In Bezug darauf, wie Leben funktioniert, habe ich einen Blogeintrag angefertigt:
https://www.allmystery.de/blogs/biogenethikerDaraus zitiere ich mal den ersten Abschnitt:
(1) Leben ist die Aufrechterhaltung des geordneten Zustands eines chemischen Fließgleichgewichtsystems unter Energiezufuhr durch Stoffwechsel in Wechselwirkung mit den Umgebungsbedingungen. Die Erscheinungsform des Fließgleichgewichtsystems ist der Organismus. Die kleinste Einheit der Organismen ist die Zelle.
Interessant ist hierbei die Frage, warum Lebewesen aus Zellen bestehen. Das hat mit dem zitierten Prozess der Aufrechterhaltung des geordneten Zustands zu tun. Dieser Prozess ist Aktivität, die über den Stoffwechsel zum einen am Laufen gehalten wird und zum anderen die dazu nötigen Strukturen liefert. Da gemäß des Zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik in einem geschlossenen System die Entropie stets zunimmt, ergibt sich die Notwendigkeit, das Stoffwechselsystem nach außen hin abzugrenzen, damit die Ordnung sich nicht in die Umgebung zerstreut. Daher bestehen Lebewesen stets aus Zellen, die über eine Membran abgegrenzt sind.
Stoffwechsel setzt Stoffzufuhr und Stoffabfluss voraus, so dass die Membranen halbdurchlässig sein müssen. Stoffe, die energiereich sind, werden selektiv aufgenommen, während der Umwandlung im Zell-Inneren zurückgehalten und die entstandenen energieärmeren Stoffe werden selektiv ausgeschieden. Dabei besteht ein Gleichgewicht zwischen Stoffzufuhr und Stoffabfluss. Dieses Gleichgewicht wird Fließgleichgewicht bzw. Fließsystem genannt. Fließsysteme sind thermodynamische Nichtgleichgewichtsysteme - sie befinden sich energetisch jenseits des Zustands des chemischen Gleichgewichts, das sich bei einer beliebigen chemischen Reaktion einstellt.
Dieses Nichtgleichgewichtsystem als Fließgleichgewicht bedarf der ständigen Energiezufuhr über den Stoffwechsel durch Aufnahme energiereicher Stoffe. Ohne diesen ständigen Zustrom gerät der Stoffwechsel ins Stocken und das Gesamtsystem kollabiert. Die einzelnen Reaktionsketten gelangen ins chemische Gleichgewicht und der Organismus stirbt, weil er nicht mehr in der Lage ist, seinen Ordnungszustand durch Eigenaktivität aufrecht zu erhalten. Lebewesen sind daher stets Stoffwechselsysteme als Fließgleichgewicht mit einer halbdurchlässigen Membran, die dem Organismus die Gestalt einer Zelle bzw. bei mehrzelligen Organismen eines Körpers verleiht.
Damit eine Zelle langfristig stabil bleibt, müssen die Reaktionen auf gleiche Weise ablaufen. Dazu dienen Enzyme, die ihre Funktion über ihre Struktur erhalten und im Kontext des Gesamtgeschehens in der Zelle für bestimmte Reaktionsabläufe geeignet sind. Wegen des Wirkens des Zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik nimmt längerfristig in der Zelle die Unordnung zu, indem sich Enzyme im Rahmen ihrer Funktion verbrauchen. Um den Ordnungsgrad aufrecht zu erhalten, müssen sie also identisch reproduziert werden. Das setzt Matrizen voraus, die als Vorlage für die Enzymsynthese dienen. Diese Funktion erfüllt die DNA - und abgeleitet davon die RNA.
Die DNA kann als grundlegende Invariante in einem höchst variantenreichen Geschehen betrachtet werden, da sie über lange Zeit hinweg die Reproduktion des Stoffwechsels des Organismus sichert (hier passt der Begriff Homoeostase sowie Autopoiesis) sowie über den Generationenwechsel die Erzeugung von fast identischen Tochterzellen ermöglicht, die ihrerseits auf die vererbten DNA-Stränge als Matrize zurückgreifen können. Wegen der allfälligen Mutationen, die grundsätzlich nicht vermieden werden können und sich ständig ereignen, wird zugleich die Evolution ausgelöst, indem sich die Mutanten dem Selektionsdruck aussetzen müssen.
Damit ergibt sich das, was ich als letzten Abschnitt hier zitiere:
(12) Die Evolution der Organismen ist eine notwendige Folge des Generationenwechsels, weil sich vererbbare Mutationen ständig ereignen und über die Wechselwirkung mit den Umgebungsbedingungen aus der Variationsbreite der Organismen selektiert wird.
Maschinen, Androiden und Städte als Analoga sind ganz anders beschaffen, so dass man sie nicht als Lebewesen missverstehen kann. Und was den rechtlichen Umgang mit eventuell intelligent gewordenen Androiden betrifft - das ist eine Frage der Ethik und des Rechts, aber nicht der Biologie. Ein Roboter kann kein Lebewesen werden, auch nicht per urkundlichen Beschluss, aber möglicherweise - falls man das technisch hinbekommen sollte (woran ich meine Zweifel habe) - eine Persönlichkeit mit Rechtsanspruch.