett", sagt er. In einem 30 Tage dauernden Experiment verzichtete Rhinehart vollständig auf normales Essen, überprüfte seine Blutwerte und seinen gesundheitlichen Zustand und dokumentierte seine Beobachtungen in einem Blog. Der Shake habe sich jetzt schon in mehrfacher Hinsicht rentiert, so Rhinehart. Er könne, neben der Zeitersparnis, Einsparungen an Strom- und Wasserkosten verzeichnen. Außerdem sieht er Chancen, das Hungerproblem in der Welt zu bekämpfen. "Wir könnten armen Ländern damit helfen. Soylent lässt sich aus landwirtschaftlichen Erzeugnissen herstellen, die es vor Ort gibt. Und es ist ziemlich billig, damit könnten wir auch die Ärmsten der Armen ernähren."
Essen: Weit mehr als Nahrungsaufnahme
Einige Wissenschaftler sehen Rhineharts Erzeugnis allerdings kritisch. "Ernährung ist heute weit mehr als Nahrungsaufnahme. Sie kann uns auch vor Krankheiten, vor Krebs und Herzinfarkt schützen", so der Ernährungswissenschaftler Bernhard Watzl im "Spiegel" vom 15. März 2013. Nahrungsaufnahme als gleichgültige und notwendige Tätigkeit - sieht so die Zukunft aus? Zählt nicht auch der Akt der Zubereitung, die Konsistenz, der Geschmack, das Gefühl? Eine ganze Essenskultur wird kaum durch eine bräunliche Mixtur zu ersetzen sein. Dafür macht Essen einfach zu viel Spaß.
Natürlich macht Essen spaß und hat viele soziale Komponenten, doch keiner verlangt diese aufzugeben, nur könnten diese Aspekte irgendwann nebensächlich erscheinen und man pflegt seine sozialen Kontakte dafür verstärkt auf anderen Gebieten und sei es ein gemeinsamer Spielabend, Gesprächsrunden und soziale Kontakte kann man an jeden x-beliebigen Ort pflegen, vielleicht in Zukunft sogar beim gemeinsamen Soylent mixen und trinken, denn heißt es halt nicht mehr guten Appetit sondern einfach Prost! ;)